Siegfried Wolf (Manager)
Siegfried Wolf (* 31. Oktober 1957 in Feldbach) ist ein österreichischer Manager.
Leben
Wolf wurde in Feldbach, in der Oststeiermark, geboren, wo er auch aufwuchs. Seine Eltern waren Landwirte, die gemeinsam mit ihren insgesamt sieben Kindern den Bauernhof bewirtschafteten. Er absolvierte von 1981 bis 1985 die Höhere Technische Lehranstalt für Maschinenbau-Betriebstechnik am TGM (Abschlussklasse AB85b)[1][2][3]. Er tat dies neben seiner Lehre in Form einer Abendschule. Abschließend legte er die Meisterprüfung ab. Anschließend erwarb er über eine weiterführende Ausbildung und Praxis die Standesbezeichnung Ingenieur.
Nach seiner Ausbildung zum Werkzeugmachermeister bei Philips arbeitete er im Bereich der Qualitätssicherung der Firma. Ab 1981 war er bei den Vereinigten Metallwerken in Wien (siehe: AMAG Austria Metall) tätig, wo er die Leitung im Bereich Feinmessraum sowie danach die stellvertretende Leitung wiederum in der Qualitätskontrolle innehatte.
Seine nächste Station war zwischen 1983 und 1995 die Firma Hirtenberger AG. Dort arbeitete er sich zunächst vom Abteilungsleiter im Bereich Qualitätswesen zum Bereichsleiter hoch. Nachdem Wolf anschließend die Funktion des Betriebsleiters innehatte, war er schlussendlich Werksdirektor und Gesamtprokurist.
1995 wechselte er ins Unternehmen von Frank Stronach zu Magna. Zunächst war Siegfried Wolf bis 2001 Präsident der Magna Europa AG, ab 1999 war er auch stellvertretender Vorsitzender der Magna International Inc. 2001 übernahm Wolf dann die Funktion des Präsidenten und des Vorsitzenden der Magna Steyr AG. Ein Jahr später wechselte Wolf schließlich in den Vorstand von Magna International, wo er bis 2005 den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden einnahm. Im April 2005 erfolgte schließlich seine Beförderung zum Chief Executive Officer (gemeinsam mit dem Kanadier Donald Walker) der Magna International Inc., nachdem der bisherige Vorsitzende Frank Stronach diesen Posten zurücklegte.
2000 erhielt er das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich[4].
Im Jänner 2008 wurde Wolf mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet,[5] im August 2008 mit dem Berufstitel Kommerzialrat[6] und am 24. September 2009 wurde er Ehrenprofessor der Technischen Universität Graz.[7]
Im September 2010 gab er sein Ausscheiden bei Magna per 15. November 2010 bekannt, um als Aufsichtsratsvorsitzender von Oleg Deripaskas „Russian Machines“ tätig zu werden. Ebenfalls im Aufsichtsrat saß er seit 2007 bei der Baufirma Strabag, wo er sich 2015 zurückzog.[8] Ab Juni 2014 war Siegfried Wolf auch Aufsichtsratspräsident der Österreichischen Industrieholding AG (ÖIAG).[9] Außerdem ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Sberbank Europe AG, einer Europa-Tochter der größten russischen Bank, der Sberbank.[10] Im Jänner 2016 wurde er mit dem russischen Orden der Freundschaft ausgezeichnet.[11]
Am 10. Juni 2021 wurde der Vertragsabschluss zum Verkauf der Lkw-Fabrik von MAN in Steyr an Siegfried Wolfs WSA Beteiligungs GmbH (WSA) bekannt.[12]
Nach der russischen Invasion in der Ukraine gab Wolf seinen bereits bestehenden Plan bekannt, aus dem Aufsichtsrat der Sberbank Europe AG zurückzutreten. Über seine Absicht, sein Aufsichtsratsmandat zurückzulegen habe er die Europäische Zentralbank bereits vor Wochen informiert, teilte Wolf-Sprecher Josef Kalina mit.[13]
In Reaktion auf einen Handelsblatt-Bericht ließ Wolf ausrichten, dass er bereits seit mehr als drei Jahren alle Funktionen bei Russian Machines zurückgelegt habe. Er verwies darauf, dass er auch „davor niemals im militärischen Bereich tätig gewesen“ sei.[14] Der Eigentümer von 'Russian Machines', Milliardär Oleg Deripaska, sprach sich gegen den Kreml aus und schrieb, dass der Frieden „sehr wichtig“ sei. "Die Verhandlungen müssen so schnell wie möglich beginnen."[15]
Rolle in der ÖVP-Korruptionsaffäre
Im Dezember 2021 wurde bekannt, dass bereits seit Juli 2021 gegen den vorherigen Kabinettschef im Finanzministerium und späteren Alleinsvorstand der ÖBAG Thomas Schmid und weitere namentlich nicht genannte Personen seitens der österreichischen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Bestechlichkeit bzw. Bestechung stattfanden. Wolf sollen in diesem Zusammenhang rechtswidrig 629.941 € Steuerschulden erlassen worden sein. Eine zuständige Finanzbeamtin soll für ihre Mitwirkung befördert worden sein.[16][17] In Folge kam es bei betreffender Finanzbeamtin durch die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKSta) zu Durchsuchungen am Dienst- und Wohnsitz sowie bei Siegfried Wolf zu einer Sicherstellung des E-Mail-Postfaches. Im Privatanwesen der Finanzbeamtin wurden Steuerakten von Wolf aufgefunden.[18]
In diesem Zusammenhang steht Wolf auf der Ladungsliste der Auskunftspersonen des Untersuchsungssausschusses zur ÖVP-Korruptionsaffäre.[19]
Im Zuge der Medienberichterstattung rund um die Ermittlungen wurde weiters bekannt, dass Siegfried Wolfs Handy bereits im Zuge der Ermittlungen zur Eurofighter-Affäre sichergestellt worden war.[20]
Familie
Siegfried Wolf ist verheiratet und Vater zweier Töchter.
