DR-Baureihe 01.5
DR-Baureihe 01.5 | |
---|---|
01 533 der ÖGEG
| |
Nummerierung: | 01 501–01 535 |
Baujahr(e): | 1962–1965 |
Ausmusterung: | 1977–1982 |
Achsformel: | 2’C1’ h2 |
Gattung: | S 36.20 |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Puffer: | 24.350 mm |
Höhe: | 4.500 mm |
Breite: | 3.100 mm |
Fester Radstand: | 4.600 mm |
Gesamtradstand: | 12.400 mm |
Radstand mit Tender: | 20.320 mm |
Leermasse: | 98,9 t |
Dienstmasse: | 111,0 t |
Dienstmasse mit Tender: | 183,48 t (Kohlefeuerung) 189,93 t (Ölfeuerung) (jeweils mit Tender 2’2’ T34 und vollen Vorräten) |
Reibungsmasse: | 60,4 t |
Radsatzfahrmasse: | 20,1 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 130 km/h vorwärts 50 km/h rückwärts |
Indizierte Leistung: | 2.500 PSI (1.839 kW) |
Anfahrzugkraft: | ~ 150 kN |
Kuppelraddurchmesser: | 2.000 mm |
Laufraddurchmesser vorn: | 1.000 mm |
Laufraddurchmesser hinten: | 1.250 mm |
Steuerungsart: | Heusinger |
Zylinderanzahl: | 2 |
Zylinderdurchmesser: | 600 mm |
Kolbenhub: | 660 mm |
Kesselüberdruck: | 16 bar |
Anzahl der Heizrohre: | 125 |
Anzahl der Rauchrohre: | 43 |
Heizrohrlänge: | 5.500 mm |
Rostfläche: | 4,87 m² |
Strahlungsheizfläche: | 23,5 m² |
Rohrheizfläche: | 201,0 m² |
Überhitzerfläche: | 97,5 m² |
Verdampfungsheizfläche: | 224,5 m² |
Tender: | 2’2’ T34 |
Wasservorrat: | 34 m³ |
Brennstoffvorrat: | 10 t Kohle oder 13,5 m³ Schweröl |
Zugheizung: | Dampf |
Die Baureihe 01.5 umfasst durch Umbau ab 1962 aus der DR-Baureihe 01 entstandene Schnellzuglokomotiven der Deutschen Reichsbahn.
Geschichte
Da die Lokomotiven der Baureihe 01 im schweren Reisezugverkehr noch unverzichtbar waren, die Maschinen, Rahmen und Kessel jedoch verschlissen waren, war eine Erneuerung notwendig. Ab dem Jahr 1962 wurden im RAW Meiningen deshalb 35 Maschinen dieser Baureihe modernisiert (im DDR-Sprachgebrauch: rekonstruiert). Wie bei den Umbauten der DB wurden dafür nur Lokomotiven mit verstärkter Bremse (ab 01 102) und 1000-mm-Laufradsätzen verwendet.
Der Umbau umfasste nicht nur den Einbau eines neuen geschweißten Kessels mit zwei Schüssen, vielmehr wurde die gesamte Lokomotive einer Erneuerung unterzogen. Markantestes äußeres Merkmal war die von der ČSD-Baureihe 477.0 abgeschaute durchgehende Domverkleidung, welche den Lokomotiven ein modernes, schnittiges Aussehen verlieh. Auch die großen Windleitbleche wurden durch kleinere ersetzt, die vorne oben abgeschrägt waren.
