Opet-Fest
Opet-Fest in Hieroglyphen | |
---|---|
Neues Reich |
<hiero>V28-D58-N5:W3-F35-I9:D21-S3-M17-Q3:X1-O45:O1</hiero> Heb-nefer-en-Ipet Ḥb-nfr-n-Jp(3)t Schönes Fest von Opet |
Beiname |
<hiero>C12-M17-Q3:X1-Y1V-Q1:Z2-X1:O49-G17 M17-p:t O45-M24 N21:Z1-X1:O49-i-p:t-O45</hiero> Jmen-Ipet-sut-em-ipet-resit-Ipet Jmn-Jpt-swt-m-jpt-rsjt-Jpt Amun von Karnak im südlichen Harem der Ipet[1] |
Das Opet-Fest (auch Ipet-Fest, Amun in seinen Privaträumen (Luxor)) ist erstmals unter Königin Hatschepsut im Neuen Reich belegt und galt seit Einführung als eines der wichtigsten Feste im Alten Ägypten.
Als mehrtägiges Fest symbolisieren die Prozessionen den Zyklus Heilige Hochzeit, Zeugung des königlichen Ka, Legitimierung und Krönung des Königs[A 1] sowie Verjüngung des Amun-Re durch den Vollzug des Götterkultes.
Hatschepsut verstand sich in diesem Zusammenhang als Ipet mit ihrem Eigennamen „Die erste der vornehmen Frauen (Damen), die Amun umarmt“ und stellte damit den Bezug zu ihrer „göttlichen Geburt“ und „göttlichen Empfängnis durch Amun“ her.
Hintergrund
Ursprung
Das Datum des Opet-Festes steht in Verbindung mit dem 15. Achet II (29. September) 1492 v. Chr., dem Tag der Krönung von Thutmosis II.[2] Die Regentschaft für den sehr jungen König übernahm ab diesem Tag zunächst Hatschepsuts Mutter, Königin Ahmose. Im Anschluss rebellierten im ersten Regierungsjahr nubische Fürsten, die zuvor Thutmosis I. eingesetzt hatte.[3] Auf einer Stele, die zwischen Assuan und Philae stand, berichtete Thutmosis II. von der Niederschlagung der Revolte:
„9. Achet II: Da sandte seine Majestät ein zahlreiches Heer nach Nubien zum ersten Mal, dass er einen Siegeszug unternahm, um alle niederzuwerfen, die sich gegen seine Majestät empörten (…) Da warf dieses Heer seiner Majestät jene Barbaren nieder. Sie liessen nicht einen von ihren Männern leben, ganz wie seine Majestät es befohlen hatte, mit Ausnahme eines von diesen Kindern des Fürsten des elenden Kusch, der lebend gebracht wurde als Gefangener mit ihren Leuten zu dem Ort, wo sich seine Majestät befand, und der unter die Füße des guten Gottes gelegt wurde.[3]“
Thutmosis II. ließ später an seinem Krönungstag ein Siegesdenkmal am dritten Katarakt in der Nähe von Kerma aufstellen. Dieser besondere Tag stellte zugleich das Beginndatum des späteren Opet-Festes dar. Thutmosis III. stiftete aus Verehrung seines Vaters das Opet-Fest als gleichnamiges Fest des Amun in Elephantine, das dort ebenfalls zeitgleich am Abend des 14. Achet II begann.[4]
Das Opet-Fest unter Hatschepsut
Unter Hatschepsut ist das Opet-Fest erstmals 1462 v. Chr. für den 14. Achet II belegt. Hatschepsut ließ Szenen des Festaktes im nächsten Jahr an den Wänden der Roten Kapelle anbringen. Im Terrassentempel von Deir el-Bahari ist der Bericht zu lesen, der die „göttliche Zeugung“ von Hatschepsut durch Amun schildert:
„[Es kam dieser herrliche Gott, Amon der Herr der Throne der beiden Länder], nachdem er sich verwandelt hatte in die Majestät dieses ihres Gemahls, des Königs von Ober- und Unterägypten ʿ3-ḫpr-K3-Rʿ; sie fanden sie,[A 2] wie sie ruhte in der Schönheit ihres Palastes. Sie erwachte wegen des Geruchs des Gottes; sie lächelte angesichts seiner Majestät. Da ging er zu ihr sogleich und wurde brünstig (ḥ3d) gegen sie, er gab sein Herz in sie, er liess sie ihn sehen [in] seiner Gestalt als Gott, nachdem er vor sie gekommen war. Sie freute sich, seine Schönheit zu sehen, seine Liebe ging ein in ihren Leib, [der Palast war überflutet von dem Geruch des Gottes], alle seine [Düfte] waren (Düfte) von Pwnt. [Es tat dieser Gott] alles was er wollte mit ihr. Sie liess ihn sich freuen über sie. [Sie] küsste ihn. [5]“
Festdaten
