Apostolisches Glaubensbekenntnis

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Das apostolische Glaubensbekenntnis, auch Apostolikum genannt, ist eine Form der christlichen Glaubensbekenntnisse, eine fortgebildete Variante des altrömischen Glaubensbekenntnisses. Seine Ursprünge liegen entweder in einer frühen Ausformulierung der Regula fidei oder in einer Weiterentwicklung von Tauffragen.

Die zwölf Apostel, jeder mit dem ihm im Mittelalter zugeschriebenen Abschnitt des Apostolikums (Göttinger Barfüßeraltar, 1424)

Funktion

Ein Glaubensbekenntnis wie das apostolische Glaubensbekenntnis benennt die wichtigsten Glaubensinhalte zum Zwecke des liturgischen (gottesdienstlichen) Betens und Bekennens. Das apostolische Glaubensbekenntnis wird von den westlichen Kirchen allgemein anerkannt. In der römisch-katholischen und der alt-katholischen Kirche wird es an Sonn- und Feiertagen in der heiligen Messe, in den evangelischen Kirchen im Gottesdienst gesprochen bzw. gesungen – es sei denn, es wird das Nicäno-Konstantinopolitanum vorgezogen oder ein Credolied gesungen. In reformierten Gemeinden wird zuweilen die erste Frage des Heidelberger Katechismus als Glaubensbekenntnis gesprochen. Zudem sind es in der katholischen Messe das Taufbekenntnis (in Frage- und Antwortform, auch bei der Tauferneuerung) sowie der Anfang des Rosenkranzgebets. In der Kirche von England hat es eine herausragende Bedeutung, da es morgens und abends zu rezitieren ist. In manchen reformierten Kirchen wird das Credo nur in Gottesdiensten mit Taufe oder Konfirmation gesprochen.[1] Auch in der Neuapostolischen Kirche ist es Teil des allgemeinen Glaubensbekenntnisses, findet jedoch keine Verwendung in der Liturgie. In den östlichen Kirchen ist es im Allgemeinen unbekannt; dort wird stattdessen das Nicäno-Konstantinopolitanum verwendet.

Inhaltlich besteht das Glaubensbekenntnis aus drei Artikeln, die die Dreieinigkeit (Trinität) Gottes verdeutlichen. In jedem Artikel wird eine Person der Trinität betrachtet: im ersten Artikel Gottvater, der Schöpfer, dann Jesus Christus, der Sohn und Weltenrichter, dann der Heilige Geist, der besonders die Gemeinschaft in der Kirche wirkt.

Geschichte

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Detail aus dem Apostelcredo der Frauenkirche in Memmingen, mittelalterliche bildliche Zuordnung der zwölf Apostel zu den Artikeln des Glaubens­bekennt­nisses

Das Glaubensbekenntnis ist in der vorliegenden Form wahrscheinlich in Gallien im fünften Jahrhundert entstanden.[2] Vorformen stellen das Urbekenntnis „Jesus ist Herr[3] und dreigliedrige Bekenntnisse des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes,[4] die sich bereits im Neuen Testament nachweisen lassen, Taufbekenntnisse (z. B. das Taufbekenntnis in der apostolischen Tradition des Hippolyt von Rom[5]) Glaubensregeln und das Romanum dar.

Schon früh hatte man behauptet, die zwölf Apostel selbst hätten das Bekenntnis, inspiriert vom Heiligen Geist, in Gemeinschaftsarbeit formuliert – so erstmals 390 in einem Brief der Mailänder Synode an Papst Siricius[6] sowie gleichfalls noch im vierten Jahrhundert bei Rufin[7] und Ambrosius. Allerdings wies bereits im 15. Jahrhundert Laurentius Valla nach, dass diese Überlieferung historisch nicht haltbar sei.[8] Auf dem Konzil von Ferrara-Florenz 1438–1445 stellte die orthodoxe Seite die direkte apostolische Herkunft ausdrücklich in Frage.[9] Joseph Ratzinger (Papst Benedikt XVI.) formuliert einen breiten, überkonfessionellen Konsens, wenn er die Geschichte vom apostolischen Ursprung als im vierten Jahrhundert entstandene Legende bezeichnet – unbeschadet des apostolischen Inhalts des Bekenntnisses.[10] Das Apostelcredo – die Darstellung der zwölf Apostel, denen jeweils einer der zwölf Sätze des Glaubensbekenntnisses zugeordnet ist – gehörte bis zum Barock zum festen Bestand der kirchlichen Kunst.

Im 20. Jahrhundert wuchs seine Bedeutung sowohl infolge der ökumenischen Bewegung als auch der Liturgiereform. Hierzu wurde 1971 eine dem heutigen Sprachgebrauch angepasste Form erstellt, die neben der lateinischen Fassung zitiert wird.

