Bayerisches Staatsministerium des Äußern

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. August 2022 um 15:21 Uhr durch imported>Wheeke(1347043) (HC: Ergänze Kategorie:Außenpolitische Organisation (Deutschland)).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Datei:Papiersiegel des Kgl.Bayer.Außenministeriums.jpg
Siegel des Königlich Bayerischen Staatsministeriums des Königlichen Hauses und des Äußern
Das Palais Montgelas, 1817–1933 Sitz des Staatsministerium des Äußern, heute Teil des Hotels Bayerischer Hof

Das Bayerische Staatsministerium des Äußern (bis 1918: Bayerisches Staatsministerium des Königlichen Hauses und des Äußern) war von 1762 bis 1933 ein Ministerium in München.

Das Amt des Außenministers wurde meistens in Personalunion mit dem Vorsitz im Ministerrat bzw. dem Amt des Ministerpräsidenten geführt. Der Aufgabenbereich umfasste in Königreich und Republik auch Kompetenzen der inneren Verwaltung. Nachfolgebehörde ab 1933 war die Staatskanzlei.

Geschichte

Monarchie

Kurfürstentum Bayern

Von 1762 bis 1817 war das „Departement der Auswärtigen Staatsgeschäfte“ im Theatinerkloster untergebracht

Die Behörde bestand bereits vor der Montgelas’schen Verwaltungsreform von 1799, als Fachministerien eingerichtet wurden, denn es gab seit 1762 ein „Departement der Auswärtigen Staatsgeschäfte“. Minister war damals Maximilian Franz Joseph von Berchem. Sein Nachfolger wurde 1777 Matthäus von Vieregg.

Montgelaszeit

Als das Ministerium „der auswärtigen Angelegenheiten“ 1801 eingerichtet wurde, nahm es auch Bereiche des „inneren Staatsrechts“ wahr, denn das Departement der inneren Verwaltung existiert erst ab 1806. Diese Aufgabenbereiche wurden wieder stückweise abgegeben. Zu den Aufgaben nach 1806 gehörte die Betreuung des Haus- und Staatsarchivs, die Vertretung von Kirchen und Stiftungen vor Gericht, das Postwesen, Hausfideikommiss, Privatfürstenrecht und Lehenssachen. Angegliedert war das Reichsheroldsamt, das zuständig für Erteilung des Indigenats, Adelsverleihungen und Führung der Adelsmatrikel war, mit dem Ziel so die hinzugewonnene Bevölkerung für den neuen Staat gewinnen. Bezeichnenderweise war das Außenministerium auch für Ordensverleihungen zuständig.

Deutscher Bund

Mit der Verfassung von 1817 wurde das Ministerium sachgerecht als „Staatsministerium des Königlichen Hauses und des Äußern“ bezeichnet.

1825 wurde das Postwesen an das Finanzministerium abgegeben und kam 1832 wieder zurück. 1847 kam die Zuständigkeit für Post nochmals an das Finanzministerium. 1845 bis 1848 war das Außenministerium mit dem Eisenbahnwesen betraut. Seit 1849 hatte bis auf eine Ausnahme (1880–1890) der Staatsminister des Äußern immer den Vorsitz im Ministerrat inne, erstmals mit Ludwig von der Pfordten.

Kaiserreich

Bayern behielt im Kaiserreich einige Reservatrechte und das Recht auf eigene Gesandtschaften. Zudem hatte Bayern den Vorsitz im Bundesratsausschuss für auswärtige Angelegenheiten. Das Königreich Bayern unterhielt noch 1914 diplomatische Vertretungen in Frankreich (auch in Belgien akkreditiert), Österreich-Ungarn, Russland, Italien, beim Heiligen Stuhl sowie in der Schweiz.[1]

Das Staatsministerium des Äußern hatte weitere Aufgaben. 1871 wurde das Handelsministerium aufgelöst und die Verkehrsabteilung kam an das Außenministerium,[2] was ab diesen Zeitpunkt den hauptsächlichen Arbeitsanfall bildete. 1871 bis 1874 unterstand auch das Zollwesen dem Ministerium.[3] 1903 wurden der Verkehr dem neugeschaffenen Verkehrsministerium unterstellt.[4]

1904 wurden aus dem Geschäftsbereich des Innenministeriums dem Staatsministerium des Äußern die Angelegenheiten des Handels, der Industrie, des Kunstgewerbes, Handwerks und des Kleingewerbes überwiesen.[5] Es handelte sich hierbei um die Aufsicht und Förderung dieser Wirtschaftszweige: Gewerbeordnung, Genossenschafts- und Kreditwesen, Aufsicht über die Handels- und Gewerbekammern, Förderung von Industrie- und Gewerbeausstellungen, Gewerbesteuerangelegenheiten, Gewerbe- und Kaufmannsgerichte, Förderfond für Industrie und Gewerbe, Aufsicht über das Münz-, Währungs- und Börsenwesen und schließlich die Aufsicht über das Bergwesen. Am 13. Februar 1915 verbot die Behörde das Hissen der 1909 privat eingeführten schwarz-gelben Pfalzfahne.[6]

Republik

Die mit den 1904 übernommenen Aufgaben betraute Abteilung II des Staatsministeriums des Äußern wurde 1919 vom neugeschaffenen Revolutionsministerium, dem Staatsministerium für Handel, Industrie und Gewerbe seinerseits übernommen.[7] Infolge einer „Staatsvereinfachung“ kam es 1928 zur Rückgliederung in das Staatsministerium des Äußern.[8] 1932 erhält das Ministerium seinen letzten Titel, der seine Aufgaben besser zum Ausdruck brachte „Staatsministerium des Äußern, für Wirtschaft und Arbeit“.[9] Wie zu Zeiten der Monarchie war das Amt mit dem Vorsitz im Ministerrat verbunden, nun allerdings unter dem Titel eines Ministerpräsidenten.

