FSME-Virus
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FSME-Viren | ||||||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||||||
Tick-borne encephalitis virus
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Kurzbezeichnung | ||||||||||||||||||
TBEV | ||||||||||||||||||
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Das FSME-Virus (FSMEV, wissenschaftlich als Überbegriff
, TBEV) ist eine Spezies behüllter einzelsträngiger RNA-Viren positiver Polarität und der Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME bzw. TBE). Es handelt sich um ein humanpathogenes Virus aus der Familie der Flaviviridae, Gattung Flavivirus, bekannt sind ferner drei Subtypen. Der im deutschsprachigen Raum verwendete Begriff „FSME“ bezeichnet die Erkrankung mit europäischem Subtyp.
Das primäre Erregerreservoir des TBEV sind vor allem Mäuse, es zirkuliert allgemein zwischen Zecken und kleinen Nagetieren.
Subtypen
Es werden drei Subtypen unterschieden, die deren Antigene sich geringfügig mit 3 bis 6 % unterscheiden:[3][4]
- fernöstlicher Subtyp (Far Eastern Subtype): Far-Eastern tick-borne encephalitis virus (Far-Eastern TBEV), ehemals Russian-Spring-Summer-Enzephalitis-Virus (RSSEV) – Vorkommen hauptsächlich in Russland, östlich des Urals und in Teilen von China, Japan und Korea. Überträger dieses Subtyps ist Ixodes persulcatus (Taigazecke), die Letalität dieses Subtyps liegt bei bis zu 20 %.
- europäischer Subtyp (Western European Subtype): Western tick-borne encephalitis virus (WTBEV), ehemals Central-European-Encephalitis-Virus (CEEV) – Vorkommen in Zentral-, Ost- und Nord-Europa. Überträger ist Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock), Letalität beträgt bis zu 2 %.[5]
- (zentral)sibirischer Subtyp (Siberian Subtype): Siberian tick-borne encephalitis virus (STBEV), ehemals West-Siberian-Virus – Vorkommen in (West-)Sibirien. Überträger ist Ixodes persulcatus
Die Typuslinie ist der
.[6]
Merkmale
Das Viruskapsid besteht aus drei Strukturproteinen:
- Envelope-Protein E
- Core-Protein C
- Membrane-Protein
Das Glykoprotein E spielt eine zentrale Rolle in der Biologie der Infektion und ist für die Bindung und das Eindringen in die Zielzelle verantwortlich. Es gehört zu den am besten charakterisierten viralen Proteinen überhaupt. Zudem erlaubt es eine Unterscheidung der drei Subtypen.[4]
Überträger und Reservoir
TBEV zirkuliert zwischen Zecken (Ixodida sp.) und Kleinsäugern wie Mäusen und Nagetieren. In diesen vermehrt sich das Virus, die Säuger erkranken aber selbst nicht. Zudem spielen auch größere Säugetiere wie Wild-, Haus- und Nutztiere (Hasen, Rotwild, Schafe, Ziegen etc.) eine Rolle für die Zeckenökologie.[7] Zecken stecken sich in verschiedenen Entwicklungszyklen an (z. B. als Larve, Nymphe oder als adultes Tier) und sind Hauptvektoren. Hierbei treten die infizierten Zecken in Europa überwiegend in Busch- und Waldgebieten mit jährlichen Durchschnittstemperaturen von mehr als 8 °C auf.[4]
Der Mensch gilt als zufälliger Endwirt, die Viren können nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden.[7] Auch die Weitergabe des Virus einer an FSME-infizierten schwangeren Frau an den Fötus ist nicht bekannt. Neben dem Menschen können auch größere Säugetiere wie Ziegen an TEB/FSME erkranken.[4] Die Ansteckung erfolgt über Zeckenstiche oder über Rohmilch infizierter Tiere (z. B. nicht pasteurisierte Ziegen- oder Schafsmilch).[7][4] Die durch die Viren verursachte Krankheit selbst wurde erstmals 1931 bei Forstarbeitern aus Neunkirchen beschrieben, der Erreger 1949 isoliert.
Das endemische Auftreten von FSME ist immer mit großen Flüssen assoziiert. Die Gründe dafür sind bis dato unklar.
