Burg Reichenberg (Rheinland-Pfalz)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. April 2022 um 16:19 Uhr durch imported>Brühl(522870) (Einleitung korrigiert nach https://www.reichenberg-rlp.de/burg: Reichenberg gehört zu den burgenkundlich auffallendsten Bauwerken ... (Ein Satz, den man immer wieder bei der Beschreibung unserer Burg lesen kann). Aber der Satz geht weiter ... Württembergs).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Burg Reichenberg

Burg Reichenberg, Gesamtansicht Burgberg

Staat Deutschland
Ort Reichenberg
Entstehungszeit 1319
Burgentyp Höhenburg
Ständische Stellung Grafen
Geographische Lage 50° 10′ N, 7° 46′ OKoordinaten: 50° 9′ 30,6″ N, 7° 45′ 35,9″ O
Höhenlage 230 m ü. NHN
Burg Reichenberg – Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian, 1655

Die Burg Reichenberg ist eine mittelalterliche Burganlage oberhalb der Gemeinde Reichenberg. Diese gehört zur Verbandsgemeinde Loreley mit Sitz in Sankt Goarshausen im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz. Die Burg ist Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal und liegt als Höhenburg auf 230 m ü. NHN über dem Hasenbachtal, durch das die Bundesstraße 274 vom Rhein bei Sankt Goarshausen über Nastätten nach Katzenelnbogen führt. Für die Sicherung dieser Straßenverbindung war der Burgenbau seinerzeit von Bedeutung.[1]

Geschichte

Bauherren waren die Grafen von Katzenelnbogen, die sich von Untervögten zu einem der mächtigsten Herrengeschlechter des deutschen Mittelalters entwickelt hatten. Baubeginn war unter Graf Wilhelm I. 1319. Bei seinem Tod 1331 waren nur die bewohnbare Schildmauer mit den beiden 40 Meter hohen Flankierungstürmen, die östliche Vorburg und die Fundamente der westlichen Hauptburg vollendet. 1352 teilten die Erben Eberhard und Wilhelm II. von Katzenelnbogen die Burg unter sich auf. Wilhelm II. drehte die ursprüngliche Konzeption um und errichtete seine Burg auf dem Gelände der Vorburg. Bis 1358 wurde ein weiträumiger Wohnbau errichtet, der mit nach Osten und Süden ausgerichteten Kasematten – den ältesten in Deutschland – gesichert wurde. Das dreigeschossige, halbrunde Wohngebäude weist für Mitteleuropa ungewöhnliche Säulenkonstruktionen auf und zeigt architektonische Details, die auf syrische Kreuzfahrerburgen zurückgehen.

1479 ging die Burg durch Erbfall an Hessen und verblieb dort lange Zeit bei Hessen-Rheinfels-Rotenburg. 1649–51 erfolgte nach einer Belagerung eine Restaurierung. Das Bauwerk verlor jedoch schnell seinen militärischen Wert und wurde bald nur noch als Verwaltungssitz des Amtes Reichenberg genutzt, wozu Kornlager und Scheunen gebaut wurden. Bis 1806 war Reichenberg hessische Festung und wurde ab 1821 dann „auf Abbruch“ – der aber im Wesentlichen unterblieb – an Moses Aron verkauft. Der Burgenliebhaber Archivar Friedrich Gustav Habel erwarb die Burg 1836 und trug wesentlich zur Erhaltung bei.

Victor Hugo schrieb auf seiner Rheinreise 1840, von Sankt Goarshausen kommend: "Plötzlich schreitet man über eine Wiese, die Lippen der Talschlucht tun sich auf und überraschend tritt auf dem Gipfel eines bewaldeten Berges eine bewundernswürdige Ruine hervor. Dieses Schloß ist Reichenberg. Hier lebte zur Zeit des Faustrechts im Mittelalter einer der gefürchtesten unter den Raubrittern, der sich selbst den Namen "Landschaden" beilegte"[2]

1880 wurde durch Baron Wolfgang von Oettingen im Westen ein historisierender Wohnbau neu errichtet. Die Familie von Oettingen besaß die Burg bis ins Jahr 1956 und unternahm große Anstrengungen zur Sicherung des Bauwerkes.

Nachdem 1814 bereits der eine Turm der Schildmauer wegen Einsturzgefahr gesprengt worden war, stürzte 1971 auch der zweite ein. Auch beim Saalbau gab es einen Teileinsturz, so dass heute die Zwischendecken fehlen. Weitere Teile sind ebenfalls einsturzgefährdet. Bisherige Sicherungsmaßnahmen beschränkten sich in erster Linie auf das Einziehen von Stahlgerüsten zur Stabilisierung des Mauerwerks. Seit Mitte 2010 hat die Burg einen neuen Besitzer. Er plant zusammen mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, die Burg vor dem weiteren Verfall zu bewahren.

Literatur

  • Michael Fuhr: Wer will des Stromes Hüter sein? 40 Burgen und Schlösser am Mittelrhein. 1. Auflage. Schnell & Steiner, Regensburg 2002, ISBN 3-7954-1460-1, S. 104–106.
  • Karl Willi Hebel: Reichenberg Dorf und Burg im Taunus. Ortsgemeinde Reichenberg, Reichenberg 2000.
  • Der Rhein von Mainz bis Köln. DuMont Kunstreiseführer.

Weblinks

Commons: Burg Reichenberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise