Agora Energiewende
Agora Energiewende
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Rechtsform | Geschäftsbereich einer gemeinnützigen GmbH |
Gründung | 2012 |
Sitz | Berlin |
Leitung | Markus Steigenberger |
Mitarbeiterzahl | 84 |
Branche | Energiewende, Denkfabrik |
Website | agora-energiewende.de |
Stand: 2. April 2022 |
Die Agora Energiewende ist eine Denkfabrik und Lobby-Organisation[1], die es sich zur Aufgabe gemacht hat, nach mehrheitsfähigen Kompromiss-Lösungen beim Umbau des Stromsektors innerhalb der Energiewende zu suchen. Der Name Agora nimmt Bezug auf den gleichnamigen griechischen Versammlungsplatz. Die Agora Energiewende hat sich innerhalb weniger Jahre einen Namen als einer der wichtigsten Akteure auf dem Gebiet der Energiepolitik gemacht.[2][3][4]
Der Gründungsdirektor Rainer Baake wechselte 2014 als Staatssekretär ins Bundeswirtschaftsministerium.[5][6] Seine Nachfolge als Direktor trat Patrick Graichen, zuvor Referatsleiter im Bundesumweltministerium, an.[7][8] Im Dezember 2021 schied auch Graichen wie sein Vorgänger aus dem Amt, um als beamteter Staatssekretär ins nunmehrige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unter Minister Robert Habeck (Grüne) zu wechseln.
Die Webseite des Unternehmens listet insgesamt 127 Mitarbeiter und Führungskräfte auf, darunter 43 ehemalige[9].
Inzwischen gibt es auch die eng verbundenen Agora Verkehrswende, die an Konzepten zur Verkehrswende arbeitet,[10] sowie die Agora Industrie[11] und die Agora Agrar.[12]
Arbeitsweise
Die ca. 80 Mitarbeiter vergeben Studien an Forschungsinstitute und erarbeiten eigene Analysen und Studien.[13] Diese Arbeitsergebnisse dienen als Diskussionsvorlage für den Rat der Agora. Erklärtes Ziel der Agora Energiewende ist die Herausbildung einer gemeinsamen Sichtweise,[13] wie ein auf erneuerbaren Energien basierendes Stromsystem gestaltet werden kann.[14]
Rat der Agora
Das zentrale Gremium ist der „Rat der Agora“: Seine Mitglieder treffen sich regelmäßig, sie tagen dabei nach den Regeln der Chatham House Rules, das heißt, dass Äußerungen von einzelnen Mitgliedern nicht zusammen mit deren Namen zitiert werden dürfen. Der Rat der Agora Energiewende setzt sich (Stand 3. Juni 2019) folgendermaßen zusammen:[15]
- Vorsitzende
- Hans-Joachim Ziesing – Geschäftsführer der AG Energiebilanzen e.V., Mitglied der Kommission der Bundesregierung zum Monitoring der Energiewende
- Patrick Graichen – Direktor der Agora Energiewende und Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
- Mitglieder
- Bundes- und Landespolitik:
- Andreas Feicht – Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium
- Jochen Flasbarth – Staatssekretär im Bundesumweltministerium
- Mark Helfrich – MdB (CDU)
- Oliver Krischer – MdB (Bündnis 90/Die Grünen)
- Christian Pegel – MdL (SPD), Landesminister für Energie (Mecklenburg-Vorpommern)
- Johann Saathoff – MdB (SPD)
- Michael Theurer – MdB (FDP)
- International:
- Mechthild Wörsdörfer – Internationale Energieagentur
- Bundesbehörden:
- Klaus Müller – Präsident Bundesnetzagentur
- Wissenschaft:
- Ottmar Edenhofer – u. a. Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
- Unternehmen:
- Florian Bieberbach – Stadtwerke München (Stadtwerke)
- Vera Brenzel – E.ON (Energiewirtschaft)
- Erk Thorsten Heyen – Wacker Chemie (Stromintensive Unternehmen)
- Stefan Kapferer – Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (Energiewirtschaft)
- Holger Krawinkel – MVV Energie (Stadtwerke)
