Mutualista Açoreana

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Mutualista Açoreana
Rechtsform Sociedade anónima (Aktiengesellschaft)
Gründung 27. Dezember 1920
Sitz Ponta Delgada
Leitung Joaquim Nuno Pinto Basto Bensaude
Mitarbeiterzahl 19 (2019)
Umsatz 31 Mio. US-$ (2019)
Branche Schifffahrt
Website www.mutualistaacoreana.pt

Die Mutualista Açoreana de Transportes Marítimos ist eine 1920 gegründete portugiesische Reederei mit Sitz in Ponta Delgada auf den Azoren. Sie betreibt mit Frachtschiffen einen Liniendienst zwischen dem portugiesischen Festland und den Azoren.

Geschichte

Gründung

Die Mutualista Açoreana entstand am 27. Dezember 1920 durch die Fusion der am 15. Juni 1918 in São Miguel gegründeten Empresa Micaelense de Transportes Marítimos und der am 8. Oktober 1919 ebenfalls dort gegründeten Empresa de Navegação Açoreana. Treibende Kraft zur Fusion und Gründung war eine Gruppe von Persönlichkeiten und Unternehmern, die von allen Inseln der Azoren stammten. Sie beabsichtigten, die Versorgung des Archipels als Alternative zu den monatlich einlaufenden Schiffen der Empresa Insulana de Navegação mit eigenen Schiffen zu verbessern. Die neue Reederei verfügte über eine breite Basis, da die Gesellschafter von allen Inseln der Azoren stammten. Die ersten Schiffe des Unternehmens waren die von den beiden Gründungsreedereien übernommenen Schoner São Jorge und Graciosa. Beide Schiffe waren etwa mit 300 Tonnen vermessen und 35 Meter lang. Während die São Jorge bereits 1923 als unwirtschaftlich verkauft wurde, sank die Graciosa 1926.[1]

Hafen von Ponta Delgada

Kleinreederei

Die Graciosa wurde wieder durch einen einzelnen Schoner ersetzt – die Nossa Senhora dos Anjos – und nachdem diese 1937 gesunken war, durch einen weiteren Schoner dieses Namens ersetzt, der bis 1951 in Dienst blieb. 1946 kaufte die Reederei ihr erstes Motorschiff: das kleine hölzerne Fracht- und Passagierschiff Furnas, das die amerikanischen Streitkräfte während des Zweiten Weltkrieges als Transporter auf den Azoren genutzt hatten. Zugleich begann die Reederei, die Nossa Senhora dos Anjos in einen Motorfrachter umzubauen. Die Umbauarbeiten zogen sich über zwei Jahre hin und brachten das Unternehmen an den Rand des Ruins. Überlebt hat die Reederei nur durch den Verkauf: Am 28. Oktober 1950 ging sie an die Grupo Bensaude, zu der damals auch die Reederei Empresa Insulana de Navegação gehörte.[1][2]

Velas mit Hafen

Unternehmen der Grupo Bensaude

Der neue finanzstarke Eigentümer begann umgehend mit der Modernisierung und Erneuerung der Flotte: Den von 1902 stammenden und 377 BRT kleinen Schoner Nossa Senhora dos Anjos und das hölzerne und mit 207 BRT vermessene Motor- und Passagierschiff Furnas ersetzte sie 1951 durch die von der Empresa Insulana de Navegação übernommene und mehr als doppelte so große Corvo.[1] Durch die Modernisierung und Umstrukturierungen der Mutualista Açoreana folgten zwei profitable Jahrzehnte für die Reederei.

Weiterhin bediente die Reederei die Route zwischen dem portugiesischen Festland und den Azoren im monatlichen Rhythmus und auch der kleine Schiffsbestand wurde regelmäßig modernisiert. Die Corvo gab 1958 den Namen an eine Neuerwerbung weiter und blieb als Óscar noch zwei Jahre im Dienst der Reederei. Der Corvo (2) folgte 1974 mit der Corvo 3 der erste Neubau des Unternehmens. Infolge der Nelkenrevolution 1974 und der Containerisierung im Frachtschiffverkehr stiegen die Kosten des Unternehmens und führten zeitweise erneut zu finanziellen Verlusten.[3]

