Heinrich Stühlmeyer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. August 2022 um 19:26 Uhr durch imported>J.-H. Janßen(135386) (→‎Einzelnachweise).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Heinrich Stühlmeyer 1968

Johannes Heinrich Stühlmeyer (* 17. August 1907 in Gesmold; † 25. Februar 1978 in Melle) war ein deutscher Custos, Kantor und Komponist. Er war etwa 48 Jahre lang Mitarbeiter der Gesmolder St.-Petrus-Kirche.

Leben

Stühlmeyer wurde 1907 im heutigen westlichen Meller Stadtteil Gesmold, Provinz Hannover, geboren. Sein Vater, Franz Stühlmeyer (1878–1966), war Beamter des Landkreises Melle. Von 1930 bis 1978 übte Heinrich Stühlmeyer das Amt des Custos und Kantors an der St.-Petrus-Kirche Gesmold im Bistum Osnabrück aus.

Die heutige St.-Petrus-Kirche war im 19. Jahrhundert von dem belgischen Baumeister Emanuel Bruno Quaet-Faslem entworfen worden und hat architektonisch die römische Kuppelrotundenkirche Santa Maria ad Martyres zum Vorbild. Die romantische Schwalbennestorgel, um 1880 erbaut und versehen mit einer Besonderheit, einem Schwellwerk, das als Fernwerk in die Kuppel der Kirche eingelassen war, stammte von der Orgelbaufirma Haupt aus Ostercappeln. Das Kantoratsgebäude, die „Alte Küsterei“ lag direkt neben der St. Petruskirche. In ihm war auch die Schule des Ortes untergebracht. Die Kombination aus Custos, Kantor und Schulmeister war seit 1624 Tradition in Gesmold gewesen.[1]

Aus gesundheitlichen Gründen war Heinrich Stühlmeyer 1939 vom Kriegsdienst freigestellt worden. Aufgrund seines Einsatzes für die katholische Kirche und Verfolgte des Nationalsozialismus wurde er 1940 in das KZ-Emslandlager verbracht.[2]

Die politische Gemeinde Gesmold ehrte Heinrich Stühlmeyer jedes Jahr am Sonntag nach dem Johannistag bei der „Burstie“, der Gesmolder Ortsversammlung innerhalb eines mittelalterlichen Steinkreises im Ortszentrum unter der Femelinde, mit dem Überreichen eines Weizenstutens.[3] Bundespräsident Johannes Rau ehrte ihn posthum 2001 mit dem Titel: „Stiller Held des Widerstandes“.[4][5]

Heinrich Stühlmeyer war 43 Jahre mit Klara Stühlmeyer (1910–1995), geb. Stratmann, verheiratet, das Ehepaar hat drei Kinder: Franz (* 1936), Kirchenmusiker und von 1960 bis 2000 Kantor und Organist der Stadtkirche St. Matthäus in Melle,[6] Maria (* 1940) sowie Josef (* 1947), Klavier- und Cembalobaumeister.[7] Der Kantor und Komponist Ludger Stühlmeyer und der Pastoraltheologe und Pfarrer Thomas Stühlmeyer sind seine Enkel.

Werke (Auswahl)

Vokal:

Instrumental:

Die Titel der Vertonungen Stühlmeyers aus den 1930er und 1940er Jahren, die auch in den Liederbüchern Das Singeschiff und Kirchenlied veröffentlicht wurden, wirken programmatisch. Ein gewisses Widerstandspotential ist Liedern wie Das Banner ist dem Herrn geweiht oder Der Satan löscht die Lichter aus nicht abzusprechen. „Das Anders-Sein, das Katholisch-Sein in einem totalitären Staat, in dem der einzelne nur etwas gelten darf, wenn er im Volksganzen aufgeht, ist ein Widerstehen“, so Arno Klönne; in solch einem Staat eine kirchliche „Gegenwelt“ aufzurichten und sich dadurch dem totalitären Anspruch zu entziehen, trägt bereits widerständische Züge.

Literatur

  • Heimatverein Gesmold (Hrsg.): Gesmold gestern und heute. Gesmold 1986, S. 28–31.
  • Heimatverein Gesmold (Hrsg.): Die Macht der leisen Töne oder: Ein stiller Held aus Gesmold. In: Gesmolder Heimathefte Nr. 134, März 2010, S. 1–3.
  • Ludger Stühlmeyer: Die Macht der Töne. In: Heinrichsblatt. Wochenzeitung des Erzbistums Bamberg Nr. 12, Bamberg 25. März 2018, S. 13.[13]
  • Ludger Stühlmeyer: Achtsamkeit gegenüber der Würde anderer. In: Der Grönegau. Meller Jahrbuch 2020, Band 38. Herausgegeben von Fritz-Gerd Mittelstädt in Zusammenarbeit mit der Stadt Melle. Steinbacher, Osnabrück 2019, S. 173–179.

Weblinks

Commons: Heinrich Stühlmeyer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Tonsätze zum Kirchenlied für Tasteninstrumente, vierstimmigen gemischten Chor, Streich- und Blasinstrumente
  1. In: Heimatverein Gesmold (Hrsg.): Gesmolder Heimathefte Nr. 123, Juni 2007, S. 1–8.
  2. Barbara und Ludger Stühlmeyer: Bernhard Lichtenberg. Ich werde meinem Gewissen folgen. Topos plus Verlagsgemeinschaft Kevelaer 2013, ISBN 978-3-8367-0835-7, S. 8.
  3. In: Landkreis Melle (Hrsg.): Der Grönegau in Vergangenheit und Gegenwart, Melle 1968, S. 200–201 und in: Heimatverein Gesmold (Hrsg.) Gesmold gestern und heute. Gesmold 1986, S. 28–29.
  4. Zitat: Bundespräsident Johannes Rau, Berlin im April 2001.
  5. In: Gesmolder Heimathefte Nr. 134, März 2010, S. 2.
  6. In: Paul Burhoff: St. Matthäus Melle. Aus dem Leben einer Kirchengemeinde. Sutmöller, Melle 1983, S. 80.
  7. Josef Stühlmeyer, Webprofil
  8. a b Der Chorsatz entstand vor dem Hintergrund der liturgischen Bewegung der 1930er Jahre und den Bestrebungen zu einer Reform der Karwochenliturgie.
  9. Chorsätze in der DNB
  10. Chorsatz im Webarchiv (PDF)
  11. Lied der konfessionellen Jugendbewegung der 1930er und 1940er Jahre. Veröffentlicht in: Kirchenlied, Christophorus-Verlag Freiburg 1938. Stühlmeyer ändert Thurmairs Text in der 2. Strophe teilweise ab: anstatt Soldaten für das Leben schreibt er Bekenner für das Leben, und führe uns im Kriege.../...sein Kreuz zu seinem Siege ändert er in führe uns im Streite.../...sein Kreuz sei uns Geleite.
  12. Veröffentlicht in: Kirchenlied, Freiburg 1938.
  13. Beitrag im Webarchiv des Heinrichsblatts.