Narrativ (Grammatik)
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Als Narrativ (der, von lateinisch narrare erzählen) werden in den Sprachwissenschaften zwei grammatische Phänomene bezeichnet:
- In den kaukasischen Sprachen ist der Ausdruck Narrativ eine Kasusbezeichnung, die hauptsächlich in der Kaukasistik Verwendung findet. Sie bezeichnet den sogenannten Erzählkasus. Beispielsweise ist der Ergativ der georgischen Sprache ein Narrativ, da er ausschließlich in der perfektiven Vergangenheitsform des Aorist, also in erzählendem Stil, verwendet wird. Der georgische Name für den Ergativ lautet Mothxrobithi.
- In den baltischen Sprachen ist der Narrativ ein spezieller Erzählmodus, dessen Formen mit dem Modus relativus identisch sind (auch Partizipialsprache genannt), zum Beispiel litauisch gyvenęs karalius „es lebte ein König“ vs. gyveno karalius.
- Im biblischen Hebräisch werden zwei Tempora unterschieden, die durch zwei Konjugationen dargestellt werden, zum einen die „Afformativ-Konjugation“ (auch als „Perfekt“ bezeichnet) und die „Präformativ-Konjugation“ (auch als „Imperfekt“ bezeichnet). Mit dem hebräischen Buchstaben „ו“ („Waw“) des hebräischen Alphabets, der für die Kopula „und“ steht, wird das „Waw conversivum“ oder auch Imperfectum consecutivum gebildet, es ist das typische Erzähltempus, das in biblischen Texten Verwendung findet, und wird daher eben auch „Narrativ“ genannt. Es sind dies (übersetzt): etwa die Reihung der Ereignisse in den Erzählungen mit: „und dann (...) und dann“.[1]
Einzelnachweise
- ↑ Melanie Köhlmoos: Altes Testament. (= UTBBasics, = UTB 3460), A. Francke, Tübingen 2011, ISBN 978-3-8252-3460-7, S. 33.