Hellmuth Freiherr Lucius von Stoedten

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Hellmuth Frhr. Lucius v. Stoedten

Hellmuth Freiherr Lucius von Stoedten (* 14. Juli 1869 auf Gut Kleinballhausen, Thüringen; † 14. November 1934 in Berlin) war ein deutscher Diplomat.[1]

Leben

Sein Vater war Robert Lucius von Ballhausen, der im Jahr 1888 als preußischer Landwirtschaftsminister in den preußischen Adelsstand als Freiherr Lucius von Ballhausen (Primogenitur) und Lucius von Stoedten (Sekundogenitur) erhoben wurde.[2][3] Sein älterer Bruder war Otto Freiherr Lucius von Ballhausen (1867–1932). Lucius heiratete im Jahr 1896 Bertha von Stumm-Halberg, eine Tochter des zeitgleich mit seinem Vater in den preußischen Adelsstand erhobenen Industriellen Carl Ferdinand von Stumm-Halberg.

Lucius von Stoedten war zunächst von 1898 bis 1900 Attaché in Paris und von 1900 bis 1906 dort dann Legationssekretär. Im Jahr 1911 wurde er Botschaftsrat in St. Petersburg. Danach war er im Jahr 1914 diplomatischer Agent und Generalkonsul in Durazzo (Mittelalbanien). Von 1915 bis 1920 war er deutscher Gesandter in Stockholm. Lucius von Stoedten war sehr maßgeblich an der Erhaltung der schwedischen Neutralität im Ersten Weltkrieg beteiligt.[4] Während dieses Krieges hat er die deutsche Russlandpolitik nach der Oktoberrevolution anders beurteilt als die militärische Führung. Erich Ludendorff bezichtigte den Gesandten sogar der Illoyalität. Allerdings wurde v. Lucius durch das Auswärtige Amt gedeckt.[5] Neben anderen Gesandtschaften war die Stockholmer unter Lucius maßgeblich für die Kontakte mit den russischen Oppositionellen und Revolutionären verantwortlich. Als solcher spielte er 1917 eine Rolle beim Transport von Lenin durch den deutschen Machtbereich über Schweden nach Russland.[6] Danach war er zwischen 1921 und 1927 Gesandter in Den Haag. Lucius von Stoedten besuchte mehrfach Kaiser Wilhelm II. im Exil, obwohl er Gesandter der Republik war. Die Rückkehr des Kronprinzen Wilhelm nach Deutschland erfolgte mit seiner Hilfe.[7]

Lucius von Stoedten war ein großer Kunstmäzen. Von Auguste Rodin, mit dem er befreundet war, erwarb er eine Kopie der Marmorplastik „L'Éternel Printemps“ (Ewiger Frühling). Auch Gerhart Hauptmann zählte zu seinem Bekanntenkreis. Von Stoedten besaß eine bedeutende Sammlung von Briefen Heinrich Heines. Rainer Maria Rilke hat Lucius von Stoedten 1922 ein Gelegenheitsgedicht gewidmet, das Martin Heidegger zur Frage veranlasste: „Wozu Dichter?“[8]

Familiengrab in Ballhausen

Lucius besaß das Rittergut Stödten bei Straußfurt.

Der Name Frhr. Lucius v. Stoedten wird seit dem Tod von Hellmuth zumindest in der Familie nicht mehr genutzt. Hellmuth hatte zwei Töchter.

Veröffentlichungen

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lebensdaten und Kurzbiografie lt. Angaben des Deutschen Bundesarchivs
  2. Siehe Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VIII, Seite 79, Band 113 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1997, ISBN 3-7980-0813-2
  3. Hellmuth Lucius von Stoedten (1869–1934)
  4. Robert v. Lucius: Die Erfurter Familie Lucius. Erfurter Heimatbrief Nr. 34 (1978), S. 35
  5. Kurt Riezeler: Tagebücher, Aufsätze, Dokumente. Göttingen 1972, S. 93
  6. Gerd Koenen: Der Russland-Komplex. Die Deutschen und der Osten 1900–1945. München 2005, S. 81
  7. Robert von Lucius: Die Erfurter Familie Lucius. Erfurter Heimatbrief Nr. 37 (1978), S. 35
  8. Hindrek M. Emrich: Texte zu Rilke. Göttingen 2008, S. 89
VorgängerAmtNachfolger
Gesandter des Deutschen Reichs in Stockholm
1914–1920
Viktor Prinz von Wied
Friedrich RosenGesandter des Deutschen Reichs in Den Haag
1921–1927
Julius von Zech-Burkersroda