Andrei Hoteev

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Andrej Hoteev
Alias Andrej Hoteev
Geburtstag 2. Dezember 1946
Geburtsort Leningrad (Sowjetunion)
Instrumente Klavier
Beruf Klassischer Konzertpianist
Verheiratet mit Olga Hoteeva
Label RCA Red Seal (Sony Music), Berlin classics/Edel, Universal/KOCH Schwann, Hänssler Classic, NCA/Membran
Website http://andrej-hoteev.com

Andrej Hoteev (russisch Андрей Хотеев /

Andrei Chotejew

; * 2. Dezember 1946[1] in Leningrad; † 28. November 2021[2]) war ein in Deutschland lebender russischer Pianist.

Leben

Andrej Hoteev und Vladimir Fedoseyev in Moskau 1996
Andrej Hoteev in Skrjabin-Museum Moskau, 2005

Andrej Hoteev studierte am Sankt Petersburger Konservatorium bei Nathan Perelman[3] und am Moskauer Konservatorium bei Lew Naumow.[4][5] 1983 gab er sein Debüt im Kleinen Saal des Moskauer Konservatoriums. Es folgten weitere Auftritte in Russland. Die künstlerische Begegnung mit Svjatoslav Richter[6][7] im Juni 1985 in Sankt Petersburg gab den entscheidenden Impuls für den pianistischen Stil von Andrej Hoteev.[8] Nach zunehmender Behinderung seiner konzertanten und musikwissenschaftlichen Tätigkeit durch staatliche Stellen war es ihm, nach zeitweisem Auftrittsverbot,[9] erst ab 1990 möglich, auf Empfehlung von Valery Gergiev Konzerte in den Niederlanden[10] und in Deutschland zu geben.

1993 unternahm Hoteev seine erste Europa-Tournee durch Russland, Großbritannien, Deutschland, Belgien und Spanien und machte seine erste CD-Aufnahme in Frankreich. Das St.-Petersburger Fernsehen übertrug im Oktober 1993 ein Konzert mit Hoteev und dem Sankt Petersburger Symphonieorchester aus dem Großen Saal der Sankt Petersburger Philharmonie. Auf dem Programm stand eine Neufassung des 3. Klavierkonzertes von Pjotr Iljitsch Tschaikowski mit Erläuterungen von Hoteev, der die dreisätzige Urfassung des Werkes nach den Handschriften des Komponisten wiederentdeckt hatte.[11] Im selben Jahr übersiedelte er mit seiner Familie nach Hamburg.

1995 gastierte Hoteev in Frankreich. Er trat in der Pariser Salle Pleyel und beim Montpellier Festival von Radio France auf, spielte mit dem Orchestre National du Capitole de Toulouse, dem Orchestre National de Montpellier und dem Pariser Concerts Lamaureux Symphonieorchester.

Hoteev arbeitete regelmäßig mit Dirigenten wie Thomas Sanderling, Wladimir Fedosejew, Andrey Boreyko, Eri Klas, Avi Ostrovski, Woldemar Nelsson, Pawel Kogan, Rawil Martynow, Wladislav Tschernuschenko und Vladimir Altschuller zusammen. Auch trat er als Liedbegleiter von Sergei Aleksashkin und Robert Holl auf. Seit 2006 arbeitete er mit der Sopranistin Anja Silja zusammen und realisierte mit ihr mehrere Projekte.[12]

Bekannt wurde Hoteevs Weltpremiere des Zyklus der drei Klavierkonzerte sowie der „Fantaisie de Concert“ für Klavier und Orchester von Tschaikowski, die er im November 1996 in ihrer Urfassung in Moskau präsentierte[11] und in dieser Fassung 1998 – ergänzt durch die „Ungarischen Zigeunerweisen“ von Franz Liszt/Sophie Menter in Tschaikowskis Orchestrierung[13][14] und das „Allegro c-moll“ – in einer CD-Aufnahme einspielte.

2006 realisierte er im Großen Saal der Laeiszhalle Hamburg ein eigenes Projekt aus Farblicht, Bild und Musik. Als Solist der Hamburger Symphoniker unter Andrey Boreyko präsentierte er die rekonstruierte Farblichtpartitur von Alexander Skrjabins Prométhée. Le Poème du feu sowie die Farblicht- und Bildpartitur von Wassily Kandinsky zu Modest MussorgskisBilder einer Ausstellung“.[15]

2012 verwendete Hoteev beim Usedomer Musikfestival zusammen mit dem Philharmonischen Orchester Nowosibirsk unter Thomas Sanderling die Originalpartitur des Konzertes für Klavier und Streichorchester von Alfred Schnittke.[16]

2014 veröffentlichte Hoteev eine neue CD-Einspielung von Mussorgskis Bilder einer Ausstellung nach den Originalmanuskripten aus der Russischen Nationalbibliothek St. Petersburg, die laut seiner Forschung zahlreiche wesentliche Abweichungen zu allen Notenausgaben enthält.[17][18] Im CD-Beiheft sind die wichtigsten Abweichungen auch anhand von Abbildungen aus den Manuskripten nachvollziehbar dokumentiert.[19] Das Magazin Fono Forum schildert den Eindruck der expressiven Kraft, der Dynamik, des Farbenreichtums und der Intensität des Originals.[20] Dieses Album „Pure Mussorgsky“ vom Label Berlin classics[21] wurde für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert.[22]

Im Januar 2015 wurde Andrei Hoteev mit dem „Diapason 5“ (Frankreich) für herausragende CD-Einspielung ausgezeichnet.[23]

Im Sommer 2016 nahm Hoteev in Bayreuth sein neues Richard-Wagner-Album „Declarations of Love: Complete piano works and piano songs for Mathilde and Cosima” auf.[24] Neben „Wesendonck-Sonate“ in As-dur für Klavier WWV 85 und einigen Klavierminiaturen sind als Weltersteinspielung[25][26] zusammen mit der Sopranistin Maria Bulgakova “Vier weiße Lieder“ (1868) und die erste Fassung der Wesendonck-Lieder veröffentlicht (Hänssler Classic HC16058 2017).[27]

Hoteev war mit der russischen Pianistin Olga Hoteeva verheiratet. Mit ihr veröffentlichte er 2012 eine CD mit 22 unbekannten, von ihm bei seinen Tschaikowski-Studien wiederentdeckten Original-Transkriptionen von Sergei Rachmaninow für Klavier zu 4 Händen nach Tschaikowskis Ballett Dornröschen.[28]

Diskographie

  • Tschaikowski: Piano Concerto Nr. 3., Dumka 1993.
  • Tschaikowski: Die vier Klavierkonzerte, Zigeunerweisen und Allegro c-moll in ungekürzter Urfassung. 3 CDs, 1998.
  • Russian songs: Rachmaninow: 10 Lieder; Mussorgski: Lieder und Tänze des Todes; Skrjabin: Klaviersonate Nr. 9 „Schwarze Messe“; mit Anja Silja, Sopran. Aufnahme: Berlin, Jesus-Christus-Kirche, RCA Red Seal (Sony Music) 2009.
  • Tschaikowski/Rachmaninow: Sleeping Beauty/Dornröschen. Große Ballett-Suite für Klavier zu 4 Händen. Andrej Hoteev und Olga Hoteeva, Klavier. 2012.
  • „Pure Mussorgsky“: Bilder einer Ausstellung und Lieder und Tänze des Todes – gespielt aus den Originalhandschriften; Andrej Hoteev (Klavier) und Elena Pankratova (Sopran) Berlin classics/Edel 2014[29]
  • Wagner „Declarations of Love. Complete Piano Works and Piano Songs for Mathilde and Cosima“: „Wesendonck-Sonata“ Piano Sonata in A flat Major WWV 85 – „Sleepless“ Music Letter for piano in G Major – „Schmachtend“ Piano Elegie for Cosima in A-flat Major – Wesendonck-Lieder 1. Version, 1857/58 – „Vier weiße Lieder“,1868. Andrej Hoteev, piano; Maria Bulgakova, soprano Hänssler Classic HC16058 2017[30]
  • Tschaikovsky.The Seasons & Dumka“:„Die Jahreszeiten, Zwölf charakteristische Bilder“ op. 37bis und „Dumka“ op. 59. Andrej Hoteev (piano) Profil-Edition Günter Hänssler PH18088 2019[31]