Thutmosis III. kehrte im 23. Regierungsjahr nach seinem Sieg in der Schlacht bei Megiddo rechtzeitig nach Karnak zurück, um die Götterfahrt des Amun im Rahmen der Feierlichkeiten des Opet-Festes am 15. Tag des Monats P3 Jpt (Paophi) (15. Achet II (21. September) 1457 v. Chr.) zu begleiten. Nachdem Hatschepsut in den Jahren zuvor das Opet-Fest eröffnete, führte Thutmosis III. erstmals den Prozessionszug des Amun in Verbindung eines zusätzlichen Siegesopfers hinsichtlich der siegreichen Schlacht bei Megiddo an:[6]
„Seine Majestät (Thutmosis III.) stiftete Amun ein neues Gottesopfer (nach Rückkehr aus Megiddo), um in seinem Tempel in Karnak das, was man lobt, zu tun an seinem schönen Fest von Opet am 15. Achet II. Wenn der König dieses herrlichen Gottes auszieht, um seine Fahrt in sein südliches Schloss (Luxor) zu unternehmen, stiftet er ein großes Opfer für diesen Tag beim Einzug in das südliche Schloss als alljährliche Leistung.“
Am 14. Achet II begannen am Abend die ersten Zeremonien des Opet-Festes, das nach 11 Tagen am 25. Achet II endete. Dieser Termin wurde spätestens unter Ramses III. auf den 18. Achet II verlegt, dem am 19. Achet II der erste Feiertag folgte. Die Gründe für die Verschiebung sind bisher nicht geklärt. Ramses III. verlängerte bei seinem Regierungsantritt die Festdauer zudem auf 27 Tage. Mit der Ankunft von Amun am 15. Achet III schloss das Opet-Fest; unter Ramses II. mit 23 Feiertagen am 11. Achet III
Auf der Siegesstele des Pije sind erneute Abänderungen der Festdauer genannt, da Amun von Pije bereits am 9. Achet I zum Opet-Fest gerüstet wurde. Am 2. Achet III kehrte Amun in den Tempel von Karnak zurück. Unter Psammetich I. trifft dagegen seine Tochter Nitokris pünktlich zum ursprünglichen Datum unter Hatschepsut am Abend des 14. Achet II in Karnak ein.[7]
Festverlauf
Durchquert man heute den Großen Hof Ramses II., so erreicht man den Säulengang Amenophis III.[8] Die Wände der Kolonnade sind auf ihren Innenseiten mit Darstellungen des Opet-Festes geschmückt, die aus der Zeit Tutanchamuns, Ejes und Haremhabs stammen.
Begleitet vom König sowie Wab- und Vorlesepriestern werden die Götterstatuen von Mut, Chons und Amun auf ihren Kultbarken vom Karnak- zum Luxortempel geführt.[9] Während der Prozession ist das Nilufer von der einheimischen Bevölkerung gesäumt, die den vorbeiziehenden Götter und dem König huldigen.[10] Im sogenannten Geburtsraum des Ipet rsjt, dem Mammisi, vollzieht sich anschließend die alljährliche rituelle Vereinigung des Reichsgottes mit der Königsmutter, der die Geburt des königlichen Ka folgt. Der Ka verschmilzt danach mit dem König, der mit seinem neugeborenen Ka wieder als „Sohn des Amun-Re“ vor den jubelnden Festteilnehmern erscheint,[11] am
Mit der „Rechtfertigung“ und dem „Erscheinen“ des „Guten Gottes“,[13] sowie durch die kultische Regeneration des Amun-Re in seinem jpt rsjt wird die ideale kosmische und soziale Ordnung erneuert, ein Heilszustand (…), von dem Menschen und Götter, soziale und kosmische Sphäre gleichermaßen betroffen sind:
„Freue dich, du ganzes Land! Die gute Zeit ist gekommen. Ein Herr -er lebe, sei heil und gesund- ist erschienen in allen Ländern, Ma'at ist an ihren Platz zurückgekehrt. (…) Die Bösen sind auf das Gesicht gefallen, die Habgierigen sind allesamt verachtet. Das Wasser steht und versiegt nicht, die Überschwemmung steigt hoch. Die Tage sind lang, die Nächte haben Stunden, der Mond kommt zur rechten Zeit. Die Götter sind besänftigt und zufrieden, man lebt in Lachen und Wundern.[14]“
Literatur
- Rolf Krauss: Sothis- und Monddaten. Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens (= Hildesheimer ägyptologische Beiträge. (HÄB). Band 20). Gerstenberg, Hildesheim 1985, ISBN 3-8067-8086-X.
