Radio Dreyeckland (Freiburg im Breisgau)

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Radio Dreyeckland
Rdl-logo.svg
Hörfunksender (Freies Radio)
Programmtyp Regionalsender
Empfang analog terrestrisch, Kabel, Webradio
Empfangsgebiet Freiburg im Breisgau
Sendestart 4. Juni 1977
Liste von Hörfunksendern
Website
Das Grethergelände mit den Räumlichkeiten von Radio Dreyeckland im Erdgeschoss.

Radio Dreyeckland (RDL) ist ein deutscher nichtkommerzieller Hörfunksender mit Sitz in Freiburg im Breisgau.

Geschichte

Das links-alternative Radioprojekt Radio Dreyeckland wurde 1977 als Radio Verte Fessenheim gegründet und ist das älteste Freie Radio Deutschlands. Die erste Sendung dauerte zwölf Minuten und wurde am 4. Juni 1977 ausgestrahlt. Es war der bekannteste politische Piratensender im deutschsprachigen Raum. Seit 1981 nannte er sich Radio Dreyeckland, das grenzüberschreitend im Dreiländereck Schweiz, Frankreich, Deutschland sendete und aus dem Widerstand gegen die drei Atomkraftwerke Fessenheim, Wyhl und Kaiseraugst entstanden war. Im Vergleich der Länder war nach Angaben der Macher die Schweizer PTT die rabiateste Verfolgungsbehörde.

Nach einer Razzia im Elsass gegen Radio Dreyeckland unterstützte auch François Mitterrand eine Petition zur Legalisierung des Senders. Nachdem er Staatspräsident geworden war, trug er 1981 dazu bei, dass dies in Frankreich auch geschah. Mit der Liberalisierung des Hörfunks konnte Radio Dreyeckland offizielle Frequenzen erhalten und sich auf der französischen Seite als privater Sender etablieren, von dem die politisch orientierten deutschen und schweizerischen Radiomacher zunächst weiter Programm senden konnten. Seit Ende der 1980er Jahre sendet das deutsche Radio aus Freiburg im Breisgau sein Programm, auch der Journalist Georg Restle war für den Sender tätig.

Das französische Radio gleichen Namens hatte sich zwei Sender aufgeteilt: Radio Dreyeckland, ein kommerzieller Musiksender mit Sitz in Mülhausen (Mulhouse), der unter dem Slogan „la radio des alsaciens“ (das Radio der Elsässer) zeitweise in der gesamten Region Frequenzen belegen konnte, und Radio Dreyeckland Libre aus Colmar, das weiter als Bürgerradio funktionierte.

Entstanden ist RDL zwar aus der Anti-AKW-Bewegung, aber das Themenspektrum weitete sich bald aus, u. a. auf besetzte Fabriken in Frankreich und in den 1980er Jahren auf den Häuserkampf in Freiburg. In den ersten Jahren seiner Existenz sendete RDL als Piratensender mit einer mobilen Sendeanlage, später von einem festen Studio aus Colmar. Ab dem 20. April 1985 kamen die Sendungen illegal direkt aus Freiburg. Im Januar 1988 hat RDL in Deutschland eine offizielle Lizenz für die Veranstaltung von lokalem Hörfunk erhalten. Da sich drei Anbieter für die zwei freien UKW-Frequenzen beworben hatten, teilte die zuständige Landesanstalt für Kommunikation (LFK) die Sendezeit auf. Dagegen legten zwei Mitbewerber Einspruch ein, da sie Einbußen bei den Werbeeinnahmen befürchteten. Die LFK untersagte daraufhin der RDL, als spendenfinanzierten Sender, den Sendebetrieb. Mitte 1988 gab es dann doch zur Einigung und RDL sendet seitdem legal auf der Frequenz 102,3 MHz aus seinem Freiburger Studio im selbstverwalteten Grethergelände.

Mit dem Begriff Dreyeckland sind die Regionen um das Dreiländereck DeutschlandFrankreichSchweiz gemeint, das von RDL als Einzugsgebiet angesehen wird. Zusätzlich zur Freiburger Frequenz 102,3 MHz teilte sich RDL und Radio Kanal Ratte (RKR) bis zum 31. Dezember 2007 die Frequenz 104,5 MHz vom Senderstandort Hohe Möhr (500 W) im Wiesental. RDL sendete dort von 3 bis 15 Uhr sein Wiederholungs- und Nachtprogramm, sowie ein aktuelles Morgenradio; von 15 bis 3 Uhr hörte man dort zwölf Stunden das Programm aus Schopfheim von RKR.

RDL steckte 2008/09 in seiner bislang wohl schwersten ökonomischen Krise. Grund war ein Konflikt mit der Landesanstalt für Kommunikation (LfK), um Fördermittel.[1] Durch eine Kampagne, die die politischen Konflikte zwischen LfK und Baden-Württembergs Freien Radios thematisierte warb RDL neue Mitglieder und füllte hierdurch sowie durch 500 mal 50 Euro Spendengelder das Finanzloch.[2]

Mit ähnlichen Projekten wie Radio Z Nürnberg, dem Querfunk Karlsruhe, dem Radio Corax aus Halle etc. tauscht RDL Sendungen aus. Es initiierte und partizipiert am Infosendungsprojekt zip-fm! und am Audioportal freie-radios.net. RDL ist im Verbund mit den anderen baden-württembergischen Freien Radios in der Assoziation Freier Gesellschaftsfunk (AFF) organisiert. Ebenfalls ist RDL Mitglied des Bundesverbandes Freier Radios und von AMARC.

