Kloster Dobrilugk
Kloster Dobrilugk | |
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Abteikirche | |
Lage | Brandenburg in Deutschland |
Liegt im Bistum | Ursprünglich Bistum Meißen heute Bistum Dresden-Meißen |
Koordinaten: | 51° 36′ 39,8″ N, 13° 32′ 43,4″ O |
Ordnungsnummer nach Janauschek |
390 |
Gründungsjahr | 1165–1184 |
Jahr der Auflösung/ Aufhebung |
1541 |
Mutterkloster | Kloster Volkenroda |
Primarabtei | Kloster Morimond |
Tochterklöster |
Das Kloster Dobrilugk (lateinisch Dobraluca) war eine Zisterzienserabtei in der Lausitz. Auf ihrem Gebiet entstand nach dem Ende des geistlichen Lebens Mitte des 17. Jahrhunderts das heutige Schloss Doberlug.
Geschichte
Die Abtei wurde am 1. Mai 1165, dem Tag des heiligen Königs Sigismund, gestiftet und stand unter dem Patronat der Heiligen Sigismund und Heinrich. Sie bestand bis zu ihrer Aufhebung in der Reformationszeit. Die Mönche wurden auf Initiative des Markgrafen der Ostmark / Lausitz Dietrich von Landsberg ins Land geholt. Markgraf Dietrich wurde in seinen Gründungsbemühungen von seinen wettinischen Verwandten, von Erzbischof Wichmann von Magdeburg und dem masowischen Bischof Werner von Płock unterstützt. Bischof Werner brachte Reliquien des heiliggesprochenen Kaisers Heinrich mit nach Dobrilugk, die er zu Weihnachten 1165 in Aachen von Friedrich Barbarossa geschenkt bekommen hatte.
Durch großzügige Stiftungen wuchs der Besitz des Klosters schnell an. 1234 besaß das Kloster bereits 18 Dörfer und seit 1240 konnte der finanzkräftige Konvent seinen Grundbesitz durch Zukauf erweitern. In einer Urkunde von 1373 bestätigte Kaiser Karl IV. den Mönchen den Besitz von 40 Dörfern und fünf klösterlichen Wirtschaftshöfen.[1] Unter der Herrschaft des Klosters stand auch die Kleinstadt Kirchhain, der die Zisterzienser bereits 1235 einen Markt bewilligt hatten. In der landesherrlichen Stadt Luckau und in Lübben (Spreewald) hatte das Kloster Höfe, die vor allem dem Handel mit in der Klosterherrschaft erzeugten Agrarprodukten dienten. Dem Kloster gehörten unter anderem die Dörfer Särchen, das heutige Annahütte, Dobristroh, Drochow und das heute wüst liegende Dorf Nossedil. Wie alle Zisterzienserabteien war Dobrilugk vom Bischofszehnt befreit.
Das Stift war am mittelalterlichen Landesausbau in der westlichen Lausitz beteiligt. Siedler aus den westlich angrenzenden Altsiedelgebieten Sachsens und Thüringens sowie vom Niederrhein (Flamen) legten in der Lausitz feuchte Niederungen trocken, rodeten Wälder, richteten Ackerflächen her und gründeten auch im Klostergebiet Dörfer. Die meisten Untertanen der Abtei waren jedoch Sorben.
Im Jahre 1349 kam der Plan auf, die in Wittenberg liegenden Gebeine askanischer Herzöge nach Dobrilugk umzubetten. Dieses zwischen Kaiser Karl IV. und Herzog Rudolf I. von Sachsen begonnene Vorhaben, kam später nicht zu Stande, zeugt jedoch vom damals bestehenden Ansehen Dobrilugks.
Ende des 14. Jahrhunderts begann der schleichende Niedergang von Dobrilugk. Die Mönche gaben die Eigenwirtschaft auf und lebten ausschließlich von den eingenommenen Pachten und Zinsen. Es fanden sich nämlich nicht mehr genügend Männer, die als Laienbrüder (Konversen) in das Kloster eintraten und die körperlichen Arbeiten verrichteten. Im Jahre 1431 wurde Dobrilugk von den Hussiten geplündert.
