Paul Häberlin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. März 2022 um 13:55 Uhr durch imported>Bph(129401) (HLS- und Helveticat-Link ergänzt).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Paul Häberlin (* 17. Februar 1878 in Kesswil; † 29. September 1960 in Basel) war ein Schweizer Philosoph, Psychologe und Pädagoge.[1]

Leben

Paul Häberlin – Sohn des Lehrers Jakob – studierte Theologie an den Universitäten in Basel, Göttingen und Berlin. Er wurde während seines Studiums in Göttingen 1899 Mitglied der Schwarzburgbund-Verbindung Burschenschaft Germania.[2] Nach der Promotion sowie Ordination war Häberlin zunächst als protestantischer Pfarrer in Schaffhausen tätig. Nach der Lektüre von Kant wandte er sich vom Pfarrerberuf ab, um in einem Zweitstudium die Disziplinen Philosophie, Naturwissenschaft und Psychologie zu studieren. Häberlin erwarb das Diplom eines Lehrers für die Mittelstufe in Naturwissenschaften und Mathematik. 1903 promovierte er in den Fächern Philosophie, Botanik und Zoologie.

Nach seiner Lehrtätigkeit an einer Realschule in Basel wurde er im Jahr 1904 zum Direktor des Lehrerseminars in Kreuzlingen ernannt. Während dieser Zeit heirateten Paul Häberlin und die Malerin Paula Baruch (1882–1968). In Kreuzlingen begann die lebenslange Freundschaft mit dem aus Kreuzlingen stammenden Psychiater Ludwig Binswanger.

Ab 1908 war Häberlin Privatdozent in Basel, ab 1912 Professor in Bern und ab 1922 Professor in Basel auf einem Lehrstuhl für Philosophie, Psychologie und Pädagogik bis zu seiner Emeritierung 1948.

Häberlin war Initiant der Schweizerischen Philosophischen Gesellschaft und ein wesentlicher Förderer der «Stiftung Lucerna». Er war gut bekannt mit dem Psychiater und Psychologen Carl Gustav Jung, sie waren beide in der Gemeinde Kesswil aufgewachsen. Häberlins 1917 als drittes Kind geborene Tochter Annemarie wurde Psychologin.

Der Nachlass befindet sich in der Handschriftenabteilung der Öffentlichen Universitätsbibliothek Basel.

Position

Häberlin gilt als philosophischer Anthropologe und als Vertreter der Existenzphilosophie. Er entwickelte mit seiner Philosophie des großen Ja eine eigenständige Position, in der er den Glauben mit der Zuwendung zur Welt verband. Seine Grundfragen waren die nach dem Verhältnis des Individuums zum Seienden (Ontologie) und der Möglichkeit der Selbsterfahrung (Anthropologie).

Werke (Auswahl)

  • Herbert Spencers „Grundlegung der Philosophie“. Leipzig 1908.
  • Wissenschaft und Philosophie. Ihr Wesen und Verhältnis. Band 1: Wissenschaft. Kober, Basel 1910.
  • Wissenschaft und Philosophie. Ihr Wesen und Verhältnis. Band 2: Philosophie. Kober, Basel 1912.
  • Das Ziel der Erziehung. Basel 1917.
  • Grundfragen der Erziehung. 1920.
  • Leib und Seele. 1920.
  • Über die Strafe in der Erziehung. 1922.
  • Das Wesen der Religion. 1922.
  • Eltern und Kinder. 1922.
  • Psychologie der Kinderfehler. 1922.
  • Das Ziel der sittlichen Erziehung. 1923.
  • Der Geist und die Triebe. Eine Elementarpsychologie. Kober, Basel 1924.
  • Das Ziel der Erziehung. 1925.
  • Der Charakter. 1925.
  • Über die Ehe. 1925.
  • Das Gute. Basel, 1926.
  • Das Geheimnis der Wirklichkeit. Kober, Basel 1927.
  • Freundschaft. 1927.
  • Die Suggestion. Kober, Basel/Leipzig 1927.
  • Ich und Du. 1928.
  • Allgemeine Ästhetik. Kober, Basel/Leipzig 1929.
  • Das Wunderbare. Zwölf Betrachtungen über die Religion. Schweizer Spiegel, Zürich 1930.
  • Philosophie als Abenteuer des Geistes. 1930.
  • Über das Gewissen. 2. Auflage. 1930.
  • Das Wesen der Philosophie. Eine Einführung. München 1934.
  • Wider den Ungeist. Eine ethische Orientierung. Zürich 1935.
  • Leitfaden der Psychologie. 1937.
  • Naturphilosophische Betrachtungen. (Band 1: Einheit und Vielheit. 1939; Band 2: Sein und Werden. 1940).
  • Statt einer Autobiographie. 1959.
  • Der Mensch. Eine philosophische Anthropologie. 1941.
  • Ethik im Grundriss. 1946.
  • Logik im Grundriss. 1947.
  • Minderwertigkeitsgefühle. Wesen, Entstehung, Verhütung, Überwindung. Zürich 1947.
  • Philosophia Perennis. 1952.
  • Aus meinem Hüttenbuch. 1956.
  • Leben und Lebensform. Prolegomena zu einer universalen Biologie. 1957.
  • Statt einer Autobiographie. 1959.
  • Das Böse. Ursprung und Bedeutung. 1960.

Literatur

Band 1: Die Lehr- und Wanderjahre (1878–1922). 1977, ISBN 3-7270-1116-5.
Band 2: Die Meisterzeit (1922–1960). 1981, ISBN 3-7270-1126-2.
  • Helmut Kuhn: Häberlin, Paul. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 421 f. (Digitalisat).
  • Jeannine Luczak (Hrsg.): Häberlin für heute. Ausgewählte Stellen aus dem Gesamtwerk von Paul Häberlin (1878–1960). Schwabe, Basel 2004, ISBN 3-7965-2085-5.
  • Jeannine Luczak (Hrsg.): Paul Häberlin – Ludwig Binswanger. Briefwechsel 1908–1960. Mit Briefen von Sigmund Freud, Carl Gustav Jung, Karl Jaspers, Martin Heidegger, Ludwig Frank und Eugen Bleuler. Schwabe, Basel 1997, ISBN 3-7965-1030-2.
  • Jeannine Luczak: Das grosse Ja. Neue Zürcher Zeitung vom 11. September 2004, abgerufen am 8. März 2019.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nekrolog für Paul Häberlin. In: Thurgauer Jahrbuch. Band 36, 1961, S. 119 (e-periodica.ch [abgerufen am 15. März 2020]).
  2. Hermann Goebel (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis des Schwarzburgbundes. 8. Aufl., Frankfurt am Main 1930, S. 76 Nr. 1018.