Dan McCafferty

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Dan McCafferty (2010)
Nazareth (1976)

Dan McCafferty, eigentlich William McCafferty (* 14. Oktober 1946 in Dunfermline, Schottland), ist ein schottischer Sänger und Gründungsmitglied der Hard-Rock-Band Nazareth.

Spitzname

Seinen Spitznamen „Dan“ erhielt William („Bill“) McCafferty bereits Mitte der 1960er-Jahren, als er als Ingenieur im benachbarten Inverkeithing arbeitete und nebenbei als Sänger der lokalen Cover-Band The Shadettes auftrat. Nachdem er sich die Haare „imagegerecht“ hatte wachsen lassen und daher offensichtlich der damals beliebten Zeitungscomic-Figur „Dan the Bushman“, einem witzigen Jungen mit wallender Haarpracht, glich, nannten ihn seine Kollegen (anstelle von Bill) nur noch Dan. Seither verwendet er Dan McCafferty als offiziellen Künstlernamen. Im Familienkreis wird er allerdings weiterhin mit William bzw. Bill angesprochen.

Karriere

Mit seiner rauen, heiseren und bisweilen kreischenden Stimme („Reibeisenstimme“), die mit fortschreitendem Alter zunehmend bizarrer wurde, seinem eigentümlichen Gesangsstil und seiner charismatischen Bühnenpräsenz sicherte sich McCafferty nicht nur einen festen Platz in der Rock-Historie, sondern wurde er auch zum Vorbild für zahlreiche andere Sänger. Auf die Frage eines Journalisten, was das Geheimnis hinter seiner Stimme sei, erklärte er:

“Well, I don’t have any secret, I just don’t worry about it. I think too many singers are paranoid with their voices – “it’s too smoky,” “it’s too cold” or whatever. But I’ve just been lucky I guess. I just don’t worry about it, if it goes tomorrow it goes. So why worry about it?”[1]

Zu seinen musikalischen Einflüssen zählen eigenen Aussagen zufolge Elvis Presley, Chuck Berry, Little Richard, Buddy Holly und insbesondere Otis Redding, den er sehr verehrte, ferner diverse bluesbasierte Bands wie The Beatles, The Who, Rolling Stones oder Led Zeppelin.[2]

The Shadettes

Sein Debüt als Sänger gab McCafferty im Jahr 1965 unverhofft als Einspringer bei der schottischen Cover-Band The Shadettes seines Schulfreundes Pete Agnew, für die er zum damaligen Zeitpunkt als Roadie unterwegs war. Zum Repertoire gehörten beliebte Blues/Soul und Rock ’n’ Roll-Songs, welche die Band vorwiegend in Pubs und kleineren Clubs spielte. An seinen Einstieg als Sänger erinnert er sich in einem späteren Interview:

“I was the band’s roadie. When one of their singers decided he was leaving on the day of a gig, the boys decided to give me a try. They’d heard me singing in the van. But it was a case of straight in, and with no rehearsal. The yellow suit of Des [Haldane], the guy who’d left, almost fitted me.”[3]

Nach diversen Personalwechseln traten Dan McCafferty (Gesang), Manny Charlton (Gitarre), Pete Agnew (Bass) und Darrell Sweet (Schlagzeug) ab 1968 in der klassischen 4er-Besetzung auf dem späteren Line-up von Nazareth und intensivierten fortan ihre Konzerttätigkeit.[4] Auch entstanden nun vermehrt eigene Songs, zu denen McCafferty mehrheitlich die Texte beisteuerte.

Nazareth

Die Namensänderung zu Nazareth erfolgte im Jahr 1970, als sich The Shadettes in einer lokalen Hotelbar zufällig den Song “The Weight” (I pulled into Nazareth, was feelin' about half past dead) von The Band anhörten.[4] Als nach einiger Zeit das britische Label Pegasus Records auf die ambitionierte Band aufmerksam wurde, erhielten Nazareth ihren ersten Plattenvertrag. Mit finanzieller Unterstützung des wohlhabenden Unternehmers Bill Fehilly, dem damaligen Manager der Band, wagten McCafferty und seine Bandkollegen schließlich den Sprung ins Profilager. Sie kündigten ihre sicheren Jobs in der Heimat und übersiedelten 1971 in eine kleine Gemeinschaftswohnung nach London. Noch im selben Jahr erschien das vielbeachtete Debütalbum unter eigenem Namen. Der Durchbruch gelang zwei Jahre später mit dem dritten Album Razamanaz (1973), internationale Erfolge erlangte die Gruppe dann mit Hair of the Dog (1975).[3]