Systematik
Die Spezies TBEV gehört innerhalb der Gattung Flavivirus zum so genannten Tick-Borne-Enzephalitis-Komplex (TBE)[8], zu dem die neben diesen Erregern der Frühsommer-Meningoenzephalitis auch das Louping-Ill-Virus (Erreger von Louping III, LI), das Kyasanur-Forest-Disease-Virus (Erreger des Kyasanur-Wald-Fiebers, KFD) mit dem Subtyp Al-Khurma-Virus, das Powassan-Virus (Erreger der Powassan-Virus-Enzephalitis, PE), das Omsk-hämorrhagisches-Fieber-Virus (Erreger des Omsker Fiebers), das Langat-Virus, sowie die Erreger der Negeshivirus-Enzephalitis zählen. Die einzelnen Arten sind jeweils auf bestimmte Regionen begrenzt.
Meldepflicht
In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis des FSME-Virus namentlich meldepflichtig nach § 7 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG), soweit der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist. Die Meldepflicht betrifft in erster Linie die Leitungen von Laboren (§ 8 IfSG).
In der Schweiz ist der positive und negative laboranalytische Befund zu einem Zeckenenzephalitisvirus für Laboratorien meldepflichtig und zwar nach dem Epidemiengesetz (EpG) in Verbindung mit der Epidemienverordnung und Anhang 3 der Verordnung des EDI über die Meldung von Beobachtungen übertragbarer Krankheiten des Menschen.
Geschichte
Der Virus wurde 1937 in der damaligen Sowjetunion und in Mitteleuropa 1948 in der damaligen Tschechoslowakei isoliert.[9] 1957 gelang in Österreich die Isolierung des FSME-Virus aus dem Gehirn eines an FSME Verstorbenen durch Hans Moritsch und Josef Krausler. Damals wurde die Krankheit nach dem Erstbeschreiber als „Schneider'sche Erkrankung“ bezeichnet.
Literatur
- Lars Lindquist, Olli Vapalahti: Tick-borne encephalitis. In: The Lancet. Band 371, Nr. 9627, 31. Mai 2008, ISSN 0140-6736, S. 1861–1871. doi:10.1016/S0140-6736(08)60800-4. PMID 18514730.
- Oliver Donoso-Mantke, Luidmila S. Karan, Daniel Růžek: Tick-Borne Encephalitis Virus: A General Overview. (Volltext als PDF-Datei Auf: edoc.rki.de; zuletzt abgerufen am 26. November 2016).
Weblinks
- FLI zum Stichwort 'FSME'. Abgerufen am 8. September 2013.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d ICTV: ICTV Taxonomy history: Yellow fever virus. - EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)
- ↑ ICTV Master Species List 2018b.v2. - MSL #34, März 2019.
- ↑ Franz X. Heinz: Tick-borne encephalitis virus: advances in molecular biology and vaccination strategy in the next century. In: Zentralblatt Fur Bakteriologie: International Journal of Medical Microbiology. Band 289, Nr. 5-7, Dezember 1999, S. 506–510, doi:10.1016/s0934-8840(99)80003-6, PMID 10652717 (englisch).
- ↑ a b c d e Ulrich Heininger, Herwig Kollaritsch: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). In: Heinz Spiess, Ulrich Heininger, Wolfgang Jilg (Hrsg.): Impfkompendium. 9. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-13-242162-2, S. 159–165, doi:10.1055/b-0037-148164.
- ↑ Tick-Borne Encephalitis. In: Jesse L. Goodman, David Tappen Dennis, Daniel E. Sonenshine (Hrsg.): Tick-borne Diseases of Humans. ASM Press, Washington, DC 2005, ISBN 978-1-55581-238-6, S. 151 (englisch).
- ↑ S, Y. Kovalev, T. A. Mukhacheva, V. S. Kokorev, I. V. Belyaeva: Tick-borne encephalitis virus: reference strain Sofjin and problem of its authenticity. In: Virus Genes. Band 44, Nr. 2, April 2012, S. 217–24. doi:10.1007/s11262-011-0690-9. PMID 22095094.
- ↑ a b c Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und verwandte Virusenzephalitiden (TBE, tick-borne encephalitis). RKI-Ratgeber. In: RKI. 21. April 2022, abgerufen am 27. Juni 2022.
- ↑ NCBI: tick-borne encephalitis virus group. Auf: ncbi.nlm.nih.gov; zuletzt abgerufen am 12. Oktober 2020.
- ↑ Gerold Stanek: Büchse der Pandora: Krankheitserreger in Ixodes ricinus-Zecken in Mitteleuropa. In: Wiener klinische Wochenschrift. Band 121, 2009, S. 673–683, doi:10.1007/s00508-009-1281-9.