Adolph Bernhard Marx

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. August 2022 um 11:31 Uhr durch imported>Widipedia(303769) (→‎Leben: wikilink).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Adolph Bernhard Marx
Marx’ Unterschrift

Adolph Bernhard Marx (* 15. Mai 1795 in Halle (Saale); † 17. Mai 1866 in Berlin) war ein deutscher Musikwissenschaftler, Musiktheoretiker und Komponist.

Leben

Adolph Bernhard Marx, der Rechtswissenschaften studiert hatte, nahm in seiner Heimatstadt Musikunterricht bei Daniel Gottlob Türk und dann in Berlin bei Carl Friedrich Zelter. 1827 promovierte er an der Universität Marburg zum Dr. phil. und wurde 1830 Musikprofessor der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und 1832 Universitätsmusikdirektor.

Er war 1844 neben Franz Commer, dem Custos der Musikabteilung der Königlichen Bibliothek, und Otto Lange, Musikkritiker der Vossischen Zeitung, Gründungsmitglied des Berliner Tonkünstlervereins, des ersten Tonkünstler-Berufsverbands auf deutschem Boden. 1850 gehörte er neben Julius Stern und Theodor Kullak zu den Begründern des Stern’schen Konservatoriums, an dem er bis 1856 als Kompositionslehrer wirkte. Einer seiner Schüler war Nikolai Iwanowitsch Zaremba.

Marx erwarb sich vor allem als musikwissenschaftlicher Autor, als Verfasser einer Beethoven-Biografie, des Buches Gluck und die Oper und als Herausgeber der Werke Händels und Bachs Ansehen. Ein fundamentaler Beitrag zur Musiktheorie sind seine Definitionen der Sonaten(haupt)satzform und ihrer Bestandteile (Die Lehre von der musikalischen Komposition).

1824 begründete er die Berliner Allgemeine Musikalische Zeitung, die er bis 1830 herausgab. Bereits 1829 unterstützte er hier die Aufführung der Matthäuspassion durch Felix Mendelssohn Bartholdy mit der Sing-Akademie zu Berlin und setzte sich vehement für das Spätwerk Beethovens ein, das zu seiner Zeit als verworren und unspielbar galt.

Adolph Bernhard Marx starb 1866 nur zwei Tage nach seinem 71. Geburtstag in Berlin und wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg beigesetzt. Im Zuge der von den Nationalsozialisten 1938/1939 durchgeführten Einebnungen auf dem Friedhof wurden seine sterblichen Überreste in ein Sammelgrab auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf bei Berlin umgebettet.[1]

Familie

Marx heiratete 1838 in Dessau Marie Therese Cohn (* 1820 in Dessau – ca. 1877 in Berlin[2]), eine Tochter des dortigen Kaufmanns Salomon Cohn aus seiner Ehe mit Fanny Cohn geb. Schönig. Sie war eine Schülerin von Friedrich Schneider und trat später auch schriftstellerisch hervor. Adolph Bernhard und Therese Marx hatten einen Sohn und drei Töchter.

Therese Marx veröffentlichte 1869 die Schrift: Adolf Bernhard Marx’ Verhältniß zu Felix Mendelssohn Bartholdy, in Bezug auf Eduard Devrient’s Darstellung (Dürr’sche Buchhandlung, Leipzig 1869[3]).

Musikalische Werke

Seine eigenen Kompositionen hatten wenig Erfolg. Zu nennen sind das Oratorium Johannes der Täufer sowie das Oratorium Mose, das erstmals am 2. Dezember 1841 in Breslau unter der Leitung von Johann Theodor Mosewius aufgeführt wurde.[4] Am 14. November 2009 kam es durch die Sing-Akademie zu Berlin in der Gethsemanekirche Berlin-Prenzlauer Berg und am 9. November 2019 mit dem Gewandhauschor unter Gregor Meyer in Leipzig zu Wiederaufführungen. Erwähnenswert sind des Weiteren eine Kantate, das Singspiel Jery und Bätely nach einem Text von Goethe, ein Orgelchoralbuch sowie Lieder, Chöre und Klavierwerke.

Schriften

  • Die Kunst des Gesanges, theoretisch-praktisch. Schlesinger, Berlin 1826 (Digitalisat).
  • Ueber die Geltung Händelscher Sologesänge für unsere Zeit. Ein Nachtrag zu der Kunst des Gesanges. Schlesinger, Berlin 1828 (Digitalisat).
  • Ueber Malerei in der Tonkunst. Ein Maigruß an die Kunstphilosophen. Finck, Berlin 1828 (Digitalisat).
  • Johann Sebastian Bach: Große Passionsmusik nach dem Evangelium Matthaei. (BWV 244), vollständiger Klavierauszug von Adolph Bernhard Marx. Schlesinger, Berlin 1830, 190 gest. S. qu-fol. (Digitalisat, Stadtbibliothek (Lübeck)).
  • Die alte Musiklehre im Streit mit unserer Zeit. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1841 ((Digitalisat)).
  • Lehre von der musikalischen Komposition. 4 Bände. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1837–1847.
  • Allgemeine Musiklehre. Ein Hülfsbuch für Lehrer und Lernende in jedem Zweige musikalischer Unterweisung. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1839; books.google.at
  • Die Musik des neunzehnten Jahrhunderts und ihre Pflege. Methode der Musik. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1855 (Digitalisat).
  • Ludwig van Beethoven. Leben und Schaffen. 2 Bände. Janke, Berlin 1859 (Digitalisat Band 1; Digitalisat Band 2; Nachdruck: 2 Bände in 1 Band. Olms, Olms, Hildesheim 1979, ISBN 3-487-06720-X).
  • Anleitung zum Vortrag Beethovenscher Klavierwerke. Janke, Berlin 1863 (Digitalisat).
  • Gluck und die Oper. 2 Bände. Janke, Berlin 1863 (Digitalisat Band 1; Digitalisat Band 2; Nachdruck: Olms, Hildesheim 1980, ISBN 3-487-07035-9).
  • Erinnerungen. Aus meinem Leben. 2 Bände. Janke, Berlin 1865 (Digitalisat Band 1; Digitalisat Band 2).
  • Das Ideal und die Gegenwart. Costenoble, Jena 1867 (Digitalisat).