Der neue Kessel machte die sogenannte Reko-01 zu einer der leistungsfähigsten deutschen Schnellzug-Dampflokomotiven der Nachkriegszeit. Neben einer Verbrennungskammer und der bekannten Mischvorwärmeranlage Bauart IfS war der 01.5-Kessel mit drei Vollhub-Kesselsicherheitsventilen (Bauart Ackermann, NW 60) ausgerüstet. Die Maschinen erhielten Trofimoff-Schieber und bis auf 01 501 und 01 520 auch neue Zylinder in Schweißkonstruktion. Daneben erhielten die Lokomotiven auch ein neues, geschweißtes Führerhaus in Einheitsausführung mit gepolsterten Sitzen, Nassdampf-Seitenzugregler und andere Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für das Lokpersonal sowie eine Indusi. Diese war für den grenzüberschreitenden Verkehr nach Bebra bzw. Hamburg-Altona und den Verkehr auf der Strecke Dresden–Berlin erforderlich. Weil die Kuppelradsätze bei vielen Maschinen wegen Speichenbrüchen ersetzt werden mussten, wurden acht Exemplare mit Boxpok-Rädern aus Stahlguss, wie sie von Lokomotiven aus der Sowjetunion und den USA bekannt waren, versehen.[1] Aufgrund von Fertigungsfehlern befriedigte ihr Lauf nicht immer und sie wurden später wieder gegen neue Speichenräder ausgetauscht. Den Abschluss bildete im Mai 1974 die Lok 01 507. Die Lok 01 509 musste wegen ihres gefährlichen Laufverhaltens aus dem Betrieb genommen werden, bis sie im Oktober 1965 Speichenräder und die Ölfeuerung bekommen hatte.
Ab Betriebsnummer 01 519 erhielten alle Loks beim Umbau eine Ölhauptfeuerung, welche eine weitere Leistungssteigerung ermöglichte. Bis auf die sieben Loks des Bw Berlin Ostbahnhof wurden alle anderen Lokomotiven von 1964 bis 1966 mit Ölhauptfeuerung nachgerüstet. Im Tender konnten 13,5 m³ Schweröl mitgeführt werden. Jede der Loks sollte ursprünglich zwei Erhaltungsabschnitte (je sechs Jahre) in Betrieb bleiben, die sie alle überschritten haben. Im Zuge der Ölkrise Anfang der 1980er Jahre wurden alle Loks der Baureihe 01.5 mit Ölhauptfeuerung abgestellt. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Betriebsdienst wurden 01 519 und drei weitere Loks als Heizlokomotiven verwendet. Die Lok 01 520 wurde als letzte Öllok im Januar 1982 aus dem Betrieb genommen. Die sieben Kohle gefeuerten Loks des Bw Berlin Ostbahnhof waren bis 1979 im Einsatz. Vier Maschinen wurden aufgrund der Ölkrise im Jahr 1980 reaktiviert und nach Saalfeld umstationiert. Ihre Einsätze endeten im März 1982.
Ein Unikat im Erscheinungsbild innerhalb der Baureihe 01.5 stellt die 01 504 dar. Ihre Abnahme erfolgte am 31. Oktober 1962.[2] Zu diesem Zeitpunkt besaß die 01 504 einen normalen Schlot, aber keine durchgehende Domverkleidung. Die Domverkleidung endete flach auslaufend in Höhe des Zwischenraumes von erster Kuppelachse und hinterer Vorlaufachse. Am 12. Juni 1963[3] erhielt sie als einzige Lokomotive ihrer Baureihe einen Giesl-Ejektor. Obwohl die Ergebnisse in puncto Leistung und Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu anderen Lokomotiven ausblieben, behielt die 01 504 den Giesl-Ejektor bis zum 20. Januar 1975.[4] Neben den ab Werk eingebauten Boxpok-Radsätzen, die sie bis 7. Juli 1972 behielt,[5] und der anfänglich montierten Seitenschürze trug 01 504 bis zu ihrem Umbau auf Ölhauptfeuerung am 12. Februar 1965[6] einen von der Frontschürze in Höhe der Pufferbohle, unterhalb des Umlaufes über das Führerhaus bis zum Tenderende verlaufenden weißen Zierstreifen. Die oftmals erwähnte grüne Lackierung der 01 504 konnte nicht nachgewiesen werden.
Bei der Umzeichnung 1970 wurden die Lokomotiven mit Ölfeuerung als 01.05 geführt, die mit Kohlefeuerung mit um 1000 erhöhter Ordnungsnummer als 01.15.
Die 01 0531-2 erhielt 1984 eine Rostfeuerung und war danach mit der Nummer 01 1531-1 als Traditionslokomotive wieder im betriebsfähigen Bestand der DR. 01 519 wurde 1990–91 von einer stationären Heizanlage wieder zu einer voll betriebsfähigen Lokomotive aufgearbeitet. Sie wurde 1991 in die Schweiz verkauft.[7] 1996 wurde die Lokomotive von den Eisenbahnfreunden Zollernbahn gekauft und wurde nach längerer Abstellzeit in Rottweil aufgearbeitet. Sie ist seit Herbst 2015 wieder in Betrieb.
Fünf Dampflokomotiven der Baureihe 01.5 blieben erhalten (Stand März 2010): 01 509, 01 514, 01 519, 01 531, 01 533.[8]
Unfälle
Die 01 516, damals schon mit der EDV-Nummer 01 1516-2, erlangte durch den Kesselzerknall in Bitterfeld traurige Berühmtheit, als am 27. November 1977 ihr Kessel im dortigen Bahnhof wegen Wassermangels zerknallte. Dies war der bisher letzte Kesselzerknall in Deutschland. Ein solches Unglück erschien eigentlich schon damals als unvorstellbar, da der technische Zustand von Kesseln zuverlässig überwacht wurde und man glaubte, darauf vertrauen zu können, dass das entsprechend ausgebildete Personal – auch im eigenen Interesse – die entsprechenden Sicherheitsvorschriften beachtete. Einschließlich des Lokpersonals forderte die Kesselexplosion sieben Tote und 59 Verletzte. Das Personal hatte am selben Tag auch schon die Lok 03 2121 überhitzt, weswegen diese im Bw Berlin Ostbahnhof abgestellt werden musste. Dort bekamen sie 01 1516, mit der an diesem Tag unfreiwillig die Ausmusterung der Baureihe 01.5 begann. Die Lok stand als Reservelok bereits vor der Fahrt 21 Stunden unter Feuer, doch trotzdem hielt es das Personal für unnötig, die Wasservorräte zu ergänzen. Zu der Kesselexplosion kamen auch noch sieben Minuten Verspätung.
Durch eine Vergleichsfahrt mit erfahrenem Personal wurde im Frühjahr 1978 versucht, die Unfallursache zu ermitteln. Der nicht veröffentlichte Untersuchungsbericht der DR ergab, dass sich der planmäßige Lokführer zum Zeitpunkt auf einer Umschulung zum E-Lok-Führer befand und durch einen sehr engagierten Lokführer ersetzt wurde. Da der Heizer mit seinem Stammlokführer ein eingespieltes Team bildete, war für ihn die Situation ungewohnt und führte mangels Kommunikation zum Wassermangel bei der Einfahrt in den Bahnhof Bitterfeld.
Auf den weiteren Einsatz von Dampflokomotiven in der DDR hatte der Unfall keine Auswirkungen.
Übersicht
Betriebsnummer nach Reko | Betriebsnummer vor Reko | Umbaujahr | Verbleib |
---|---|---|---|
01 501 | 01 174 | 1962 | zerlegt 24.06.1981 im RAW Meiningen |
01 502 | 01 157 | 1962 | zerlegt 31.10.1988 im RAW Wittenberge |
01 503 | 01 142 | 1962 | zerlegt __.12.1981 im RAW Meiningen |
01 504 | 01 224 | 1962 | zerlegt __.02.1982 im RAW Meiningen |
01 505 | 01 121 | 1962 | zerlegt __.07.1981 im RAW Meiningen |
01 506 | 01 127 | 1962 | zerlegt 28.04.1981 im RAW Meiningen |
01 507 | 01 136 | 1962 | zerlegt 15.07.1981 im RAW Stendal |
01 508 | 01 153 | 1963 | zerlegt 30.11.1981 im RAW Stendal |
01 509 | 01 143 | 1963 | Pressnitztalbahn (betriebsfähig) |
01 510 | 01 139 | 1963 | zerlegt __.08.1989 Brauerei Greifswald |
01 511 | 01 218 | 1963 | zerlegt 24.01.1986 RAW Halberstadt |
01 512 | 01 175 | 1963 | zerlegt 15.12.1985 bis 31.12.1985 RAW Leipzig |
