Jazzclub Leipzig

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Jazzclub Leipzig e. V.
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 1973 als Freundeskreis Jazz
Sitz Leipzig, Deutschland
Leitung Vorstand: Ute Fries, Werner Neumann, Ada Scholl

Beirat: Anna Dietze, Philip Frischkorn, Nico Teichmann

Branche Veranstalter (Kunst & Unterhaltung)
Website www.jazzclub-leipzig.de
Stand: 24. September 2020
Logo (2017)

Der Jazzclub Leipzig ist ein eingetragener Verein, der 1973 in Leipzig gegründet wurde und bis heute als Veranstalter von Jazzkonzerten tätig ist. Heute steht der Verein nicht nur für die Leipziger Jazztage, sondern auch für das kleinere Festival MusikZeit, regelmäßige Konzerte im Liveclub Telegraph und den monatlich erscheinenden Jazzkalender. Außerdem vergibt der Jazzclub alljährlich im Rahmen der Jazztage mit dem Kulturamt der Stadt Leipzig den Leipziger Jazznachwuchspreis der Marion-Ermer-Stiftung, initiierte und unterstützt das bundesweite Jazznachwuchsfestival und pflegt enge Kontakte zur Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig sowie zum Polnischen Institut in Leipzig. Seit der Gründung im Jahre 1973 ist es insbesondere der zeitgenössische Jazz, der mit den Projekten des Jazzclubs gefördert wird. Vor allem die seit 1976 veranstalteten Leipziger Jazztage haben dabei der Stadt Leipzig auch einen internationalen Ruf als Jazz-Standort verliehen.[1]

Geschichte

Der Jazzclub Leipzig wurde 1973 gegründet und existierte zunächst als Freundeskreis innerhalb des Kulturbundes – sozusagen im Windschatten damaliger DDR-Kulturpolitik.

Durch den Einsatz der Gründungsmitglieder gelang es, einzelne Konzerte und ab 1976 die Leipziger Jazztage zu organisieren. Was klein in einem Keller der Hochschule für Grafik und Buchkunst begann, zog schon im nächsten Jahr in den Festsaal der Deutschen Post, um gleich im Jahr darauf die Kongresshalle am Zoo zu füllen. Zugleich erweiterte sich das Spektrum. Es gelang, auch durch zahlreiche private Kontakte und Netzwerke, in verstärktem Maße Musiker aus den osteuropäischen Ländern und aus Westeuropa einzuladen. Die Leipziger Jazztage wurden – von der Kulturbürokratie gerade deshalb kritisch beäugt – zu einem Ort internationaler musikalischer Begegnung und zu einem Treffpunkt für die Jazzgemeinde in der damaligen DDR. Konzeptionell lag der Schwerpunkt des Festivals auf der Präsentation von zeitgenössischem Jazz, wobei der Avantgarde breiter Raum gewährt wurde. Auch aufgrund dieser Spezifik haben die Leipziger Jazztage in den 1980er Jahren internationale Bedeutung erlangt, was sich auch in zahlreichen westlichen Fachpublikationen niederschlug.

Der Herbst 1989 bedeutete für die ostdeutsche Kulturlandschaft eine starke Zäsur, für viele Initiativen sogar das Ende. Zu den wenigen, die die grundlegenden Veränderungen 1989/90 überlebt haben, zählt der Jazzclub Leipzig. Das Jahr 1991 markiert einen Neubeginn: das Hauptprogramm der Leipziger Jazztage zieht auf die große Opernbühne. Dabei ist es, von einer zweijährigen Renovierungsphase abgesehen, bis heute geblieben.

Kooperationen – wie beispielsweise die mit der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy, anderen Musikschulen (Neue Musik Leipzig) und Vereinen (Initiative Leipziger Jazzmusiker e. V., KidsJazz L.E.) haben geholfen, ein dichtes Jazz-Netzwerk zu knüpfen. Heute ist der Verein Veranstalter der Jazzfestivals Leipziger Jazztage und dem kleineren Festival MusikZeit sowie der Jazzkonzerte im Telegraph, Herausgeber des Jazzkalenders und Organisator des Leipziger Jazznachwuchspreises der Marion-Ermer-Stiftung.[1]

Projekte

Leipziger Jazztage

Die Leipziger Jazztage finden seit 1976 jedes Jahr im Herbst statt. Präsentiert werden international etablierte Namen und Wegbereiter der Jazzhistorie, vor allem aber auch innovative Strömungen und herausragende jüngere Musiker sowie selbst angeregte Projekte.

Jazzclub Live

2010 initiierte der Jazzclub Leipzig gemeinsam mit der Hilfe von Studierenden der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ die Veranstaltungsreihe »Jazzclub Live«. Austragungsort der Reihe war zunächst ausschließlich der Keller des Café Telegraph in der Leipziger Innenstadt, der infolgedessen den gebräuchlichen Beinamen „Liveclub Telegraph“ erhielt. Im Rahmen von »Jazzclub Live« finden auch die Veranstaltungsreihen »Flashback«, »Reihe 2«, »Nur du allein« und die »HMT Stage Night« statt. Das breite und vielfältige Jazz-Programm, das sowohl junge, lokale Jazzmusiker als auch die großen Namen des Jazz präsentiert, kann man inzwischen auch im soziokulturellen Zentrum die naTo, dem Werkcafé Leipzig und im UT Connewitz erleben.

MusikZeit

Bereits seit 1991 veranstaltet, entstand durch Konzentration auf ein Thema und auf zusammenhängende Tage ab 1999 das kleine Festival MusikZeit für zeitgenössischen Jazz- und Improvisationsmusik. Es bildet einen eigenen Akzent im Kulturleben der Stadt Leipzig.