Furnas (3) im Hafen von São Roque do Pico

Wachstum infolge der Neuausrichtung Portugals

Mit der Milhafre charterte die Mutualista Açoreana 1981 ihr erstes Containerschiff, was die ökonomische Erholung und das Wachstum der Reederei begünstigte – auch wenn das Schiff bereits 1983 sank. Der zunehmende Warenverkehr zu und von den Azoren führten in den folgenden Jahren zum Ankauf größerer Schiffe: Mit der 1985 angeschafften Acor und der 1989 zugelegten Corvo (4) brachte die Reederei zunächst zwei, ab 1991 mit der Furnas (2) zeitweise auch drei Schiffe gleichzeitig in Fahrt. Nach Ausmusterung der Acor 1994 wurde sie 1997 durch die Acor B ersetzt.[3]

Corvo (5) im Hafen von Velas

Situation der Reederei 2020

Im Jahr 2020 bestand die Flotte der Reederei aus der 2002 zunächst gecharterten und 2006 angekauften Furnas (3) sowie dem Neubau Corvo (5) von 2007. Die beiden Containerschiffe verbinden Lissabon, Leixões mit den Inseln São Miguel, Terceira, Faial, São Jorge und Pico im wöchentlichen Rhythmus. Darüber hinaus werden die Inseln Graciosa und Santa Maria alle 14 Tage angefahren. Neben dem Frachtverkehr verchartert die Reederei auch Container und bietet anderen Reedereien technische Schiffsverwaltungsdienste an.[2][4] Im Jahr 2019 beschäftige die Reederei 19 Angestellte und setzte 31 Millionen US-Dollar um.[5]

Schiffe der Reederei

Name Baujahr Werft Vermessung Dienstzeit Anmerkungen, Verbleib
São Jorge 1919 N.V. Scheepsbouwwerven v/h P.&A. Ruijtenberg, Waspik 275 BRT 1920–1923 stählerner Dreimastschoner União Açoreana der Empresa Micaelense de Transportes Marítimos, 1920 São Jorge der Mutualista Açoreana; 19. April 1923 verkauft, griech. Maria Nomicou, 1929 Maria, 1934 ital. Vittoria, 1941 V290 der Regia Marina. 8. September 1943 gesunken, gehoben, 1947 Umbau zum Motorfrachter Vittorio; 1952 Francesa; 22. Dezember 1953 in der Adria gesunken.[6]
Graciosa ? ? 301 BRT 1920–1926 hölzerner Zweimastschoner; 27. September 1920 bei Empresa de Navegação Açoreana registriert; 27. Dezember 1920 an Mutualista Açoreana; 26. Mai 1926 nach Leckage vor São Jorge gesunken.[7]
Nossa Senhora dos Anjos (1) 1920 E. Harris, Grand Bank/Neufundland 185 BRT 1926–1937 hölzerner Dreimastschoner; ex kanad. General Ironsides, 1926 Ankauf; 23. November 1937 Kollision mit Trawler Santa Clara am Tejo; 27. April 1937 nach Leckage bei São Miguel gesunken.[8]
Nossa Senhora dos Anjos (2) 1902 Bornholms Maskinfabrik, Rønne 377 BRT 1937–1951 stählerner Dreimastschoner; ex dän. Johannes, 1937 Ankauf, 1947–49 Umbau zum Motorfrachter; 1952 Verkauf: portug. Labrincha (1952–1958), São Silvares (1958–1967), Amsil, 1992 abgewrackt;[9][10]
Furnas (1) 1941 ?, Vereinigte Staaten 207 BRT 1946–1951 hölzernes Fracht- und Passagiermotorschiff; als Casstis für US-Armeetransporte auf den Azoren gebaut, 1946 Ankauf: Furnas, 1951 abgewrackt.[11]
Corvo (1) 1919 Pusnæs Støberi & Mek Verksted, Arendal 773 BRT 1951–1960 Frachtschiff in Kompositbauweise, ex norw. Truma (1919–1923), Dva (1923–1926), Martha (1926–1930); Corvo der Empresa Insulana de Navegação, 1950 Ankauf durch Mutualista; 1958 umbenannt in Óscar; 1960 Verkauf: São Silvano der Empresa de Navegação Frasil, 1965 Silnave, 1982 abgewrackt.[12][13][14]
Corvo (2) 1954 Chantiers et Ateliers Augustin Normand, Le Havre 1014 BRT 1958–1976 ex frz. Merignac; 1958 Ankauf: Corvo, Februar bis Mai 1969 an Empresa Insulana de Navegação verchartert; 1974 umbenannt in Maia, 1976 verkauft und umgebaut in motorlosen Leichter; ca. 1998 umgebaut in Baggerschiff; bis mind. 2012 in Betrieb.[15][16][17]
Corvo (3) 1974 Estaleiros Navais do Mondego, Figueira da Foz 950 BRZ 1974–1986 erster Neubau der Reederei, 1985 aufgelegt, 1986 verkauft: maltes. Ravens für kuban. Reederei; 2007 in Fahrt.[18][19]
Milhafre 1978 Heinrich Brand Schiffswerft, Oldenburg 999 BRZ 1981–1983 ex dt. Marina Heeren, 1980 von Empresa de Navegação Madeirense, 1981–1983 von Mutualaista Açoreana als Milhafre gechartert; 22. April 1983 während eines Sturmes aufgegeben und gesunken.[20]
Açor 1970 Rolandwerft, Bremen 2927 BRZ 1985–1994 ex dt. Norderfehn, Anja, Cheshire Challenge; 1978 von portug. Companhia Portuguesa de Transportes Marítimos als Ilhas de S. Miguel gechartert, 1985 Ankauf Açor, erster Containerfachte der Reederei, 1991 an Portline verchartert, 1993/94 an brit. Candesca Holdings, 1999 vor Ostafrika gesunken..[21][22]
Corvo (4) 1980 Nobiskrug, Rendsburg 2937 BRZ 1989–2000 ex dt. Stemwede, belg. Espana, Ville de Tyr, isländ. Manafoss, zypr. Orient Success, 1989 Ankauf als Corvo, 2000 bei Graciosa aufgelaufen und gesunken.[23]
Furnas (2) 1983 Büsumer Werft, Büsum 4471 BRZ 1991–2004 ex dt. Ostestern, isreal. Zim Caribie II, Zim Napolie III, 1991 Ankauf als Furnas, 2002 durch Hydra J ersetzt, verchartert, 2004 ind. Gati Suvidha, 2010 abgewrackt.[24][25]
Acor B 1997 Estaleiros Navais de Viana do Castelo, Viana do Castelo 3981 BRZ 1997–2007 ex panam. Priolo, 1997 Ankauf als Acor B, 2007 durch ex panam. Priolo, 1997 Ankauf alsorvo (5) ex panam. Priolo, 1997 Ankauf alsAcor B, 2007 ersetzt durch Corvo (5) , seit 2007 Lagoa der portug. Transinsular.[26]
Furnas (3) 1999 Yichang Werft, China 4450 BRZ seit 2002 ex dt. Hydra J, 2000 antiguan. Mekong Star, 2002 als Hydra J zunächst gechartert, 2006 dann als Furnas angekauft und 2020 in Fahrt.[27]
Corvo (5) 2007 Estaleiros Navais de Viana do Castelo 7064 BRZ seit 2007 seit 2007 im Liniendienst zwischen Portugal und den Azoren.[28]

