United States Africa Command

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. August 2022 um 21:04 Uhr durch imported>Aka(568) (→‎Befehlshaber: Datumsformatierung | kein Bot).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

United States Africa Command
— AFRICOM —

Seal of the United States Africa Command.svg


Emblem des United States Africa Command
Aufstellung 1. Oktober 2007
Staat Vereinigte Staaten
Streitkräfte Streitkräfte der Vereinigten Staaten
Teilstreitkraft Teilstreitkräfteübergreifendes Regionalkommando (Unified Combatant Command)
Unterstellte Truppenteile

s. u.

Stärke ~ 2.000[1]
Unterstellung Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten
Kelley Barracks Stuttgart-Möhringen
Schlachten Internationaler Militäreinsatz in Libyen 2011
Befehlshaber
Befehlshaber General Michael E. Langley (United States Marine Corps)
Stellvertretender Befehlshaber Lieutenant General Kirk Smith (USAF)
Ziviler Vertreter des Befehlshabers Botschafter Andrew Young (U.S. Department of State)

Das United States Africa Command (AFRICOM; deutsch Afrikanisches Kommando der Vereinigten Staaten) ist eines von elf Unified Combatant Commands der US-Streitkräfte, das im Oktober 2007 aufgestellt wurde. Seitdem im Oktober 2008 die volle Operationsfähigkeit hergestellt wurde, ist AFRICOM das Oberkommando über US-amerikanische Militäroperationen auf dem afrikanischen Kontinent mit Ausnahme von Ägypten, das weiterhin zum US Central Command gehört.

Geschichte

Über die Aufstellung eines US-Regionalkommandos für den afrikanischen Kontinent wurde bereits ab 2003 spekuliert. Afrika geriet mehr und mehr in das Aufmerksamkeitsspektrum der Regierung der Vereinigten Staaten, so fand 2005 eine Antiterrorübung der US-Streitkräfte in der Sahara statt.[2] Zudem sind US-Einheiten am Horn von Afrika innerhalb der Operation Enduring Freedom vor Dschibuti beteiligt. Da nach Schätzungen bis 2015 ungefähr 25 % des US-amerikanischen Öls aus Afrika kommen wird, arbeiten Lobbyisten seit 2002 daran, die Regierung der Vereinigten Staaten zu bewegen, eine militärische Präsenz in Afrika, hier vor allem im Golf von Guinea, aufzustellen, um gegen Wirtschaftskontrahenten – allen voran China – einen Vorteil zu erlangen bzw. neue Erdölfördergebiete für die US-Ölindustrie zu sichern.[3]

Die Debatte um die Aufstellung des Africa Command drehte sich daher im Vorfeld darum, ob die geschätzten 5 Mrd. US-Dollar, die jährlich für diese Kommandoeinrichtung aufgewendet werden, gerechtfertigt seien. Die Denkfabrik Center for Strategic and International Studies attestierte dem Verteidigungsministerium eine mangelhafte Öffentlichkeitsarbeit, da es dem Ministerium nicht gelungen sei, das tatsächlich vorhandene Interesse der USA an der Lösung diverser afrikanischer Probleme in den Vordergrund zu rücken. Präsident G.W. Bush beauftragte am 6. Februar 2007 den US-Verteidigungsminister (damals Robert Michael Gates) mit der Bildung und Aufstellung des 'US Africa Command' zum Ende des Geschäftsjahres 2008.[4]

Da die Afrikanische Union und ihre Mitglieder lt. Foreign Policy den Zielen des AFRICOM misstrauten, fanden die Vereinigten Staaten angeblich kein Gastgeberland für die Behörde, woraufhin sie diese in Europa (Kelley Barracks, Stuttgart) ansiedelte.[5] US-Präsident George W. Bush äußerte am 21. Februar 2008 im Vorfeld eines Staatsbesuches, dass die Vereinigten Staaten keine neuen US-Militärbasen in Afrika planten; die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf hatte sich dafür eingesetzt, das Hauptquartier des U.S. Africa Military Command in Liberia einzurichten.[6]

Ab dem 19. März 2011 führte das Regionalkommando den Oberbefehl über die US-Angriffe auf Libyen im Rahmen des mehrphasigen Militäreinsatzes in Libyen (Operation Odyssey Dawn), an welcher sich die USA und Großbritannien mittels eines gezielten Einsatzes von Tomahawk-Marschflugkörper beteiligten.[7] Die Operation verfolgte das Ziel, die Einrichtung einer Flugverbotszone zu ermöglichen.[8]

Auftrag und Zuständigkeit

Verantwortungsbereich des AFRICOM (grün)
Entstehung des Verantwortungsbereichs des AFRICOM.