01 513 | 01 152 | 1963 | zerlegt __.01.1990 Stralsund; nach anderer Quelle zerlegt 07.09.1989 bis 31.10.1989 Greifswald |
01 514 | 01 208 | 1963 | Technik Museum Speyer |
01 515 | 01 160 | 1963 | zerlegt __.05.1989 Berlin |
01 516 | 01 117 | 1963 | Kesselzerknall in Bitterfeld am 27. November 1977 |
01 517 | 01 107 | 1963 | zerlegt 28.10.1989 Greifswald; nach anderer Quelle zerlegt 17.09.1989 bis 31.10.1989 Greifswald |
01 518 | 01 185 | 1963 | zerlegt 30.05.1981 RAW Meiningen |
01 519 | 01 186 | 1964 | Eisenbahnfreunde Zollernbahn (seit 9. Oktober 2015 wieder betriebsfähig)[7] |
01 520 | 01 162 | 1964 | zerlegt 10.10.1983 RAW Meiningen |
01 521 | 01 144 | 1964 | zerlegt 14.12.1983 RAW Meiningen |
01 522 | 01 184 | 1964 | zerlegt 14.12.1983 RAW Meiningen |
01 523 | 01 191 | 1964 | zerlegt __.04.1987 Güstrow |
01 524 | 01 129 | 1964 | zerlegt 10.10.1983 RAW Meiningen |
01 525 | 01 219 | 1964 | zerlegt 28.02.1981 RAW Meiningen |
01 526 | 01 163 | 1964 | zerlegt 31.03.1983 RAW Cottbus |
01 527 | 01 225 | 1964 | zerlegt __.01.1985 RAW Engelsdorf |
01 528 | 01 119 | 1964 | zerlegt 29.04.1981 RAW Stendal |
01 529 | 01 205 | 1964 | zerlegt 20.09.1983 RAW Cottbus |
01 530 | 01 221 | 1964 | zerlegt __.07.1982 RAW Meiningen |
01 531 | 01 158 | 1964 | DB Museum; Museumslok im Bahnbetriebswerk Arnstadt |
01 532 | 01 135 | 1964 | zerlegt bis 29.05.1981 RAW Stendal |
01 533 | 01 116 | 1964 | ÖGEG / Österreich (betriebsfähig) |
01 534 | 01 203 | 1965 | zerlegt 31.08.1984 Halle (Saale) P |
01 535 | 01 156 | 1965 | zerlegt 26.02.1982 RAW Karl-Marx-Stadt |
Literatur
- Manfred Weisbrod, Wolfgang Petznick: Baureihe 01. transpress Verlag, Berlin 1979.
- Großes Lok-Portrait 01.5. In: EK-Themen. Band 19. EK-Verlag, Freiburg 1995.
- Volker Lucas, Heinz Schnabel: Die Baureihe 01.5. Die legendäre Reko-01 der Deutschen Reichsbahn. EK-Verlag, Freiburg 2002, ISBN 3-88255-113-5.
- Dirk Endisch: Baureihe 01.5. 1. Auflage. transpress, Stuttgart 2001, ISBN 3-613-71167-2.
- Manfred Weisbrod, Franz Rittig: Reko-Lokomotiven. In: Eisenbahn-Journal Spezial. Verlagsgruppe Bahn, Fürstenfeldbruck 2002, ISBN 3-89610-092-0.
- Stars der Schiene Folge 42 Baureihe 01.5
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Foto der DR 01 0503-1 mit Boxpok-Rädern
- ↑ Volker Lucas Heinz Schnabel: Die Baureihe 01.5. EK-Verlag, Freiburg 2002, S. 99.
- ↑ Dirk Endisch: Baureihe 01.5. Transpress, Stuttgart 2001, S. 59.
- ↑ Dirk Endisch: Baureihe 01.5. Transpress, Stuttgart 2001, S. 60.
- ↑ Volker Lucas, Heinz Schnabel: Die Baureihe 01.5. EK-Verlag, Freiburg 2002, S. 233.
- ↑ Volker Lucas, Heinz Schnabel: Die Baureihe 01.5. EK-Verlag, Freiburg 2002, S. 72.
- ↑ a b Geschichte der 01 519. Eisenbahnfreunde Zollernbahn, abgerufen am 15. Oktober 2015.
- ↑ Informationen zu den erhaltenen Lokomotiven der Baureihe 01.5 auf Eisenbahn-Museumsfahrzeuge.