Vereinigungsfest der beiden Stiere

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Sensen-Kawi in Hieroglyphen
<hiero>W3:N13 s:n-s:n E1:w-M17 </hiero>

Sensen-Kawi
snsn-k3.wj
Fest (vom 15. Tag) der Vereinigung beider Stiere

Das Vereinigungsfest der beiden Stiere (auch Tag der Reinigung) bezeichnete im ägyptischen Mondkalender den Tag des Vollmondes. In den Festkalendern der altägyptischen Gaue ist dieser Festtag landesweit als monatliches Ereignis des Vollmondes am 15. Tag des Mondkalenders vermerkt.

Hintergrund

Astronomische Texte

Osiris gleichzeitig als Apis-Stier

Das Vereinigungsfest ist über alle Epochen der altägyptischen Geschichte gut belegt. Als Beispiele seien hier der Text Esna 417 und das Nutbuch vom Vollmondfest am 15. Tag im Mondkalender genannt:

„Das Auge des Re ist gefüllt, das Auge des Horus ist geordnet. Das ist der Stier, der das Maß des Auges vollzählig machte und das ist der Stier, der richtig leuchtet am Fest des fünfzehnten Tages. Re und Osiris gelangen für sich zur Vereinigung der beiden Stiere im Fest. Alle Leute lassen ihre Lampen leuchten Tag und Nacht.“

Auszug aus Esna 417[1]

„So geschieht es, dass der Mond allein ist mit ihm (Re). Das ist das Hervorgehen des Horus gegenüber Re. Der Mond ist es im Osten, Re ist es im Westen. So entsteht die Vereinigung der beiden Stiere, der Tag der Reinigung, das Morgengrauen des Festes am fünfzehnten Tages“

Auszug aus dem Nutbuch[1]

Die Formulierung „So geschieht es, dass der Mond allein ist mit ihm (Re)“ beschreibt sehr genau die Verhältnisse am Himmel. Zu diesem Zeitpunkt sind die Sterne und Planeten noch nicht sichtbar. Einzig Sonne und Mond sind als Himmelskörper zu sehen.

Mythologischer Hintergrund

Der Mond wird neben Thot auch mit Osiris gleichgesetzt. Der Moment des Vollmondes versinnbildlicht den starken und hitzigen Stier, während der Neumond den kastrierten Stier (sab) darstellt. Die Vereinigung von Re und Osiris wird mit dem Sonnenuntergang und dem gleichzeitigen Mondaufgang assoziiert. Sowohl Sonnen- als auch Mondgott sind Symbole für die Stiere.

Während der Mnevis-Stier als heiliges Tier für Re steht, symbolisiert der Apis-Stier die Gottheit Osiris (siehe auch Serapis). Die Feier des Vollmondtages begann am Vortag mit dem Anzünden von Fackeln, Kerzen und anderen Gegenständen. Das Festritual ist identisch mit dem Neith-Fest:

„Entzünden von Fackeln im Inneren des Tempels. Einen schönen Tag feiern seitens der Männer und Frauen, jubeln seitens der ganzen Stadt, so dass es keinen Schlaf für irgendjemand gibt bis zum Morgengrauen.“

Auszug aus Esna 207[1]

Dieser Sachverhalt wird auch in Herodot II 62 bestätigt, der ausdrücklich erwähnt, dass dieser Brauch auch außerhalb von Sais ausgeübt wird. Damit liefert das Fest der Vereinigung die typische Art, wie die Ägypter sakrale Feste im privaten Rahmen hauptsächlich begingen.

Literatur

  • Richard A. Parker: The calendars of ancient Egypt (= Studies in ancient Oriental Civilization. Band 26, ISSN 0081-7554). University of Chicago Press, Chicago IL 1950.
  • Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse 1950, Band 10, ISSN 0002-2977). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur u. a., Mainz u. a. 1950.
  • Alexandra von Lieven: Der Himmel über Esna. Eine Fallstudie zur religiösen Astronomie in Ägypten am Beispiel der kosmologischen Decken- und Architravinschriften im Tempel von Esna (= Ägyptologische Abhandlungen. Band 64). Harrassowitz, Wiesbaden 2000, ISBN 3-447-04324-5 (Zugleich: Tübingen, Univ., Magisterarbeit, 1998).
  • Kim Ryholt (Hrsg.): Hieratic texts from the collection (= The Carlsberg Papyri. Band 7 = CNI Publications. Band 30). Museum Tusculanum Press, Kopenhagen 2006, ISBN 87-635-0405-7.
  • Alexandra von Lieven: Grundriss des Laufes der Sterne. Das sogenannte Nutbuch (= The Carlsberg Papyri. Band 8 = CNI Publications Band 31). The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Eastern Studies u. a., Kopenhagen 2007, ISBN 978-87-635-0406-5.

Einzelnachweise

  1. a b c Alexandra von Lieven: Der Himmel über Esna. Kopenhagen 2000, S. 85–87.