Flügelader

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Benennung der Flügeladern der Insekten nach dem Comstock-Needham-System.
Flügeladerung der Gefleckten Wiesenschnake. Bei den Zweiflüglern sind nur die Vorderflügel entwickelt, das hintere Flügelpaar ist zu Schwingkölbchen rückgebildet.

Als Flügelader (von „Ader“) wird im Flügel von Insekten jede quer oder längs verlaufende Versteifung bezeichnet. Die Flügeladern bilden meist ein dichtes Netzwerk, das sogenannte Flügelgeäder oder kurz Geäder.[1] Die großen Längsadern („Flügelvenen“) sind hohl und enthalten blutartige Hämolymphe sowie einen Nerv und einen Tracheenast.[2][3] Die Hämolymphe auch der Flügeladern wird in pulsierender Bewegung gehalten.[4] Die Queradern und die Enden der Längsadern sind meist massiv und besitzen keinen Hohlraum.

Metamorphose einer Libelle: Aushärtung der gespreizten Flügel

Die Flügelvenen spielen bei vielen Insekten eine wichtige Rolle bei der Entfaltung der noch weichen Flügel nach dem Schlupf aus der Puppe beziehungsweise der Exuvie des letzten Larvenstadiums. Auch nach dem Erhärten (Sklerotisierung) sind einige der Adern mit Hämolymphe gefüllt. Sie versorgen beispielsweise die Drüsen für die Duftschuppen von Schmetterlingen. Nerven und Tracheen bleiben teilweise erhalten und dienen unter anderem zur Versorgung von Sinnesorganen auf der Flügeloberfläche. Bei Florfliegen befindet sich in einer der vorderen Längsadern der Vorderflügel ein komplettes Hörorgan (Tympanalorgan). Männliche Langfühlerschrecken haben im Vorderflügel ein besonders ausgeprägtes Flügelgeäder, welches zur Schallerzeugung dient und das Stridulationsorgan sowie die dazugehörigen Resonanzstrukturen bildet.

Phylogenetische Forschung

Anhand der Morphologie der Flügeladerung werden Insektenpopulationen miteinander verglichen, um aus der Variabilität der Äderungen u. a. Rückschlüsse auf ihre Phylogenese, Populationsgenetik und Populationsdynamik zu ziehen, beispielsweise bei der gut untersuchten Honigbiene.[5][6]

Auch in der paläontologischen Forschung trägt die Analyse der Flügeladerung zur Identifizierung von in Bernstein inkludierten Fossilien bei.[7][8][9]

Siehe auch

Quellen

Einzelnachweise

  1. K. G. Andrew Hamilton: The insect wing, part III. Venation of the orders. In: Journal of the Kansas Entomological Society, 1972, S. 145–162 (PDF).
  2. Günther Pass: Beyond aerodynamics: the critical roles of the circulatory and tracheal systems in maintaining insect wing functionality. In: Arthropod Structure & Development, Band 47, Nr. 4, 2018, S. 391–407.
  3. Lutz Thilo Wasserthal: Antagonism between haemolymph transport and tracheal ventilation in an insect wing (Attacus atlas L.). In: Journal of Comparative Physiology, Band 147, Nr. 1, 1982, S. 27–40.
  4. Mary K. Salcedo, John J. Socha: Circulation in insect wings. In: Integrative and Comparative Biology, 2020, doi:10.1093/icb/icaa124.
  5. M. Mladenović, V. D. Simeonova: The variability of wing nervature angles of honey bee from the north Kosovo area. In: Biotechnology & Biotechnological Equipment, Band 24.sup1., 2010, S. 427–432 (PDF).
  6. M. Mladenović, V. Simeonova: The angles of wing nervature of authentic honey bee from south Serbia. In: Agroznanje-Agro-knowledge Journal, Band 11, Nr. 3, 2010, S. 91–97.
  7. Burkhard: Re: Hymenoptera (Hautflügler) im Baltischen Bernstein, 8. April 2020, eingesehen 11. März 2021.
  8. Wilfried Wichard: Köcherfliegen des Dominikanischen Bernsteins — III. Chimarra succini n. sp.(Stuttgarter Bernsteinsammlung: Trichoptera, Philopotamidae). In: Stuttgarter Beitr. Naturk., Ser. B, Nr. 95, November 1983, S. 1–8 (PDF).
  9. Qiang Yang, Vladimir N. Makarkin, Shaun L. Winterton, Alexander V. Khramov, Dong Ren: A remarkable new family of Jurassic insects (Neuroptera) with primitive wing venation and its phylogenetic position in Neuropterida. In: PLoS One, Band 7, Nr. 9, 2012, Artikel e44762, doi:10.1371/journal.pone.0044762 (PDF).