Huub Oosterhuis

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Huub Oosterhuis

Hubertus Gerardus Josephus Henricus Oosterhuis (* 1. November 1933 in Amsterdam), genannt Huub (ausgesprochen: Hüp [ɦyp]), ist ein niederländischer ehemals katholischer Theologe und Dichter.

Leben

Huub Oosterhuis besuchte das von Jesuiten geleitete St.-Ignatius-Gymnasium in seiner Heimatstadt und trat 1952 in die Gesellschaft Jesu (Jesuiten) ein. 1964 wurde er zum Priester geweiht. 1965 wurde er Studentenpfarrer der Amsterdamer Studentenekklesia. Er wurde 1969 wegen seiner Ansichten zu politischen Themen und zu dem zölibatären Leben aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen und trat anschließend aus der römisch-katholischen Kirche aus.[1] Oosterhuis heiratete 1970 und ist Vater des Komponisten und Musikproduzenten Tjeerd Oosterhuis und der Sängerin Trijntje Oosterhuis.

Positionen

Die katholische Amsterdamer Studentenekklesia, konstituierte sich seit 1970 – nach Konflikten um den Zölibat und das Priesteramt – als unabhängige, ökumenische Personalgemeinde (Oecumenische gemeente) und feierte in der Dominicuskerk in Amsterdam die Gottesdienste. Oosterhuis’ umfangreiches dichterisches Werk und seine Beiträge zur Erneuerung von Liturgie und Gemeindegesang fanden seit 1967 auch in deutschen Übersetzungen weite Verbreitung.[2] Wegen der Abkehr der Studentenekklesia von der römisch-katholischen Kirche ist die Verwendung seiner Lieder in der katholischen Kirche der Niederlande umstritten. 2010 wurde in den römisch-katholischen Bistümern Utrecht und ’s-Hertogenbosch die Verwendung einer größeren Zahl seiner Lieder als ungeeignet für den liturgischen Gebrauch befunden.[3] In den Stammteil der 2013 erschienenen Neuauflage des katholischen deutschen Gebet- und Gesangbuchs Gotteslob wurden sechs Gesänge von Huub Oosterhuis aufgenommen.

Oosterhuis spielte in den 1970er-Jahren eine wichtige Rolle in der Entfaltung der „freien Liturgie“-Praxis, die mitunter Bibellesungen durch in liturgischen Arbeitsgruppen erarbeitete Deutungsgeschichten ersetzt und wo die Eucharistiefeier nicht mehr durchgängig als Sakrament im Sinne der römisch-katholischen Sakramententheologie verstanden wird. In der Formulierung von Gebetstexten wurden ganz neue Zugänge gewagt, so z. B. in Oosterhuis’ eucharistischem Gebet für Agnostiker: „Herr, wenn Du existierst, so komme dann in unsere Mitte“ (niederl.: „Heer, als U bestaat, kom dan onder ons“).

Die Vertonungen seiner Texte stammen in erster Linie von den Komponisten Bernard Huijbers, Antoine Oomen und Tom Löwenthal.

Bei der Beisetzung des niederländischen Prinzen Claus, Ehemann der damaligen niederländischen Königin Beatrix, eines langjährigen persönlichen Freundes, hielt Huub Oosterhuis am 15. Oktober 2002 die Trauerrede in Delft. Am 29. Mai 2005 predigte er im Abschlussgottesdienst des 30. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Hannover.

Bei den niederländischen Parlamentswahlen im Jahr 2006 kandidierte Oosterhuis auf dem letzten Listenplatz der Sozialistischen Partei.[4]

Auszeichnungen

Werke

Liedtexte (Auswahl)

  • „Der mich trug auf Adlers Flügeln“ (aus: Atem meiner Lieder)
  • „Heer, onze Heer“ (1965; Übersetzung: „Herr, unser Herr, wie bist du zugegen“ von Peter Pawlowsky und Nikolaus Greitemann 1969; GL 414)
  • „Ik sta voor U in leegte en gemis“ (1966; Übersetzung: „Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr“ von Lothar Zenetti 1973, Melodie von Bernard Huijbers 1961; GL 422 – EG 382) – andere Übersetzung von Peter Pawlowsky 1976 im Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche 278
  • „licht dat ons aanstoot in de morgen“
  • „Lied over de plaats waar wij bijeengekomen zijn“ („Zomaar een dak“) (1979; „Ein Lied über den Ort der Zusammenkunft“ („Grade ein Dach“))
  • „Lied über die Auferstehung“ („Die Steppe wird blühen“)
  • „Lied über das Wort“ (Übersetzung: „Das Wort, in dem die Richtung“ von Annette Rothenburg-Joerges 1990)
  • „Komm in mich“
  • „Kwam van Godswege“ (1962/1973; Übersetzung: „Kam einst zum Ufer“ von Jürgen Henkys 1975; EG 312)
  • „Was alle Zeiten sich erhofften“
  • „Wie als een God wil leven“ (1965; Übersetzung „Wer leben will wie Gott auf dieser Erde“ von Johannes Bergsma 1969; GL 183 – EG 553/634 (Regionalteile))
  • „Zolang er Mensen zijn op Aarde“ (1958; Übersetzung: „Solang es Menschen gibt auf Erden“ von Dieter Trautwein 1966; GL 425 – EG 427)

