Tranexamsäure
Strukturformel | |||||||||||||||||||
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Allgemeines | |||||||||||||||||||
Freiname | Tranexamsäure | ||||||||||||||||||
Andere Namen | |||||||||||||||||||
Summenformel | C8H15NO2 | ||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
beigefarbener Feststoff[2] | ||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | |||||||||||||||||||
ATC-Code | |||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse |
Fibrinolyse-Hemmer | ||||||||||||||||||
Wirkmechanismus |
Lysin-Analog | ||||||||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||||||||
Molare Masse | 157,21 g·mol−1 | ||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||||||
Löslichkeit |
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Sicherheitshinweise | |||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | |||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Pharmakologische Informationen | |||
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Verabreichungsart | peroral (p.o.); intravenös (i.v.); lokal | ||
Bioverfügbarkeit | 30–50 % nach peroraler Gabe, unbeeinträchtigt durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme. Plazentagängig 100 %. Plasmaproteinbindung 3 % (fast ausschließlich an Plasmin). Muttermilchgängig 1 %. | ||
Metabolismus | geringfügig in der Leber; terminale Halbwertszeit 2 Stunden, Verteilungsvolumen 9–12 L | ||
Wechselwirkungen | Faktor IX | Thromboserisiko | |
Ausscheidung | Urin | 95 % als unveränderte Substanz | |
Stuhl | – | ||
Inkompatibilität | N.N. | – | |
Klinische Informationen | |||
Indikation(en) | Kinder | Blutungsprävention oder -minderung bei Hämophilie (z. B. Zahnfleischbluten) | |
Erwachsene | Blutungsprävention oder -minderung bei Hämophilie (z. B. Zahnfleischbluten) | ||
Nebenwirkungen | Sehstörungen. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Blutdruckabfall (bei schneller i.v. Gabe). | ||
Kontraindikation(en) | Niereninsuffizienz (Dosisanpassung erforderlich). Harnwegsblutung (Obstruktionsgefahr). Bestehende Thrombosen. | ||
Zulassungsstatus | |||
Deutschland | USA | EU | |
Zulassungsdatum | TT.MM.JJJJ | 30.12.1986 | TT.MM.JJJJ |
Status | Apothekenpflichtig. Rezeptpflichtig. |
Tranexamsäure (AMCHA oder TXA) ist eine Substanz, die in der Medizin zur Hemmung des Fibrinolysesystems verwendet wird. Der Wirkungsmechanismus beruht dabei auf einer Komplexbildung mit Plasminogen, wodurch dessen Bindung an die Fibrinoberfläche gehemmt wird. Damit resultiert letztlich eine Hemmung der Gerinnselauflösung (Fibrinolyse). Es wird daher als Antifibrinolytikum (Fibrinolysehemmer) bezeichnet.
Herkunft und Herstellung
Tranexamsäure ist ein synthetischer Stoff, der der Aminosäure Lysin ähnelt. Er zählt wie ε-Aminocapronsäure und p-Aminomethylbenzoesäure zur Gruppe der sogenannten ε-Aminocarbonsäuren.
Wirkungsmechanismus
Tranexamsäure blockiert die Bildung von Plasmin durch Hemmung der proteolytischen Aktivität der Plasminogenaktivatoren. Dadurch wird Plasmin in seiner Fähigkeit Fibrin zu lysieren behindert. Bei niedriger Dosis wirkt Tranexamsäure als kompetitiver Hemmer des Plasmins, bei hoher Dosierung als nicht-kompetitiver Hemmer. Alle ε-Aminocarbonsäuren wirken analog.
Pharmakokinetik
Aufnahme und Bioverfügbarkeit
Tranexamsäure ist nach peroraler Gabe zu 30–50 % bioverfügbar. Das Verteilungsvolumen beträgt 9–12 L. Die Halbwertszeit ist 2 Stunden.
Verstoffwechselung
Tranexamsäure wird nur sehr geringfügig in der Leber verstoffwechselt. Als Stoffwechselprodukte haben sich Carboxylsäure (1 % der verabreichten Dosis) und die acetylierte Form von Tranexamsäure (0,1 % der verabreichten Dosis) im Urin vorfinden lassen.
Ausscheidung
Die Ausscheidung erfolgt zu 95 % über die Nieren und Harnwege (renale Elimination). Auf Grund der fast ausschließlich renalen Eliminierung der Substanz muss die Dosis bei Niereninsuffizienz vor allem bei längerer Anwendung reduziert werden, damit keine Akkumulation von Tranexamsäure im Plasma erfolgt. In Abhängigkeit vom Kreatinin im Serum wird die Anzahl der Einzeldosen pro Tag vermindert.
Wechselwirkungen
Bei gemeinschaftlicher Verabreichung von Tranexamsäure und Faktor IX wird ein erhöhtes Thromboserisiko beobachtet.
Anwendungsgebiete
- Zur Verhinderung oder Linderung von Blutungen bei Zahnextraktion oder Zahnfleischblutungen bei Hämophilie.