Obwohl Nazareth auch heutzutage noch aktiv touren und auch regelmäßig neue Alben veröffentlichen, feierte man die größten Erfolge Mitte der 1970er-Jahre: Ausgedehnte Welttourneen mit Konzerten in ausverkauften Stadien und an renommierten Festivals sowie regelmäßige TV-Auftritte führten die beliebte Hard-Rock-Band um den gesamten Globus. McCafferty sang auf 23 Studioalben der Gruppe. Ferner entstanden diverse Live-Produktionen (LP, MC, CD und DVD) sowie zahlreiche Kompilationen.

Nach 43 Jahren als Leadsänger von Nazareth gab der inzwischen zum Kultsänger avancierte Schotte am 29. August 2013 bekannt, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr länger touren zu können. Zuvor musste bereits die Großbritannien-Tour infolge einer Brustinfektion des damals 66-Jährigen im März 2013 auf den November verschoben werden. Am 9. Juli 2013 kollabierte McCafferty bei einem Konzert im kanadischen Cranbrook aufgrund eines geplatzten Magengeschwürs nach nur einem halben Song und musste umgehend hospitalisiert werden, was zugleich den Abbruch der Kanada-Tour bedeutete.[5] Das Konzert vom 23. August 2013 am Schweizer SummerDays Festival musste der Frontman mit Atembeschwerden bereits nach drei Songs abbrechen. Ursache war eigenen Angaben zufolge seine chronische Lungenkrankheit COPD, die sich unterdessen verschlimmert habe.[6] “You don’t know when it's going to come on, but suddenly you can't breathe.”, erläuterte der Sänger und gestand: „If you can't do the job you shouldn't be there — Nazareth's too big for that.“ Weiter erklärte er: “To go into a studio and sing isn't like doing a gig. I could always make another record, but getting up to do an hour and three-quarters, and get people to pay money to come and see me — I can't do that.”[7] Über seinen Ausstieg bei Nazareth erzählt er nachträglich: “I said look boys I cannot do this anymore, but there's no reason for there to be no Naz. The boys sat down and everybody was upset. We're all close mates... It was very sad for me and I still miss the guys everyday.”[8]

Für das im Frühjahr 2014 erschienene Album Rock ’n’ Roll Telephone sang McCafferty jedoch noch alle Gesangsspuren ein. Seine Zukunft betreffend äußerte er sich im Juli 2014: “I’m at the moment doing a lot of interviews, talking to people [...] all over the world. But then when the album gets released, then I’ll go and... there are a couple of offers in the fire, recording and stuff. But I’m trying not to think about that at all. I’ll wrap this up and tie it in a bow and say, good bye baby (crying voice) to another one of your children (laughs). It’s true. And then I’ll think about what I’m going to do next.”[6] Mit seinem Einverständnis engagierten Nazareth 2015 zunächst den lokalen schottischen Sänger Linton Osborn, der nach gesundheitlichen Problemen und aufgrund musikalischer Differenzen aber noch im selben Jahr durch den Waliser Carl Sentance ersetzt werden musste.

Soloalben / Projekte als Gastsänger

Nachfolgend eine Auswahl verschiedener Soloprojekte:

  • 1975 nahm McCafferty gemeinsam mit dem Gitarristen Zal Cleminson (Sensational Alex Harvey Band), dem Bassisten Roger Glover (Deep Purple) sowie weiteren Gastmusikern sein erstes Soloalbum Dan McCafferty unter eigenen Namen auf. Die Platte enthält zehn seiner Lieblingssongs verschiedener Bands (u. a. Rolling Stones) und Solokünstler (u. a. Neil Young, Bob Dylan), wurde von Manny Charlton produziert und erschien beim britischen Label Vertigo Records.[9]
  • Bei einem von Bob Mitchell und Steve Coe initiierten Musikprojekt mit dem Titel Exiled, der musikalischen Vertonung einer SF-Geschichte, wirkte McCafferty als Gastsänger mit. Sein vokaler Beitrag zum Lied Dreaming wurde 1980 auch als Single ausgekoppelt.[10]
  • 1987 erschien das zweite Soloalbum Into the Ring beim amerikanischen Label Mercury Records. Es wurde vom deutschen Schlagzeuger und Songwriter Christoph Busse produziert, enthält sechs gemeinsam mit Pete Agnew und Manny Charlton entstandene Songs sowie eine in englischer Sprache aufgenommene Version der achtteiligen Neuland Suite (Suite: Nowhere-Land) vom deutschen Rocksänger Hans Hartz, welche dieser rund zwei Jahre zuvor für die gleichnamige ARD-Produktion komponiert hatte.[11]
  • Auf dem 1988 entstandenen Beatles Tribute Album Norwegian Wood des deutschen Komponisten und Musikproduzenten Rainer "R.A.M." Pietsch sang McCafferty das Lied Come Together.[12]
  • Auf dem 2007 produzierten und 2011 veröffentlichten Soloalbum von Roger Glover & The Guilty Party namens If Life Was Easy sang McCafferty (gemeinsam mit Pete Agnew als Background-Sänger) den Song The Dream I Had.[13]

