Fernanda Melchor

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Fernanda Melchor (2019)

Fernanda Melchor Pinto (geboren 1982 in Boca del Río) ist eine mexikanische Journalistin und Autorin.[1]

Leben

Melchor stammt mütterlicherseits von jüdischen Emigranten ab, die in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts aus Deutschland flohen. Ihr Urgroßvater, Manfred Adelsberger (* 1898), Sohn des Nürnberger Weingroßhändlers Isidor Adelsberger und dessen Frau Rosa, wanderte 1935 nach Mexiko aus. Er verheimlichte die jüdischen Wurzeln der Familie, seine drei Töchter wurden christlich aufgezogen und lernten kein Deutsch. Seine Schwester, Melchors Urgroßtante, war die Ärztin Lucie Adelsberger.[2][3]

Fernanda Melchor studierte Journalismus an der Universidad Veracruzana und war in der Kommunikationsabteilung der Universität tätig. Sie schrieb für verschiedene Zeitschriften wie Excélsior, Replicante, Le Monde Diplomatique, El Malpensante und veröffentlichte 2013 ihren ersten Roman Aquí no es Miami.[4]

Als sie einen Mordfall in der mexikanischen Provinz nicht recherchieren wollte, um sich in einer von Drogenproduzenten beherrschten Region nicht selbst zu gefährden, schrieb sie stattdessen ihren zweiten Roman, Saison der Wirbelstürme (Original: Temporada de Huracanes).[5] Er wurde in mehrere Sprachen übersetzt und es ist das erste ihrer Bücher, das auf Deutsch erschien – abgesehen von einer literarischen Reportage, die 2016 im Mittelamerikaheft von Le Monde diplomatique veröffentlicht worden war.[6] Der Roman erhielt mehrere Auszeichnungen, u. a. den Anna-Seghers-Preis und den Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt. Die englische Übersetzung durch Sophie Hughes gelangte 2020 auf die Shortlist des International Booker Prize.

Ihr jüngstes Buch Páradais (2021) verhandelt anhand von zwei jugendlichen Outcasts eine Gewalt, die nahezu zwangsläufig aus der Kollision ungleicher Welten resultiert.[7] Die englischsprachige Übersetzung Paradais durch Sophie Hughes erhielt ein Jahr später eine Nominierung für den International Booker Prize.[8]

Melchor lehrt Ästhetik und Kunst an der Benemérita Universidad Autónoma de Puebla.[9] 2021/22 ist Melchor Fellow des Berliner Künstlerprogramm (BKP) des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD in Berlin.[10]

Auszeichnunge

Werke (Auswahl)

  • Aquí no es Miami, 2013 (Sachbuch)
  • Falsa liebre (Roman, 2013)
  • Temporada de Huracanes, 2017 (Roman) Saison der Wirbelstürme. Dt. von Angelica Ammar. Wagenbach, Berlin 2019, ISBN 978-3-8031-3307-6
  • Páradais, 2021 (Roman) Paradais. Dt. von Angelica Ammar. Wagenbach, Berlin 2021, ISBN 978-3-8031-3338-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fernanda Melchor - Detalle del autor - Enciclopedia de la Literatura en México - FLM - CONACULTA. Abgerufen am 6. Februar 2022.
  2. Vom Schweigen und Schreiben Nürnberger Nachrichten vom 16. November 2021, S. 7
  3. Vera Lejsek: Lateinamerikanische Literatur Fernanda Melchor: Saison der Wirbelstürme. In: glasperlenspiel13. buecherliebhaberin, 23. Dezember 2019, abgerufen am 6. Februar 2022 (deutsch).
  4. Fernanda Melchor — internationales literaturfestival berlin. Abgerufen am 6. Februar 2022.
  5. Robin Detje: Portrait Fernanda Melchor. Berliner Künstlerprogramm, abgerufen am 6. Februar 2022.
  6. Katharina Döbler: Fernanda Melchor: "Saison der Wirbelstürme" - Von Drogenkriminalität, Alltagselend und Aberglauben. In: Deutschlandfunk Kultur. 13. Juni 2019, abgerufen am 6. Februar 2022.
  7. Victoria Eglau: Fernanda Melchor Paradais. In: SWR2 (Hrsg.): swr.online. (swr.de [abgerufen am 6. Februar 2022]).
  8. The 2022 International Booker Prize. In: thebookerprizes.com (abgerufen am 11. März 2022).
  9. Fernanda Melchor Escritora. In: Lideres Mexicanos. Abgerufen am 6. Februar 2022.
  10. Berliner Künstlerprogramm – Portrait Fernanda Melchor. Abgerufen am 6. Februar 2022.
  11. Internationaler Literaturpreis für Fernanda Melchor, deutschlandfunkkultur.de, erschienen und abgerufen am 18. Juni 2019
  12. Anna-Seghers-Preis für Fernanda Melchor und Joshua Groß. 14. Mai 2019, abgerufen am 3. Juli 2019 (deutsch).