- Klaus-Dieter Maubach – Encavis (Erneuerbare Energien-Branche)
- Manon van Beek – Tennet TSO GmbH (Übertragungsnetzbetreiber)
- Lothar Schulze – Windwärts Energie (Erneuerbare Energien-Branche)
- Gewerkschaften:
- Umwelt- und Verbraucherverbände:
- Antje von Broock – BUND
- Udo Sieverding – Verbraucherzentrale NRW
- Bundes- und Landespolitik:
Finanzierung
Hinter der Organisation stehen die Stiftung Mercator und die European Climate Foundation (ECF). Rechtlich ist sie ein Geschäftsbereich der gemeinnützigen Smart Energy for Europe Plattform (SEFEP) gGmbH. Deren Gesellschafter sind die Stiftung Mercator mit Sitz in Essen sowie die European Climate Foundation mit Sitz in Den Haag.[14]
Zunächst wurde die Denkfabrik in einer Projektlaufzeit von 2012 bis 2017 mit einem Budget von 14 Mio. Euro finanziert. Im Jahr 2016 wurde die Finanzierung um weitere fünf Jahre bis 2022 mit einem Budget von 15 Mio. Euro verlängert.[16] Der Verlängerung der Finanzierung ging eine Evaluation durch das Kölner NewClimate Institute voraus, in der festgehalten wurde, dass „die Arbeitsweise in den meisten Fällen ausgewogen erschien, da sowohl die Industrie als auch die Umweltverbände immer wieder unzufrieden mit den Vorschlägen sind.“[17] Im Jahr 2020 verlängerte die Stiftung Mercator ihre Förderung bis 2026.[18] Seit 2019 wird der Thinktank auch vom Aspen Global Change Institute und seit 2020 durch Climate Imperative gefördert.[14]
Vorschlag zum Ausstieg aus der Kohleverstromung
Kurz nach dem UN-Klimagipfel in Paris Ende 2015 hat die Agora Energiewende Anfang 2016 einen Vorschlag zum Ausstieg aus der Kohleverstromung vorgelegt, der vorsieht, bis zum Jahr 2040 die Braunkohle- und Steinkohlekraftwerke im Rheinland und der Lausitz schrittweise stillzulegen.[19]
Analog dem Vorgehen bei den Kernkraftwerken sieht der Vorschlag vor, dass die ältesten Kraftwerke zuerst vom Netz gehen.[20] Beginnend mit dem Jahr 2018 sollen jährlich ca. 3.000 Megawatt an Leistung stillgelegt werden.[20] Das entspricht 3–4 großen Kraftwerks-Blöcken pro Jahr.
Zentrale Punkte in diesem Vorschlag sind:
- dass kein neues Kohlekraftwerk mehr genehmigt wird[21]
- dass es keinen neuen Tagebau mehr gibt[21]
- dass Planungssicherheit hergestellt werden soll[22]
Der Vorschlag zum Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2040 basiert auf dem 2-Grad-Ziel, so wie es vor dem Klimagipfel von Paris gegolten hat.[23]
Regelmäßige Veröffentlichungen
Agorameter
Mit dem Agorameter wird die stündliche Stromerzeugung in Deutschland dargestellt. Die Daten werden mit einer Verzögerung von ca. 2–3 Stunden veröffentlicht und werden bei den erneuerbaren Energien unterteilt nach Wind, Sonne, Wasser und Biomasse, bei den konventionellen Kraftwerken nach Kernenergie, Braunkohle, Steinkohle und Erdgas. Zusätzlich werden die deutsche Stromnachfrage sowie weitergehende Daten (u. A. Strompreis, Exporte, Importe und Emissionsfaktor) dargestellt.[24]
Der Datenbestand reicht zurück bis in das Jahr 2012.[24] Eine ähnliche, wenn auch deutlich umfangreichere, Datenaufbereitung zum Thema Elektroenergie in Deutschland wird durch die Fraunhofer-Gesellschaft mit den „Energy Charts“[25] angeboten. Europaweit wird mit „Electricitymap“[26] eine grafische Übersicht insbesondere bezüglich CO2-Emissionen und Import/Export geboten, zudem stellt „Gridwatch“[27] das Stromnetz der Brit. Inseln oder wahlweise Frankreich mit altmodischen Zeigerinstrumenten dar.
