Unterkeitenthal

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Unterkeitenthal
Gemeinde Griffenwang
Koordinaten: 49° 17′ 46″ N, 11° 46′ 18″ O
Höhe: 450 m
Einwohner: (1950)

Unterkeitenthal war ein Gemeindeteil von Griffenwang im ehemaligen Landkreis Parsberg und ist im Truppenübungsplatz Hohenfels zur Wüstung geworden.

Geographische Lage

Die Einöde lag im Oberpfälzer Jura der Fränkischen Alb auf circa 450 m über NHN ca. 1,3 km südlich des Tales der Lauterach, im Osten und im Westen umgeben von Erhebungen, die bis 548 m ü. NHN (der Hinterberg im Südosten) ansteigen. Etwa 1,5 km südwestlich und rund 30 m höher lag Oberkeitenthal.

Geschichte

Im Bereich der heutigen Wüstung sind untertägig mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde nachgewiesen.[1]

Um 1144 und 1166 erscheint die Ansiedelung als „Cutental“ in einer Schenkungsurkunde für das Kloster Ensdorf.[2] Ca. 1178 gingen die Ensdorfischen Güter zu „Cutental“ durch Tausch an das Kloster Kastl über und sind im ersten kastilischen Urbar von 1315/26 verzeichnet.[3][4] 1434 erwarb Bischof Konrad von Regensburg einen Hof zu Keitenthal vom Hohenfelser Kastner Ulrich Schelss; dieser hatte den Hof von seinem Schwager erhalten.[5] 1476 ist die Einöde in einer Urkunde genannt, als Hans Sleich, Frühmesser der Pfarrei Allersburg, von Heinrich Liebenecker zu Zant die jährliche Gilt aus dem Zehent zu Keitenthal kaufte.[6] Keitenthal gehörte zum Pflegamt Hohenburg des Hochstifts Regensburg; in der Karte von Christoph Vogel von 1600 erscheint die Ansiedelung als „Keyenthal/Keienthal“.[7][8] Andernorts heißt es jedoch, dass das „Gut Kutental“ aus dem Ensdorfischen Besitz im 16. Jahrhundert eingegangen sei.[9]

Im Königreich Bayern wurde um 1810 der Steuerdistrikt Griffenwang gebildet und 1811 zum Landgericht Parsberg gegeben.[10] Diesem gehörten die Dörfer Griffenwang und Kittensee sowie die Einöden Aderstall, Neudiesenhof, Schauerstein, (das jüngere) Oberkeitenthal und (das ältere) Unterkeitenthal an. Mit dem zweiten bayerischen Gemeindeedikt von 1818 wurde daraus eine Ruralgemeinde.[11]

Im Zuge der Bildung eines Truppenübungsplatzes für US- und NATO-Truppen wurde die zwischenzeitlich dem Landkreis Parsberg angehörende Gemeinde Griffenwang von der Größe von 1083,39 ha mit den sechs Orten Aderstall, Griffenwang, Kittensse, Oberkeitenthal, Schauerstein und Unterkeitenthal bis zum 1. Oktober 1951 geräumt, ihre Bewohner wurden abgesiedelt; die Orte wurden zu Wüstungen.[12][13] Die noch formal bestehende Gemeinde Griffenwang wurde zum 1. Oktober 1970 nach Velburg eingemeindet. Der Gemeindename wurde aufgehoben.[14][15]

Die Einöde Unterkeitenthal umfasste

  • 1836: 2 bewohnte Häuser[16]
  • 1867: 7 Einwohner, 9 Gebäude[17]
  • 1871: 8 Einwohner, 4 Gebäude; Großviehbestand 1873: 12 Stück Rindvieh[18]
  • 1900: 11 Einwohner, 1 Wohngebäude[19]
  • 1925: 8 Einwohner, 1 Wohngebäude[20]
  • 1950: 9 Einwohner, 1 Wohngebäude[21]

Kirchliche Verhältnisse

Die Ansiedelung gehörte zur katholischen Pfarrei Allersburg im Bistum Regensburg. Die Kinder gingen im 19./20. Jahrhundert 2 km weit dorthin zur katholischen Schule.

Literatur

  • Manfred Jehle: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51: Parsberg, München 1981

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Bodendenkmäler – Stand 25.04.2020, S. 22, Denkmal D-3-6736-0082
  2. Hans Zitzelsberger: Die Geschichte des Klosters Ensdorf von der Gründung bis zur Auflösung in der Reformation 1121-1525. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg (95) 1954, S. 91
  3. Joseph Moritz: Stammreihe und Geschichte der Grafen von Sulzbach. 1. Abteilung, [München 1832], S. 152
  4. Jehle, S. 41
  5. Jehle, S. 402
  6. Nikolaus Erb: Allersburg in der Oberpfalz. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, 10 (1846), S. 334 f.
  7. Günter Frank und Georg Paulus: Die pfalz-neuburgische Landesaufnahme unter Pfalzgraf Philipp Ludwig (Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, 6). Kollersried 2016, S. 512, 528
  8. Jehle, S. 383
  9. [Dr.] Wittmann: Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg. In: Abhandlungen der königlichen Akademie der Wissenschaften in Bayern, 6 (1850), S. 17
  10. Jehle, S. 516
  11. Jehle, S. 532, 542
  12. Jehle, S. 519
  13. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München [1964], Sp. 575
  14. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980. München 1983, S. 546 f.
  15. Jehle, S. 565
  16. Repertorium des topographischen Atlasblattes. Neumarkt. 1836, S. 17
  17. Joseph Heyberger: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon, München 1867, Sp. 795
  18. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 978, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 900 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 908 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 779 (Digitalisat).