Volker Weiß

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Volker Weiß auf dem Blauen Sofa der Leipziger Buchmesse 2017

Volker Weiß (* 1972) ist ein deutscher Historiker und freier Publizist. Er forscht zu Geschichte und Gegenwart der extremen Rechten in Deutschland sowie der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.

Leben

Weiß studierte Literaturwissenschaft, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie Psychologie an der Universität Hamburg. 2009 promovierte Weiß als Historiker mit einer Monographie über den jungkonservativen Kulturtheoretiker Arthur Moeller van den Bruck. Die Arbeit wurde durch Franklin Kopitzsch und Moshe Zuckermann betreut.

Weiß war als Lehrbeauftragter in Hamburg, Leipzig und München tätig und arbeitet zudem frei, v. a. für Die Zeit und Zeit Geschichte.[1] Für die Berliner Wochenzeitung Jungle World berichtet er seit Jahren über die extreme Rechte in Deutschland, seit Frühjahr 2014 schreibt er seine Kolumne „Notizen aus Neuschwabenland“ speziell über die Neue Rechte.[2]

Volker Weiß lebt mit seiner Familie in Hamburg.

Sonstiges

Weiß war Promotionsstipendiat des Evangelischen Studienwerks Villigst und ist Mitglied im Villigster Forschungsforum zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus e.V.[3] Er ist Fellow am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin.[4]

Anlässlich des 200. Geburtstages von Moses Hess schrieb Weiß 2012 ein Bühnenstück, das mit Robert Stadlober und Henning Venske in den Hauptrollen aufgeführt wurde. Die musikalische Begleitung bestritten die Musiker Andreas Spechtl (Ja Panik!) und Thomas Wenzel (Goldene Zitronen).[5] 2015 folgte eine Monographie über Moses Hess für den Kölner Greven Verlag.

Sein 2017 erschienenes Buch Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes war 2017 für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik nominiert.[6]

Weiß bekleidete 2021 die Gastprofessur am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck.[7]

Rezeption

Deutschlands Neue Rechte (Schöningh 2011) über die Sarrazin-Debatte wurde von der Kritik positiv aufgenommen: „Im Gegensatz zum populären ‚Deutschland schafft sich ab‘ kann Weiß’ Replik als seriöser und konstruktiver Beitrag zur deutschen Debatte um Migration gelten.“[8] „Die besondere Qualität der Schrift von Weiß ist es, dass hier eine sehr differenzierte und ausgewogene (historische) Einordnung des oftmals widersprüchlichen und daher mitunter schwer fassbaren politischen Weltbilds Sarrazins geleistet wird. […] Wenn der Autor die Thesen von Sarrazin kritisch reflektiert, leistet er zweifelsohne eine sehr wertvolle Aufklärungsarbeit.“[9] „Eine nüchtern-analytische Betrachtung des ‚Phänomens Sarrazin‘, wie sie der Hamburger Historiker und Literaturwissenschaftler Volker Weiß vorlegt, (ist) höchst willkommen.“[10] Johannes Zuber schrieb in einer Rezension: „Insgesamt zeigt sich Volker Weiß’ vor allem auf historischer Theorieanalyse basierende Untersuchung logisch, strukturiert, verständlich und methodisch zielführend aufgebaut. Künftige ähnlich gelagerte Studien werden an die von Weiß gewonnenen Erkenntnisse gewinnbringend mit neuen, bisher noch offenen wissenschaftlichen Fragestellungen anknüpfen können.“[11]

An der auf seiner Dissertation beruhenden Monographie über Arthur Moeller van den Bruck (Schöningh 2012) monierte eine Rezension in der Historischen Zeitschrift, dass „die Kernthesen des Autors […] politisch motiviert sind, was wiederum den ganzen Erkenntnisgang korrumpiert“ (HZ 298, 2/2014). Dagegen kamen andere Rezensenten zu einem gegenteiligen Urteil. Die FAZ beschied, das Buch von Weiß sei „ein wichtiger Beitrag zum besseren Verständnis der ideologischen Gemengelage im Vorfeld des Nationalsozialismus“ (FAZ vom 14. Dezember 2012). Die konservative Politische Akademie der ÖVP befand das Buch für „gut recherchiert“ und schrieb „Bürgerliche Konservative müssen dem Autor […] dankbar sein. Weiß arbeitet die Unterschiede zwischen genuinem konservativem Denken und nicht- konservativem Denken heraus, das lediglich vorgibt, konservativ zu sein.“[12] Eine Rezension der Zeitschrift für Ideengeschichte betonte: „Weiß gelingt es nicht nur, die biographische und politische Entwicklung Moellers […] mit dem gesellschaftlichen und ideengeschichtlichen Umfeld zu verweben, sondern durch einen Archivfund endgültig mit Moeller-Mythen aufzuräumen.“ (ZIG 1/14, S. 111–113) Armin Pfahl-Traughber urteilte in der Politischen Vierteljahresschrift: „Weiß hat mit seiner Arbeit eine akribisch aufgearbeitete und gut recherchierte Studie zum Thema vorgelegt. Dabei gelingen ihm immer wieder wichtige Korrekturen von kursierenden Fehleinschätzungen der Positionen Moeller van den Brucks.“ (PVS 4/2013, S. 749–751) Kurt Lenk hob in den Blättern für deutsche und internationale Politik hervor, Weiß sei in „herausragender Weise das gelungen, was sich als politische Psychologie bezeichnen ließe“. (BdiP 1. Juli 2014) Schließlich nannte der amerikanische Historiker Geoff Eley die Arbeit “one of the most important and illuminating studies of the pre-Nazi German right to have been published in recent years”. (Central European History 48 (2015), 1. Mai 2015)

