Traditionsübernahme

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Die militärische Traditionsübernahme ist Bestandteil der Militärgeschichte, der Tradition und der Erinnerungskultur. Sie bezeichnet ein Brauchtum innerhalb der Traditionspflege beim Militär, bei dem die Insignien, die Truppenfahne, andere Gegenstände (Andenken) und zum Teil auch Bräuche einer aufgelösten Einheit von einer existierenden Organisation übernommen werden, die ihrerseits die Tradition weiterreichen kann. Teilweise entstehen dadurch Traditionslinien.

Deutschland

Traditionsübernahmen waren in der deutschen Militärgeschichte üblich. Teilweise wurde sogar um das Recht zur Übernahme der Tradition langwierig verhandelt.[1] Auffällig sind Ansammlungen von Traditionslinien bei einigen Einheiten (siehe Reiter-Regiment 18). Als Ursache sind persönliche Verbindungen bei abgebenden und annehmenden Einheiten naheliegend. Vorzugsweise werden Übernahmen von Einheiten erwähnt, deren Geschichte besonders lang ist oder die hervorragende militärische Leistungen erbracht haben.

  • Für die Reichswehr wurde die Traditionspflege mit Wirkung zum 24. August 1921 vom damaligen Chef der Heeresleitung Generaloberst Hans von Seeckt für alle Einheiten der Reichswehr verfügt.
  • Für Bundeswehr ist die Traditionspflege im Traditionserlass geregelt. Unter anderem bedingt durch diesen Erlass sind Traditionsgegenstände zahlreicher Einheiten in Ausstellungen oder Museen[2] übergegangen. Teilweise pflegen Traditionsvereine[3] das historische Andenken. Den Soldaten der Bundeswehr werden die Werte und Normen der freiheitlichen demokratischen Grundordnung im Rahmen der politischen Bildung vermittelt, die als gesetzlicher Auftrag im § 33 des Soldatengesetzes verankert ist. In diesem Rahmen findet als historisch-politische Bildung die Information zur Tradition statt.[4] Bis zum Jahr 2018 war die Übernahme von Traditionen aufgelöster Verbände untersagt. Mit dem neuen Erlass wurde Regelung insoweit modifiziert, dass die Übernahme von Traditionen der Verbände früherer Armeen weiterhin ausgeschlossen ist, Traditionen aufgelöster Bundeswehrverbände jedoch von Truppenteilen und Dienststellen übernommen werden können.[5]

Der Militärhistoriker Hans Bleckwenn hat unter anderem die Kavallerieregimenter in der Militärgeschichte des 18. Jahrhunderts dokumentiert. Seinen Aufzeichnungen sind Katalogisierungen wie die Liste der kursächsischen Regimenter der Frühen Neuzeit zu verdanken, mit deren Hilfe die Verfolgung von Traditionsübernahmen vereinfacht wird.

Liste von Traditionsübernahmen in der deutschen Infanterie (unvollständig)

Liste von Traditionsübernahmen in der deutschen Kavallerie (unvollständig)

Bevor die Reichswehr im Jahre 1934 zur Wehrmacht wurde, sind bei den Reiter-Regimentern der Reichswehr zahlreiche Traditionsübernahmen verzeichnet. Folgende Traditionsübernahmen sind jeweils in der Geschichte der einzelnen Regimenter dokumentiert:

Literatur

  • Aleida Assmann: Zeit und Tradition. Kulturelle Strategien der Dauer (1999) ISBN 3-412-03798-2
  • Hans Bleckwenn: Reiter, Husaren und Grenadiere. d. Uniformen d. kaiserl. Armee am Rhein 1734. Harenberg, Dortmund 1979. ISBN 3-88379-125-3
  • Karsten Dittmann: Tradition und Verfahren (2004) ISBN 3-8334-0945-2
  • Samuel N. Eisenstadt: Tradition, Wandel und Modernität (1973; dt. 1979) ISBN 3-518-57901-0
  • Josef Pieper: Über den Begriff der Tradition (1958)
  • Leonhard Reinisch (Hrsg.): Vom Sinn der Tradition (1970) ISBN 3-406-02468-8
  • Edward Shils: Tradition (1981) ISBN 0-226-75325-5

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise