ispace

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Juli 2022 um 14:29 Uhr durch imported>Deimos-M(3762673) (SERIES-2).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
ispace, inc.

Ispace logo black.png
Rechtsform Kabushiki-gaisha
Gründung 2010
Sitz Minato, Tokio, Japan
Leitung Takeshi Hakamada[1]
Branche unbemannte Raumfahrt
Website ispace-inc.com

ispace ist ein japanisches Start-up-Unternehmen, das Mondlandegeräte entwickelt. Es ging aus dem ursprünglich niederländischen Team White Label Space (

ホワイトレーベルスペース

) – später Hakuto (japanisch ハクト) – hervor, das 2008 zur Teilnahme an dem Mondflugwettbewerb Google Lunar X-Prize gegründet worden war. Hakuto wurde nach dem Hasen im Mond benannt, der in der ostasiatischen Mythologie eine Rolle spielt.

Organisation

Der Hauptsitz von ispace befindet sich im Tokioter Stadtbezirk Minato. Außerdem bestehen Niederlassungen in Luxemburg und am Ames Research Center der NASA in Kalifornien. Das Unternehmen beschäftigte im August 2019 rund 100 Mitarbeiter.[2]

Geplante Missionen

Unter dem Projektnamen Hakuto-R – kurz für Hakuto-Reboot – sind zwei eigene Mondlandungen geplant: Die Mission 1 im Jahr 2022[veraltet] und die Mission 2 im Jahr 2024, letztere mit Rover.[3][4] Sie sollen jeweils als Sekundärnutzlast mit einer Falcon-9-Rakete starten.[5] Außerdem ist ispace an der europäischen PROSPECT-Mission beteiligt.

Projekte

Google Lunar X-Prize (2008–2018)

Das Hakuto-Team wurde im Jahr 2008 unter dem Namen White Label Space von einer Gruppe „erfahrener Weltraum-Profis“ in den Niederlanden gegründet. Das Team nannte damals neun Partnerorganisationen:[6]

  • Advanced Operations and Engineering Services (AOES Group BV) – Ein internationaler Ingenieursdienstleister und ein Beratungsunternehmen, das fachspezifische Unterstützung bei Konstruktions- und Analyseaufgaben im Zusammenhang mit den Strukturen, thermischen und Antriebssubsystemen bei Landungsgerät und Rover bot.
  • Swiss Propulsion Laboratory – Zuständig für die Entwicklung eines Low-Cost-Motors für die Landestufe. Das Labor besitzt oder besaß einen eigenen Raketenmotor-Teststand.
  • Universität Tohoku Space Robotics Laboratory – Das Institut sollte den Mondrover für die Mission entwickeln.
  • Airborne Composites BV – Ein Entwickler von Verbundwerkstoffprodukten und -technologien für die Raumfahrt und andere Industriezweige. Das Unternehmen wollte leichte, leistungsstarke Verbundstoffstrukturen für die Mission bereitstellen.
  • Emxys – Ein Entwickler und Hersteller von eingebetteten elektronischen Systemen für die Instrumentierung und Steuerung für Wissenschaft und Industrie.[7]
  • Space Technology Group der Technischen Universität München.
  • LunarNumbat – Ein Team von Australiern und Neuseeländern, das Open-Source-Hardware und -Software für die Mission entwickeln wollte.
  • Technische Universität Breslau – Entwickler von Kommunikationsgeräten für die Luft- und Raumfahrt.
  • JAQAR Space Engineering – Partner für Orbitaldesign und Missionsanalyse.

2009 erfolgte die Anmeldung des Teams beim Wettbewerb Google Lunar X-Prize.[8] Am 10. September 2010 gründete das Team die in Japan eingetragene Firma White Label Space Japan LLC, eine eingetragene Gesellschaft mit beschränkter Haftung.[9] Am 11. Juni 2012 wurde beschlossen, den Prototyp der zweiten Einheit, des Rovers (PM-2) „White Rabbit“ (はくと) zu nennen.[8] Das Team finanzierte seine Mondmission aus den Werbeetats großer globaler Unternehmen.[10]