Da der Sender über Antenne in Freiburg kaum störungsfrei zu empfangen ist – die Frequenz 102,3 MHz (Fernmeldeturm Vogtsburg-Totenkopf) wird von zwei starken Sendern aus der Schweiz und aus Frankreich gestört –, kämpft RDL mit der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg – auch juristisch – um eine bessere Frequenz. RDL wird aber auch über Kabel ausgestrahlt, z. B. in Freiburg auf der Frequenz 93,6 MHz und ist im Internet zu empfangen.

Finanzierung

Der Sender wird aus zwei Quellen finanziert: aus den Beiträgen der ca. 1.500 Mitglieder des Freundeskreises und aus den staatlichen Rundfunkgebühren. 0,01 Prozent des Gebührenaufkommens in Baden-Württemberg werden von der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) an die neun im Lande sendenden freien, nichtkommerziellen Radios ausgezahlt – für RDL sind das ca. 51.000 Euro pro Jahr.

Programm

„Radio Dreyeckland (RDL) ist ein linkes, demokratisches Radio in der Region rund um Freiburg“, steht im Redaktionsstatut des Senders. Hieran orientiert sich das Programm. Neben festen Redaktionen wie Frauen- und Lesbenradio, Schwule Welle, dem anarchistischen Schwarzen Kanal, dem Knastfunk und der „Linken Presseschau“ gibt es Info- und Mittagsmagazin, Morgenradio. Insgesamt bestehen 80 Redaktionen. Einen großen Teil der Sendezeit nehmen auch die nach Musikstilen stark ausdifferenzierten mehr oder weniger alternativen Musiksendungen ein. Wichtig sind auch die muttersprachlichen Sendungen in 14 verschiedenen Sprachen, von Russisch, Portugiesisch und Persisch bis Koreanisch. Außerdem gibt es das Gruppenradio: Einzelne Gruppen (Selbsthilfegruppen, Schulklassen, Projekte) produzieren Sendungen, die auf einem betreuten täglichen Sendeplatz ausgestrahlt werden.

Morgenradio

Das Morgenradio sendet montags bis freitags immer zwischen 8 und 10 Uhr. Insbesondere greifen die rund 15 Mitarbeiter solche politischen und kulturellen Themen in ihren Sendungen auf, die lokale Relevanz haben und in Freiburg, Lörrach und Schopfheim interessieren. Neben viel Musik, Interviews, Studiogesprächen und Beiträgen gibt es immer pünktlich um 9 Uhr die Veranstaltungshinweise für das gesamte Dreyeckland.

Schwule Welle

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Logo der Schwulen Welle Freiburg

Die Sendung wird vorrangig für Schwule zwischen Offenburg und Basel sowie im Schwarzwald und im Elsass produziert.

Schon in der Pionierzeit von RDL als Piratensender war die Schwule Welle fester Programmbestandteil. Seit dem 24. November 1988 sendet sie jeden Donnerstag legal und gilt somit als die älteste aktive schwule Radiosendung in Deutschland.[3] Seit dem 25. Juni 2009 wird jeder vierte Donnerstag im Monat von der Subredaktion „Radio RainbowStars“ gestaltet.[4]

Gegen Ende der Sendung werden regionale und überregionale Veranstaltungstipps und Gruppentermine bekanntgegeben.

Das Team besteht aus schwulen oder bisexuellen Jungs und Männern. Die Subredaktion „Radio RainbowStars“ ist gemischtgeschlechtlich. Wie bei RDL üblich gibt es keine strikte Trennung zwischen Moderation und Technik, jeder macht mal dieses oder jenes. Redaktionssitzungen finden nach Absprache statt.

35 Millimeter

Einen weiteren Programmpunkt bildet das Filmmagazin 35 Millimeter, das einmal im Monat, jeweils am ersten Mittwoch, einstündig ausgestrahlt wird. Themenschwerpunkte sind neben Filmkritiken und Festivalberichten auch Diskussionen, Interviews mit Filmschaffenden und filmmusikalische Einlagen. Fester Bestandteil der Sendung ist das sog. Filmische Quartett, das sich in seiner Namensgebung an das Literarische Quartett anlehnt. Hierbei diskutiert eine wechselnde Besetzung in einer rund 20-minütigen Gesprächsrunde über einen aktuellen Kinofilm. Auch bei 35 Millimeter ist keine Trennung zwischen redaktioneller Arbeit, Moderation und Technik vorhanden.

Literatur

  • Karl-Heinz Grieger, Ursi Kollert, Markus Barnay: Zum Beispiel Radio Dreyeckland. Wie freies Radio gemacht wird: Geschichte, Praxis, politischer Kampf. Dreisam-Verlag, Freiburg 1987, ISBN 3-89125-237-4
  • Karl Lüond: Konzessionslos. In: NZZ Folio, März 2007, S. 40 ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. David Siebert: Piraten am Tropf, in: junge Welt. 23. November 2007. Feuilleton. S. 13. Abgerufen am 29. Januar 2012
  2. de.indymedia.org: Radio Dreyeckland bedroht, zitiert zudem auch einige Artikel aus der Badischen Zeitung, Zugriff am 20. Februar 2011
  3. Über uns | Schwule Welle. Abgerufen am 20. Januar 2017.
  4. RainbowStars: Radio. Abgerufen am 20. Januar 2017.

Koordinaten: 47° 59′ 28,3″ N, 7° 50′ 24,4″ O