Lincoln Experimental Satellite

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LES-1

Lincoln Experimental Satellite (LES) waren eine Reihe von Satelliten, die von der US-Luftwaffe finanziert und vom Lincoln Laboratory am Massachusetts Institute of Technology (MIT) gefertigt wurden. Zwischen 1965 und 1976 wurden bei sechs Starts acht Satelliten ins All gebracht. Ziel des Programmes war es, neue Geräte und Methoden für militärische Satellitenkommunikation zu testen.

Die Satelliten wurden als LES 1 bis LES 9 bezeichnet. Bei einigen der Starts gab es Probleme. LES 1 und LES 2 sollten auf eine elliptische Bahn von 2800 × 15000 km ausgesetzt werden[1], durch den Ausfall eines Boosters verblieben sie aber in einer 2800-km-Kreisbahn. LES 3 und LES 4 sollen eine geostationäre Umlaufbahn erreichen, blieben aber ebenfalls auf einer niedrigen Kreisbahn. All diese Satelliten lieferten trotz der falschen Bahnen brauchbare Ergebnisse. LES 5, 6, 8 und 9 erreichten die geostationäre Umlaufbahn. Das Projekt LES7 wurde abgebrochen, als die Finanzierung auslief.[2]

Zu den Technologien, die auf LES 1 durch LES 4 getestet wurden, gehörten Halbleiter-X-Band-Funkgeräte, Low-Power-Logik-Schaltungen, elektronisches despinning (mit Optik, um die Position der Erde und der Sonne relativ zum rotierenden Satelliten jederzeit zu bestimmen, und dann die Übertragung über die jeweils beste Antennen umzuschalten), und magnetische Drehmomenterzeuger.[3]

LES 3 war ein sehr kleiner Satellit (16 kg), er sollte das Ausmaß der Mehrwege-Interferenz durch Reflexion von 300-MHz-Funkwellen an ausreichend flachen Teilen der Erde bestimmen.

LES 8 und LES 9 waren Satelliten von rund 450 kg Masse, die am 15. März 1976 gestartet wurden (14. März Ortszeit). Sie sollten ursprünglich mit gepulsten Plasmaantrieben ausgestattet werden, erhielten dann aber konventionelle Triebwerke. Anders als für Kommunikationssatelliten üblich wurden sie aus RTGs statt aus Solarzellen mit Strom versorgt.[4] Sie kommunizierten im K-Band von 36 bis 38 GHz untereinander ("Cross-Link") sowie auf UHF mit der Erde. Diese Cross-link-Technik, damals eine Neuerung, wurde in der Folge bei den TDRSS-Satelliten der NASA verwendet. Die ursprüngliche Absicht war es, die Vernetzung mit einer Frequenz im 55-65-GHz-Bereich aufzubauen, die von Wasser absorbiert wird, so dass erdbasierte Empfänger nicht durch gestreute Signale gestört würden (Radiofenster), aber die Technik war zu der Zeit nicht so weit. Die Satelliten wurden bis 1992 in verschiedenen Positionen betrieben und driften seither langsam von der GEO-Bahn weg. Das nächste Projekt des Lincoln Laboratory war der Bau der EHF-Technik für das FLTSATCOM-Satellitenkommunikationssystem.

Im Frühjahr 2013 empfing ein englischer Funkamateur, Phil Williams (Amateurfunkrufzeichen G3YPQ) aus North Cornwall, Signale[5] von einem taumelnden Satelliten, der als LES 1 identifiziert wurde. Es wird angenommen, dass der 237-MHz-Sender von selbst in Betrieb geht, wenn die Solarzellen alle 4 Sekunden der Sonne ausgesetzt werden.[6]

Im März 2020 wurden Signale von LES 5 empfangen.[7]

Startliste

Alle Starts fanden von Cape Canaveral mit Titan-Raketen statt.

Bezeichnung Start (UTC) NSSDC-ID Masse Status
LES 1 11. Februar 1965, 15:19 1965-008C 31 kg außer Betrieb 1967, sporadische Funktion
LES 2 6. Mai 1965, 15:00 1965-034B 37 kg außer Funktion
LES 3 21. Dezember 1965, 14:00 1965-108D 16 kg Wiedereintritt 6. April 1968
LES 4 1965-108B 52 kg Wiedereintritt 1. August 1977
LES 5 1. Juli 1967, 13:15 1967-066E 194 kg außer Betrieb, seit März 2020 sporadische Funktion[8]
LES 6 26. September 1968, 07:37 1968-081D 163 kg außer Betrieb seit 1. Januar 1976
LES 8 15. März 1976, 01:25 1976-023A 454 kg außer Betrieb seit 1. Januar 1992
LES 9 1976-023B 454 kg außer Betrieb seit 1. Januar 1992

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LES in der Encyclopedia Astronautica, abgerufen am 24. August 2013 (englisch).
  2. Thirty Years of Space Communications Research and Development at Lincoln Laboratory. Abgerufen am 24. August 2013 (englisch).
  3. The Lincoln Experimental Satellite Program (LES-1,2,3,4): A Progress Report. In: American Institute of Aeronautics and Astronautics (Hrsg.): Proceedings of Communications Satellite Systems Conference May 2–4, 1966. September.
  4. Aerospace Corporation article. Archiviert vom Original am 7. Februar 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aero.org Abgerufen am 26. September 2013.
  5. Soundtrack auf Youtube.
  6. Brad Smithfield: American satellite starts transmitting after being abandoned in 1967. 23. Oktober 2015, abgerufen am 6. August 2019 (englisch).
  7. Frank Wunderlich-Pfeiffer: Zombie-Satellit von 1967 sendet wieder. 26. März 2020, abgerufen am 26. März 2020.
  8. Raumfahrt: Zombie-Satellit von 1967 sendet wieder - Golem.de. Abgerufen am 26. März 2020 (deutsch).