Friederikenschlösschen (Hannover)
Das Friederikenschlösschen war ein 1803 durch den Fürsten Carl I. zu Schwarzburg-Sondershausen begonnener Palaisbau in Hannover, der auf der Leineinsel Klein-Venedig und nahe dem späteren Waterlooplatz lag. Das zunächst nicht fertiggestellte Gebäude vollendete Baumeister Georg Ludwig Friedrich Laves 1817 im romantisch-klassizistischen Stil für Graf Carl von Alten.
Die zeitweilig auch von-Alten-Garten genannte Liegenschaft,[1] erwarb König Ernst August im Jahr 1841 für seine Ehefrau Friederike. 1966 wurde das Friederikenschlösschen zugunsten eines nicht verwirklichten Neubaus der Niedersächsischen Staatskanzlei abgerissen.
Geschichte
Nach dem Schleifen der Stadtbefestigung Hannover Ende des 18. Jahrhunderts entstand das Palais außerhalb des historischen Altstadtkerns. Es lag auf dem Ottenwerder zwischen zwei Flussarmen der Leine nahe dem Mühlenplatz, der 1843 in Friederikenplatz umbenannt wurde. Fürst Carl I. zu Schwarzburg-Sondershausen begann 1803 mit den Bauarbeiten, verließ aber Hannover fluchtartig, als französische Truppen einmarschierten. Das Gebäude war zu dieser Zeit ein zweigeschossiges Fachwerkgebäude mit Walmdach.[2] 1817 benötigte Graf Carl von Alten als neuer Außenminister einen standesgemäßen Wohnsitz und beauftragte Georg Ludwig Friedrich Laves mit der Weiterführung des Baus.
Nach dem Tod des Grafen 1840 erwarb König Ernst August 1841 das Palais, das seine Ehefrau Friederike bewohnen sollte und das nach ihr als Palais am Friederikengarten benannt wurde. Da sie vor dem Bezug noch 1841 verstarb, diente das Gebäude als Gästehaus des hannoverschen Hofes.[2] Zwischen 1845 und 1866 war das Palais an Graf von Decken verpachtet. 1856 erfolgte durch Justus Heinrich Jakob Molthan der Anbau des Großen Saals. 1866 wurde das Friederikenschlösschen zum Wohnhaus für preußische Offiziere. Ab 1882 war es Wohnsitz des Stadtkommandanten von Hannover. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den es trotz der Luftangriffe auf Hannover unbeschadet überstanden hatte, war es von 1949 bis 1958 Sitz des Niedersächsischen Finanzgerichts. Später hatten weitere Behörden dort ihren Sitz. In den 1950er Jahren soll sich das Gebäude in einem schlechten Bauzustand befunden haben und von Hausschwamm befallen sowie einsturzgefährdet gewesen sein. Der Große Saal wurde wegen herunterfallender Deckenteile baupolizeilich gesperrt.
1960 gab es einen Wettbewerb zum Bau der Niedersächsischen Staatskanzlei, die am Friederikenplatz zum Mittelpunkt des Regierungsviertels werden sollte. Unter dem Stadtplaner Rudolf Hillebrecht verstärkten sich die Pläne zum Abbruch des Gebäudes, dessen Mängel nach Ansicht von Architekten wieder hätten behoben werden können. 1966 erfolgte auf Betreiben des Landes Niedersachsen trotz heftiger Proteste der Abriss. Seither ist das Grundstück unbebaut und eine öffentlich zugängliche parkähnliche Fläche mit Rasen und Baumbestand nahe einem Biergarten. Gelegentlich wird sie für Veranstaltungen, wie Zirkusvorführungen und Showauftritte, genutzt.
Im Zuge des stadtplanerischen Umgestaltungsprojektes Hannover City 2020 + ist am Standort des früheren Friederikenschlösschens ein größerer Neubau geplant.
Bauentwurf von Georg Ludwig Friedrich Laves für die Baufortführung 1817
Lage des Friederikenschlösschen (dunkelrot) auf der Leineinsel 1822
Modell mit einem größeren Neubau (rotbraun) am Standort des Friederikenschlösschen im Zuge von Hannover City 2020 +
Literatur
- Helmut Knocke: Friederikenschlösschen. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 193.
- Friedrich Lindau: Hannover. Wiederaufbau und Zerstörung. Die Stadt im Umgang mit ihrer bauhistorischen Identität. Schlütersche, Hannover 2001 (2. Auflage), ISBN 3-87706-607-0.
- Arnold Nöldeke: Palais des Friederiken-Gartens, in ders.: Die Kunstdenkmale der Stadt Hannover, Teil 1 und 2: Denkmäler des „alten“ Stadtgebietes Hannover. In: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover Bd. 1, H. 2, Teil 1, Hannover, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Schulzes Buchhandlung, 1932, S. 430f.; Digitalisat über archive.org
- Julie von Albedyll-Alten (Text), Richard Boschan (Hrsg.): Aus Hannover und Preussen. Lebenserinnerungen aus einem halben Jahrhundert,[3] Potsdam: Gropiussche Hofbuchhandlung (Hofbuchhändler Otto Schmidtgall), 1914; Digitalisat der Universitätsbibliothek Potsdam
Weblinks
- Fotos und Kurzbeschreibung des Friederikenschlösschen
- Gebäudegeschichte als niedersächsisches Finanzgericht 1949–1958
- Foto vom Friederikenschlösschen etwa 1950er Jahre
- Kurzbeschreibung bei hannover.de (Memento vom 16. Januar 2016 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ Franz Hinrich Hesse: v.-Alten-Garten, in ders.: Führer durch Hannover Stadt und Land. Heimatkundliche Wahrzeichen. Ein Begleiter auf Wanderungen durch Stadt Hannover und Umgegend. Nach Standort, Herkunft, Bedeutung usw. zusammengestellt und beschrieben, 227 Seiten mit 16 Bildtafeln, Hannover: Helwingsche Verlagsbuchhandlung, 1929, S. 3
- ↑ a b Das Geisterschloss In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 10. Januar 2008
- ↑ Arnold Nöldeke: Palais des Friederiken-Gartens, ..., S. 430f.
Koordinaten: 52° 22′ 7,4″ N, 9° 43′ 55,4″ O