Radywyliw

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Radywyliw
Радивилів
Wappen von Radywyliw
Radywyliw (Ukraine)
Radywyliw
Basisdaten
Oblast: Oblast Riwne
Rajon: Rajon Dubno
Höhe: 227 m
Fläche: 5,06 km²
Einwohner: 10.190 (2004)
Bevölkerungsdichte: 2.014 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 35506
Vorwahl: +380 3633
Geographische Lage: 50° 8′ N, 25° 15′ OKoordinaten: 50° 7′ 38″ N, 25° 15′ 15″ O
KATOTTH: UA56040290010062068
KOATUU: 5625810100
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt, 23 Dörfer
Adresse: вул. Паркова 5
35500 м. Радивилів
Statistische Informationen
Radywyliw (Oblast Riwne)
Radywyliw
i1

Radywyliw (ukrainisch Радивилів, alte Schreibweise

Радзивилів

, 1940–93

Червоноармійськ

, polnisch Radziwiłłów, russisch Радзивилов Radsiwilow) ist eine ukrainische Kleinstadt mit etwas mehr als 10.000 Einwohnern. Sie war bis Juli 2020 Hauptort eines gleichnamigen Rajons in der Oblast Riwne und befindet sich an der Schnellstraße M 06/E40 südwestlich der Bezirkshauptstadt Riwne. Radywyliw liegt 10 km von der bereits in der Oblast Lwiw liegenden Stadt Brody und 55 km von der nächstgrößeren Stadt Dubno entfernt.

Blick ins Ortsgebiet

Geschichte

Erstmals erwähnt wurde Radywyliw 1564 als Besitz des aus Vilnius stammenden polnisch-litauischen Magnatengeschlechts der Radziwiłł und gehörte ursprünglich zum Großfürstentum Litauen, war aber nach der Lubliner Union von 1569 direkt dem Königreich Polen unterstellt. Die erste westliche Beschreibung der Ortschaft stammt von dem französischen Diplomaten Ulrich von Verdum aus dem Jahr 1672. Im 18. Jahrhundert ging die Stadt ins Eigentum der Malczewskis über und 1775 erbte Kajetan Miączyński Radywyliw mit seinen 146 Häusern, musste sie aber bereits 1789 an den Warschauer Bankier Karol Schultz verkaufen.

Bereits infolge der 1. Teilung Polens 1772 war Radywyliw Grenzstadt geworden, blieb selbst aber noch bis zur endgültigen Aufteilung der polnisch-litauischen Adelsrepublik 1795 polnisch. Danach war es bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Teil des Russischen Reichs. Der Anschluss an Russland führte zu einer Aufwertung der Ortschaft, da der in Radywyliw errichtete Zollbezirk für einen großen Abschnitt entlang der russischen Westgrenze verantwortlich war. Besonders während der napoleonischen Kriege und der Kontinentalsperre profitierte Radywyliw vom intensiven Warenverkehr, der über das nur 10 km entfernte, aber bereits im österreichischen Galizien liegende Brody abgewickelt wurde, wobei ein großer Teil der Waren illegal über die Grenze transportiert wurde.

Im Zuge der Verwaltungsreformen Alexander II. wurde Radywyliw 1866 Sitz eines gleichnamigen Amtsbezirks (Wolost) im Landkreis (Ujesd) Kremenez, erlangte jedoch nicht offiziellen Stadtstatus. Als Folge des 1873 hergestellten Eisenbahnanschlusses an das internationale Schienennetz (heute Bahnstrecke Lwiw–Sdolbuniw) und einer langsam einsetzenden Industrialisierung wuchs die Bevölkerung zwischen 1870 und 1890, trotz eines verheerenden Brands 1882, von rund 2.500 auf 7.500 und verdoppelte sich bis 1910 noch einmal. Auf Grund der heftigen Kämpfe während des Ersten Weltkrieges und des darauf folgenden polnisch-ukrainischen sowie polnisch-sowjetischen Kriegs nahm die Bevölkerung bis 1923 auf unter 5.000 Einwohner ab.

In der Zwischenkriegszeit war Radywyliw zunächst Teil der zwischen 1918 und 1920 bestehenden Ukrainischen Volksrepublik. Diese konnte ihre Hoheit über die Stadt jedoch nie wirklich durchsetzen, so dass Radywyliw bis 1939 Teil der Woiwodschaft Wolhynien innerhalb der polnischen Zweiten Republik war. Im Zuge des geheimen Zusatzprotokolls des Hitler-Stalin-Pakts vom August 1939 wurde Radywyliw von der Sowjetunion annektiert und erhält 1940 unter dem Namen Tscherwonoarmijsk (Rote-Armee-Stadt) Stadtstatus. Nach dem Überfall auf die UdSSR wurde die Stadt von der Wehrmacht am 30. Juni 1941 erobert und blieb bis 19. März 1944 von deutschen Truppen besetzt. (Die Kämpfe um die Befreiung Tscherwonoarmijsks dauerten vier Monate und zerstörten den Großteil der alten Bausubstanz der Stadt.) Bereits 1942 wurde der Großteil (ca. 3.000 Personen) der jüdischen Bevölkerung der Stadt in dem nahen Ort Porochownja ermordet. Ein Teil der ukrainischen Bevölkerung schloss sich der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) an. Die meisten polnischen Bewohner der Stadt wurden entweder während des Krieges (durch die UPA) oder auf Grund des Aussiedlungsabkommens zwischen der Volksrepublik Polen und der Sowjetunion nach dem Krieg vertrieben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch den allmählichen Zuzug ukrainischer Bauern aus dem einst jüdisch-polnisch-ukrainischen (bis 1918 durch die zaristischen Verwaltungsbeamte auch russischen) Ort eine beinahe ausschließlich ukrainische Kleinstadt. Nach der 1991 wiedererlangten Unabhängigkeit der Ukraine, kehrt Tscherwonoarmijsk am 3. März 1993 wieder zu seinem historischen Namen zurück. Es wird jedoch auf die vermeintlich ältere Form Radywyliw zurückgegriffen und nicht auf die bis 1939 übliche ukrainische Bezeichnung Radsywyliw.

