Haftrelais
Ein Haftrelais, auch Remanenzrelais genannt, ist ein Selbsthalterelais, das zum Umschalten lediglich einen Stromimpuls benötigt. Es gehört zu den sogenannten bistabilen Relais. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff „Haftrelais“ oft auch synonym zu Stromstoßrelais bzw. Impulsrelais verwendet, wobei diese jedoch eine andere Funktionsweise und andere Einsatzbereiche haben.
Funktionsweise
Beim Haftrelais wird der vorhandene Restmagnetismus (Remanenz) eines Elektromagneten genutzt. Nach einem Einschaltimpuls bleibt der Anker (welcher die Kontakte betätigt) am Spulenkern haften. Dieser Zustand besteht so lange weiter, bis durch einen Gegenimpuls (meist über eine zweite Wicklung auf dem Relais) ein gegengerichtetes Magnetfeld im Relais aufgebaut wird, welches das vorhandene Magnetfeld löscht, so dass der Anker abfällt.
Manche Haftrelais haben zur Unterstützung der geringen Remanenz einen integrierten Dauermagneten.
Haftrelais haben an den Berührungsstellen von Anker und Relaiskern magnetisch leitfähige Materialien. Dadurch wird sichergestellt, dass der remanente (nach dem Abschalten des Anzugsstromes zurückbleibende) Magnetismus ausreicht, um den Anker am Spulenkern zu halten. Haftrelais finden insbesondere dort Anwendung, wo zum Betrieb nicht immer elektrische Energie zur Verfügung steht.
Anwendung in der Fernmeldetechnik
In der Fernmeldetechnik kam das Flachrelais 48 auch als Haftrelais zum Einsatz. Um ein Haften eines normalen Flachrelais sicher zu verhindern, wird an der Berührungsstelle von Anker und Relaiskern ein Trennblech (auch Klebblech genannt, wobei es richtiger Antiklebblech heißen müsste) aus diamagnetischem Material eingebracht, z. B. Messing oder Kupfer. Nach Abschalten des Erregerstromes ist der remanente Magnetismus zu gering, um an diesem Spalt eine ausreichende Kraft zwischen Anker und Spulenkern zu erzeugen, was zur Folge hat, dass der Anker sicher abfällt.
Flachrelais ohne Trennblech und mit durchbohrtem Anker und einem in das Loch eingefügten Remanenzniet können als Haftrelais benutzt werden. Sie wurden beim Gemeinschaftsumschalter und Wählsternschalter verwendet.
Weitere Einsatzbereiche
Haftrelais gibt es auch in der Ausführung als Signalrelais für sicherheitsrelevante Steuerungen, z. B. in der Eisenbahnsicherungstechnik. Typische Anwendungsfälle sind Relais, die wie beispielsweise Weichenschalter ihre Stellung auch bei Unterbrechung der Stromversorgung nicht ändern dürfen oder Wiederholungssperren. Bei sicherungstechnischen Haftrelais gilt die angezogene Stellung als Vorzugsausfallrichtung. Doppelspulenrelais werden beispielsweise bei der Modelleisenbahn zur Steuerung von Signalen verwendet.
Siehe auch
Literatur
- Kurt Pribich, Harald Gessinger, Helmut Haslinger: Bauelemente Nachrichtentechnik : ein Lehr- und Nachschlagebuch für die gesamte Nachrichtentechnik. 10., korrigierte u. erg. Aufl., Kohl und Noltemeyer Verlag, Dossenheim (Heidelberg) 1980, ISBN 3-88173-001-X.
- Paul Volk: Antriebstechnik in der Metallverarbeitung. Springer Verlag, Berlin 1966.
- Karl Schüler, Kurt Brinkmann: Dauermagnete. Werkstoffe und Anwendungen, Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1970.
- Ernst Kauffmann, Erich Herion, Harri Locher: Elektropneumatische und elektrohydraulische Steuerungen. Friedrich Vieweg & Sohn Verlag, Braunschweig / Wiesbaden 1992, ISBN 978-3-528-04360-5.
Weblinks
- Haftrelais RH(G)H 110 im Wand- und Steckgehäuse (abgerufen am 3. Juli 2017)
- Patent EP0042056B1: Temperaturkompensation für hochempfindliche permanentmagnetische Haftrelais. Angemeldet am 30. April 1981, veröffentlicht am 17. Oktober 1984, Anmelder: Schupa Elektro-GmbH, Erfinder: Walter Guting.
- Entwurf, Berechnung und Regelung magnetischer Reluktanzaktoren (abgerufen am 3. Juli 2017)