- Generalisierte und/oder lokale Hyperfibrinolyse (verstärkte Fibrinolyse). Minderung der Hyperfibrinolyse, entstanden entweder durch Überschuss an Plasmin (Hyperplasminämie) oder als Folge einer thrombolytischen Behandlung mit beispielsweise Streptokinase. Eine erhöhte lokale Fibrinolyse kann bei Prostataoperationen und Operationen an den Harnwegen, bei rezidivierenden Blutungen des Gastrointestinaltraktes, bei Colitis ulcerosa, bei essentieller oder IUP-induzierter Hypermenorrhoe (vermehrter Monatsblutung), bei Nasenbluten und nach Zahnextraktion bei Patienten mit Gerinnungsstörungen (Koagulopathien) auftreten. Ebenso wird Tranexamsäure bei Operationen mit extrakorporalem Kreislauf (Herz-Lungen-Maschine) verwendet und auch beim akuten Schädel-Hirn-Trauma[4] eingesetzt.
- Tranexamsäure findet als Antidot (Gegenmittel) bei der Blockierung von Fibrinolytika wie Streptokinase eine weitere Anwendung. Alternativ gab man hier auch den Proteinaseinhibitor (Antiplasmin) Aprotinin, der wegen seiner thrombogenen Wirkung 2007 vom Markt genommen wurde.
- Hereditäres Angioödem (HAE).
Nebenwirkungen
- Allergische Reaktionen kommen sowohl systemisch (am ganzen Körper) als auch in Form von Hautausschlägen vor.
- Tranexamsäure kann insbesondere bei Patienten mit angeborener oder erworbener Neigung zu Thrombosen (Thrombophilie) zu einer Bildung oder Vermehrung von Thrombosen führen. Thrombosen können nachfolgend zu Embolien führen (Lungenembolie, Schlaganfall). Eine Meta-Analyse von 216 Studien zur Häufigkeit thrombotischer Komplikationen nach der intravenösen Gabe von Tranexamsäure fand kein erhöhtes Risiko im Vergleich zu Placebo oder keinem Eingriff.[5] Die Meta-Analyse legt nahe, dass intravenös verabreichte TXA auch unabhängig von der Dosierung das Risiko thromboembolischer Ereignisse nicht erhöht. Allerdings kritisieren mehrere Kommentatoren die Heterogenität der Studien.[6]
- Vorhofflimmern mit erhöhtem Schlaganfallrisiko.
- Tranexamsäure kann bei Menschen Sehstörungen auslösen. Im Tierexperiment wurden Schädigungen der Netzhaut beschrieben.
Gegenanzeigen (Kontraindikationen)
- Stillzeit. Tranexamsäure geht in die Muttermilch über (in sehr geringen Konzentrationen von ca. 1 % der Plasmakonzentration).
- Blutungen im Harntrakt. Es können durch Anwendung von Tranexamsäure Verstopfungen der Harnleiter mit nachfolgendem Urinaufstau entstehen.
- Thrombosen. Thrombosen (vorbestehend) werden bei Gabe von Tranexamsäure gefördert.
- Sepsis und DIC (disseminierte intravasale Gerinnung).
Darreichungsformen und Wirkstärken
- 1 Filmtablette enthält 500 mg Tranexamsäure.
- 1 Ampulle mit 5 ml enthält 500 mg Tranexamsäure.
- 1 Ampulle mit 10 ml enthält 1000 mg Tranexamsäure.
- 1 Brausetablette enthält 1000 mg Tranexamsäure.
Handelsnamen
Cyklokapron, Hersteller: MEDA Pharma; Quixil Hersteller: OMRIX biopharmaceuticals
Weblinks
- Deutsche Gesellschaft für Kardiotechnik e.V.: Ist Tranexamsäure eine kostengünstige Alternative zu Aprotinin als Antifibrinolytikum bei Operationen am offenen Herzen unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine
- dosing.de: Tranexamsäure
- US-amerikanische Packungsbeilage von Cyclokapron (PDF; 552 kB). Stand 1999. Frei zugänglich.
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag zu TRANEXAMIC ACID in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 12. Dezember 2021.
- ↑ a b c d Datenblatt trans-4-(Aminomethyl)cyclohexanecarboxylic acid, 97% bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 24. April 2011 (PDF).
- ↑ a b c Eintrag zu Tranexamsäure. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 28. Dezember 2014.
- ↑ Nicola Siegmund-Schultze: Akutes Schädel-Hirn-Trauma. Tranexamsäure, früh infundiert, verringert verletzungsbedingte Sterblichkeit. In: Deutsches Ärzteblatt. Band 116, Heft 51 f., 23. Dezember 2019, S. B 1974 f.
- ↑ Isabel Taeuber et al.: Association of Intravenous Tranexamic Acid With Thromboembolic Events and Mortality - Published online. In: JAMA Surg. April 2021. doi:10.1001/jamasurg.2021.0884.
- ↑ John B. Holcomb et al.: Tranexamic Acid and Safety in the Right Patient - Published online. In: JAMA Surg. April 2021. doi:10.1001/jamasurg.2021.0929.