Einzelnachweise
- ↑ Festveranstaltung 130 Jahre Technologisches Gewerbemuseum (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)
- ↑ Prof. KR Ing. Siegfried Wolf – Philosophicum Lech (Memento vom 27. Juni 2017 im Internet Archive). Abgerufen am 28. Juni 2017.
- ↑ Protokoll der Abschlusskonferenz vom 14. Juni 2009. Abgerufen am 28. Juni 2017.
- ↑ Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB).
- ↑ Wien: Hohe Ehrung für Ing. Siegfried Wolf, abgerufen am 5. Nov. 2009.
- ↑ Presseaussendung des Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, abgerufen am 5. Nov. 2009
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven:
- ↑ Aufsichtsrat der STRABAG SE, abgerufen am 8. November 2010.
- ↑ derStandard.at - Siegfried Wolf wird ÖIAG-Aufsichtsrats-Chef. Seit der Umwandlung der ÖIAG in die OeBIB und der damit einhergehenden Auflösung des Aufsichtsrats im Jahr 2015, hat er dieses Amt nicht mehr inne. Artikel vom 26. Juni 2014, abgerufen am 21. November 2014.
- ↑ Impressum. Webseite der Sberbank Europe AG. Abgerufen am 15. November 2020
- ↑ Erlass des Präsidenten der Russischen Föderation vom 29. Jänner 2016 N 29 „Über die Auszeichnung mit den staatlichen Auszeichnungen der Russischen Föderation“ (russisch)
- ↑ Investor Siegfried Wolf übernimmt im zweiten Anlauf MAN-Werk in Steyr Standard.at, 10. Juni 2021, abgerufen am 31. Dezember 2021.
- ↑ Die Presse: Sberbank-Töchtern droht Pleite, Wolf verlässt den Aufsichtsrat. 28. Februar 2022, abgerufen am 28. Februar 2022.
- ↑ Siegfried Wolf zieht sich aus Sberbank-Europe-Aufsichtsrat zurück. 28. Februar 2022, abgerufen am 28. Februar 2022.
- ↑ Der Krieg gegen die Ukraine spaltet Russland. Abgerufen am 28. Februar 2022 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Skandal im Finanzressort: Die Steuerakte Sigi Wolf. Abgerufen am 20. Dezember 2021.
- ↑ ORF at/Agenturen red: Steuerakt Siegfried Wolf: Neue Razzien, neue Vorwürfe, neue Causa Schmid. 20. Dezember 2021, abgerufen am 20. Dezember 2021.
- ↑ zackzack.at: Razzia bei der Finanzamts-Chefin: betreffend Siegfried Wolf, 20. Oktober 2021.
- ↑ orf.at: U-Ausschuss: Opposition will Nehammer zu Beginn befragen, 25. Januar 2022.
- ↑ stefan.melichar,michael.nikbakhsh: Der Fall Siegfried Wolf/ÖVP: „Die Hure für die Reichen!“ 22. Dezember 2021, abgerufen am 22. Dezember 2021.
Weblinks
- Siegfried Wolf im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Biografie von Siegfried Wolf auf den Seiten der FH Gelsenkirchen (Memento vom 12. Dezember 2007 im Internet Archive) (PDF-Datei; 10 kB)
Personendaten | |
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NAME | Wolf, Siegfried |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Manager, CEO von Magna International Inc. |
GEBURTSDATUM | 31. Oktober 1957 |
GEBURTSORT | Feldbach (Steiermark) |