Eier als Grabbeigabe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Mai 2022 um 19:03 Uhr durch imported>Aka(568) (Mehrzahl Weblinks, deutsch, Links normiert, Kleinkram).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Eier aus Grab 121 des Angelsächsischen Gräberfeldes von Great Chesterford im Britischen Museum.

Eier als Grabbeigaben sind aus unterschiedlichen Kulturen bekannt. Es werden sowohl echte Eier wie auch künstliche aus unterschiedlichen Materialien mitgegeben.

Ausgewählte Funde

In apulischen Gräbern (so in Alezio, Mesagne und Oria) aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. wurden Hühnereier oder Eier aus Ton gefunden. In der angrenzenden griechischen Kolonie Metapont waren es Bronze-Eier, die sich in der Mitte aufklappen lassen. Auch in etruskischen römischen, römisch-germanischen, keltischen, slawischen und ostmediterranen Gräbern wurden bunte Hühner- und Gänseeier gefunden.

Aus dem römischen Rheinland sind mehrere Gräber mit Eierbeigaben bekannt. In den städtischen Nekropolen der CCAA fanden sich Hühnereier in Zusammenhang mit dem Essgeschirr, sie gehören demnach zu den Speisebeigaben. Ein besonderer Fund sind bemalte Gänseeier aus dem in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts datierenden Grabes 11 von Hürth-Hermülheim, einer Nekropole mit über 40 Bestattungen. Da eines dieser Eier bei Trinkgefäßen lag, war es wahrscheinlich ebenfalls zum Verzehr bestimmt. Das andere Gänseei fand sich bei Parfumflaschen und war vielleicht zur Herstellung von Kosmetik gedacht. Zu den weiteren Beigaben des reichen Grabes 11, der Bestattung einer 40–50 Jahre alten Frau, gehören Gefäße aus Keramik und Glas, mindestens eine Münze, Beinnadeln und ein Spinnrocken aus Elfenbein. Weitere bemalte Gänseeier stammen aus einem römischen Sarkophag des 4. Jahrhunderts aus Worms.

Die Eierbeigaben im Gräberfeld von Grafendobrach (Kulmbach, Oberfranken) aus dem 9. und 10. Jahrhundert lagen ausschließlich in Kindergräbern. Im awarischen Gräberfeld von Alattyán (708 Gräber; 27 bei Frauen, 13 bei Kindern, 8 bei Männern, 10 unbestimmbar) ist dies nicht der Fall.

Kulturgeschichtliche Hintergründe

Eierbeigaben in Gräbern kann keine einheitliche Bedeutung beigemessen werden, da sie aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen und mit Eiern auch innerhalb einer Kultur unterschiedliche Assoziationen verbunden sein können.

Ein Beispiel für einen offenbar mythologischen Hintergrund ist ein kleines Steinei aus einem metapontinischen Grab, aus dem eine winzige Frau herausschaut: Helena. Die Tochter des Zeus in Schwanengestalt schlüpfte aus einem Ei. Je nach Mythosvariante war Leda, die Zeus in Gestalt eines Schwans verführte, oder Nemesis, die Schicksalsgöttin, ihre Mutter. Diese Darstellung ist auf rotfigurigen apulischen Vasen des 4. Jahrhunderts v. Chr. zu finden. Das Ei war zu dieser Zeit bei den alten Griechen nicht nur ein Fruchtbarkeitssymbol und Zeichen des Lebens, sondern auch ein Symbol der Auferstehung und somit auch des Todes, der vorausgehen musste.

Das Ei gilt heute noch in der Ostkirche als Symbol der Auferstehung.

Literatur

  • Elke Böhr: Das Ei in der griechischen und römischen Antike. In: R. Jakob (Hrsg.), Überraschung: Ei. Vom Schöpfungsmythos zum Kunstobjekt. Ausstellungskatalog Schöngeising 2009. S. 42–53.
  • Jan Eisner: Die bunten slawischen Toneier. In: J. Frei (Hrsg.), Epitymbion Roman Haken (Prag 1958) S. 76–80.
  • Ingo Gabriel: Kiewer Ostereier. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde Bd. 16, Berlin 2000, S. 467–468.
  • Raymund Gottschalk: Gefärbt im Grab – zwei Gänseeier aus der Römerzeit. Berichte aus dem LVR-Landesmuseum. Bonn 1/2011. S. 14 f.
  • Arnold Muhl: Die Hoffnung ist oval – Eine Eirassel aus der mittelalterlichen »Pfalz« Wallhausen und ihr kultureller Hintergrund. In: Arch. Sachsen-Anhalt 9 (Halle [Saale] 2018) 70-74.
  • T. Westphalen: Kiewer Ei. In: R. Enke/B. Probst (Hrsg.), 800 Jahre Via Regia. Bewegung und Begegnung. Katalog zur 3. sächsischen Landesausstellung (Dresden 2011) 51, Nr. 2/4.

Weblinks