Ghetto Siedlce

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Februar 2022 um 01:06 Uhr durch imported>Treck08(3575881) (→‎Einzelnachweise: Navileiste).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Synagoge von Siedlce (20. Jahrhundert)
Deportation von Juden ins Vernichtungslager Treblinka (1942)
[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Karte des Holocaust im besetzten Polen

Das Ghetto Siedlce war ein während der deutschen Besetzung Polens eingerichtetes Ghetto in Siedlce,[1] im Distrikt Warschau des Generalgouvernements.[2] Die Ghettos zur Zeit des Nationalsozialismus waren Teil des Systems der Konzentrationslager. Siedlce wurde nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges am 10. Oktober 1939 von der Wehrmacht besetzt. In Siedlce lebten ca. 15.000 Menschen; etwa die Hälfte der Bevölkerung war jüdisch.

Das Ghetto Siedlce wurde am 15. November 1939 errichtet; allerdings war der umzäunte Wohnbezirk noch Ende 1941 nicht bewacht.[3] In einem abgetrennten Gebäudekomplex wurden 1941 Roma, die im Zuge der Mai-Deportation 1940 ins Generalgouvernement deportiert worden waren, festgehalten. Juden wie Roma mussten in der Stadt und außerhalb Zwangsarbeit leisten. Eine zweite Deportation von Roma – aus dem Kreis Siedlce – ins große Ghetto geschah im Juni 1942.[4] Beginnend am 19. August 1942 wurden etwa 10.000 Juden[5] aus Siedlce in das Vernichtungslager Treblinka deportiert.[6] Dabei kam es auch zu Tötungen von Roma. Die restlichen Roma wurden in das etwas außerhalb der Stadt gelegene kleine Ghetto verbracht.[7] Im September 1942 kam es wiederum zu, wie zeitgenössische deutsche Quellen berichten, „Greueltaten“ eines deutschen „Sonderkommandos“ in der Kreisstadt.[8] Während der Aktion Zamość, also des Germanisierungs- bzw. „Umvolkungsversuchs“ im Kontext des Generalplans Ost, wurde Siedlce als „Rentendorf“ Unterbringungsstation für 350 zwangsausgesiedelte Familien aus dem Distrikt Lublin, die Volksdeutschen Platz zu machen hatten.[9]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. deathcamps.org
  2. Ghettoliste (Memento vom 14. Oktober 2018 im Internet Archive) des Bundesministeriums der Finanzen, S. 90.
  3. VEJ 9/15 In: Klaus-Peter Friedrich (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung), Band 9: Polen: Generalgouvernement August 1941–1945. München 2013, ISBN 978-3-486-71530-9, S. 112.
  4. Bogdan Musial: Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement. Eine Fallstudie zum Distrikt Lublin 1939–1944. (= Deutsches Historisches Institut Warschau, Quellen und Studien. Band 10). Wiesbaden 2004, S. 302.
  5. Israel Gutman u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. München/ Zürich 1995, ISBN 3-492-22700-7, S. 1312.
  6. Augenzeugenbericht des Soldaten Hubert Poch als Dokument VEJ 9/122 In: Klaus-Peter Friedrich (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden... Band 9: Polen: Generalgouvernement August 1941–1945. München 2013, ISBN 978-3-486-71530-9, S. 391f.
  7. Soweit nicht Musial angegeben ist, gilt für diesen Abschnitt: Michael Zimmermann: Rassenutopie und Genozid. Die nationalsozialistische „Lösung der Zigeunerfrage“. Hamburg 1996, S. 178 f.
  8. Bogdan Musial: Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement. Eine Fallstudie zum Distrikt Lublin 1939–1944. (= Deutsches Historisches Institut Warschau, Quellen und Studien. Band 10). Wiesbaden 2004, S. 335 f.
  9. Bruno Wasser: Himmlers Raumplanung im Osten: Der Generalplan Ost in Polen 1940–1944. Basel 1994, S. 272.

Koordinaten: 52° 10′ 0″ N, 22° 18′ 0″ O