John Bagot Glubb

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Juli 2022 um 09:53 Uhr durch imported>Anonym~dewiki(31560) (→‎Glubb und die Arabische Legion: Deutsch (etwas wird von jemandem besetzt, nicht durch)).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
John Glubb (1954)

Sir John Bagot Glubb, alias Glubb Pascha[1][2] (* 16. April 1897 in Preston, Lancashire, England; † 17. März 1986 Mayfield, East Sussex) war britischer Offizier, Militärstratege und Nahostexperte. Bekannt wurde er vor allem durch seine Tätigkeit im Rahmen der Mandatsausübung Großbritanniens über Transjordanien sowie danach im unabhängigen Jordanien. Er war verantwortlich für die Errichtung und Führung der Arabischen Legion, der effizientesten arabischen Militäreinheit ihrer Zeit.

Leben

John Bagot Glubb war der Sohn eines Offiziers der britischen Armee. Er erhielt eine Ausbildung am renommierten Cheltenham College und besuchte die Königliche Militärakademie (Royal Military Academy). Nach seinem Dienst im Ersten Weltkrieg ging Glubb 1920 freiwillig in den Irak, wo er unter Beduinen lebte und ihre Sprache und Kultur studierte. Von 1926 bis 1930 war er Verwaltungsinspektor der irakischen Regierung.

Glubb und die Arabische Legion

Danach wurde er nach Transjordanien entsandt und der dort im Entstehen befindlichen Arabischen Legion zugeteilt. Im November 1930[3] formte er die (Kamel)-berittenen Desert Mobile Force. Ihre etwa 130[3] Mitglieder bestanden ausschließlich aus wüstenerfahrenen Beduinen. Zudem verfügte sie über sechs[3] gepanzerte Motorfahrzeuge. Innerhalb von wenigen Jahren hatte sein Bemühen sie überzeugt, ihre frühere Lebensweise der Raubzüge und Überfälle aufzugeben.

Ab 1939 folgte er auf Frederick Gerard Peake[3] und führte er die Armee des späteren Königs und seines Freundes Abdallah I. im Rang eines Generals mit Hilfe anderer englischer Offiziere. Diese sogenannte Arabische Legion kämpfte 1941 erfolgreich an der Seite der Alliierten im Irak, um eine Gruppe nazifreundlicher Putschisten niederzuwerfen. Ebenso kämpfte er in den von Vichy-Frankreich gehaltenen Mandatsgebieten Syriens und des Libanon mit seinen Truppen. Im Palästinakrieg von 1948 war die Legion die einzig erfolgreiche arabische Armee. Sie besetzte das arabisch besiedelte Westjordanland, das anschließend von Jordanien annektiert wurde.

Wachsende antibritische Opposition innerhalb des Landes erzwang im März 1956 die Entlassung Glubbs infolge der Auseinandersetzungen der Suezkrise. Nach der Aufhebung des Militärpakts mit Großbritannien von 1948 zogen am 2. Juli 1957 die letzten britischen Truppen aus Jordanien ab, nachdem dieses bereits mit der Neuregelung von Truppenstationierungen am 15. März 1948 die volle Souveränität erlangt hatte.

Glubb schied schließlich im Rang eines Lieutenant-General aus der britischen Armee aus.

Familie

Glubb war verheiratet und hatte einen leiblichen Sohn sowie zwei Adoptivsöhne und eine Adoptivtochter. Die adoptierten Kinder waren arabische Kriegswaisen.[4] Glubbs Sohn Faris (1939–2004) wurde als Autor und Historiker zur Palästina-Thematik unter dem Namen Faris Yahya bekannt.

Tod

Sir John starb 1986 in seinem Haus in Mayfield, East Sussex. Er ist dort auf dem Dorffriedhof an der St.-Dunstan’s-Kirche bestattet.

Auszeichnungen

Literatur

  • John B. Glubb Pascha: Jenseits vom Jordan. Soldat mit den Arabern. Paul List, München 1958.
  • John Bagot Glubb: Britain and the Arabs. A Study of fifty years. 1908 to 1958. Hodder and Stoughton, London 1959.
  • John B. Glubb: Das Weltreich der Araber. Zwischen Mekka und Granada 680–860. Gerhard Stalling, Oldenburg u. a. 1964.
  • James Lunt: Glubb Pasha. A biography. Lieutenant-General Sir John Bagot Glubb, commander of the Arab Legion 1939–1956. Harvill, London 1984, ISBN 0-00-272638-6.
  • Benny Morris: The Road to Jerusalem. Glubb Pasha, Palestine and the Jews (= Library of Middle East History. Bd. 1). Tauris, London u. a. 2003, ISBN 1-86064-812-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Simha Flapan: The Birth of Israel – Myths and Realities. Croom Helm Publisher, London and Sydney 1987, ISBN 0-7099-4911-1, S. 194.
  2. Luigi Bruti Liberati: Storia dell’impero britannico 1785–1999 – Ascesa e declino del colosso che ha impresso la sua impronta sulla globalizzazione. Giunti Editore/Bompiani, Firenze 2022, ISBN 978-88-301-0585-0, S. 366.
  3. a b c d Philip Robins: A History of Jordan. Cambridge University Press, Cambridge 2004, ISBN 0-521-59895-8, S. 42, 53.
  4. Joseph Al-Massad: Colonial Effects. The Making of National Jordan. Columbia University Press, New York NY u. a. 2001, ISBN 0-231-12322-1, S. 126 ff.