Clemens von Delbrück
Clemens Gottlieb Ernst Delbrück, ab 1916 von Delbrück (* 19. Januar 1856 in Halle an der Saale; † 17. Dezember 1921 in Jena) war ein deutscher Politiker und Oberbürgermeister von Danzig.
Leben und Beruf
Clemens Delbrück, der evangelischen Bekenntnisses war, studierte nach dem Abitur am Stadtgymnasium in Halle (Saale) 1873 in Halle, Heidelberg, Greifswald und Berlin Rechtswissenschaften. Nach dem Referendariat und der Großen Juristischen Staatsprüfung wurde er 1882 preußischer Regierungsassessor in Marienwerder. 1891 wurde er Regierungsrat beim Oberpräsidium in Danzig. Im Jahr 1912 erhielt Delbrück die Ehrendoktorwürde der Berliner Universität. Er wurde bei Entlassung aus seinen Ämtern mit Verleihung des preußischen Schwarzen Adlerordens am 22. Mai 1916 in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben, mit Wappenbrief vom 31. Juli 1916.[1]
Delbrück war seit 1883 mit Meta Liedke verheiratet. Das Paar hatte drei Söhne und eine Tochter, darunter den Schriftsteller Joachim von Delbrück (1886–1951).
Partei
Nach dem Ersten Weltkrieg zählte Delbrück zu den Mitbegründern der DNVP.
Abgeordneter
Von 1896 bis 1902 war Delbrück Mitglied des Preußischen Herrenhauses, in dem er sich der sogenannten Neuen Fraktion anschloss.
Delbrück war 1919/1920 Abgeordneter der Weimarer Nationalversammlung. Dort gehörte er dem Ausschuß zur Vorberatung des Entwurfs einer Verfassung des Deutschen Reichs an. Er wandte sich vergeblich gegen eine – aus seiner Sicht – zu starke Stellung der Bürgerrechte in der Verfassung, indem er von einer „Hypertrophie der Grundrechte“ sprach.
Ferner schlug er vor, die Richtlinienkompetenz des Kanzlers bei gleichzeitiger Selbstständigkeit der Minister in der Führung ihrer jeweiligen Ressorts und der Mehrheitsentscheidung über Gesetzentwürfe im Kabinett festzuschreiben. Mit diesem Vorschlag konnte er sich im Verfassungsausschuss durchsetzen. Von 1920 bis zu seinem Tode war er Reichstagsabgeordneter.
Öffentliche Ämter
Von 1885 bis 1891 war Delbrück Landrat im Landkreis Tuchel bei Bromberg. Von 1896 bis 1902 war er Oberbürgermeister der Stadt Danzig, anschließend bis 1905 Oberpräsident der Provinz Westpreußen.
1905 trat er als Handelsminister in die preußische Landesregierung ein. 1909 wechselte er in die Reichsregierung, in der er Staatssekretär des Reichsamtes des Innern und Stellvertreter des Reichskanzlers, außerdem Bundesratsvorsitzender und preußischer Staatsminister ohne Ressort wurde. Wie sein Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg war Delbrück kein Anhänger des parlamentarischen Systems.[2] Beide aber modernisierten die oberste Reichsverwaltung nach Delbrücks Vorschlägen von 1914, die de facto eine Reichsregierung als Kollegialorgan vorsahen. Gesetzentwürfe sollten besser mit den Parlamentariern abgesprochen werden.[3]
Von 1914 bis 1916 war er außerdem Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums. 1918 war er kurzfristig Chef des „Geheimen Zivilkabinetts“.
Veröffentlichungen
- Die wirtschaftliche Mobilmachung in Deutschland 1914. Verlag für Kulturpolitik, München 1924 (postum), Herausgegeben von Joachim von Delbrück.
Literatur
- Eckhard Hansen, Florian Tennstedt (Hrsg.) u. a.: Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945. Band 1: Sozialpolitiker im Deutschen Kaiserreich 1871 bis 1918. Kassel University Press, Kassel 2010, ISBN 978-3-86219-038-6, S. 31 (Online, PDF; 2,2 MB).
- Joachim von Delbrück: Clemens von Delbrück. Ein Charakterbild. Verlag G. Stilke, Berlin 1922.
- Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser. B Band XVIII, Band 95 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1989, ISSN 0435-2408, S. 75.
- Acta Borussica. Band 9: 1900–1909. (PDF-Datei; 2,74 MB).
- Gerhard A. Ritter: Delbrück, Clemens von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 575 f. (Digitalisat).
- Matthias Steinbach, Uwe Dathe: Clemens von Delbrück Ein deutscher Tory zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Heft 1, 2010 (PDF-Datei; 2,04 MB).
Weblinks
- Literatur von und über Clemens von Delbrück im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zeitungsartikel über Clemens von Delbrück in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
- Digitaler Nachlass
- Literaturliste im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin
- Clemens von Delbrück in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
Einzelnachweise
- ↑ A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873–1918. Görlitz 1939, S. 217.
- ↑ Manfred Rauh: Parlamentarisierung des Deutschen Reiches. Droste Verlag, Düsseldorf 1977, S. 147.
- ↑ Manfred Rauh: Parlamentarisierung des Deutschen Reiches. Droste Verlag, Düsseldorf 1977, S. 38–40, S. 42.
Personendaten | |
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NAME | Delbrück, Clemens von |
ALTERNATIVNAMEN | Delbrück, Clemens Gottlieb Ernst (vollständiger Name); Delbrück, Clemens Gottlieb Ernst von (vollständiger Name seit 1916) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (DNVP), MdR |
GEBURTSDATUM | 19. Januar 1856 |
GEBURTSORT | Halle (Saale) |
STERBEDATUM | 17. Dezember 1921 |
STERBEORT | Jena |