Kłodzino (Przelewice)

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Kłodzino
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Kłodzino (Polen)
Kłodzino
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Pyrzyce
Gmina: Przelewice
Geographische Lage: 53° 7′ N, 15° 6′ OKoordinaten: 53° 6′ 34″ N, 15° 6′ 20″ O
Einwohner: 600
Postleitzahl: 74-210 Przelewice
Telefonvorwahl: (+48) 91
Kfz-Kennzeichen: ZPY
Wirtschaft und Verkehr
Straße: PłońskoPrzelewiceBrzesko/DW 122
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów



Kłodzino (deutsch Kloxin) ist ein Dorf in der Woiwodschaft Westpommern in Polen. Es gehört zur Gmina Przelewice (Gemeinde Prillwitz) im Powiat Pyrzycki (Pyritzer Kreis).

Geographische Lage

Das ehemalige Gutsdorf liegt in Hinterpommern, 13 Kilometer südöstlich der Stadt Pyritz (Pyrzyce). Der Plönesee (Jezioro Płoń) ist drei Kilometer entfernt.

Mit dem Straßennetz ist der Ort über eine Nebenstraße verbunden, die Płońsko (Plönzig) mit der Woiwodschaftsstraße 122 (Krajnik Dolny (Nieder Kränig)–Pyrzyce (Pyritz)–Piasecznik (Petznick)) bei Brzesko (Brietzig) verbindet.

Die nächste Bahnstation war bis 2004 Pyrzyce an der inzwischen geschlossenen Bahnstrecke Stargard (Stargard in Pommern)–Pyrzyce. Jetzt besteht Bahnanschluss über die 14 Kilometer weit entfernte Station Dolice (Dölitz) an der Bahnstrecke Posen–Stettin. Die 1898 angelegte Kleinbahnstrecke Pyritz–Plönzig der Pyritzer Kleinbahnen mit Haltepunkt in Kloxin ist noch bis 1954 von der Polnischen weiter betrieben worden und wurde dann 1987 demontiert.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahre 1240. Damals einigten sich Herzog Barnim I. von Pommern und Bischof Konrad III. von Cammin auf ein großes Tauschgeschäft, bei dem der Herzog den Bischofszehnten von 1800 Hufen Land zu Lehen nahm, darunter von 50 Hufen in dem damals „Clodsin“ genannten Dorf.[1]

Auf der Lubinschen Karte des Herzogtums Pommern von 1618 ist „Clocksin“ verzeichnet, erscheint aber etwas nach Norden verschoben unmittelbar am Ufer des Plönesees.

Rittergut Kloxin um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Kloxin war von alters her ein Rittergutsdorf. Am 24. Juni 1835 kauft Heinrich von Randow das rund 5000 Morgen große Gut mit dem Vorwerk Ernestinenhof (heute polnisch: Topolinek) von seiner Schwiegermutter Johanna Thorein, geborene Mechow, für 50.000 Taler. Vorbesitzer waren u. a. die von Schack, von Küssow, von Damm und Gaedke. Das Gutshaus stammte aus dem 19. Jahrhundert.

Vor 1945 bildete Kloxin eine Landgemeinde im Landkreis Pyritz der preußischen Provinz Pommern. Zur Gemeinde gehörten auch die Wohnplätze Ernestinenhof und Herbertshof.[2] Die Gemeinde war in den Amtsbezirk Prillwitz eingegliedert.[3]

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Kurz darauf wurde Kloxin zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Kloxin wurde in Kłodzino umbenannt. Soweit die Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit vertrieben und durch Polen ersetzt.

Heute bildet Kłodzino ein eigenes Schulzenamt in der Gmina Przelewice (Gemeinde Prillwitz).[4] Hier leben etwa 600 Einwohner.

Einwohnerzahlen

Jahr Ein-
wohner
Anmerkungen
1816 270 davon fünf im Vorwerk Ernestinenhof[5]
1867 150 [6]
1871 150 sämtlich Evangelische[6]
1925 422 davon 354 Evangelische und 68 Katholiken[2]
1933 362 [7]
1939 432 [7]

Kirche

Dorfkirche

Das Kloxiner Kirchengebäude stammt aus dem 13. Jahrhundert. Von der Quaderkirche ist der an sich plumpe spätmittelalterliche Turm erwähnenswert, der von einem schweren Spitzbogen durchbrochen war – als Durchfahrt für Wagen von Süden nach Norden. Die Durchfahrt ist heute geschlossen, aber noch gut sichtbar.[8] Die Kirche wurde 1945 von der Katholischen Kirche in Polen für sich in Anspruch genommen.[9] Eine der beiden Glocken der Kloxiner Kirche, sie stammt aus dem Jahre 1479, musste im Zweiten Weltkrieg zur Rohstoffgewinnung abgeliefert werden, überstand aber den Krieg und befindet sich seit 1951 in der Kirche in Hartenrod.[8]