Briefe

  • Klaus Martin Kopitz, Eva Katharina Klein, Thomas Synofzik (Hrsg.): Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Korrespondenten in Berlin 1832 bis 1883 (= Schumann-Briefedition. Serie 2: Briefwechsel mit Freunden und Künstlerkollegen. Band 17). Dohr, Köln 2015, ISBN 978-3-86846-028-5, S. 405–435.

Literatur

  • Johann Theodor Mosewius: Ueber das Oratorium Moses von A. B. Marx. Vortrag in der vaterländischen Gesellschaft zu Breslau, gehalten am 26. April 1842. In: Allgemeine musikalische Zeitung. Band 44, Nr. 49, 1842, Sp. 953–959; Nr. 49, 1842, Sp. 972–979; Nr. 50, 1842, Sp. 997–1004; Nr. 51, 1842, Sp. 1027–1032 (auch als Sonderabdruck: Breitkopf und Härtel, Leipzig 1843).
  • Robert EitnerMarx, Adolph Bernhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 533–539.
  • Leopold Hirschberg: Der Tondichter Adolph Bernhard Marx. In: Sammelbände der internationalen Musikgesellschaft. Jg. 10, Nr. 1, 1908, ISSN 1612-0124, S. 1–72, JSTOR 929256.
  • Theo Stenge: Lexikon der Juden in der Musik. Mit einem Titelverzeichnis jüdischer Werke (= Veröffentlichungen des Instituts der NSDAP zur Erforschung der Judenfrage, 2, ZDB-ID 279909-1). Hahnefeld, Berlin 1940.
  • Arnfried EdlerMarx, Adolph Bernhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 321–323 (Digitalisat).
  • Christina Siegfried: Das Wirken Adolf Bernhard Marx’. Aspekte zur musikkulturellen Entwicklung Berlins in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dissertation. Potsdam 1992.
  • Elisabeth Eleonore Bauer: Wie Beethoven auf den Sockel kam. Die Entstehung eines musikalischen Mythos. Metzler, Stuttgart u. a. 1992, ISBN 3-476-00849-5 (zugleich: Berlin, Freie Universität, Dissertation, 1989, unter dem Titel: A. B. Marx und Beethoven in der Berliner Allgemeinen Musikalischen Zeitung (1824–1830).).
  • Christina Siegfried: „Der interessanteste und problematischste seiner Freunde“ – Adolf Bernhard Marx (1795–1866). In: Bernd Heyder, Christoph Spering (Hrsg.): Blickpunkt Felix Mendelssohn Bartholdy. Dohr, Köln 1994, ISBN 3-925366-36-9, S. 35–44.
  • Michael Zywietz: Adolf Bernhard Marx und das Oratorium in Berlin (= Schriften zur Musikwissenschaft aus Münster. 9). Verlag der Musikalienhandlung Wagner, Eisenach 1996, ISBN 3-88979-074-7.
  • Eva Weissweiler: Ausgemerzt! Das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen. Dittrich, Köln 1999, ISBN 3-920862-25-2.
  • Peter Sühring: Kontrapunktische Kindheit der Musikgeschichte. Adolf Bernhard Marx’ geschichtsphilosophische These vom notwendigen Ende des Kontrapunkts nach Bach. In: Ulrich Tadday (Hrsg.): Philosophie des Kontrapunkts (= Musik-Konzepte. Neue Folge, Sonderband 2010). Edition Text + Kritik, München 2010, ISBN 978-3-86916-088-7, S. 48–59.

Weblinks

Wikisource: Adolph Bernhard Marx – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006. S. 305, 473.
  2. Therese Marx ist bis 1877 im Berliner Adressbuch verzeichnet, nach dem Tod ihres Mannes in der Möckernstraße 132, später in der Dessauer Straße 5 und zuletzt in der Friedrichstraße 103; ihr Geburtsname wird in einigen Jahrgängen fälschlicherweise mit „Kuhn“ angegeben. Marx, T. In: Berliner Adreßbuch, 1877, Teil 1, S. 503. „geb. Kuhn“. Marx, T. In: Berliner Adreßbuch, 1876, Teil 1, S. 593. „geb. Kuhn“.
  3. Digitalisat
  4. Johann Theodor Mosewius: Die Breslauische Sing-Akademie in den ersten fünf und zwanzig Jahren ihres Bestehens. Breslau 1850, S. 38.