Belletristik

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Die Belletristik ist im Buchhandel die Unterhaltungsliteratur in ihren verschiedenen Formen, wie beispielsweise die literarischen Genres Roman und Erzählung.

Die Belletristik ging aus dem Buchhandelssegment der Belles Lettres (frz. „schöne Literatur“) hervor. Im 17. Jahrhundert entstand sie zwischen dem Markt gelehrter Fachliteratur der Wissenschaften (den Lettres – mithin damals die Literatur im eigentlichen Wortsinn) und dem Markt günstiger, zumeist sehr roh gestalteter Bücher für das „einfache Volk“ (→ Volksbuch).

Wortgeschichte

Aus dem französischen Ausdruck Belles Lettres entstand im Deutschen der Gallizismus Belletristik. Im heutigen Französisch existiert dagegen kein Begriff, der mit dem im deutschsprachigen Raum (auch fachsprachlich) gebräuchlichen „Belletristik“ absolut bedeutungsgleich wäre. Vielmehr kommen dort – je nach Zusammenhang – die folgenden drei Begriffe zur Anwendung:

  • fiction (überwiegend[1]; im Deutschen in einer nahezu identischen Bedeutung verwendet, vgl. Fiktion) oder
  • littérature générale[2] (wörtlich übersetzt: ‚Allgemeinliteratur‘) und
  • im historischen Kontext nach wie vor belles-lettres

Entwicklung

Seit der Wende ins 18. Jahrhundert umfasste die Belletristik ein breites Spektrum an Genres für Leser mit Geschmack, die weniger an Fachgelehrsamkeit interessiert waren als an den modernen und eleganten Publikationen nach französischer Mode, wie sie damals in ganz Europa gelesen wurden. So charakterisiert Goethe in den Leiden des jungen Werthers (1774) eine Romanfigur mit abfälligem Unterton: „… doch an gründlicher Gelehrsamkeit mangelt es ihm, wie all den Bellettristen“.[3] Aktuelle politische Memoires, Romane, Journale, Poesie und Klassiker der Antike in modernen Übersetzungen standen im Zentrum des Begriffsfeldes.

Im Lauf des 18. Jahrhunderts kam der Begriff der Belles Lettres auf dem deutschen Buchmarkt aus der Mode. Deutschsprachige Alternativbegriffe setzten sich durch. Man sprach von galanten Wissenschaften um 1700, schönen Wissenschaften Mitte des 18. Jahrhunderts, schöner Literatur auf dem Weg ins 20. Jahrhundert. Mit diesen aufeinanderfolgenden Begriffsbildungen verengte sich das Gattungsspektrum Schritt für Schritt auf Dramen, Romane und Gedichte, den Kernbestand der poetischen Nationalliteratur.

Heutige Verwendung

Die Begriffsverengung der schönen Literatur auf die poetische Nationalliteratur wurde besonders vehement im deutschen Sprachraum durchgesetzt, der hier ein nationales Diskussionsfeld aufbaute. Dies dürfte dafür verantwortlich sein, dass der deutschsprachige Buchhandel die alte Begriffsbildung überleben ließ, um auf dem internationalen Markt deutsche Literatur noch benennen und somit wiedererkennen zu können.

Die Belletristik umfasst noch heute weitgehend das Spektrum, das die Belles Lettres im frühen 18. Jahrhundert bezeichneten: Memoiren, populärwissenschaftliche Bücher, Romane, also das gesamte Feld, aus dem die Nationalliteraturen innerhalb des internationalen Massenmarktes entstanden.

Heute wird der Begriff der Belletristik oft für reine Unterhaltungsliteratur gebraucht.[4] Im deutschsprachigen Buchmarkt wird der Begriff Belletristik seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch synonym zum im englischsprachigen Raum üblichen Terminus Fiction (auf Fiktion basierende Literatur) als Gegensatz zu Nonfiction (Sachbuch) verwendet.

Anders als die Literatur ist die Verwendung des Worts Belletristik auf den Buchhandelsbereich beschränkt. So gibt es zwar Literaturkritiker, aber keine Belletristikkritiker, es gibt eine Literaturwissenschaft, aber keine Belletristikwissenschaft.

Marktsegment Belletristik

Der deutsche Buchhandel erwirtschaftete 2019 einen Gesamtumsatz von 9,291 Milliarden Euro.[5] Die Sparte Belletristik hat daran den größten Anteil von 30,9 %. Die anderen Kategorien sind Kinder- und Jugendbücher, Reise, Ratgeber, Geisteswissenschaften-Kunst-Musik, Naturwissenschaften-Medizin-Informatik-Technik, Sozialwissenschaften-Recht-Wirtschaft, Schule-Lernen und Sachbuch.[6] Im Jahr 2013 kamen 15.610 belletristische Neuerscheinungen als Erstauflage auf den Markt.[7]

Die Marktanteile innerhalb der Warengruppe Belletristik verteilten sich im Jahre 2018 folgendermaßen:[8]

Weblinks

Wiktionary: Belletristik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Fiktion – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. div. Wörterbucheinträge
  2. Leo Dictionary. Französisch ↔ Deutsch; Suchwort: »Belletristik« (abgerufen am 18. April 2013)
  3. Johann Wolfgang Goethe: Die Leiden des jungen Werthers. In: Karl Richter u. a. (Hrsg.): Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe. Band 1.2. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1987, Zweiter Teil, „am 24. Dez.“, S. 249.
  4. Irmgard Schweikle: Belletristik. In: Günther und Irmgard Schweikle (Hrsg.): Metzler-Literatur-Lexikon. Begriffe und Definitionen. 2. Auflage. J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1990, ISBN 3-476-00668-9, S. 46.
  5. Branchenumsatz und Branchenentwicklung. Abgerufen am 26. September 2020 (deutsch).
  6. Warengruppen. Abgerufen am 26. September 2020 (deutsch).
  7. boersenverein.de (Memento des Originals vom 23. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.boersenverein.de Presseinformation des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: Buch und Buchhandel in Zahlen 2014; abgerufen am 23. Januar 2015
  8. Börsenverein des Deutschen Buchhandels - Branchen-Monitor BUCH. Abgerufen am 26. September 2020.