Am 30. Januar 2013 kam es zu einer umwälzenden Veränderung in der Struktur des Teams: Die europäischen Teammitglieder schieden aus, jedoch setzten die in Japan ansässigen Mitglieder die Arbeit fort. Es folgte eine Namensänderung in Hakuto, ebenso der Muttergesellschaft, die von White Label Space Japan LLC in ispace Inc umfirmierte.[11][12] Damit ging auch ein Führungswechsel einher: Der Mitbegründer Steve Allen schied aus und Takeshi Hakamada trat seine Nachfolge an, der nun die Geschäfte in Japan leitete.[13][14] Am 4. Dezember 2013 hatte das Team die Entwicklung und Finanzierung des Prototyps der dritten Einheit, dem zweiten Rover (PM-3) erfolgreich abgeschlossen.[8] Am 19. Februar 2014 erhielt Hakuto als eines von fünf Teams einen Preis, den so genannten Milestone Prize, der für die erfolgreiche Entwicklung eines mobilen Subsystems vergeben wurde.[15]

Im Dezember 2016 entschied sich Hakuto, einige der anfallenden Kosten mit dem Mitbewerber, dem Team Indus, zu teilen und ihre beiden Rover gemeinsam mit einer Trägerrakete vom Typ PSLV der ISRO zu starten. Der Start war ursprünglich für den 28. Dezember 2017 geplant,[16] wurde jedoch kurzfristig um einige Monate verschoben und dann Anfang 2018 abgesagt.[17][18] Der Rover trug mittlerweile den Namen Sorato.[17][1]

Datei:Hakuto spacecraft and rover models.jpg
Modelle von Hakuto-Mondlander und -Rover (2019)

Am 23. Januar 2018 erklärte Peter Diamandis, Gründer und Vorsitzender des X-Prize-Wettbewerbes: „Nach intensiver Abstimmung mit unseren fünf Finalisten in den vergangenen Monaten sind wir zu dem Schluss gekommen, dass kein Team einen Startversuch unternehmen wird, um den Mond innerhalb der gesetzten Frist bis zum 31. März 2018 zu erreichen. Zudem wird der Google Lunar XPRIZE[19] in Höhe von 30 Millionen US-Dollar nicht in Anspruch genommen.“[20] Das Hakuto-Team wurde daraufhin aufgelöst.[21]

Hakuto-R (seit 2018)

Im zweiten Halbjahr 2018 nahm ispace das Projekt unter dem Namen Hakuto-R wieder auf und gab den Startvertrag mit SpaceX für zwei Mondflüge bekannt. Der erste war für Mitte 2020 mit einem Orbiter geplant, der zweite für Mitte 2021 mit einem Lander und mehreren Rovern.[22] Im August 2018 wurde eine neue Missionsplanung bekanntgegeben: Der Orbiterflug entfällt; die Landung 2021 sollte nun ohne Rover erfolgen, und für 2023[veraltet] ist eine zweite Landung mit einem Rover geplant.[23] Später verschob sich die erste Mission weiter auf 2022[veraltet],[24] und der Rover „Raschid“ der Vereinigten Arabischen Emirate wurde diesem Flug zugewiesen.[25]

Der Lander soll 2,3 Meter hoch und 2,7 Meter breit sein und etwa 1 t wiegen. Die maximale Nutzlast gibt iSpace mit 30 kg an und die Betriebsfähigkeit auf der Mondoberfläche mit bis zu 12 Tagen.[24]

SERIES-2 (seit 2018)

Zur Vermarktung seiner Mondlander-Technologie an die NASA schloss ispace sich mit den US-Unternehmen Draper, General Atomics und Systima Technologies zusammen. Draper war bereits an der Entwicklung des Apollo Guidance Computer beteiligt und nimmt auch am neuen CLPS-Programm der NASA für kommerzielle Mondlander teil. Der von ispace entwickelte CLPS-Lander trägt die Bezeichnung SERIES-2 und würde nicht – wie der Hakuto-Lander – von ispace selbst gefertigt, sondern von Systima Technologies.[26] Draper obliegt das Gesamtmanagement des Projekts.[27][23] Im Juli 2022 wurde Draper ein Auftrag in höhe von 73 Millionen US-Dollar verliehen, laut welchem sie drei Nutzlasten der NASA im Rahmen der CP-12 Mission des CLPS-Programm mithilfe des SERIES-2-Landers zu dem Mondkrater Schrödinger basin befördern sollen.[26]

