Sassoon
Sassoon (von Śāśōn = „Freude“) ist der Name einer berühmten Kaufmannsfamilie.
Geschichte
Die Sassoons können ihre Ursprünge als „ibn Schoschon“ bis ins maurische Spanien des Spätmittelalters zurückführen. Infolge der Vertreibung der Juden aus Spanien durch die katholischen Machthaber flohen sie im 16. Jahrhundert nach Bagdad.
Dort lebte die Familie gut 200 Jahre weitgehend unbehelligt, ehe es zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter osmanischer Herrschaft auch dort zu Pogromen kam. 1833 floh David Sassoon mit seiner Familie zunächst nach Persien, kurz darauf schließlich nach Bombay. Dort gründete David das Handelshaus David Sassoon & Co., dessen Eigentümer bald zu einer erfolgreichen und angesehenen Kaufmannsfamilie aufstiegen. Einen Namen machten sie sich aber auch durch den Bau von Synagogen, Schulen und sozialen Einrichtungen.
Nach der Öffnung Chinas für den ausländischen Handel durch den Vertrag von Nanking 1842 wurde die Familie auch dort aktiv und brachte es, nicht zuletzt durch Opiumhandel, zu großem Reichtum.
Maßgeblich am Aufstieg waren neben David insbesondere seine beiden ältesten Söhne Albert Abdullah und Elias beteiligt. Ersterer führte das Erbe seines Vaters vor allem in Indien fort, siedelte in den 1870er Jahren nach England über und krönte seinen sozialen Aufstieg schließlich 1887 mit der Hochzeit seines Sohnes Edward Anthony mit der Baroness Aline Caroline aus dem Hause Rothschild. Elias indes wurde zum Stammvater des chinesischen Zweigs der Familie Sassoon. Heute leben Nachkommen der Dynastie vor allem in England und den USA.
Berühmte Familienmitglieder
- Sasson ben Saleh (1750–1830)
- David Sassoon (1792–1864)
- Albert Abdullah David Sassoon (1818–1896)
- Elias David Sassoon (1820–1880)
- David Sassoon Sassoon (1832–1867)
- Solomon David Sassoon (1841–1894)
- Jacob Elias Sassoon (1843–1916)
- Edward Anthony Albert Sassoon (1856–1912), Trent Park
- Rachel Beer (1858–1927), geborene Sassoon
- Flora Sassoon (1859–1936)
- Heskel Sassoon (auch: Sassoon Eskell, Sassoon Effendi) (1860–1932), irakischer Bankier, Finanzminister und Staatsmann
- Victor Sassoon (1881–1961)
- Ellice Victor Sassoon (1881–1961)
- Siegfried Loraine Sassoon (1886–1967)
- Philip Albert Gustave David Sassoon (1888–1939), Trent Park
- Sybil Sassoon, Marchioness of Cholmondeley (1894–1989)
- David Sassoon (1910–1991)
- Agnes Sassoon (1933–2020), britische Modejournalistin und Autorin
- Andre Gabriel Sassoon (* 1936)
- James Meyer Sassoon, Baron Sassoon (* 1955), Handelssekretär im britischen Finanzministerium
Der Friseur Vidal Sassoon gehört nicht zu dieser Familie. Es ist nicht bekannt, ob die Musikerin Julie Sassoon (* 1966) zu ihr gehört.
Literatur
- Egon Erwin Kisch: Kapitalistische Romanze von den Bagdad-Juden. In: China geheim! Elefanten-Press, Berlin 1993, ISBN 3885206048.
- Itamar Livni: Juden in China. In: Jakob Hessing (Hrsg.): Jüdischer Almanach des Leo-Baeck-Instituts 1997, S. 37ff., ISBN 3633541195.
- Katja Behling: Jüdische Kaufmannsfamilien. Die Sassoons: Von Bagdad nach Shanghai. In: Aufbau. Schwerpunktthema: Mythos Seidenstrasse. Spurensuche: Der Beginn der Globalisierung. Nr. 7/8, Juli/Aug. 2010. S. 11f. – Mit weiteren Art. über Benjamin von Tudela, die Seidenweberei, Jacob d'Ancona (angeblich aus dem 13. Jh.), eine Pseudofigur nach der Behauptung von David Selbourne u. a. Auf Deutsch, Abstract auf Englisch.
- Joseph Sassoon: The Global Merchants. The enterprise and extravagance of the Sassoon dynasty. Allan Lane, London 2022, ISBN 9780241388648.