Centro Financiero Confinanzas

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Torre de David.jpg
Vertical Slum Invasion in Caracas.jpg

Das Centro Financiero Confinanzas, auch Torre de David (deutsch Turm des David) genannt, ist das dritthöchste Gebäude Venezuelas und befindet sich in der Hauptstadt Caracas.

Geschichte

Das Hochhaus entstand ab 1990 im Auftrag des Investors David Brillembourg und sollte ursprünglich als Sitz einer Großbank, Bürokomplex und Hotel dienen. Der bislang nur im Rohbau fertiggestellte Wolkenkratzer besitzt 45 Stockwerke und ist 192 Meter hoch. Bedingt durch die Finanzkrise und den Tod David Brillembourgs 1993 wurden die Arbeiten 1994 eingestellt. Nach ihm erhielt das Haus auch seinen Namen „Torre de David“.

Nach dem Tod des Investors übernahm der venezolanische Staat das Gebäude. Im Oktober 2007 besetzten einige Bewohner aus den Armenvierteln der Stadt die Investruine. Nach und nach bevölkerten immer mehr Menschen die leer stehenden Etagen und bauten diese mit provisorischen Mitteln in Eigeninitiative zu Wohnungen und als Handwerkswerkstätten aus. Schätzungen von 2012 gingen von ca. 2000 bis 2500 illegalen Bewohnern des Hauses aus, darunter auch Angehörige der Mittelschicht, die damit den hohen Mieten in Caracas entgehen wollten. Außerdem gab es einige kleine Läden und Cafés.[1]

International bekannt wurde das Gebäude durch eine Studie des venezolanischen Architektenbüros Urban Think Tank von Hubert Klumpner, Alfredo Brillembourg und Justin McGuirk. Sie begleiteten das Projekt über einen längeren Zeitraum und präsentierten es als Wohnmodell der Zukunft in den Metropolen der Schwellen- und Entwicklungsländer. Dabei werden aufgegebene Orte kreativ besetzt und in Eigeninitiative und Selbstverwaltung einer neuen Nutzung zugeführt (Squatting). 2012 wurden sie für dieses Projekt mit dem „Goldenen Löwen“ der internationalen Architekturschau Biennale di Venezia für den besten Beitrag in der Hauptausstellung ausgezeichnet.[2]

Der venezolanische Fotograf Alejandro Cegarra hat das Leben im Torre de David und auch die spätere Umsiedlung der Bewohner ausführlich dokumentiert.

Räumung und Überlegungen zur weiteren Nutzung

Wegen der katastrophalen hygienischen Bedingungen und mehreren Unfällen, bei denen Kinder in die ungesicherten Treppenschächte gestürzt waren, entschieden sich die Behörden, das Gebäude zu räumen. Im Juli 2014 wurden die ersten 160 der insgesamt 1156 Familien in Wohnanlagen südlich der Stadt umgesiedelt.[3][4]

Danach war angedacht, dass die Nationalgarde, die Feuerwehr und der Zivilschutz das Gebäude nutzen sollten.[5]

Beschädigung durch ein Erdbeben

Am 22. August 2018 wurde das leerstehende Hochhaus durch ein Erdbeben beschädigt.[6] Dabei neigten sich Teile der obersten fünf Geschosse um 25 Grad nach unten.[7]

Trivia

Der Torre de David und dessen Bewohner waren das Thema des Dokumentarfilms Ruina von Markus Lenz.[8] Auch in einer Episode des Dokumentarfilms I Want To See The Manager wird die Hausbesetzung thematisiert.

Darüber hinaus war das Hochhaus Schauplatz einer Episode der US-Fernsehserie Homeland. In der Folge wurde der ehemalige Soldat Nicholas Brody von einer Gang im Haus festgehalten und unter Drogen gesetzt. Bei den Dreharbeiten war der Torre de David jedoch nur von außen zu sehen, während die Innenaufnahmen aus Sicherheitsgründen in Puerto Rico entstanden.[9]

Literatur

  • Alfredo Brillembourg, Hubert Klumpner, Urban-Think Tank, ETH Zürich (Hrsg.): Torre David. Informal Vertical Communities. Lars Müller Publishers, Zürich 2013, ISBN 978-3-03778-298-9 (mit vielen Fotos von Iwan Baan).
  • Alejandro Cegarra: Die andere Seite des Torre de David. Hrsg.: Stadthaus Ulm. Ulm 2015, ISBN 978-3-934727-40-3.
  • Klaus Ehringfeld: Der Turm, in: Sächsische Zeitung, Ausgabe 26. September 2012, S. 3.
  • Kristin Haug: "Neubau-Ruine Torre de David: Im Turm des Bösen", Bericht über Fotoserie von Alejandro Cegarra. In: Spiegel Online, 23. Januar 2015.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Centro Financiero Confinanzas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zukunftsmodell für Obdachlose? In: monopol - Magazin für Kunst und Leben, 31. August 2012.
  2. Beitrag zur Preisverleihung 2012. Auf: www.baunetz.de, abgerufen am 26. September 2012.
  3. Venezuela räumt höchsten Slum der Welt, in: Sächsische Zeitung vom 24. Juli 2014, S. 4.
  4. Höchster Slum der Welt wird geräumt. In: ORF. 23. Juli 2014, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  5. Besetzter Wolkenkratzer in Caracas Bauruine wird Rettungszentrale (Memento vom 23. April 2015 im Internet Archive).
  6. Tom Phillips: Venezuela hit by 7.3-magnitude earthquake. In: The Guardian. 22. August 2018, abgerufen am 22. August 2018 (englisch).
  7. Últimos pisos de la 'Torre de David' en Caracas quedan inclinados después del fuerte sismo. In: CNN en Español. 21. August 2018, abgerufen am 7. Oktober 2018 (spanisch).
  8. Ruina. In: docfilm42. Abgerufen am 26. Februar 2022 (deutsch).
  9. Berüchtigtes Biotop aus Beton, in: Sächsische Zeitung vom 23. April 2015, S. 23.

Koordinaten: 10° 30′ 18,7″ N, 66° 53′ 55,7″ W