Das Stift Dobrilugk hatte Sitz und Stimme in der Prälatenkurie des neuzeitlichen Niederlausitzer Landtags. Ein tiefer Einschnitt kam mit der Reformation. Seit den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts verließen Mönche den Konvent und wandten sich der neuen Lehre zu. Die klösterliche Disziplin und auch die Wirtschaft des Stifts gerieten in Verfall. Der letzte Abt setzte sich 1533 mit den Kleinodien des Klosters ab. Hinzu kam, dass der Habsburger Ferdinand I., der als Böhmenkönig Herr des Klosters war, hohe Kontributionen zur Finanzierung des Türkenkriegs von den Niederlausitzer Klöstern forderte. Im Jahre 1541 besetzte schließlich der sächsische Kurfürst Johann Friedrich Dobrilugk, wegen einer Geldforderung an den böhmischen König. Die Mönche verließen das Kloster und der Konvent zerstreute sich.
Zwar konnte Ferdinand I. die Klosterherrschaft im Schmalkaldischen Krieg wieder zurückerobern und erneut in die Niederlausitz eingliedern, aber auch der katholische Herrscher ließ keine Mönche mehr in das Kloster einziehen, sondern verpfändete die große Herrschaft nacheinander an Angehörige der Adelsfamilien Schlick und Gersdorff. Heinrich von Gersdorff ließ um 1550 anstelle des Abtshauses ein Jagdschloss errichten. Der letzte adlige Besitzer Heinrich Anselm von Promnitz verkaufte Dobrilugk 1624 an Johann Georg I. von Sachsen, der kurz zuvor auch Pfandherr der gesamten Niederlausitz geworden war. Die Niederlausitzer Stände konnten aber durchsetzen, dass die Klosterherrschaft Teil des Markgraftums blieb. So entstand die kuriose Situation, dass die Herrschaft Dobrilugk verwaltungstechnisch zum Teil kursächsisch, zum Teil niederlausitzisch war. Steuern zahlten die Untertanen in die Landeskasse der Niederlausitz, die Gerichtshoheit wurde aber von kurfürstlichen Amtshauptleuten ausgeübt. Appelliert werden durfte nur an das Kammergericht in Dresden und nicht mehr an das Niederlausitzer Landgericht.
Unter der wettinischen Seitenlinie Sekundogenitur Sachsen-Merseburg (1656–1738) war Dobrilugk Residenz der gleichnamigen Herzöge und die Region gelangte zu einer gewissen Blüte: Ab 1664 wurde die Stadt Dobrilugk angelegt.
Zeittafel
1005 Dobraluh wird vom Chronisten Bischof Thietmar von Merseburg in einer Beschreibung der Feldzüge Kaiser Heinrichs II. gegen Polen erstmals erwähnt.
1165 Dietrich I., Markgraf der Ostmark/Lausitz, gründet am 1. Mai das Kloster Dobrilugk.
Es ist unbekannt, wann die ersten Mönche im Kloster Einzug hielten und ob kriegerische Auseinandersetzungen für die sehr zögerlichen Anfänge des Stifts mitverantwortlich waren. Möglicherweise behinderte der Einfall von Lutizen und Pommern im Sommer 1179 die Entwicklung des Klosters. Sicher ist, dass in der Gegend von Lübben, später in Zinna und Jüterbog gekämpft wurde.
1199 Der Gründungsbesitz des Klosters wird urkundlich genannt.
1209 Der Bau der Klosterkirche war so weit fortgeschritten, dass die Markgräfin Elisabeth, Gemahlin Konrads II., darin bestattet werden konnte.
Nach dem Tode Markgraf Konrads von der Ostmark/Lausitz am 6. Mai 1210 wurde Markgraf Dietrich (der Bedrängte) von Meißen auf der Burg Landsberg mit den Fürstentum Ostmark / Lausitz belehnt und war von jetzt an Herr des Klosters Dobrilugk. In der Folge blieb es bei der meißnischen Linie der Wettiner.