PROSPECT (seit 2019)

ispace ist an dem Monderkundungsprojekt „PROSPECT“ der europäischen Weltraumagentur (ESA) beteiligt. Die „PROSPECT“-Geräte der ESA sollen zusammen mit einer CLPS Mission der NASA zum Mondsüdpol gebracht werden und die dort vermuteten Wassereisvorkommen aufspüren.[28][29][30] Die Bekanntgabe der ESA-Kooperation erfolgte im Juli 2019, kurz nach der Insolvenz der deutschen PTScientists GmbH, die ebenfalls Mondlandungen plante und dabei von der ESA unterstützt wurde.[31]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Japanese lunar lander company ispace on schedule for 2021 first mission. Spacenews, 24. Oktober 2019.
  2. About Us auf ispace-inc.com, abgerufen am 23. August 2019.
  3. ispace Raises $28 Million in Series B Funding; Announces Lunar Data Business. Ispace-Pressemeldung vom 20. August 2020.
  4. Key Updates for HAKUTO-R Announced as Mission 1 Lander Prepares to Enter Final Stage of Integration. 25. Januar 2022, abgerufen am 17. Mai 2022.
  5. Japanese Startup ispace to Launch Moon Lander Missions on SpaceX Rockets. space.com, 26. September 2018
  6. White Label Space Official Partners Page, 2008-01-01.
  7. Emxys - New Partner for Electronic Systems, 27 November 2009
  8. a b c History (Memento vom 26. August 2014 im Internet Archive), Team Hakuto, 2014
  9. WLS Japanese Office Open for Business, 9. September 2010
  10. White Label Space – About Us (Memento vom 6. Februar 2010 im Internet Archive)
  11. Announcement: New Team Name is „HAKUTO“ (Memento vom 30. Oktober 2013 im Webarchiv archive.today), Google Lunar X PRIZE, 15. Juli 2013
  12. The Japanese Space Bots That Could Build Moon Valley. Sarah Scoles, Wired. 14. Mai 2018
  13. White Label Space Moves Full Operations to Japan team White Label Space
  14. チーム体制変更のお知らせ (Memento vom 26. August 2014 im Internet Archive), Team Hakuto, 30. Januar 2013
  15. Japan's Hakuto was selected for Milestone Prizes finalists! (Memento vom 26. August 2014 im Internet Archive), Google Lunar X PRIZE, 28. Februar 2014
  16. 15 Air and Space Missions We're Excited for In 2018, Popular Mechanics, 6. Januar 2017
  17. a b Japanese team competing in lunar probe contest to delay launch. Japan Times. 8. November 2017
  18. TeamIndus and Isro call off their GLXP launch contract. The Ken, 9. Januar 2018.
  19. Gemeint ist der Hauptpreis.
  20. Mike Wall: Ex-Prize: Google's $30 Million Moon Race Ends with No Winner. space.com, 23. Januar 2018, abgerufen am 20. Februar 2019 (englisch).
  21. Hakuto-R auf ispace-inc.com, abgerufen am 22. August 2019.
  22. Hakuto-R. In: ispace-inc.com. Archiviert vom Original am 17. April 2019; abgerufen am 22. August 2019.
  23. a b Mission Timeline Adjustment for the HAKUTO-R Program. iSpace, 22. August 2019, abgerufen am 22. August 2019.
  24. a b Japan’s ispace updates design of lunar lander. Spacenews, 2. August 2020.
  25. Moon mission: UAE aims to land Rashid rover on lunar surface by 2022. The National, 14 April 2021.
  26. a b NASA Awards Draper $73 Million to Deliver Suite of Payloads to the Moon in 2025. Abgerufen am 22. Juli 2022.
  27. Loren Grush: Japanese startup ispace is tapping Apollo-era expertise to build lunar landers for NASA. 10. Oktober 2018, abgerufen am 23. August 2019.
  28. ispace Selected by European Space Agency to Support Lunar Mission. In: Spacewatch. Juli 2019, abgerufen am 23. August 2019.
  29. Prospecting on the Moon: Russia, Europe to Hunt for Lunar Ice. In: space.com. 29. August 2018, abgerufen am 25. August 2019.
  30. N° 16–2022: Redirecting ESA programmes in response to geopolitical crisis. Abgerufen am 14. April 2022.
  31. ESA unterstützt Startup bei Mondmission. ESA, 3. April 2019, abgerufen am 25. August 2019.