SBB RAe TEE II

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. September 2022 um 14:03 Uhr durch imported>APPERbot(556709) (Bot: e-periodica auf https umgestellt, siehe WP:BOT/A, http nach https umgestellt).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
SBB RAe TEEII
RAe TEEII 1053
RAe TEEII 1053
Nummerierung: 1051–1055
Anzahl: 5
Hersteller: SIG, MFO
Baujahr(e): 1961 (1051–1054)
1966 (ein zusätzlicher Zwischenwagen)
1967 (1055)
Ausmusterung: 1995–2000
Achsformel: 2’2’+2’2’+(A1A)(A1A)+2’2’+2’2’+2’2’
Länge über Puffer: 149'760 mm (sechsteilig)
125'334 mm (fünfteilig)
Höhe: 4210 mm
Breite: 2840 mm
Gesamtradstand: 143'499 mm (sechsteilig)
119'074 mm (fünfteilig)
Dienstmasse: 296 t
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Stundenleistung: 2310 kW
Anfahrzugkraft: 172,6 kN (15 kV)
188,3 kN (25 kV, 3 kV, 1,5 kV)
Dauerzugkraft: 81,6 kN (15 kV)
79,8 kN (25 kV, 3 kV, 1,5 kV)
Bremskraft: 73,5 kN
Treibraddurchmesser: 1110 mm
Laufraddurchmesser: 940 mm
Raddurchmesser: 940 mm
Stromsystem: 15 kV, 16,7 Hz ~
25 kV, 50 Hz ~
3 kV =
1,5 kV =
Stromübertragung: Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Übersetzungsstufen: 1:2.34
Sitzplätze: TEE:
168 (1. Klasse sechsteilig)
126 (1. Klasse fünfteilig)
54 (Speisewagen)
EC:
084 (1. Klasse)
108
039 (Speisewagen)
Maschinenwagen des RAe TEE II 1053

Die RAe TEE II, später umgebaut in RABe EC, sind elektrische Schnelltriebwagenzüge der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), die ab den 1960er Jahren auf verschiedenen TEE-Verbindungen eingesetzt wurden. Sie sind für vier Stromsysteme ausgelegt, was sie universell in Europa einsetzbar macht. Daher werden die Einheiten in der Fachsprache als Vierstrom-Triebzüge bezeichnet.

Verbindungen

Zum Einsatz kamen diese Triebzüge ursprünglich auf folgenden TEE-Verbindungen:

Die Züge waren in einem Vier-Tage-Umlauf im Einsatz:

  • 1. Tag: «Gottardo» Zürich – Milano und «Cisalpin» Milano – Paris
  • 2. Tag: «Cisalpin» Paris – Milano
  • 3. Tag: «Ticino» Milano – Zürich – Milano und «Gottardo» Milano – Zürich
  • 4. Tag: Revision in Zürich
Der TEE «Iris» am Zürcher Hauptbahnhof (1979)

Ab dem 30. Mai 1965 startete der «Gottardo» bereits ab Basel, endete aber gleichwohl nach der Rückfahrt von Milano in Zürich. Dies führte zu einer Leerfahrt (nach der Revision am 4. Tag) nach Basel. Ab dem 30. September 1979 wurde dieser Abschnitt nur noch werktags bedient, ehe er am 23. Mai 1982 wieder ganz aufgehoben wurde. Während der Sommersemester 1974–1979 wurde der «Gottardo» über Milano hinaus nach Genova verlängert.

Als der «Cisalpin» per 26. Mai 1974 auf einen lokbespannten Zug umgestellt und der «Ticino» zum selben Datum aufgehoben wurde, wurden Triebzüge frei für die Verbindungen:

  • TEE «Edelweiss» Zürich – Amsterdam
  • TEE «Iris» Zürich – Brüssel

Der Betrieb als TEE «Edelweiss» wurde am 26. Mai 1979, derjenige des TEE «Iris» am 30. Mai 1981 eingestellt. Als letzter internationaler TEE fuhr der «Gottardo» am 24. September 1988 zum letzten Mal von Milano nach Zürich.