Als kleine Schwester der Leipziger Jazztage widmet sich die MusikZeit einerseits Künstlern, die durch einen eigenen innovativen Ausdruck neue jazzmusikalische Entwicklungen provoziert oder weitergeführt haben, andererseits blickt sie auf Kulturräume und deren individuelle musikalische Entwicklungen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Ausdrücklich werden auch jazzexterne, den zeitgenössischen Jazz prägende Strömungen bei der Programmgestaltung berücksichtigt.

Von 1992 bis 2007 war der Journalist und Publizist Bert Noglik künstlerischer Leiter der Konzertreihe.[2]

Jazzkalender

Der Jazzkalender ist das monatlich erscheinende Informationsblatt für Jazz und andere Musik in Leipzig und Mitteldeutschland. Ankündigungen und redaktionelle Beiträge erscheinen über Jazz-Veranstaltungen, aber auch über solche elektronischer, zeitgenössischer, Indie- und Rock-Musik. Zudem werden interessante nationale und internationale Jazzereignisse ohne regionale Begrenzung sowie Rezensionen u. Ä. publiziert. Der Jazzkalender liegt zur kostenfreien Mitnahme in vielen Restaurants, Cafés und Kultureinrichtungen aus. Außerdem steht er auf der Website des Jazzclub Leipzig zum Download zur Verfügung und ist als Newsletter erhältlich. Seit 1992 als Jazzkalender bekannt, erschien er zuvor unter dem Namen »Jazzreport«.[3]

Leipziger Jazznachwuchspreis der Marion-Ermer-Stiftung

Seit 1997 vergibt die Stadt Leipzig den Leipziger Jazznachwuchspreis der Marion-Ermer-Stiftung zur Förderung und Anerkennung der Leistung junger Jazznachwuchskünstler, der mit 6.500 Euro dotiert ist. Zur Vergabe des Preises wird ein Kuratorium unter Vorsitz der Stadt Leipzig gebildet, dem auch der Jazzclub Leipzig angehört. Das Preisgeld wird durch die Marion-Ermer-Stiftung zur Verfügung gestellt; Preisvergabe und Preisverleihung finden traditionell auf den internationalen Leipziger Jazztagen statt.

Um den Preis können sich Musiker und Ensembles bewerben, die auf dem Gebiet des Jazz tätig sind und eine besondere künstlerische Entwicklung erwarten lassen. Der Preis unterstützt damit das Bemühen der Stadt Leipzig um dieses musikalische Genre und seine weitere Entwicklung. Preisträger des Jazznachwuchspreises waren bislang: Philipp Scholz, Robert Lucaciu, Evgeny Ring, Trio.Diktion, Eva Klesse, Johannes Bigge, Diego Piñera, Felix Franzke Trio, Sascha Stiehler & Antonio Lucaciu, Moritz Sembritzki, LU:V, Oliver Schwerdt, Sascha Paul Stratmann, Marcus Kesselbauer, Jan Roth, Winnie Brückner, Ronny Graupe, Ulla Viol, Großkopf-Schmidt-Duo, Jazzduo Timm-Brockelt, Michael Breitenbach, Philipp Rumsch.[4]

Preise

Nach 2013, 2014 und 2016 gewann der Jazzclub Leipzig den "APPLAUS" (Auszeichnung der Programmplanung unabhängiger Spielstätten) der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, 2018 zum vierten Mal,[5] erneut in der Kategorie III, und damit öfter, als jeder andere Verein in Leipzig. Der Preis wird seit 2013 von der Initiative Musik und Kulturstaatsministerin Monika Grütters realisiert.

Künstler (Auswahl)

Zu den Leipziger Jazztagen, der MusikZeit und den Konzertreihen konnte der Jazzclub Leipzig bisher folgende lokale, nationale und internationale Musiker und Bands präsentieren:[1]

John Scofield, Joshua Redman, Carla Bley, Brad Mehldau, Wayne Shorter, Bill Frisell, Marcus Miller, Stanley Clarke, Zentralquartett, Till Brönner, Günter Sommer, Erik Truffaz, Sophie Hunger, Mouse on Mars, Michael Wollny, Nils Wogram, Shai Maestro, Aaron Goldberg, Chris Cheek, The Bad Plus, Snarky Puppy, Avishai Cohen, Supersilent, Arne Jansen, Pablo Held, Eric Harland, Larry Grenadier, Wolfgang Muthspiel, Jim Black, Jorge Rossy, Tingvall Trio, Julia Hülsmann, Pat Metheny, Kynga Glyk, Gilad Hekselman, Matthew Herbert's Brexit Big Band, Avishai Cohen Quartet, Dave Holland's Aziza, Yazz Ahmed, Norma Winstone Trio, Hidden Orchestra, Soweto Kinch u. a.

Literatur

  • Bernd Jahnke, Peter Schlegel, Gerhard Schulz: 15 Jahre Jazzclub Leipzig. Versuche einer Chronik. In: Wie es anfing. Leipzig 1988, Ill-18-131 LG 116 99 83, S. 3–5.
  • Ingolf Rosendahl: Geschichte mit Ausblick In: Leipzig Exklusiv – das Magazin der Leipziger Volkszeitung, Ausgabe: September 2013, S. 92.
  • Ruprecht Langert: Das Ventil eines unangepassten Lebensgefühls In: M&R| Melodie und Rhythmus, November/Dezember 2013, S. 78.
  • sfr: Was ist Jazz? In: Kippe – Die Leipziger Straßenzeitung, November 2013, S. 18.

Weblinks

Einzelnachweise