Max Fechner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Mai 2022 um 05:25 Uhr durch imported>TaxonKatBot(2318584) (Bot: Kategorie:Träger des Titels Held der Arbeit umbenannt in Kategorie:Held der Arbeit: laut Diskussion).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Max Fechner (1952)

Max Fechner (* 27. Juli 1892 in Rixdorf; † 13. September 1973 in Schöneiche) war ein deutscher Politiker (SPD, USPD, SED) und von 1949 bis 1953 Justizminister der DDR.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Nach dem Besuch der Volksschule wurde Fechner als Werkzeugmacher ausgebildet und arbeitete im Anschluss bis April 1920, mit Unterbrechung durch Teilnahme am Ersten Weltkrieg, in seinem erlernten Beruf.

Politische Aktivitäten und Funktionen

SPD und USPD

Er trat 1910 der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei, war von 1917 bis 1922 Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und kehrte danach zur SPD zurück. Er war von 1921 bis 1925 Bezirksverordneter in Berlin-Neukölln, von 1925 bis 1928 Stadtverordneter für Gesamt-Berlin und von 1928 bis 1933 Abgeordneter des Preußischen Landtages. Er arbeitete im Parteivorstand der SPD und war seit 1924 verantwortlicher Redakteur der kommunalpolitischen Zeitschrift Die Gemeinde.

Widerstand gegen das NS-Regime

Fechner war während der Zeit des Nationalsozialismus in der Widerstandsgruppe um Franz Künstler aktiv und von 1933 bis 1934 (KZ Oranienburg) sowie 1944 bis 1945 in Haft.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg wurde Fechner Mitglied des Zentralausschusses der SPD und des Parteivorstandes bzw. Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Im Zuge der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED[1] gehörte er zu den Befürwortern der Vereinigung. Die Berliner Zeitung vom 13. April 1946:

„Max Fechner von der SPD, der auf dem Bezirksparteitag [im Theater am Schiffbauerdamm] erscheint, hat kaum die ersten Worte über den einstimmigen Beschluß des Bezirksparteitages der SPD gesprochen, als ihn spontaner Beifall der sich von den Plätzen erhebenden Delegierten minutenlang unterbricht.“

Von 1946 bis 1948 war er Stadtverordneter von Groß-Berlin, bis 1949 Mitglied des Deutschen Volksrates und bis 1950 der Volkskammer.

1948 wurde Fechner als Nachfolger von Eugen Schiffer Präsident der Deutschen Zentralverwaltung der Justiz (DJV) der SBZ. Von 1949 bis 1951 war er Präsident der Vereinigung demokratischer Juristen Deutschlands (VDJD) und von Oktober 1949 bis zu seiner Amtsenthebung im Juli 1953 Minister für Justiz der DDR.

Verhaftung

Fechner verkündete am 30. Juni 1953 in einem Interview mit dem SED-Zentralorgan Neues Deutschland im Zusammenhang mit der Verhaftungswelle nach dem niedergeschlagenen Aufstand vom 17. Juni 1953, dass nur Personen „die sich eines schweren Verbrechens schuldig machten“, bestraft werden würden. Ohne Nachweis werde es keine Bestrafung von Angehörigen der Streikleitung und von Rädelsführern „auf bloßen Verdacht oder schweren Verdacht hin“ geben.[2] Fechner wurde bald darauf als „Feind des Staates und der Partei“ seines Amtes enthoben, aus der SED ausgeschlossen und verhaftet. Nach zweijähriger Untersuchungshaft vom 14. Juli 1953 bis 24. Mai 1955 im Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen[3] wurde er vom Obersten Gericht zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt[1]; dabei wurden Fechner auch homosexuelle Vergehen vorgeworfen.[4][5]

Rehabilitierung

Grabstätte von Max Fechner
Grabstätte von Erna Fechner

Am 24. Juni 1956 wurde Fechner aus der Haft in Bautzen II entlassen und zwei Tage später im Zuge der Entstalinisierung zusammen mit Paul Baender und Paul Szillat und 85 weiteren Verurteilten vom Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck begnadigt.[6] Im Juni 1958 wurde seine Parteimitgliedschaft wiederhergestellt. Fechner erhielt 1965 den Vaterländischen Verdienstorden in Silber, 1967 in Gold sowie 1972 den Karl-Marx-Orden. Seine Urne wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt, die seiner Frau Erna in der benachbarten Grabanlage Pergolenweg. Die Deutsche Post der DDR gab ihm zu Ehren 1982 eine Sonderbriefmarke in der Serie Persönlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung heraus.