Schriften (Auswahl)

  • Deutschlands Neue Rechte. Angriff der Eliten – Von Spengler bis Sarrazin. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2011, ISBN 978-3-506-77111-7.
  • Claudia Globisch, Agnieszka Pufelska, Volker Weiß (Hrsg.): Die Dynamik der europäischen Rechten. Geschichte, Kontinuitäten und Wandel. Springer VS, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-92703-9.
  • Moderne Antimoderne. Arthur Moeller van den Bruck und der Wandel des Konservatismus. Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2012, ISBN 978-3-506-77146-9 (Dissertation Universität Hamburg [2012], 548 Seiten mit Illustrationen).
  • Moses Hess. Rheinischer Jude, Revolutionär, früher Zionist. Greven, Köln 2015, ISBN 978-3-7743-0614-1.
  • Revolution und „Völkerfrühling“: Moses Hess. In: Samuel Salzborn (Hrsg.): Zionismus. Theorien des jüdischen Staates, Nomos, Baden-Baden 2015 (Staatsverständnisse Bd. 76), ISBN 978-3-8487-1699-9, S. 15–33.
  • PEGIDA – "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes", Bundeszentrale für politische Bildung, 6. Januar 2015.
  • Bedeutung und Wandel von ‚Kultur‘ für die extreme Rechte. In: Fabian Virchow, Martin Langebach, Alexander Häusler (Hrsg.): Handbuch Rechtsextremismus. Springer, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-531-19085-3, S. 441–469.
  • Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes. Klett-Cotta, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-608-94907-0
  • „Furor Teutonicus“, Jüdische Allgemeine, 6. Juli 2017.
  • Vom Extrem zur Alternative? Ein Blick auf die rechtsextreme US-Szene, Bundeszentrale für politische Bildung, 28. Juli 2017.
  • „Die Neue Front“. Die „revolutionäre“ Neuausrichtung des Nationalismus nach 1918. In: Journal für Politische Bildung 1/2018, Wochenschau Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-7344-0662-1, S. 26–30.
  • Rolf Peter Sieferles „Finis Germania“. Der Antaios Verlag und der Antisemitismus. In: Stefanie Schüler-Springorum (Hrsg.): Jahrbuch für Antisemitismusforschung 28, Metropol, Berlin 2019, ISBN 978-3-86331-502-3, S. 123–146.
  • Nachwort zu: Theodor W. Adorno: Aspekte des neuen Rechtsradikalismus. Ein Vortrag. Suhrkamp, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-58737-9, S. 59–87.

Weblinks

Commons: Volker Weiß – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Volker Weiß | Villigster Forschungsforum. Abgerufen am 15. Februar 2017.
  2. Sezessionisten trennen sich. Abgerufen am 15. Februar 2017.
  3. Volker Weiß: Moderne Antimoderne. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2012, S. 15.
  4. Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin (Hrsg.): Tätigkeitsbericht 2017-18. Berlin 2019, S. 128.
  5. Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R.: Sehen!: Der Rote Rabbi | Jüdische Allgemeine. Abgerufen am 15. Februar 2017 (englisch).
  6. Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse 2017. Abgerufen am 16. Februar 2017.
  7. Lukas Christensen, Brigitte Haidler: Personen. Abgerufen am 14. Mai 2021.
  8. David Hamann: Rezension von Deutschlands Neue Rechte. In: ZfG. 59 Jhrg., Heft 12, 2011, S. 1069.
  9. Stefan Kubon: Rezension von Deutschlands Neue Rechte. In: Zeitschrift für Politik. Jahrg. 58, Nr. 4, 2011, S. 476–478, hier S. 478.
  10. Georg Koch: Rezension von Deutschlands Neue Rechte. In: Widerspruch. Münchner Zeitschrift für Philosophie. Nr. 53, 2011, S. 116–120, hier S. 117.
  11. Zuber, Johannes: Rezension zu: V. Weiß: Deutschlands Neue Rechte. In: H-Soz-Kult. Abgerufen am 24. Februar 2017.
  12. POLAK – Moderne Antimoderne. In: archive.is. 1. Mai 2014 (POLAK – Moderne Antimoderne (Memento vom 1. Mai 2014 im Webarchiv archive.today) [abgerufen am 15. Februar 2017]). POLAK – Moderne Antimoderne (Memento vom 1. Mai 2014 im Webarchiv archive.today)