Ursus (Unternehmen)

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Ursus

Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1893
Auflösung 2011[1]
Auflösungsgrund Insolvenz
Sitz Lublin Polen Polen
Branche Landtechnik
Website www.ursus.com
Historische Ursus-Aktie
Ursus-Emblem auf dem Kühlergrill
Ursus 5314 Agro
Ursus 1224
Ursus 5714 K07S

Ursus ist der Name eines traditionsreichen polnischen Unternehmens aus Warschau, das vor allem Landmaschinen und Traktoren herstellte.[2] Die seit 2011 unter dem Namen verkauften Traktoren und Omnibusse werden von Pol-Mot produziert.

Geschichte

1893 wurde das Unternehmen von den Ingenieuren Kazimierz Matecki, Ludwik Rossman und Kazimierz Schonfeld sowie den Unternehmern Ludwik Fijałkowski, Aleksander Radzikowski, Stanisław Rostocki und Karol Strassburger im gleichnamigen Warschauer Stadtteil Ursus gegründet. Die industrielle Teilhabergesellschaft mit eigener Spezialarmaturenfabrik, deren Startkapital aus der Mitgift der Töchter der Gründer bestand, produzierte zunächst hauptsächlich Armaturen für die Zuckerindustrie. Hinzu kamen kurz darauf weitere Armaturen für andere Lebensmittelindustrien und die Wasserwirtschaft.[3]

1902 wurde die Produktion im unternehmenseigenen Werk wesentlich vergrößert und man begann mit dem Bau von Verbrennungsmotoren. Auch erhielt das Unternehmen seinen bis 2010 genutzten Namen, der auf Ursus zurückgeht, einen bärenstarken Menschen im preisgekrönten Roman Quo Vadis von Henryk Sienkiewicz. Nach dem Ende des Polnisch-Sowjetischen Krieges wandelte sich das Unternehmen des Weiteren zum Nutzfahrzeughersteller und produzierte neben Lastkraftwagen, Omnibussen und Zugmaschinen auch Motorräder und Panzerfahrzeuge. Die Serienproduktion eines eigenen Schleppers begann 1922, nachdem bereits 1918 der erste Prototyp entstanden war, die Fertigung aufgrund der Kriegshandlungen jedoch warten musste. In Folge einer Überproduktion geriet Ursus jedoch 1930 in finanzielle Engpässe und wurde kurz darauf verstaatlicht und der Rüstungsholding Państwowe Zakłady Inżynierii (Nationale Maschinenbaubetriebe, kurz PZInż) angegliedert.

Die im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstörten Produktionsstätten wurden nach 1945 vollständig wieder aufgebaut; der Schwerpunkt lag nun auf dem Bau von Traktoren. Doch erst am 1. Mai 1947 konnte der erste Traktor, ein Ursus C-45 als Nachbau des Lanz Bulldog D 9506, das Werk verlassen. Bis zum Ende der Produktion 1959 soll Ursus 60.000 Stück dieses Typs in verschiedenen Varianten hergestellt haben.[4] 1962 führte ein Regierungsabkommen mit der Tschechoslowakei zu einer dauerhaften Kooperation mit dem tschechoslowakischen Traktorhersteller Zetor. Dazu wurde eine gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsanstalt in Brünn errichtet. 1974 folgte ein Lizenzvertrag mit Massey Ferguson, später ein weiterer mit Perkins.[5]

Nach dem Systemwechsel in Polen 1989 verblieb Ursus zunächst in staatlichem Besitz. 1998 wurde es samt seinen Tochtergesellschaften streckenweise umstrukturiert, eine langfristige Anpassung an die neuen Bedingungen auf dem internationalen Markt gelang jedoch nicht. Aufgrund eines starken Auftragsrückgangs wurde das mittlerweile als Aktiengesellschaft geführte Unternehmen 2003 schließlich insolvent.[1]

Im Zuge der durchgeführten Rettungsmaßnahmen kaufte 2007 die türkische Holdinggesellschaft Uzel Mehrheitsanteile an Ursus und führte das Unternehmen trotz des eingeleiteten Insolvenzverfahrens gemeinsam mit der polnischen Industriegruppe Bumar bis 2010 fort.[6]

2011 übernahm die polnische Unternehmensgruppe Pol-Mot einen Anteil von 45,46 % an der Ursus Sp. z o.o.[7] Das eigentliche Unternehmen firmierte daraufhin bis zu seiner vollständigen Auflösung unter dem Namen LZM2 Sp. z o.o. als Kapitalgesellschaft. Der schließliche Verkauf der Gesamtanteile am Unternehmen und des Markennamens kostete Pol-Mot umgerechnet 3,5 Millionen Euro. Zum Jahresende 2011 wurde das Werk in Warschau geschlossen. Pol-Mot vertreibt seitdem seine in Dobre Miasto und Opalenica hergestellten Traktoren nur noch unter der Marke Ursus weiter. Neben der Produktion neuer Modelle werden auch ältere Modellreihen fortgeführt,[8] darüber hinaus wurde 2014 der Vertrieb von Europa und Asien auf Afrika erweitert.[9]