Wortlaut

Lateinisch Deutsch (ökumenische Fassung)

Credo in Deum,
Patrem omnipotentem,
Creatorem caeli et terrae.

Et in Iesum Christum,
Filium eius unicum, Dominum nostrum:
qui conceptus est de Spiritu Sancto,
natus ex Maria Virgine,
passus sub Pontio Pilato,
crucifixus, mortuus, et sepultus,
descendit ad inferos:
tertia die resurrexit a mortuis;
ascendit ad caelos;
sedet ad dexteram Dei
Patris omnipotentis:
inde venturus est
iudicare vivos et mortuos.

Credo in Spiritum Sanctum,
sanctam Ecclesiam catholicam,
Sanctorum communionem,
remissionem peccatorum,
carnis resurrectionem,
vitam aeternam.
Amen.

Textfassung aus dem Missale Romanum von 1970.

Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische (christliche/allgemeine)[11] Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten[12]
und das ewige Leben.
Amen.

Übersetzung, die am 15./16. Dezember 1970 von der Arbeitsgemeinschaft für liturgische Texte der Kirchen des deutschen Sprachgebietes verabschiedet wurde.

Kontroversen

In der Passage „die heilige katholische Kirche“ wird in evangelischen Kirchen des deutschen Sprachraums der inzwischen zur Konfessionsbezeichnung gewordene Begriff „katholisch“ (von griechisch katholikos ‚allgemein‘, ‚weltumspannend‘ oder ‚universal‘) vermieden und durch Formulierungen wie „christliche Kirche“ (vor allem in lutherischen Kirchen), „allgemeine Kirche“ oder „allgemeine christliche Kirche“ (vor allem in unierten und reformierten Kirchen) ersetzt. Der evangelische Pfarrer Herbert Goltzen formulierte 1972, dass die Zeile „die heilige katholische Kirche“ entsprechend der ursprünglichen Bedeutung auch in den evangelischen Kirchen verwendet werden sollte.[13]

1974 äußerte die Theologische Kommission der Vereinigung selbständiger evangelisch-lutherischer Kirchen zur Neuformulierung der ökumenischen Fassung, sie sei „nicht frei von sinnverändernden Übersetzungsfehlern“, wobei vor allem die Artikel „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ und „Auferstehung der Toten“ strittig sind. In einer Stellungnahme aus dem Jahr 2004 heißt es dagegen, diese Artikel seien sachgerechte Übersetzungen. Zu den Formulierungen „niedergefahren zur Hölle/hinabgestiegen in das Reich des Todes“ bzw. „Auferstehung des Fleisches/der Toten“ werden Vor- und Nachteile der Alternativen aufgeführt.[14] Eine schärfere Kritik der ökumenischen Übersetzung und ihres Zustandekommens veröffentlichte 1989 Heinrich Kraft.[15]

Die Übersetzung der Aussage in communionem sanctorum („an die Gemeinschaft der Heiligen“) wurde stets dreifach verstanden:

  1. als Gemeinschaft der Heiligen, das heißt der Kirchenglieder untereinander,
  2. als Neutrum, „Gemeinschaft am Heiligen“, das heißt an den Sakramenten oder sogar allen Gütern der Kirche (Thomas von Aquin),
  3. als „Gemeinschaft mit den Heiligen“, also den bereits Vollendeten/Gestorbenen.

Siehe auch

Literatur

  • Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.): Katholischer Erwachsenen-Katechismus. Erster Band. Das Glaubensbekenntnis der Kirche. Herder u. a., Freiburg 1985. ISBN 3-7666-9388-3
  • Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands, Katechismuskommission (Hrsg.): Evangelischer Erwachsenenkatechismus. Mohn, Gütersloh 1982. ISBN 3-579-04900-3
  • Wolfhart Pannenberg: Das Glaubensbekenntnis – ausgelegt und verantwortet vor den Fragen der Gegenwart. GTB Siebenstern, Gütersloh 1979. ISBN 3-579-03846-X
  • Theodor Schneider: Was wir glauben – Eine Auslegung des apostolischen Glaubensbekenntnisses. Patmos, Düsseldorf 1985. ISBN 3-491-77256-7
  • Hans Küng: Credo – Das apostolische Glaubensbekenntnis Zeitgenossen erklärt. Piper, München/Zürich 1995. ISBN 3-492-12024-5
  • J.N.D. Kelly: Early Christian Creeds. Longman, Harlow 1975 (3. Aufl.). ISBN 0-582-49219-X
  • Eberhard Busch: Credo. Das apostolische Glaubensbekenntnis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003. ISBN 3-525-01625-5
  • Joseph Ratzinger (Papst Benedikt XVI.): Einführung in das Christentum. Kösel, München 2006 (8. Aufl.). ISBN 3-466-20455-0
  • Horst Georg Pöhlmann: Das Glaubensbekenntnis ausgelegt für Menschen unserer Zeit. Lembeck, Frankfurt/M. 2003. ISBN 3-87476-438-9
  • Markus Vinzent: Der Ursprung des Apostolikums im Urteil der kritischen Forschung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006. ISBN 978-3-525-55197-4 (Digitalisat BSB)
  • Thomas von Aquin: Katechismus des hl. Thomas von Aquin oder Erklärung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, des Vaterunser, Ave Maria und der Zehn Gebote Gottes. Verlagsbuchhandlung Sabat, Kulmbach 2016, ISBN 978-3-943506-30-3
  • Friedrich Wiegand: Das apostolische Symbol im Mittelalter: Eine Skizze. Gießen 1904 (= Vorträge der theologischen Konferenz zu Gießen, 21. Folge)