- Jean Meeus, Denis Savoie: The history of the tropical year. In: Journal of the British Astronomical Association. Band 102, Nr. 1, 1992, ISSN 0007-0297, S. 40–42, (bibcode:1992JBAA..102...40M).
- Richard A. Parker: The calendars of ancient Egypt (= Studies in Ancient Oriental Civilization Band 26, ISSN 0081-7554). University of Chicago Press, Chicago IL 1950.
- Georges Posener: De la Divinité du Pharaon (= Cahiers de la Société asiatique. Band 15, ZDB-ID 401578-2). Imprimerie Nationale, Paris 1960.
- Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten (= Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse. [AM-GS]. 1950, Band 10, ISSN 0002-2977). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1950.
- Peter H. Schulze: Herrin beider Länder Hatschepsut. Frau, Gott und Pharao. Weltbild-Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89350-082-0.
- Kurt Sethe: Urkunden der 18. Dynastie (= Urkunden des aegyptischen Altertums. Deutsch. Abteilung 4 Urk IV). Band 1. Bearbeitet und übersetzt. Hinrichs, Leipzig 1914 (Nachdruck: Akademie-Verlag, Berlin 1984).
- The Festival Procession of Opet in the Colonnade Hall with Translation of Texts, Commentary, and Glossary by the Epigraphic Survey. In: The University of Chicago (Hrsg.): The University of Chicago Oriental Institute Publications. Band 112, Chicago 1994, ISBN 0-918986-94-X.
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ Eine Göttin, die seit dem späten Neuen Reich den Tempel von Luxor verkörpert: Jean-Pierre Corteggiani: L'Égypte ancienne et ses dieux. Dictionnaire illustré. Fayard, Paris 2007, ISBN 978-2-213-62739-7, S. 240.
- ↑ Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten. Mainz 1950, S. 87; Urkunde IV, 82.
- ↑ a b Kurt Sethe: Urkunden der 18. Dynastie. Berlin 1984, S. 68–69.
- ↑ Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten. Mainz 1950, S. 84; Urk. IV 824, 10.
- ↑ Kurt Sethe: Urkunden der 18. Dynastie. Berlin 1984, S. 102.
- ↑ a b Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten. Mainz 1950, S. 85.
- ↑ Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten. Mainz 1950, S. 86–87.
- ↑ 2 mal 7 Papyrusbündelsäulen mit offenem Doldenkapitell.
- ↑ Ursprünglich zu Beginn der Feierlichkeiten zu Land und auf dem Rückweg auf Booten; seit Tutanchamun in beiden Richtungen auf dem Nil: The Festival Procession of Opet in the Colonnade Hall by the Epigraphic Survey. The University of Chicago Oriental Institute Publications: u. a. Tafel 12 und Tafel 68.
- ↑ W. J. Murnane: Opetfest. In: Wolfgang Helck, Eberhard Otto (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie. Band 4: Megiddo – Pyramiden. Harrassowitz, Wiesbaden 1982, ISBN 3-447-02262-0, S. 574–579.
- ↑ Ian Shaw and Paul Nicholson: The British Museum Dictionary of Ancient Egypt. British Museum Press, London 1996.
- ↑ Urk IV, S. 1683, Z. 2-3 (Architravinschrift)
- ↑ nṯr-nfr
- ↑ Jan Assmann: Ma'at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit in Alten Ägypten. Beck, München 2001, ISBN 3 406 45943 9, S. 221.