Kirchengemeinde

Bis 1945

Vor 1945 war die Bevölkerung von Kloxin überwiegend evangelischer Konfession. Das Dorf war Pfarrsitz des gleichnamigen Kirchspiels, zu dem – bei insgesamt sieben eingepfarrten Orten, darunter: Augusttal (heute polnisch: Podlesie), Ernestinenhof (Topolinek), Felixhöhe (nicht mehr existent), Luisenhof (Lucin) und Malwinenvorwerk (Ślazowo) – auch die Tochtergemeinde Prillwitz (Przelewice) gehörte.

Im Jahre 1940 zählte das Kirchspiel Kloxin 1.424 Gemeindeglieder. Es war in den Kirchenkreis Pyritz im Westsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union eingegliedert. Das Kirchenpatronat oblag damals dem Rittergutsbesitzer Amtsrat Erich Kühne-Wanzleben (für Kloxin) und den Gebrüdern Geheimräte Conrad und Ernst von Borsig-Berlin (für Prillwitz).

Ein Kirchenbuchduplikat aus der Zeit von 1797 bis 1873 wird heute im Staatsarchiv Greifswald aufbewahrt.

Seit 1945

Seit 1945 leben in Kłodzino fast ausnahmslos katholische Kirchenglieder. Das Dorf gehört heute zum Dekanat Barlinek (Berlinchen) im Erzbistum Stettin-Cammin der Katholischen Kirche in Polen.

Für die evangelischen Kirchenglieder in der Region ist Kłodzino jetzt ein zentraler Kirchort. Er ist Filialkirchort der Kirchengemeinde der St. Trinitatiskirche in Stettin in der Diözese Breslau der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen. In der etwa 1936 von dem damaligen Gutsbesitzer Claus-Joachim Kühne erbauten Kapelle auf dem ehemaligen Friedhof finden die Gottesdienste statt.[9]

Pfarrer 1535–1945

Mehr als vierhundert Jahre amtierten in Kloxin evangelische Geistliche:

  • Joachim Hahn
  • Urbanus Gelicke
  • ab 1605: Johann Brüggemann
  • ab 1614: Andreas Philippi
  • ab 1644: Christian Schultz oder Prätorius
  • 1670: Johann Bergemann
  • 1693: Martin Gericke
  • 1697–1713: Joachim Strase
  • 1714–1745: Martin Friedrich Wilcke
  • 1746–1758: Bernd Heinrich Hempel
  • 1759–1806: David Gottlob Wiesener
  • 1806–1830: Christian Friedrich Reich
  • 1831–1857: Ernst Wilhelm Buls
  • 1857–1870: Friedrich Wilhelm Ferdinand Hausig
  • 1871–1884: Hermann Adolf Franz
  • 1885–1896: Karl Gustav Götsch
  • 1896–1903: Friedrich Wilhelm Karl Krösell
  • 1904–1934: Ernst Gené
  • 1934–1945: Erich Bake

Literatur

  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 147, Nr. 29.
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Teil II, Band 3, Anklam 1868, S. 674–677.
  • Hans Moderow: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. 1. Teil, Stettin 1903.
  • Heinrich Schulz: Pommersche Dorfkirche östlich der Oder. Herford 1963.

Weblinks

Fußnoten

  1. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 377, bei Fn. 19.
  2. a b Gemeinde Kloxin (Memento vom 14. März 2016 im Internet Archive) im Informationssystem Pommern.
  3. Amtsbezirk Prillwitz (Memento des Originals vom 24. Januar 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/prillwitz.kreis-pyritz.de im Informationssystem Pommern.
  4. Wykaz Sołtysów bei www.przelewice.pl.
  5. Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirks Stettin nach der neuen Kreis-Eintheilunge vom Jahr 1817 nebst alphabetischem Register. Stettin 1817, VIII. Pyritzer Kreis, Nr. 78 und 79.
  6. a b Königl. Preußisches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Berlin 1874, S. 40–41, Nr. 34.
  7. a b Michael Rademacher: Pyritz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  8. a b Rita Scheller: Die Kloxiner Glocke. In: Pommersche Heimatkirche. Nr. IV/2012. Beilage in: Die Pommersche Zeitung. Nr. 17/2012, S. 15.
  9. a b Irene Maciejczak, Rita Scheller: Die evangelische Predigtstelle Kloxin. In: Pommersche Heimatkirche. Nr. II/2012. Beilage in: Die Pommersche Zeitung. Nr. 8/2012, S. 16.