Sehenswürdigkeiten

Kirche im Ort
  • Das sowjetische Heldendenkmal mit Ehrengräbern liegt an der Stelle des ehemaligen jüdischen Friedhofs, an den noch sechs zu einem Gedenkhügel aufgeschichtete Grabsteine erinnern.

Verwaltungsgliederung

Am 22. September 2015 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Radywyliw (Радивилівська міська громада/Radywyliwska miska hromada). Zu dieser zählten auch die 17 Dörfer Adamiwka (Адамівка), Batkiw (Батьків), Baschariwka (Башарівка), Druschba (Дружба), Haji-Lewjatynski (Гаї-Лев'ятинські), Kasmiri (Казмірі), Kopani (Копані), Kruky (Круки), Mali Hajky (Малі Гайки), Nemyriwka (Немирівка), Nowoukrajinske (Новоукраїнське), Perenjatyn (Перенятин), Pidsamtsche (Підзамче), Pidlypky (Підлипки), Prysky (Приски), Staryky (Старики) und Stojaniwka (Стоянівка)[1], bis dahin bildete die Stadt die gleichnamige Stadtsratsgemeinde Radywyliw (Радивилівська міська рада/Radywyliwska miska rada) im Südwesten des Rajons Radywyliw.

Am 12. Juni 2020 kam noch die Dörfer Balky, Besodnja, Buhajiwka, Lewjatyn, Oparypsy und Sestrjatyn zum Gemeindegebiet[2].

Am 17. Juli 2020 wurde der Ort Teil des Rajons Dubno[3].

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Radywyliw Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiert ukrainisch russisch polnisch
Balky Балки Балки (Balki) Bałki
Baschariwka Башарівка Башаровка (Bascharowka) Baszarówka
Batkiw Батьків Батьков (Batkow) Batków
Besodnja Безодня Безодня (Besodnja) Bezodnia
Buhajiwka Бугаївка Бугаёвка (Bugajowka) Buhajówka
Druschba Дружба Дружба Drańcza Polska
Haji-Lewjatynski Гаї-Лев'ятинські Гаи-Левятинские (Gai-Lewjatinskije) Gaje Lewiatyńskie
Kasmiri Казмірі Казмири (Kasmiri) Kaźmiry
Kopani Копані Копани Kopanie
Kruky Круки Круки (Kruki) Kruki
Lewjatyn Лев'ятин Левятин (Lewjatin) Lewiatyn
Mali Hajky Малі Гайки Малые Гайки (Malyje Gaiki) Gaje Małe
Nemyriwka Немирівка Немировка (Nemirowka) Niemirówka
Nowoukrajinske Новоукраїнське Новоукраинское (Nowoukrainskoje) Drańcza Ruska
Oparypsy Опарипси Опарипсы (Oparipsy) Oparypsy
Perenjatyn Перенятин Перенятин (Perenjatin) Pereniatyn
Pidlypky Підлипки Подлипки (Podlipki) Podlipki
Pidsamtsche Підзамче Подзамче (Podsamtsche) Podzamcze
Prysky Приски Приски (Priski) Pryski
Sestrjatyn Сестрятин Сестрятин (Sestrjatin) Siestratyn
Staryky Старики Старики (Stariki) Staryki
Stojaniwka Стоянівка Стояновка (Stojanowka) Stojanówka

Persönlichkeiten

Literatur

  • Balzac, Honoré de: Lettre sur Kiew. Fragment inédit. Paris 1927
  • Teodorovič, N.I.: Istoriko-statističeskie opisanie cerkvej i prichodov Volynskoj eparchii, tom III Uezdy Kremeneckij i Zaslavskij. Počaev 1893
  • Wasiutyński, Bohdan: Ludność żydowska w Polsce w wiekach XIX i XX. Studjum statystyczne. Warszawa 1930
  • Radziwillow, Sefer Zikaron (A memorial to the Jewish community of Radziwillow, Wolyn) (1966), Y. Adini, Ed., (Tel Aviv: The Radziwillow Organization in Israel)
  • Paulus Adlesgruber, L. Cohen, B. Kuzmany: Getrennt und Doch Verbunden: Grenzstädte Zwischen Osterreich und Russland 1772 - 1918, Wien 2011, ISBN 9783205786252
  • Radziwiłłów, in: Guy Miron (Hrsg.): The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust. Jerusalem : Yad Vashem, 2009 ISBN 978-965-308-345-5, S. 640f.
  • Alexander Kruglov, Martin Dean: Radziwiłłów, in: Martin Dean (Ed.): The United States Holocaust Memorial Museum Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933–1945. Vol. 2, Ghettos in German-Occupied Eastern Europe : Part B. Bloomington : Indiana University Press, 2012, ISBN 978-0-253-00227-3, S. 1452–1454

Weblinks

Commons: Radywyliw – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise