Herrenhaus Kehnert

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Herrenhaus Kehnert

Das Herrenhaus Kehnert, auch Schulenburgscher Hof, Rittergut Kehnert oder Schloss Kehnert genannt, ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk im Ort Kehnert, einem Ortsteil der Stadt Tangerhütte im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt. Im örtlichen Denkmalverzeichnis ist das Herrenhaus unter der Erfassungsnummer 094 18477 als Baudenkmal verzeichnet.[1]

Allgemeines

Das Herrenhaus steht an der Schlossstraße im südwestlichen Teil des Ortes. Südlich des Anwesens fließt die Elbe vorbei. Außer dem Herrenhaus gibt es noch Reste einer ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Wallburg in Kehnert, von der noch Wall- und Grabenreste erhalten sind.[2]

Geschichte

Das Herrenhaus entstand von 1802 bis 1803 für den preußischen Staatsminister Graf Friedrich Wilhelm von der Schulenburg-Kehnert auf einer Anhöhe vor den Elbwiesen. Architekt war vermutlich Carl Gotthard Langhans. Fürstin Caroline Friedrique von Hatzfeld erbte das Anwesen 1815 nach dem Tod von Graf Friedrich Wilhelm von der Schulenburg-Kehnert. 1827 wurde das Herrenhaus von Johann Friedrich Ferdinand Schumann erworben, der auf dem Gelände eine Porzellanfabrik betrieb, die er 1834 nach Berlin-Moabit verlegte. Hermann Walter Schaefer-Kehnert kaufte das Anwesen im Jahr 1913 und baute es zu einem Landwirtschaftsbetrieb aus. Während der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone im Jahr 1945 wurde er enteignet. Danach wurde das Haus als Spezialheim (Spezialkinderheim Thomas Müntzer)[3] bzw. als Wohnheim für Arbeiter aus Vietnam und Mosambik genutzt. 2015 befand sich das Herrenhaus in Privatbesitz.[4][5]

Toreinfahrt mit Wappen der Familie von Arnstedt

Beschreibung

Beim Herrenhaus handelt es sich um einen zweigeschossigen, neunachsigen klassizistischen Putzbau. Durch verschiedene Umbauten wurde das Haus stark überformt. Eine Rundbogennische, die von ionischen Säulen flankiert wird, befindet sich im Mittelportal an der Hofseite. Auf dem Türsturz ist ein mythologisches Relief erhalten. Eine im Halbkreis geschwungene Freitreppe aus dem Jahr 1913 befindet sich auf der Gartenseite im säulengegliederten Mittelrisalit. Im Inneren des Herrenhauses befindet sich eine kreisrunde Diele mit umlaufender Galerie auf acht ionischen Säulen.

Mit zum Anwesen gehören Wirtschaftsgebäude aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Das Anwesen ist von einer Backsteinmauer mit zwei Toreinfahrten umgeben. Eine der Toreinfahrten trägt ein Wappen der Familie von Arnstedt mit der Bezeichnung 1782.[4][5]

Der Mittelrisalit der Elbfront ähnelt dem des Charlottenburger Schlosstheaters, von Langhans um 1790 erbaut, das auch eine ähnliche, noch barocke Dachform hat; ferner besteht Ähnlichkeit mit Langhans’ Schloss Romberg (Schlesien) von 1776, dem Portal seiner Ev. Kirche Groß-Wartenberg von 1785 und der Dreifaltigkeitskirche Rawitsch von 1802, deren Mittelrisaliten ebenfalls das Palladio-Motiv aufweisen. Das runde Vestibül hat eine Kuppelwölbung und Vollsäulen. Stuck oder alte Ausstattungen wie Pariser Tapeten im Stil von Schloss Paretz haben sich nicht erhalten. Der Kunsthistoriker Udo von Alvensleben befand: „Kehnert ist bester preußischer Stil“.[6]

Literatur

  • Ute Bednarz, Folkhard Cremer (Bearb.): Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7.
  • Bruno J. Sobotka (Hrsg.): Burgen, Schlösser, Gutshäuser in Sachsen-Anhalt. Theiss, Stuttgart 1994, ISBN 3-8062-1101-9.

Weblinks

Commons: Herrenhaus Kehnert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kleine Anfrage und Antwort Olaf Meister (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), Kultusministerium 19. März 2015 Drucksache 6/3905 (KA 6/8670) Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt. (PDF) Landtag von Sachsen-Anhalt, abgerufen am 4. November 2019.
  2. Kleine Anfrage und Antwort Olaf Meister (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), Kultusministerium 25.02.2016 Drucksache 6/4829 (KA 6/9061) Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt. (PDF) Landtag von Sachsen-Anhalt, abgerufen am 4. November 2019.
  3. Anke Dreier-Horning, Karsten Laudien: Zwangsarbeit. Über die Rolle der Arbeit in der DDR-Heimerziehung. Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3750-2.
  4. a b Hans und Doris Maresch: Sachsen-Anhalts Schlösser, Burgen & Herrensitze. Husum, 2016, ISBN 978-3-89876-776-7, S. 128–129.
  5. a b Gutshaus Kehnert. alleburgen.de, abgerufen am 4. November 2019.
  6. Udo von Alvensleben (Kunsthistoriker), Besuche vor dem Untergang, Adelssitze zwischen Altmark und Masuren, Aus Tagebuchaufzeichnungen zusammengestellt und herausgegeben von Harald von Koenigswald, Frankfurt/M.-Berlin 1968, S. 96

Koordinaten: 52° 20′ 17,8″ N, 11° 51′ 0,8″ O