Weblinks

Commons: Apostolisches Glaubensbekenntnis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Georg Plasger: evangelisch-reformiert: Eine Kirche stellt sich vor. Herausgegeben von der evangelisch-reformierten Kirche, Leer 2003, S. 19 (PDF; 1,89 MB).
  2. Jean-Louis Gindt: Wie entstanden die alten kirchlichen Glaubensbekenntnisse? (PDF; 25 kB) Religionsunterricht in Europa. In: Mein Credo, Persönliche Glaubensbekenntnisse, Kommentare und Informationen. Publik-Forum, 1999, archiviert vom Original am 14. Juni 2007; abgerufen am 26. Mai 2015.
  3. Ralf Kaemper: Überragend! Der Herr und die Herren. Abschnitt „Kyrios in den NT-Schriften“, Unterabschnitt „Jesus ist Herr“. Aus: Perspektive 4/2001; auf der Website der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Berlin, Hohenstaufenstraße. Abgerufen am 22. Mai 2015.
  4. Glaubens-ABC Dreieinigkeit – 2. Absatz. EKD: Evangelische Kirche in Deutschland. Abgerufen am 25. Mai 2015.
  5. Christoph Rall: Apostolisches Glaubensbekenntnis, Abschnitt „Taufbekenntnis“. Auf: Jesus-der-Christus.info, 5. Dezember 2015, abgerufen am 28. Februar 2015.
    The Apostolic Tradition of Hippolytus of Rome, 21, 12–18. (Memento vom 8. Juli 2011 im Internet Archive) bombaxo.com; abgerufen am 28. Februar 2015 (englisch).
  6. Jack Rogers: Presbyterian Creeds: A Guide to The Book of Confessions. Westminster John Knox Press, Louisville (Kentucky), 2. Auflage, 1991, ISBN 978-0-664-25496-4, S. 62, abgerufen am 7. Mai 2018 (englisch).
  7. Rufin von Aquileia: Kommentar zum apostolischen Glaubensbekenntnis (Expositio Symboli), 2.1. Bibliothek der Kirchenväter, abgerufen am 25. Mai 2015.
  8. Rudolf Stählin: Apostolikum. In: Evangelisches Kirchenlexikon. Band 1. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen und Zürich, 1956, 1961, 2. unveränderte Auflage, Sp. 185.
  9. Dorothea Sattler: Apostolisches Glaubensbekenntnis. I. Dogmen- und Theologiegeschichte. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993, Sp. 878 (879).
  10. Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum. Vorlesungen über das Apostolische Glaubensbekenntnis. 5. Auflage (der Neuausgabe 2000). Kösel, München 2005, ISBN 3-466-20455-0, S. 76.
  11. Aus historischen Gründen und um eine Verwechslung mit der römisch-katholischen Kirche zu vermeiden, übertragen Kirchen reformatorischer Tradition „katholische Kirche“ mit „christliche Kirche“ oder „allgemeine Kirche“.
  12. Zur Übersetzung: Beschlüsse bezüglich der Übersetzung des Artikels „Carnis resurrectionem“ des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. Heilige Kongregation für die Glaubenslehre, 14. Dezember 1983, abgerufen am 6. Februar 2016.
  13. Herbert Goltzen: Ich glaube die heilige katholische Kirche. In: Quatember. 21 (1972), S. 147–158, abgerufen am 7. November 2021.
  14. Theologische Kommission der SELK: Zum Wortlaut des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. (pdf; 51 kB) In: selk.de. 9. Juni 2004, archiviert vom Original am 12. November 2014; abgerufen am 22. Mai 2020.
  15. Heinrich Kraft: Lex Orandi – Lex Credendi: Bemerkungen zum Vorentwurf des neuen Gesangbuches. (pdf; 88 kB) In: Lutherische Beiträge. 12 (2006), 25. September 2006, S. 208–220, abgerufen am 7. November 2021.