Horusauge

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Stammbrüche in Hieroglyphen
<hiero>D10</hiero>

Horusauge
Udjat
Wḏ3t
intakt, vollständig, heil, gesund
<hiero>D11</hiero>

das Weiße des Auges (links)
= 1/2 Heqat*
<hiero>D12</hiero>

Pupille
= 1/4 Heqat
<hiero>D13</hiero>

Augenbraue
= 1/8 Heqat
<hiero>D14</hiero>

das Weiße des Auges (rechts)
= 1/16 Heqat
<hiero>D15</hiero>

1. Strich unter dem Horusauge
= 1/32 Heqat
<hiero>D16</hiero>

2. Strich unter dem Horusauge
= 1/64 Heqat
<hiero>D10</hiero>

das „heile“ Horusauge
= 63/64 Heqat

Das Horusauge, auch Udjat-Auge oder Udzat-Auge ist ein altägyptisches Sinnbild des Himmels- und Lichtgottes Horus und eine ägyptische Hieroglyphe mit magischer Bedeutung. Es hat in der Gardiner-Liste die Nummer D10.

Im Alten Ägypten

Die Konzeption der Horusaugen, die von Sonne und Mond spricht, darf nicht mit den mythologischen Bereichen Auge des Re und Augen des Horus verwechselt werden. Die bisher publizierten Augensagen vermischen zumeist die voneinander unabhängigen Themenbereiche, was zu insgesamt fehlerhaften Deutungen führte. Es liegen insgesamt drei Themenkomplexe vor:

  1. Auge des Re: Tefnut und Sopdet unter anderem als „Auge des Re“.
  2. Horusauge (Udjat-Auge): Heilung des Horusauges und Bezug auf den Mond.
  3. Kosmische Augen des Horus: Schu als Sonne und Tefnut als Mond. In einem Wortspiel wird der Göttername Schu als Licht übersetzt. Die dazugehörigen Assoziationen kommen seltener vor und verweisen auf die ursprüngliche Verquickung der Tefnut mit dem Udjat-Auge.

In der „Udjat-Textgattung“ riss Seth Horus das linke Auge aus, als sich beide Rivalen im Kampf um den Thron von Osiris befanden. Thot, der weise Mondgott, Schutzpatron der Wissenschaften und der Schreibkunst, heilte das Auge.

Verwendung in der Magie

Das Horusauge ist das von Thot geheilte, wiederhergestellte linke Auge („Mondauge“) des Lichtgottes Horus. Es wird auch als das Udjat- oder Udzat-Auge bezeichnet (udjat = intakt, vollständig, heil, gesund).

Ursprünglich diente das Symbol als Schutzmittel und wurde seit Beginn des Alten Reichs bis zum Ende der Pharaonenzeit als Amulett- und Schutzzeichen gegen den „bösen Blick“ verwendet. Im Neuen Reich wurden Sargwände und Grabbeigaben damit dekoriert („magische Augen“).

Verwendung in der Mathematik

Der Ägyptologe Georg Möller behauptete 1911, er habe bei seinen Forschungen eine bildliche Notation der ersten sechs binären Stammbrüche entdeckt. Diese würden als Elemente des Horusauges geschrieben. Die Summe der Bruchzahlen ergibt 6364. 164 hat Thot angeblich verschwinden lassen.

Analysen des Ägyptologen Jim Ritter aus dem Jahr 2002[1] weisen allerdings darauf hin, dass die altägyptischen mathematischen Stammbrüche auf die Hieratische Schrift zurückzuführen sind und nicht von einer im Volke allgemein bekannten Verwendung der hieroglyphischen Symbole als Maßeinheiten ausgegangen werden kann.

Verwendung in der Medizin

Bei der Herstellung eines Heilmittels benutzten die Ärzte das mathematische Verhältnis des Auges für die Dosierung der Zutaten. Das in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen medizinischen Rezepten vorangestellte R-Zeichen für recipe ähnelte zudem dem Horusauge.[2] Auch wurde das Horusauge (wie oben beschrieben) als Amulett, vielleicht sogar als Heilzauber verwendet.

In der Neuzeit

Siehe auch

Literatur

  • Hans Bonnet: Horusauge. In: Hans Bonnet: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. 3. unveränderte Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-937872-08-6, S. 314f.
  • Alan Gardiner: Egyptian Grammar. Being an Introduction to the Study of Hieroglyphs. 3d revised edition. Griffith Institute – Ashmolean Museum, Oxford 1957. 1988 printing, ISBN 0-900416-35-1 (zur Verwendung des Horusauges für die Bildung von Brüchen: § 266).
  • Erhart Graefe: Mittelägyptische Grammatik für Anfänger. 4. völlig überarbeitete Auflage. Harrassowitz, Wiesbaden 1994, ISBN 3-447-03445-9.
  • Alexandra von Lieven: Grundriss des Laufes der Sterne. Das sogenannte Nutbuch (= Carsten Niebuhr Institute Publications. Band 31/ The Carlsberg Papyri. Band 8). The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Eastern Studies u. a., Kopenhagen 2007, ISBN 978-87-635-0406-5.

Weblinks

Commons: Horusauge – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jim Ritter: Closing the Eye of Horus: The Rise and Fall of Horus-Eye Fractions. In: John M. Steele, Annette Imhausen (Hrsg.) : Under One Sky: astronomy and mathematics in the ancient Near East (= Alter Orient und Altes Testament. [AOAT] Nr. 297). Ugarit-Verlag, Münster 2003, ISBN 3-934628-26-5, S. 298–323 (Volltext online).
  2. Liselotte Buchheim: Geschichte der Rezepteinleitung. Horusauge – Jupiterzeichen – Recipe. Medizinische Habilitationsschrift, Bonn 1965.