Publikationen

  • Wege und Ziele der Sozialdemokratie. Rede des Vorsitzenden des Zentralausschusses der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Max Fechner am 13. Oktober 1945 in der Sozialistischen Tribüne. „Das Volk“, Berlin 1945.
  • Jugend und Politik. Vorwärts Verlag, Berlin 1946.
    • Jugend und Politik. 2., unveränd. Aufl. J. H. W. Dietz Nachf., Berlin 1946.
  • Einheit tut not! Rede auf der Versammlung der Zentralverwaltung für Industrie in Berlin am 12. März 1946. Verlag Einheit, Berlin 1946. / Max Fechner
  • Offener Brief an Dr. Schumacher. Vorwärts Verlag, Berlin 1946.
  • Wie konnte es geschehen? Auszüge aus den Tagebüchern und Bekenntnissen eines Kriegsverbrechers. Das Volk, Berlin 1946.
    • 2. Aufl. 100 – 200. Tsd., Das Volk, Berlin 1946.
    • 3. Aufl. 201 – 350. Tsd., J. H. W. Dietz Nachf., Berlin 1946.
    • 4. Aufl. 351 – 450 Tsd., J. H. W. Dietz Nachf., Berlin o. J.
    • 5. Aufl. 451 – 550. Tsd.,J. H. W. Dietz Nachf., Berlin o. J.
  • Die kommunalpolitischen Richtlinien der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Mit einer Einführung von Max Fechner. Dietz Verlag., Berlin 1946.
  • Die soziale Aufgabe der Volksrichter. Rede vor den Absolventen des 1. Lehrganges du Volksrichterschule in Potsdam, gehalten am 23. 9. 1946. Märkische Druck- und Verlag, Potsdam 1947.
  • Wesen und Aufgaben der neuen demokratischen Selbstverwaltung. Dietz Verlag, Berlin 1948. (=Kommunale Politik)
  • (Hrsg.): Beiträge zur Demokratisierung der Justiz. Dietz Verlag, Berlin 1948.

Literatur

  • Rudi Beckert: Lieber Genosse Max. Aufstieg und Fall des ersten Justizministers der DDR Max Fechner. Schriftenreihe Justizforschung und Rechtssoziologie, 5; BWV – Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2003; ISBN 3-8305-0149-8.
  • Ernst Kienast (Hrsg.): Handbuch für den Preußischen Landtag, Ausgabe für die 5. Wahlperiode, Berlin 1933, S. 320.
  • Werner Breunig, Andreas Herbst: Biografisches Handbuch der Berliner Stadtverordneten und Abgeordneten 1946–1963 (= Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin. Bd. 14). Landesarchiv Berlin, Berlin 2011, ISBN 978-3-9803303-4-3, S. 94.
  • Karl Wilhelm Fricke: Justiz im Auftrag der Partei. Der Fall Max Fechner als Beispiel. In: Rückblicke auf die DDR. Hrsg. von Gisela Helwig. Edition Deutschland Archiv, Köln 1995, S. 26–35.
  • Andreas Herbst, Helmut Müller-EnbergsFechner, Max. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Biografie von Max Fechner. In: Wilhelm H. Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1876–1933 (BIOSOP)
  • Siegfried Suckut: „Als wir in den Hof unserer Haftanstalt fuhren, verstummte Genosse Fechner“. Neues aus den Stasi-Akten zur Verhaftung und Verurteilung des ersten DDR-Justizministers. In: Justiz im Dienste der Parteiherrschaft. Rechtspraxis und Staatssicherheit in der DDR. Ch. Links, Berlin 1999, S. 165–179.

Weblinks

Commons: Max Fechner – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen: Biografie Fechners (Memento vom 27. Oktober 2014 im Internet Archive)
  2. Alle Inhaftierten kommen vor ein ordentliches Gericht. In: Neues Deutschland vom 30. Juni 1953, Nr. 150. S. 5.
  3. Karl Wilhelm Fricke:Geschichtsrevisionismus aus MfS-Perspektive (Memento vom 27. Juni 2013 im Internet Archive) (PDF; 132 kB)
  4. Reine Erziehung. Neue Aktenfunde zeigen: Bis in die achtziger Jahre hinein schikanierten SED und Stasi Homosexuelle. Der Spiegel, 24. Juni 1996
  5. Bernd-Ulrich Hergemöller: Mann für Mann. Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und männlicher Sexualität im deutschen Sprachraum. LIT-Verlag, Münster 2010, ISBN 978-3-643-10693-3, Seite 220
  6. Präsident Pieck begnadigte 88 Personen. In: Neues Deutschland vom 27. April 1956, Nr. 102, S. 1.