Seit 2015 werden unter dem Markennamen Ursus auch Omnibusse hergestellt und vertrieben. Die vollständig zu Pol-Mot gehörende und in Lublin ansässige Ursus Bus S.A. hat sich auf die Entwicklung von Batteriebussen und Oberleitungsbussen spezialisiert, womit es eine direkte Konkurrenz zum polnischen Wettbewerber Solaris darstellt. Für den Vertrieb ist gleichzeitig die Ursus Dystrybucja Sp. z o.o. zuständig.

2020 übernahm der niederländische Landmaschinenanbieter Trioliet das von der Ursus S.A. in Opalenica betriebene Werk, in dem zuvor bereits Bauteile für diesen produziert wurden.[10] Im gleichen Jahr wurde ein Insolvenzverfahren eröffnet, das den Betrieb der Ursus S.A. und die dazugehörigen Traktorbetriebsstätten umfasst. Die beiden anderen unter der Marke firmierenden Gesellschaften sind davon nicht betroffen. 2021 wurde der Sanierungsplan zurückgewiesen und das Unternehmen für zahlungsunfähig erklärt.[11] Im April 2022 meldete auch die Muttergesellschaft Pol-Mot insolvenz an.[12]

Frühere Firmennamen

  • Przemysłowe Towarzystwo Udziałowe
  • Towarzystwo Udziałowe Specyalnej Fabryki Armatur i Motorów
  • Fabryka Silników i Traktorów „Ursus“ S.A.
  • Zakłady Mechaniczne „Ursus“ S.A.
  • Zrzeszenie Przemysłu Ciągnikowego „Ursus“ Sp. z o.o.
  • Zakłady Przemysłu Ciągnikowego „Ursus“ S.A.
  • LZM2 Sp. z o.o.

Modelle

In Lizenz hergestellte Modelle

Ursus C-45 (1947–1959)

Das bekannteste Produkt des Unternehmens ist der Ursus C-45, ein zwischen 1947 und 1959 hergestellter Nachbau des Lanz Bulldog D 9506. Er entsprach in nahezu allen Einzelheiten dem Original: Einzylinder-Glühkopfmotor, Hubraum 10.338 cm³, 33 kW (45 PS), Eigengewicht: 3.750 kg, Schaltgetriebe mit 6 Vorwärts- und 2 Rückwärtsgängen, Geschwindigkeit ca. 3 bis 16 km/h. Von dem Modell Ursus C-45 wurden über 60.000 Stück gefertigt.[13]

Literatur

  • Horst Hinterdorf: Typenkompass – Traktoren und Landmaschinen – DDR-Importe aus den RGW-Staaten, Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-02646-5.

Einzelnachweise

  1. a b Siła Ursusa cz. III. Licencje kontra własna myśl techniczna. Projektowanie i Konstrukcje Inżynierskie. Archiviert vom Original am 12. Februar 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.konstrukcjeinzynierskie.pl Abgerufen am 12. Februar 2016.
  2. Zakłady Mechaniczne URSUS S.A.
  3. http://muzeum.waw.pl/data/ap091_info.html
  4. Homepage des Herstellers (aufgerufen am 30. September 2009).
  5. Geschichte
  6. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 21. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hurriyetdailynews.com
  7. Shareholder Structure, auf www.en.ursus.com.pl, abgerufen am 29. Januar 2016.
  8. Konkurencja dla Solarisa. Powstaje Ursus Bus, auf www.forsal.pl, abgerufen am 25. Oktober 2015
  9. Ursus signs lucrative deal in Tanzania, auf www.wbj.pl, abgerufen am 3. Februar 2016
  10. Trioliet übernimmt Produktionshallen von Ursus. In: wnp.pl. Abgerufen am 3. April 2020.
  11. Traditionsmarke Ursus ist insolvent. In: agrarheute.com. 16. Juli 2021, abgerufen am 17. Juli 2021 (englisch).
  12. Główny udziałowiec spółki Ursus S.A. bankrutuje. In: Główny udziałowiec spółki Ursus S.A. bankrutuje. 4. April 2022, abgerufen am 4. April 2022 (polnisch).
  13. Lexikon der 1000 Traktoren. Sybex-Verlag, Köln.

Weblinks

Wikibooks: Traktorenlexikon: Ursus – Lern- und Lehrmaterialien
Commons: Ursus (Unternehmen) – Sammlung von Bildern