In die Schlagzeilen gekommen ist das Agorameter am Pfingstsonntag 2016. Auf Basis vorläufiger Zahlen wurde eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien ausgewiesen. Die endgültigen Zahlen konnten dieses Ergebnis dann nicht bestätigen.[28]
Das Agorameter ist eine anerkannte Datenbank[29] und wird regelmäßig zitiert, wenn über den Anteil der erneuerbaren Energien berichtet wird.[30]
EEG-Rechner
Mit dem EEG-Rechner kann die künftige Entwicklung der EEG-Umlage prognostiziert werden.[31][32]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Agora Energiewende Transparenzregister der Europäischen Union. Abgerufen am 5. Januar 2022.
- ↑ Ofen aus und alle glücklich, taz, 12. Januar 2016
- ↑ Evaluationen belegen: Beide Initiativen haben sich als angesehene Informationsquellen rund um die Energiewende in Deutschland etabliert, Stiftung Mercator, 7. April 2016
- ↑ Förderung von Agora Energiewende und Clean Energy Wire verlängert, European Climate Foundation, 7. April 2016
- ↑ Vernachlässigung des Klimaschutzes durch Agora Energiewende, Solarenergie-Förderverein Deutschland, 2. Oktober 2015
- ↑ Vernachlässigung des Klimaschutzes durch die „Agora Energiewende“ (Memento vom 16. August 2016 im Internet Archive), von Wolf von Fabeck, Solarzeitalter – Eurosolar, 4/2015
- ↑ Schmutziger Irrtum, von Frank Drieschner, Die Zeit, 11. Dezember 2014
- ↑ Mitarbeiter, Agora Energiewende
- ↑ Team. Abgerufen am 2. April 2022.
- ↑ Agora Verkehrswende
- ↑ Agora Industrie
- ↑ Agora Agrar
- ↑ a b FAQ - Häufig gestellte Fragen, Agora Energiewende
- ↑ a b c Über uns – Agora Energiewende, Agora Energiewende
- ↑ Der Rat der Agora. (PDF) Agora Energiewende, 3. Juni 2019, abgerufen am 26. Juni 2019.
- ↑ Die Strukturierer, von Tim Altegör, Neue Energie, 4. Mai 2016
- ↑ Evaluation of Agora Energiewende (Memento des Originals vom 16. August 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , NewClimate Institute, September 2015
- ↑ Projekte - Klimaschutz. Stiftung Mercator, abgerufen am 15. Februar 2021 (deutsch).
- ↑ Wie der Abschied von der Kohleverstromung bis 2040 gelingen kann, Agora Energiewende regt "Runden Tisch Nationaler Kohlekonsens" an und legt 11 Eckpunkte zur Dekarbonisierung des Stromsektors vor, Presseportal, 11. Januar 2016
- ↑ a b Agora Energiewende regt „Runden Tisch Nationaler Kohlekonsens“ an und legt elf Eckpunkte zur schrittweisen Dekarbonisierung des Stromsektors bis 2040 vor, Windkraft-Journal, 11. Januar 2016
- ↑ a b Agora: Im Auslaufen aus Kohle aussteigen, klimaretter.info, 11. Januar 2016
- ↑ Grüne loben Kohleausstiegs-Pläne von Agora Energiewende, IWR, 12. Januar 2016
- ↑ Wie kann die Dekarbonisierung des Stromsektors gelingen? Eckpunkte für einen nationalen Kohlekonsens, Video-Mitschnitt einer Veranstaltung der Agora Energiewende, Laufzeit: 3 Stunden, zitierte Stelle: 2:10 Stunden, 13. Januar 2016
- ↑ a b Agorameter, Agora Energiewende
- ↑ Energy Charts. Abgerufen am 7. Januar 2021.
- ↑ https://app.electricitymap.org/zone/DE
- ↑ https://www.gridwatch.templar.co.uk/
- ↑ Der Rekord, der keiner war, klimaretter.info, 17. Mai 2016
- ↑ So viel Prozent des Strombedarfs wurden noch nie mit erneuerbaren Energien gedeckt - doch es gibt einen Haken, The Huffington Post, 11. Mai 2016
- ↑ Erneuerbaren-Rekord! Aber Deutschland war 2015 trotzdem nicht klimafreundlicher, Wirtschaftswoche, 8. Januar 2016
- ↑ Agora Energiewende sieht EEG-Umlage in 2017 bei gut sieben Cent, Berliner Impulse, 22. Juli 2016
- ↑ EEG-Rechner online (Memento des Originals vom 21. August 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , IHK Karlsruhe