1210/11 Walther von der Vogelweide erwähnt in einem seiner Gedichte („Die Welt war gelb, rot und blau“ = Lachmann 75,25–76,21) das Kloster Dobrilugk („Toberlû“) als einen damals noch nicht sehr einladenden Ort. Viel später, in der Zeit Jacob Grimms galt es dann als sehr berühmtes Kloster „coenobium famosissimum“.
1228 Als Weihejahr der Kirche angenommen.
1232 Jahr der Gründung eines Ackerhofes in Althöfchen an der Obra (in Polen), aus dem
1286 das Tochterkloster Neu Dobrilugk (Kloster Bledzew) hervorging.
1234 Die Klosterdörfer des Kernbesitzes Werenzhain, Kirchhain, Hennersdorf, Eichholz, Lugau, Schönborn, Lindena, Fischwasser und der Ackerhof Schulz werden urkundlich genannt.
1253 In einer Papsturkunde werden zusätzlich zu den 1234 genannten Dörfern als zum Kloster gehörend aufgeführt: Kleinhof, Frankena, Friedersdorf, Gruhno, Münchhausen, Rückersdorf, Staupitz sowie die Dörfer westlich von Luckau: Falkenberg und Kemlitz, des Weiteren Bönitz und Münchsdorf (wüst) im späteren Kreis Liebenwerda und bei Torgau an der Elbe Graditz sowie die heute wüsten Dörfer Kösmatitz, Kranewitz und Wiesitz.
1301 Die Stadt Lübben gehört bis etwa 1329 zum Kloster, so dass der Dobrilugker Abt auch Herr zu Lübben ist.
1373 Die Besitzbestätigungsurkunde Karls IV. nennt 42 Dörfer und mehrere Ackerhöfe als dem Kloster gehörend.
1431 Hussiten zerstören und plündern das Kloster.
1434 Kaiser Sigismund bestätigt dem Kloster 65 Dörfer und Ackerhöfe, damit ist wohl der Höhepunkt hinsichtlich der Besitzungen erreicht. Der nördlichste Ort ist Schollen bei Luckau, im Osten Dobristroh (heute Freienhufen), im Süden Staupitz und im Westen Kunzwerda bei Torgau.
1534 Abt Johann von Paul Fischer lässt eine Glocke gießen.
1541 Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen lässt das zu Böhmen gehörende Kloster besetzen und im Zuge der Reformation säkularisieren. Aus dem dazu angefertigten Besitzverzeichnis geht hervor, dass noch alle Orte und Ackerhöfe des Kernbesitzes dem Kloster gehören (andere Orte sind zum Teil verpfändet). Der nun weltliche Besitz bildet die Grundlage der Herrschaft und des späteren Amtes Dobrilugk.
1624 Die baufällige Klosterabtei und das Hospiz werden in den Neubau des Dobrilugker Schlosses einbezogen.
1637 Die Kirche wird im Dreißigjährigen Krieg durch schwedische Soldaten schwer beschädigt.
1676 Die Klosterkirche wird umgebaut und als evangelische Schloss- und Pfarrkirche eingeweiht. Orgelbauer Christoph Junge baut eine Orgel mit 20 Registern ein.
1696 Gründung der Kantorei Dobrilugk.
1728 schenkt Herzog Moritz Wilhelm der Kantorei zwei Pauken.
1779 Brand in der Schlosskirche.
nach 1789 Orgelbauer Johann Christian Kayser errichtet eine neue Orgel.
1852 Der Mönchs- und der Konversenflügel der Klausur fallen einem Feuer zum Opfer und werden abgerissen; Kirche und Refektorium bleiben erhalten.
1875 Die Sauer-Orgel (Opus 209) mit zwei Manualen und Pedal (27 Register) wird eingebaut.
1905 beginnend wird die Kirche bis 1909 durchgreifend restauriert und nach Ursprungszustand umgebaut.
