Hermann von Thile
Karl Hermann von Thile (* 19. Dezember 1812 in Berlin; † 26. Dezember 1889 ebenda) war ein deutscher Diplomat und erster Staatssekretär im Auswärtigen Amt des Deutschen Kaiserreichs.
Diplomatische Laufbahn
Sein Vater war der General der Infanterie Adolf Eduard von Thile, zuletzt kommandierender General des VIII. Armee-Korps in Berlin. Thile, ein Neffe des preußischen Generals und Chef des Militärkabinetts Ludwig Gustav von Thile, trat 1837 in den diplomatischen Dienst von Preußen. 1838 erfolgte seine erste Auslandsverwendung in Rom. In den folgenden Jahren folgten Verwendungen in Bern, 1842 in Wien sowie in London, 1852 bis 1854 in Athen. Von 1854 bis 1859 war er Nachfolger von Christian Karl Josias von Bunsen Gesandter beim Heiligen Stuhl in Rom.
1862 wurde er Unterstaatssekretär im Außenministerium von Preußen. Im gleichen Jahr trat er wie viele Adelige seiner Zeit in die Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin ein.
Staatssekretär des Auswärtigen Amtes
Am 12. Januar 1870 wurde er erster Staatssekretär des Auswärtigen Amtes im Norddeutschen Bund, als das preußische Außenministerium auf die Bundesebene überging. Er blieb auch nach 1871 im Amt, als der Bund in Deutsches Kaiserreich umbenannt wurde. Der Staatssekretär war der Leiter dieser obersten Reichsbehörde, etwa mit einem heutigen Minister vergleichbar.
Das Amt übte er bis zum 30. September 1872 aus, als er im Gefolge einer Affäre um die Verleihung des Schwarzen Adlerordens an den russischen Botschafter Paul von Oubril sowie den österreichischen Botschafter Alajos Károlyi zurücktrat und durch Hermann Ludwig von Balan abgelöst wurde. Die tatsächliche Gestaltung der Außenpolitik oblag während dieser Zeit jedoch weitgehend dem Reichskanzler Otto von Bismarck.
Thile hinterließ einen umfangreichen literarischen Nachlass, der sich in der Anhaltischen Landesbücherei Dessau befindet. Darunter befindet sich auch der Briefwechsel mit dem Historiker Alfred von Reumont.
Familie
Er war verheiratet mit Ottilie von Graefe (1816–1889), Tochter des Mediziners Karl von Graefe und Schwester des Augenarztes Albrecht von Graefe.[1]
Literatur
- Herman von Petersdorff: Thile, Hermann von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 54, Duncker & Humblot, Leipzig 1908, S. 687–697.
- Ferdinand Gregorovius: Briefe von Ferdinand Gregorovius an den Staatssekretär Hermann von Thile. Herausgeber Herman von Petersdorff, Berlin 1894
- J. Sass: Hermann von Thile und Bismarck. Mit unveröffentlichten Briefen Thiles. In: Preußisches Jahrbuch. Band 217, S. 257–279.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Allgemeine Familienzeitung, Stuttgart, Jahrgang 1872, S. 67
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Louis von Wildenbruch | Preußischer Gesandter in Athen 1852–1854 | Robert von der Goltz |
Personendaten | |
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NAME | Thile, Hermann von |
ALTERNATIVNAMEN | Thile, Karl Hermann von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Diplomat und Staatssekretär des Deutschen Reiches |
GEBURTSDATUM | 19. Dezember 1812 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 26. Dezember 1889 |
STERBEORT | Berlin |