Seit seinem Ausstieg bei Nazareth im Jahr 2013 tritt Dan McCafferty noch sporadisch als Gastsänger bei Konzerten, in TV-Shows sowie im Rahmen von Crossover-Projekten wie z. B. Rock meets Classic auf. Ferner entstanden weitere Studioproduktionen.

  • Mit der medialen Ankündigung “The legendary voice of Nazareth is back!” erschien 2019 beim deutschen Label earMUSIC schließlich sein drittes – und möglicherweise letztes – Soloalbum mit dem Titel Last Testament. Die vom tschechischen Akkordeonisten und Komponisten Karel Marik produzierte CD enthält 15 von McCafferty selbst getextete Songs sowie verschiedene Duette und Covers (u. a. mit Pete Agnew).[14]

“I’m calling my album The Last Testament, which of course it might well be. Pete [Agnew] is on cover of Sunshine [von Nazareths 1974er-Album Rampant], but it has some very different ideas because, frankly, the thought of making a son-of-Nazareth album terrified me.[15] I really did not want to make a cheapo version of Nazareth. That would have been appalling.[8] My time in Nazareth is over.”[15]

Privatleben

Über das Privatleben des gelernten Ingenieurs, der eigenen Aussagen zufolge nie Gesangsunterricht hatte, ist wenig bekannt. Aus der langjährigen Ehe mit seiner Frau Mary Ann, die er am 28. Juni 1969 geheiratet hatte, gingen die beiden Söhne Derek (* 1971) und Colin (* 1980) hervor. Der aus Dunfermline stammende McCafferty lebte Anfang der 1970er-Jahre gemeinsam mit seinen Bandkollegen in London und um 1980 auch einige Zeit auf der Isle of Men, ist seither aber wieder in seine schottischen Heimat zurückgekehrt. Aktuell lebt er in Limekilns, einem kleinen Dorf am Nordufer des Firth of Forth (südwestlich von Dunfermline), wo er fernab der Öffentlichkeit die Ruhe genießt und seine Stammpubs besucht. Ferner interessiert er sich für Wein und Filme.

Bemerkenswert ist McCaffertys unerschütterliche Bodenständigkeit jenseits aller Starallüren, denn auch zu Erfolgszeiten von Nazareth suchte er stets die Nähe zu den Fans.[16] Oft war er nach Konzerten sogar am bandeigenen Merchandise-Stand anzutreffen, um mit Crew und Fans After-Show-Partys zu feiern. In Interviews pflegte er einen eher kumpelhaften und bisweilen selbstironischen Stil mit den Journalisten.[17]

Dan McCafferty war zeitlebens Raucher und konsumierte auf Tournee auch regelmäßig Alkohol. Eigenen Aussagen zufolge war der Konsum von Drogen für ihn und seine Bandkollegen allerdings stets tabu und auch Sex mit Groupies fand zu keinem Zeitpunkt statt. Da sich sein Gesundheitszustand in den letzten Jahren zunehmend verschlechtert hat, musste er bei Gastauftritten vermehrt auf der Bühne sitzen[18] und wurde insbesondere in Flughäfen wiederholt auch im Rollstuhl gesichtet.[19] Auf die Frage, wo er sich möglicherweise gesundheitlich zermürbt haben könnte, antwortete der hartgesottene Schotte 2014 in einem Interview:

“Something to do with my misspent youth, I would imagine. [...] And also, well, I didn’t help it with the smoking. But I’ve stopped smoking ages ago. I did my share at the time of many things. But the other thing is, my father died of emphysema. So I’ve heard the theories of some doctors I’ve spoke to, it could be a gene as well. Because I have a friend in the village I live in, she has COPD as well, and she’s never put anything in her mouth smokable ever. So who knows, you know? You can only play with the cards you’re dealt, young man.”[6]

Trivia

Nach dem Ausstieg von Ian Gillan bei Deep Purple wurde McCafferty 1973 als dessen Nachfolger gehandelt. In einem Interview vom 6. Mai 2010 führt er aus, dass er von Deep Purple aber nie ernsthaft angefragt worden sei.[20] Gerüchten zufolge soll McCafferty nach dem Tod von Bon Scott ebenfalls als Sänger von AC/DC im Gespräch gewesen sein, was allerdings nie offiziell bestätigt wurde.

Diskografie

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben[21]
Last Testament
  AT 57 01.11.2019 (1 Wo.)
  CH 53 27.10.2019 (1 Wo.)
Singles[21]
Out of Time
  UK 41 13.09.1975 (3 Wo.)

Nazareth

  • 1971: Nazareth
  • 1972: Exercises
  • 1973: Razamanaz
  • 1973: Loud ’n’ Proud
  • 1974: Rampant
  • 1975: Hair of the Dog
  • 1976: Close Enough for Rock ’n’ Roll
  • 1976: Play ’n’ the Game
  • 1977: Expect No Mercy
  • 1979: No Mean City
  • 1980: Malice in Wonderland
  • 1981: The Fool Circle
  • 1982: 2XS
  • 1983: Sound Elixir
  • 1984: The Catch
  • 1986: Cinema
  • 1989: Snakes ’n’ Ladders
  • 1991: No Jive
  • 1994: Move Me
  • 1998: Boogaloo
  • 2008: The Newz
  • 2011: Big Dogz
  • 2014: Rock ’n’ Roll Telephone

Solo

  • 1975: Dan McCafferty
  • 1987: Into the Ring
  • 2019: Last Testament

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ville Krannila: Dan McCafferty, Nazareth. August 2018, abgerufen am 5. März 2022 (englisch).
  2. Interview with Dan McCafferty of Nazareth - Superior, WI 1992. Abgerufen am 6. März 2022 (englisch).
  3. a b Dave Ling: Nazareth: Everything You Need To Know! In: Classic Rock. 26. April 2004, abgerufen am 4. März 2022.
  4. a b PETE AGNEW - 50 Years of Nazareth - video interview with Andy Rawll. Record Collector Magazine, 11. Oktober 2018, abgerufen am 11. März 2022 (englisch).
  5. SALLY MACDONALD: Concert cancelled after front man collapses. 11. Juli 2013, abgerufen am 5. März 2022 (englisch).
  6. a b c Martin Popoff: Nazareth - “I couldn't breathe”. 7. Juli 2014, abgerufen am 4. März 2020.
  7. Dave Lifton: Nazareth’s Dan McCafferty Says He Could Continue Recording. 31. August 2013, abgerufen am 7. März 2022 (englisch).
  8. a b Legendary Nazareth singer Dan McCafferty. 10. November 2019, abgerufen am 5. März 2022.
  9. Dan McCafferty – Dan McCafferty. Abgerufen am 4. März 2022.
  10. Dan McCafferty: Dreaming. Abgerufen am 9. März 2022.
  11. Dan McCafferty – Into The Ring. Abgerufen am 4. März 2022.
  12. R.A.M. Pietsch – Norwegian Wood. Abgerufen am 16. April 2022.
  13. Roger Glover And The Guilty Party – If Life Was Easy. Abgerufen am 16. April 2022.
  14. Dan McCafferty – Last Testament. Abgerufen am 4. März 2022.
  15. a b Out, but not for the count. In: Classic Rock. 18. September 2018.
  16. http://www.regioactive.de/story/8151/nazareth_im_gespraech_mit_dan_mccafferty.html
  17. Interview von 2011, gefilmt in Hamburg
  18. DAN McCAFFERTY, This Flight Tonight, Sweden Rock Festival 2017. Abgerufen am 4. März 2022.
  19. Dan McCafferty (ex-Nazareth) in a wheelchair at Moscow airport, 08.05.2015. Abgerufen am 4. März 2022.
  20. Interview vom 6. Mai 2010, online unter: https://www.youtube.com/watch?v=tFamPWaOJ9o&t=17s [Abfrage am: 10. Mai 2017]
  21. a b Chartquellen: AT CH UK