Alejandro Cegarra

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Alejandro Cegarra (* 7. Dezember 1989 in Caracas, Venezuela) ist ein venezolanischer Fotograf.

Werdegang

Alejandro Cegarra studierte Fotografie und Werbung am Roberto Mata Taller de Fotografia und an der Universidad Alejandro de Humboldt, beide in Caracas. Nach einem Jahr in der Werbeagentur Creative Army startete er seine journalistische Laufbahn 2012 als einspringender Fotograf für die Tageszeitungen Últimas Noticias, Ciudad Caracas und 2001 (Diario 2001). 2013 wurde er von Últimas Noticias, der größten Tageszeitung Venezuelas, festangestellt.

Gelangweilt von der Routinearbeit der lokalen Berichterstattung über Pressekonferenzen, begann Cegarra in diesen Jahren, den Torre de David in Caracas und die Lebensverhältnisse in dem Turm zu fotografieren und erzielte damit erste internationale Aufmerksamkeit.[1][2][3]

Von November 2013 bis 2015 arbeitete er als freier Korrespondent für Associated Press in Caracas und wechselte dann als „Featured Photographer“ zu Getty Images Reportage.

2014 wurde er eingeladen, beim PHotoEspaña Festival auszustellen, und im selben Jahr wählte ihn die Fotoagentur Magnum für ihren 30 Under 30-Wettbewerb aus, bei dem Alejandro Cegarra den Publikumspreis gewann. Seine Fotoserie über den Torre de David wurde, ebenfalls 2014, mit dem 3. Platz in der Kategorie „Zeitgenössische Themen“ der Sony World Photography Awards gewürdigt, und er bekam den Leica Oskar Barnack Newcomer Award sowie ein Ian Parry Stipendium.[4]

Nach weiteren Preisen und Ausstellungen im Jahr 2015 erhielt er 2016 den Emergency Fund Grant der Magnum Foundation für seine Dokumentation Our Invisible War über die alltägliche Gewalt auf den Straßen Venezuelas. 2017 war er mit seiner Serie Leben mit Hugo Chavez' Vermächtnis Preisträger des Getty Images Grant for Editorial Photography.[5]

Alejandro Cegarras Fotos erscheinen in der Washington Post, in Paris Match, dem Stern, dem Sunday Times Magazine, in der New York Times, in TIME, auf Onlinekanälen wie Veja und Univisión und weiteren internationalen Medien.

Dokumentation des Lebens im Torre de David

Als Venezuela 1994 von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert wurde, wurden die Bauarbeiten an dem Wolkenkratzer Torre de David, geplant als Sitz einer Großbank mit Büros und Hotel im Zentrum der Hauptstadt Caracas, eingestellt. Der unfertige, aus zwei Türmen bestehende Bau im Rohbauzustand, mit 45 Stockwerken insgesamt 195 Meter hoch, wurde ab dem Jahr 2007 von wohnungssuchenden Menschen besetzt und galt seither als vertikaler Slum der Stadt. Die rd. 5000 Bewohner, unter ihnen etwa 2000 Familien, bildeten eine selbstverwaltete, strukturierte Gemeinschaft mit eigenen Ordnungskräften und Dienstleistungsbetrieben. Die Fotografien von Alejandro Cegarra zeigen das Innenleben der illegal bewohnten Bauruine. Sie wurde zum Symbol des ökonomischen Niedergangs der venezolanischen Hauptstadt, die als eine der gefährlichsten Städte der Welt gilt, und für die Sehnsucht ihrer Bewohner nach einem sicheren Zuhause.

Die Wirkung von Alejandro Cegarras Bildern auf die Öffentlichkeit und die Kommunalpolitiker von Caracas beförderte die organisierte Umsiedlung der Familien aus dem Torre de David in Häuser des sozialen Wohnungsbaus außerhalb der Stadt. Diese Umsiedlung, begonnen im Juni 2014, wurde ebenfalls von Alejandro Cegarra dokumentiert.[6][7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alejandro Cegarra. In: Annaberg Space For Photography. Abgerufen am 22. Oktober 2017 (englisch).
  2. Lena Grundhuber: Alejandro Cegarra über sein Fotoprojekt "Torre de David". Hrsg.: Südwest Presse. Ulm 30. Dezember 2015.
  3. Kristin Haug: Im Turm des Bösen. Neubau-Ruine Torre de David. In: Spiegel Online. 23. Januar 2015, abgerufen am 22. Oktober 2017.
  4. Alejandro Cegarra. In: World Press Photo. (worldpressphoto.org [abgerufen am 22. Oktober 2017]).
  5. Fotojournalismus: Die Kamera als Zeugin. In: Die Zeit. 8. September 2017, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 22. Oktober 2017]).
  6. Alejandro Cegarra: Die andere Seite des Torre de David. Hrsg.: Stadthaus Ulm. Ulm 2015, ISBN 978-3-934727-40-3.
  7. Stadthaus Ulm. Abgerufen am 22. Oktober 2017 (de-en).