Gebetbücher (Auswahl)

  • Bid om vrede. Ambo, Utrecht 1966.
  • In het voorbijgaan. Ambo, Utrecht 1968.
  • Kom bevrijden. 150 Gebeden. Ten Have, Kampen 2009, ISBN 978-90-259-6024-7.

In deutscher Übersetzung (Auswahl)

  • Ganz nah ist Dein Wort. Gebete. Herder, Freiburg 1967.
  • Im Vorübergehen. Herder, Freiburg 1969.
  • Du wartest auf uns. Gebete. Herder, Freiburg 1971.
  • Weiter sehen, als wir sind. Meditationstexte, Gebete, Lieder. Herder, Freiburg 1973, ISBN 3-210-24456-1.
  • Auf halbem Weg. Herder, Freiburg 1975, ISBN 3-210-24491-X.
  • Du bist der Atem meiner Lieder. Gesänge. Christophorus, Freiburg 1976, ISBN 3-419-50567-1.
  • Eine Handvoll Saat. Herder, Freiburg 1977, ISBN 3-210-24540-1.
  • Menschen vor Tag und Tau. Wege der Nachfolge. Herder, Freiburg 1978, ISBN 3-210-24556-8.
  • Dein Trost ist nah. Gebete in Stunden der Bedrängnis. Herder, Freiburg 1978, ISBN 3-210-24566-5.
  • Söhne des Armen. Eine biblische Geschichte für Menschen von heute. Herder, Freiburg 1980, ISBN 3-210-24605-X.
  • Gehn, wo kein Weg ist. Herder, Freiburg 1981, ISBN 3-210-24652-1.
  • Wort, das trägt. Biblische Lieder und Gebete. Patmos, Düsseldorf 1990, ISBN 3-491-72227-6.
  • Dein ist die Zukunft. Meditationen – Gebete – Lieder von Advent zu Advent. Herder, Freiburg 1992, ISBN 3-451-22095-4.
  • Du bist der Atem und die Glut. Gesammelte Meditationen und Gebete. Herder, Freiburg 1994, ISBN 3-451-23278-2.
  • Du Atem meiner Lieder. 100 Lieder und Gesänge, herausgegeben von Cornelis Kok. Herder Verlag, Freiburg 2009, ISBN 978-3-451-32139-9.
  • Psalmen. Herder, Freiburg 2014, ISBN 978-3-451-32364-5.
  • Alles für Alle. Ein Glaubensbuch für das 21. Jahrhundert, herausgegeben von Cornelis Kok. Patmos, Ostfildern 2018, ISBN 978-3-8436-1014-8.

Literatur

  • Alex Stock: Hierhin, Atem. Zur poetischen Theologie von Huub Oosterhuis. Lehrhaus & Liturgie, Osnabrück 1994.
  • Alex Stock: Andacht. Zur poetischen Theologie von Huub Oosterhuis. EOS-Verlag, Sankt Ottilien 2011, ISBN 978-3-8306-7503-7.
  • Alex Stock: „Und in den Funken sehe ich“. Huub Oosterhuis und seine Poesie in Deutschland. In: Herder Korrespondenz. Heft 9/2014, S. 466–470 (Artikelanfang online).

Weblinks

Commons: Huub Oosterhuis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. The Church In The World. In: The Tablet. 19. April 1969, S. 18–21 (online. Archiviert vom Original am 15. September 2015; abgerufen am 8. Januar 2019.).
  2. Alex Stock: „Und in den Funken sehe ich“. Huub Oosterhuis und seine Poesie in Deutschland. In: Herder Korrespondenz. Heft 9/2014, S. 466–470 (Artikelanfang online).
  3. Streit um Oosterhuis-Lieder entzweit niederländische Bischöfe., domradio.de vom 18. April 2010, abgerufen am 17. August 2010.
  4. Korte biografie auf huuboosterhuis.nl, abgerufen am 15. November 2015.