Lost Generation

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Als Lost Generation (engl. für „Verlorene Generation“)[1] wird im engeren Sinne eine Gruppe amerikanischer Schriftsteller bezeichnet, die während des Ersten Weltkriegs heranwuchsen. Geprägt wurde die Bezeichnung von Gertrude Stein.

Entstehung und Verbreitung der Bezeichnung

Nach Ernest Hemingways Bericht in seinem Buch A Moveable Feast (dt. Paris – ein Fest fürs Leben) hatte Gertrude Stein sich in Paris beim patron (Besitzer) einer Werkstatt über einen Autoschlosser beschwert, woraufhin der patron seinem jungen Angestellten bescheinigte: „Ihr seid alle eine verlorene Generation“ (génération perdue). Gertrude Stein wandte den Begriff gegenüber Hemingway auf alle Kriegsteilnehmer an („You are all a lost generation“), die respektlos seien und zu viel tränken. Hemingway hielt dem entgegen, dass wahrscheinlich „der patron des jungen Mannes schon um elf Uhr früh betrunken“ war, weshalb er auch „so wunderbare Phrasen“ gebraucht habe. Trotzdem wählte Hemingway die Wendung als eines von zwei Motti für seinen ersten Roman The Sun Also Rises (dt. Fiesta), was ihre Verbreitung förderte. Der Roman spielt in dem Milieu, das Gertrude Stein bei ihrem Ausspruch im Auge hatte.

Die Historiker William Strauss und Neil Howe ordneten die Lost Generation in ihrem Buch Generations in ein größeres geschichtliches und soziologisches Gefüge ein. Der Ausdruck wird zum Sammelbegriff für die 1883–1900 geborenen Amerikaner. Ihre Kinder waren die G.I. Generation, ihre Enkel die Baby-Boomer.

Viele der bedeutendsten Schriftsteller der amerikanischen Moderne verbrachten einige Zeit in Europa und fanden insbesondere in Paris unter der Ägide Steins eine, wenn auch nur vorübergehende, geistige Heimat. Einigen der wichtigsten Auslandsamerikaner (expatriates), wie zuvor Henry James, etwa Ezra Pound und T. S. Eliot, war eine kulturkritische Grundhaltung gemein, die sich gegen die behauptete Banalität der amerikanischen Gesellschaft und der amerikanischen Literatur richtete. Der locus classicus für die beherrschende Stimmung der Zeit findet sich bei F. Scott Fitzgerald, der schrieb,[2] seine Generation sei herangewachsen, nur um „alle Götter tot, alle Kriege gekämpft, jeden Glauben in die Menschheit zerstört“ vorzufinden („Here was a generation… grown up to find all gods dead, all wars fought, all faith in man shaken.“).[3]

Auf dem Höhepunkt dieser Auswanderungswelle Mitte der 1920er Jahre zählte die amerikanische Exilgemeinde in Paris über 30.000 Personen. Die Franzosen bezeichneten sie als génération du feu („Generation des (Gefechts)feuers“).[4] Die Ernüchterung der Heimkehrer hielt Malcolm Cowley 1934 in Exile's Return fest.

Einzelnachweise

  1. Lost Generation – American literature. In: britannica.com. Abgerufen am 2. Januar 2017 (englisch).
  2. F. Scott Fitzgerald, This Side of Paradise, ISBN 978-1-593-08381-6.
  3. Scott Fitzgerald: Mehr Geld. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1958 (online).
  4. Gaby Sonnabend: Pierre Viénot (1897-1944): Ein Intellektueller in der Politik. In: Pariser Historische Studien. Band 69. R. Oldenbourg, München 2005, ISBN 978-3-486-57563-7, S. 35 (online in der Google-Buchsuche).