Das Kommando soll vorrangig mit humanitären Hilfsoperationen, Katastrophenbewältigung und Krisenreaktionsoperationen betraut werden.[9]

Das AFRICOM soll die Aktivitäten des US-Verteidigungsministeriums und anderer US-Ministerien und Behörden im Raum Afrika koordinieren und bündeln, um die politische Stabilität und das Wirtschaftswachstum der 56 Länder im Kommandobereich zu stabilisieren und intensivieren. Die Abkopplung dieses territorialen Verantwortungsbereichs aus dem EUCOM und Überführung in ein eigenständiges Regionalkommando für den afrikanischen Kontinent soll eine noch effektivere Konzentration auf die spezifischen politischen, ökonomischen und sozialen Probleme ermöglichen. Ein weiterer Grund für die Ausgliederung war der enorm gewachsene Verantwortungsbereich des EUCOM, der auch das Gebiet fast aller ehemaligen Sowjetstaaten umfasst und sich so bis zur Halbinsel Kamtschatka erstreckt.

Der Fokus soll dabei atypisch weniger in der Bereitschaft der Kriegführung, als in der Kriegsprävention liegen. Es ist beabsichtigt, mittels Militär- und Sicherheitsberatung eigenständige nationale Militär- und Strafverfolgungsorgane zu etablieren, um so eine wirksame Krisenreaktions-Kapazität zu schaffen, die die Förderung demokratischer Systeme unterstützt und sichert.

Dabei sollen Entwicklungsprogramme des Außenministeriums, deren Unterstützung und Umsetzung zurzeit noch von drei verschiedenen Regionalkommandos, dem EUCOM, dem US Central Command (CENTCOM) und dem US Pacific Command (PACOM) getragen wird, im Africa Command gebündelt werden, um somit Überschneidungen und Parallelarbeit zu vermeiden.

Aus Sicht der US-amerikanischen Regierung gewinnt die Region aufgrund ihrer Ressourcen und oft instabilen Machtverhältnisse zunehmend an Bedeutung. Die Einrichtung eines eigenen Regionalkommandos trägt dieser Entwicklung Rechnung.

Aufgabe:

“United States Africa Command, in concert with other U.S. government agencies and international partners, conducts sustained security engagement through military-to-military programs, military-sponsored activities, and other military operations as directed to promote a stable and secure African environment in support of U.S. foreign policy.”

„Das United States Africa Command AFRICOM betreibt, in Zusammenarbeit mit anderen US-Regierungsagenturen und internationalen Partnern, ein kontinuierliches sicherheitspolitisches Engagement, dazu gehören, gemäß der US-Außenpolitikdoktrin: militärische Hilfsprogramme und Aufbauprogramme sowie Militäroperationen um Afrika zu sichern und zu stabilisieren.“

AFRICOM Mission[10]

Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung und des NDR werden vom Africom-Hauptsitz in Stuttgart aus Drohnenangriffe in Afrika befehligt.[11] Africom-Kommandeur Townsend bestätigte im September 2020, dass seit Januar des Jahres 46 Drohnenangriffe auf Ziele in Afrika angeordnet wurden.[12]

Organisation

Hauptquartier

Hauptquartier des US Africa Command: Kelley Barracks, Stuttgart-Möhringen

Eine Übergangskommandogruppe für die Aufstellung stand unter dem Kommando von Rear Admiral Robert T. Moeller. Derzeit ist das Hauptquartier in den Kelley Barracks in Stuttgart stationiert. Das spätere Hauptquartier des Kommandos könnte nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums in Afrika stationiert werden, als Kandidat bewarb sich Liberia 2008, nachdem andere afrikanische Länder eine Stationierung ausgeschlossen hatten.[13] Aus Kostengründen wurde eine Verlegung in die USA geprüft. Anfang 2013 entschied Präsident Obama den Verbleib in Stuttgart. Ausschlaggebend waren operative Vorteile durch die gleiche Zeitzone, stabile politische Verhältnisse sowie die hohe Lebensqualität für das Personal.[14][9] Es gibt zahlreiche Fluglinien zwischen Europa und Afrika (siehe auch Liste von Verkehrsflughäfen in Afrika).