Literatur

  • Luís Miguel Correia: N/M Corvo de 2007, EIN Edicoes e Iniciativas Náuticus, Lissabon 2007, ISBN 978-972-8536-11-4.
  • Junta Nacional da Marinha Mercante: Album dos Navios da Marinha Mercante Portuguesa, Companhia Nacional Editora, Lissabon 1958 (nachträgliche Online-Version).

Weblinks

Commons: Corvo (Schiff, 2007) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Correia, S. 15
  2. a b Webseite der Reederei Mutualista Açoreana
  3. a b Correia, S. 16
  4. Mutualista Açoreana auf der Webseite der Grupo Bensaude
  5. Firmenprofil der Reederei bei dnb.com
  6. Correia, S. 39f.
  7. Correia, S. 41
  8. Correia, S. 43f.
  9. Correia, S. 45ff.
  10. Amisil, ex Nossa Senhora dos Anjos (2) bei naviosenavegadores.blogspot.com
  11. Correia, S. 48
  12. Correia, S. 51ff.
  13. Album dos Navios da Marinha Mercante Portuguesa, S. 102 (Online-Version)
  14. Corvo (1) bei naviosenavegadores.blogspot.com
  15. Correia, S. 48
  16. http://www.naviearmatori.net/eng/foto-163426-1.html
  17. Corvo (2) bei naviosavista.blogspot.com
  18. Correia, S. 61f.
  19. Corvo (3) bei lmcshipsandthesea.blogspot.com
  20. Correia, S. 63f
  21. Correia, S. 65ff.
  22. Açor bei shipspotting.com
  23. Correia, S. 69ff.
  24. Correia, S. 72f
  25. Ship-breaking: Information and analysis bulletin on ship demolition bei robindesbois.org
  26. Correia, S. 75f
  27. Correia, S. 78
  28. Correia, S. 81ff.