1955 Die große Glocke im Vierungsturm wird geweiht.
1973 wird eine Kleinorgel (Orgelbau Voigt) für die Sakristei angeschafft.
1996 Instandsetzungsarbeiten an den gesamten Dach- und Turmflächen beginnen. Es findet die 300-Jahr-Feier der Kantoreigesellschaft statt.
1997 Die Kantorei kauft ein Orgelpositiv (Orgelbau Kemper).
1998 Die Posaune 16′ und die Trompete 8′ werden wieder in die Sauer-Orgel eingebaut. Im September wird mit einer Festwoche dem 900-jährigen Jubiläum des Zisterzienserordens gedacht.
2003 Die von der NVA zur Zeit der DDR auf dem Klostergelände errichteten Gebäude werden abgerissen.
2004 Die Kirche wird wiederholt restauriert.
2005 1000-Jahr-Feier Doberlug
Literatur
- Arnt Cobbers: Zisterzienserkloster Doberlug (= Der historische Ort, 68). Berlin 1998.
- Felix Engel: Die Reformation in Dobrilugk und Kirchhain, in: Brandenburgisches Genealogisches Jahrbuch 8 (2014), S. 6–25.
- Stefanie Fink: Die Klosterkirche zu Doberlug. Görlitz/Zittau 2014, ISBN 978-3944560083.
- Andreas Hanslok: Die Anfänge des Gesundheitswesens in Kirchhain, im Kloster und der Stadt Dobrilugk, in: Der Speicher, Heft 2 (1998): S. 13–17.
- Andreas Hanslok: Die Teiche des Klosters Dobrilugk – eine Bestandsaufnahme, in: Der Speicher, Heft 12 (2009): S. 19–26.
- Andreas Hanslok: Die Visitation – eine Kommunikationsform innerhalb des Zisterzienserordens – Das Kloster Dobrilugk als Beispiel, in: Der Speicher, Heft 13 (2010): S. 77–84.
- Andreas Hanslok: Die Fußbodenfliesen des Zisterzienserklosters Doberlug, in: Brandenburgische Denkmalpflege, Heft 1 (2011): S. 95–104.
- Rudolf Lehmann: Die älteste Geschichte des Klosters Dobrilugk in der Lausitz. Kirchhain 1917.
- Rudolf Lehmann: Die Besetzung des Klosters Dobrilugk durch Kurfürst Johan Friedrich im August 1541 und ihre Folgen, in: Ders.: Aus der Vergangenheit der Niederlausitz. Vorträge und Aufsätze. Cottbus 1925, S. 93–113.
- Rudolf Lehmann (Hg.): Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk und seiner Besitzungen (= Urkundenbuch zur Geschichte des Markgraftums Niederlausitz, 5). Leipzig 1941.
- Michael Lindner: Aachen – Dobrilugk – Płock. Markgraf Dietrich von der Ostmark/Lausitz, Bischof Werner von Płock und die Anfänge des Klosters Dobrilugk, in: Heinz-Dieter Heimann/Klaus Neitmann/Uwe Tresp (Hg.): Die Nieder- und Oberlausitz. Konturen einer Integrationslandschaft, Bd. 1: Mittelalter. Berlin 2013, S. 111–148.
- Dennis Majewski: Zisterziensische Rechtslandschaften. Die Klöster Dobrilugk und Haina in Raum und Zeit. Klostermann, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-465-04330-0.
- Gertraud Eva Schrage/Markus Agthe: Dobrilugk. Zisterzienser, in: Heinz-Dieter Heimann/Klaus Neitmann/Winfried Schich u. a. (Hg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts (= Brandenburgische Historische Studien, 14), Bd. 1. Berlin 2007, S. 425–442.
Einzelnachweise
- ↑ Lehmann, Rudolf (Hg.): Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk und seiner Besitzungen, Leipzig/Dresden 1941, S. 148, Nr. 191