DVDs

  • Mussorgski: Bilder einer Ausstellung. 2001.
  • Prokofjew: Die sechste Klaviersonate. (op. 82), 2003

Andrej Hoteev gab seiner Forschung nach bei dem Wiener Musikverlag Doblinger die „Vier weiße Lieder“ Richard Wagners als Urtextausgabe heraus. ISMN 979-0-012-20472-5[32]

Literatur

  • Andrej Hoteev: Der russische Pianist Andrej Hoteev – Zwischen zwei Welten. Herausgegeben von Gabriele Helbig. Staccato Verlag, Düsseldorf 2017. 248 Seiten / brosch. ISBN 978-3-932976-70-4[33]

Weblinks

Commons: Andrej Hoteev – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Moscow Conservatory alumni
  2. faz.net: Jan Brachmann Russischer Quellgeist – Zum Tod von Andrej Hoteev, abgerufen am 7. Dezember 2021
  3. Sviatoslav Richter-Forum:http://www.classicalforum.ru/index.php?topic=1512.msg40950#new
  4. Lutz Lesle: Review on „The Sleeping Beauty“, Concerti 2012
  5. Андрей Хитрук: Защитник окружающей среды Российский музыкант, 3, 2005, S. 1233
  6. „Andrej Hoteev über Sviatoslav Richter“
  7. Jürgen Kesting: "Andrej Hoteevs Hommage für Richters singende Finger" Hamburger Abendblatt vom 4. Juni 2010
  8. Lutz Lesle: Ein olympisches Programm, Die Welt, 7. Juni 2010
  9. Eckelshausener Musiktage 2005
  10. "Vara Matinee Extra: Andrej Hoteev in Slot Zeist 1990" (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive)
  11. a b Lutz Lesle: Verschlüsselte Klangbotschaften werden jetzt enthüllt, Die Welt, 27. März 2000
  12. Antje Rössler: Zugabe einer Gräfin, Berliner Zeitung, 10. März 2009
  13. Sophie Menter (Memento vom 16. Januar 2014 im Internet Archive) auf mugi.hfmt-hamburg.de
  14. Juergen Kesting: Ein düsterer Romantiker, Die Zeit, 12. November 1998
  15. Günter Berard: Musik sehen, Farbe hören, Hamburger Abendblatt, 29. August 2006
  16. Usedomer Musikfestival endet mit Paukenschlag@1@2Vorlage:Toter Link/www.nordkurier.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Nordkurier 4. Oktober 2012
  17. Remy Franck:Mussorgsky nach den Originalmanuskripten, Pizzikato, 24. September 2014
  18. Edel (Memento vom 6. Dezember 2014 im Internet Archive)
  19. Dorothea Bossert: Diese CD hat Folgen (Memento vom 10. Dezember 2014 im Internet Archive) SWR2, 16. September 2014 (PDF)
  20. Gregor Willmes: Urtext-Bilder (Memento vom 9. Dezember 2014 im Internet Archive), FonoForum, November 2014
  21. Pure Mussorgsky bei AllMusic (englisch)
  22. Longlist Bestenliste 4.2014 Jury Klaviermusik
  23. 5 Diapason, France Janvier 2015 (Memento vom 5. Januar 2015 im Webarchiv archive.today)
  24. Christoph Vratz. Maria Bulgakova, Andrej Hoteev – Wagner: Declarations of Love. (Memento vom 23. Oktober 2017 im Internet Archive) Fono Forum, August 2017, abgerufen am 17. Juni 2020.
  25. Weltersteinspielung von Wagners „Vier weißen Liedern“ Naxos News 24. März 2017
  26. Richard-Wagner-Verband International News: eine neue CD mit Wagnerliedern
  27. Young-Jin Hur. Richard Wagner Declaration of Love. MusicWeb International,London. July 2017@1@2Vorlage:Toter Link/www.musicwebinternational.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  28. Informationen über das Werk und die Ersteinspielung (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive)
  29. Andrej Hoteev: Bilder einer Ausstellung + Lieder und Tänze des Todes (Memento vom 8. August 2014 im Internet Archive)
  30. Allmusic Richard Wagner: Declarations of Love Andrej Hoteev/Maria Bulgakova
  31. [1]
  32. Vier weiße Lieder
  33. Der russische Pianist Andrej Hoteev im Staccato-Verlag