Mitte 2020 ordnete jedoch US-Präsident Donald Trump den Abzug von rund einem Drittel der in Deutschland stationierten 36.000 amerikanischen Truppenangehörigen an. Neben dem ebenfalls in Stuttgart befindlichen Hauptquartier des United States European Command (EUCOM) soll auch das AFRICOM-Hauptquartier Deutschland verlassen. Da am künftigen Standort, über den (Stand September 2020) noch nicht endgültig entschieden ist, erst die nötige Infrastruktur aufgebaut werden muss, wird sich die Verlegung über Jahre hinziehen.[15]

Unterstellte Kommandos und Einheiten

Zum 1. Oktober 2008 wurde die 17. US-Luftflotte reaktiviert, um als Luftkomponente des AFRICOM zu fungieren.

Ab 31. März 2009 sollte das US Special Operations Command Africa (SOCAFRICA) einsatzfähig sein, dass dann als Verbundkommando sämtliche Spezialeinsatzkräfte des AFRICOM führen wird.[16]

Stab

Dem Befehlshaber des US Africa Command sind zwei Stellvertreter untergeordnet. Zum einen ein Lieutenant General der US Air Force, zuständig für Militäroperationen, und zum anderen ein Botschafter, zuständig für die Zivil-Militärische Zusammenarbeit.

Befehlshaber

Nr. Name Bild Beginn der Berufung Ende der Berufung
1 William E. Ward (USA) General Kip Ward November 2009.jpg 1. Oktober 2007 8. März 2011
2 Carter F. Ham (USA) GEN Carter F.Ham 2011.jpg 8. März 2011 5. April 2013
3 David M. Rodriguez (USA) General David M Rodriguez USAFRICOM.jpg 5. April 2013 18. Juli 2016
4 Thomas D. Waldhauser (USMC) Waldhauser Africom 2.jpg 18. Juli 2016 26. Juli 2019
5 Stephen J. Townsend (USA) Townsend Africom.jpg 26. Juli 2019 9. August 2022
5 Michael E. Langley (USMC) Gen Michael E. Langley.jpg 9. August 2022 amtierend

Weblinks

Commons: United States Africa Command – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. africom.mil
  2. US targets Sahara 'terrorist haven' (BBC, 8. August 2005; englisch)
  3. With Mideast uncertainty, US turns to Africa for oil (Christian Science Monitor, 23. Mai 2002; englisch)
  4. www.georgewbush-whitehouse.archives.gov The White House, Office of the Press Secretary: President Bush Creates a Department of Defense Unified Combatant Command for Africa, February 6, 2007. Aufgerufen am 20. März 2011.
  5. vgl. Stevenson, Jonathan: America’s Best Worst Partner in Africa (Memento vom 26. April 2011 im Internet Archive), in: Foreign Policy, 20. April 2011. Abgerufen am 22. April 2011.
  6. Liberia Welcomes President Bush Thursday. In: Voice of America, Online-Portal, Archiv. Abgerufen am 16. Oktober 2010. (jpg, englisch, 0,25 MB)
  7. The Los Angeles Times
  8. CNN
  9. a b Bericht über die Aufstellungspläne (DoD.mil vom 6. Februar 2007; englisch)
  10. www.africom.mil (Memento vom 3. November 2011 im Internet Archive) About the Command − FACT SHEET: United States Africa Command (U.S. AFRICOM Public Affairs Office). Aufgerufen am 8. Januar 2011.
  11. Süddeutsche Zeitung (John Goetz, Hans Leyendecker, Frederik Obermaier, Bastian Obermayer und Niklas Schenck): Drohnentod aus Deutschland
  12. stuttgarter-zeitung.de
  13. Bastian Obermayer, Frederik Obermaier, Hans Leyendecker: Bundesregierung bittet USA, Afrika-Kommando in Stuttgart nicht groß zu verkünden. In: Süddeutsche Zeitung (sueddeutsche.de). 28. November 2013, abgerufen am 17. Oktober 2014.
  14. Liberia’s President Johnson-Sirleaf, U.S. General Ward Attend Historic Activation of Liberian Military Unit. In: U.S. Africa Command Public Affairs (2. Sep. 2008). Archiviert vom Original am 12. September 2008; abgerufen am 8. Januar 2011.
  15. sueddeutsche.de
  16. Mag. phil. Manjola Raich, M.A: DISSERTATION ‘NEW SCRAMBLE’ FOR AFRICA? AN ANALYSIS OF US AND EU 21ST CENTURY AGENDAS IN AFRICA CASE STUDIES: US AFRICOM AND JAES P&S.