Zeit des Nationalsozialismus

Am 12. April 1933 wurde das Außenministerium aufgelöst und auf die verschiedenen Ressorts verteilt. Aus den Überresten entstand die Staatskanzlei.[10]

Minister

Das Ministerium wurde geleitet von:[11][12]

Name Amtszeit Bemerkungen
Maximilian von Montgelas 21. Februar 1799 bis 2. Februar 1817
Aloys von Rechberg 2. Februar 1817 bis 26. Oktober 1825
Friedrich Karl von Thürheim 1. Januar 1826 bis 29. August 1828
Joseph Ludwig von Armansperg 30. August 1828 bis 31. Dezember 1831
Friedrich August von Gise 2. Januar 1832 bis 1. Juni 1846
Otto von Bray-Steinburg 1. Juni 1846 bis 4. April 1847
Georg Ludwig von Maurer 17. September 1847 bis 29. November 1847 als Verweser
Ludwig von Oettingen-Wallerstein 1. Dezember 1847 bis 11. März 1848 als Verweser
Klemens von Waldkirch 14. März 1848 bis 29. April 1848 als Verweser
Otto von Bray-Steinburg 29. April 1848 bis 18. April 1849
Ludwig von der Pfordten 18. April 1849 bis 1. Mai 1859 Vorsitz im Ministerrat
Karl von Schrenck von Notzing 1. Mai 1859 bis 4. Oktober 1864 Vorsitz im Ministerrat
Max von Neumayr 4. Oktober 1864 bis 4. Dezember 1864 als Verweser
Ludwig von der Pfordten 4. Dezember 1864 bis 29. Dezember 1866 Vorsitz im Ministerrat
Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst 31. Dezember 1866 bis 7. März 1870 Vorsitz im Ministerrat
Otto von Bray-Steinburg 8. März 1870 bis 25. Juli 1871 Vorsitz im Ministerrat
Friedrich von Hegnenberg-Dux 21. August 1871 bis 2. Juni 1872 Vorsitz im Ministerrat
Adolph von Pfretzschner 1. Oktober 1872 bis 4. März 1880 Vorsitz im Ministerrat
Friedrich Krafft von Crailsheim 4. März 1880 bis 1. März 1903 Seit 1890 Vorsitz im Ministerrat
Clemens von Podewils-Dürniz 1. März 1903 bis 9. Februar 1912 Vorsitz im Ministerrat
Georg von Hertling 9. Februar 1912 bis 10. November 1917 Vorsitz im Ministerrat
Otto von Dandl 11. November 1917 bis 8. November 1918 Vorsitz im Ministerrat
Kurt Eisner 8. November 1918 bis 21. Februar 1919 Ministerpräsident, USPD
Johannes Hoffmann 18. März 1919 bis 13. März 1920 Ministerpräsident
Gustav von Kahr 16. März 1920 bis 11. September 1921 Ministerpräsident, BVP
Hugo Graf von und zu Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg 21. September 1921 bis 2. November 1922 Ministerpräsident, BVP
Eugen von Knilling 8. November 1922 bis 5. Mai 1924 Ministerpräsident, BVP
Heinrich Held 28. Juni 1924 bis 15. März 1933 Ministerpräsident, BVP
Franz Ritter von Epp 16. März 1933 bis 12. April 1933 Reichsstatthalter und kommissarischer Ministerpräsident, NSDAP

Gebäude

1817–1933: Palais Montgelas

Dienstsitz des Staatsministerium des Äußern war das Palais Montgelas, heute Teil des Hotels Bayerischer Hof.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Benz: Bayerische Auslandsbeziehungen im 20. Jahrhundert. Das Ende der auswärtigen Gesandtschaften Bayerns nach dem I. Weltkrieg, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 32 (1969), 962–994.
  2. Verordnung vom 1. Dezember 1871 (RBl. 1833).
  3. Verordnung vom 9. Juni 1874 (GVBl. 333).
  4. Verordnung vom 14. Dezember 1903 (GVBl. 672).
  5. Verordnung vom 10. November 1904 (GVBl. S. 567)
  6. Webseite mit Scan der Verbotsverfügung
  7. Verordnung vom 3. April 1919 (GVBl. S. 127)
  8. (GVBl. S. 361)
  9. (GVBl. S. 61)
  10. (GVBL 113)
  11. Ministerrat, Rudolf Neck, Adam Wandruszka, Isabella Ackerl: Protokolle des Ministerrates der Ersten Republik, 1918–1938, Band 5, Teil 1, Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei, 1980
  12. Caroline Gigl: Die Zentralbehörden Kurfürst Karl Theodors in München 1778–1799, C.H. Beck, 1999 – 552 S

Koordinaten: 48° 8′ 24,7″ N, 11° 34′ 25,3″ O