Technik und Ausstattung

Die Züge bestachen mit der Viersystemfähigkeit, welche einen Aufenthalt an den Landesgrenzen überflüssig machte. Sie waren für die Schweiz, Italien, Frankreich, Luxemburg, Belgien, Niederlande und Deutschland ausgerüstet und zugelassen. Alle Sitze befanden sich in Großraumwagen der ersten Klasse und waren 2+1 in Sitzgruppen gegenüber angeordnet. Zum ersten Mal konnten Damen und Herren getrennte Toiletten benutzen. Die Waschbecken waren mit Kalt- und Warmwasserhähnen ausgestattet. Die Damentoilette verfügte darüber hinaus über eine separate Schmink-Ecke. Die doppelt verglasten Wagenfenster waren mit elektrisch angetriebenen Jalousien ausgerüstet, welche zwischen der Innen- und Aussenscheibe verliefen und mittels Druckschalter einzeln bedient werden konnten. Das Reisegepäck konnte in den Gepäckablagen im grosszügig gestalteten Eingangsbereich verstaut werden.

Der Maschinenwagen lief aufgrund seiner hohen Masse und der damals geltenden Achslastvorschriften auf zwei dreiachsigen Drehgestellen. Die Mittelachsen waren Laufachsen. Durch einen Seitengang war der Maschinenwagen für Reisende durchgängig. Alle anderen Wagen waren als Grossraumwagen mit der Sitzanordnung 2+1 ausgelegt. Die Führerstände konnten durch eine grosse Glasscheibe eingesehen werden. Aufgrund der unterschiedlichen Fahrleitungsgeometrien und erforderlichen Schleifleistenmaterialien musste der Maschinenwagen mit vier Stromabnehmern ausgerüstet werden. Entsprechend der technischen Entwicklung zur Bauzeit waren es vier Scherenstromabnehmer, von denen die zwei benachbarten über jedem Drehgestell ineinander verschränkt waren.

RAe TEEII mit einer Ae-6/6-Lokomotive als Vorspann

Bei Lawinengefahr erhielten die RAe TEEII auf der Gotthardstrecke Vorspann mit einer 120 Tonnen schweren Ae-6/6-Lokomotive. Sonst hätte die Gefahr bestanden, dass der leichte Steuerwagen bei Schneerutschen auf die Gleise entgleist wäre.[1]

«Graue Maus» in Bern

Nach 30 Einsatzjahren wurden die Züge 1988/89 umgebaut und es wurden auch Sitze in der zweiten Klasse angeboten. Das klassische Farbbild Elfenbein/Rot verschwand und sie wurden in Hellgrau/Dunkelgrau gehalten, was ihnen den Übernamen «Graue Maus» einbrachte. Die umgebauten Züge wurden auf den Strecken Zürich–Mailand und Zürich–Stuttgart eingesetzt, ehe sie auf Grund häufiger Störungen (Trafoschäden, Achsbrüche) die letzten Jahre nur noch als Zubringer zu TGV-Zügen zwischen Bern und Frasne verwendet wurden. Nachdem die schadhaften 1052 und 1054 bereits 1995 in Kaiseraugst abgebrochen worden waren, wurden Ende 1999 schliesslich auch die verbliebenen Züge 1051, 1053 und 1055 aus dem Zubringerdienst abgezogen und abgestellt.

Übergabe an SBB Historic

Der Zug mit der Nummer 1053 wird seit dem Umbau im Jahre 2003 bis 2009 in der originalen TEE-Farbgebung von SBB Historic (Stiftung Historisches Erbe der SBB) betrieben. 2012 wurde eine Revision durchgeführt, damit er wieder eingesetzt werden kann.[2] Der elektrische Schleuder- und Gleitschutz wurde dabei ersetzt und die frühere Mehrsystemfähigkeit des Antriebs wiederhergestellt, damit der historische TEE-Zug wie bereits 1961 wieder an allen europäischen Strecken eingesetzt werden kann.[3] Um die Reichweite auch auf die Neubaustrecken der Schweiz zu vergrössern, beschloss SBB Historic im Jahr 2016, das Fahrzeug gelegentlich (geplant ist zurzeit ab 2018/2019) mit der ETCS-Fahrzeuggeräten aufzurüsten. Um einen Teil des dafür notwendige Kapitals zu beschaffen, wurde ein Gönnerverein gegründet.[4]

Unfälle

Am 5. Oktober 1962 erlitt der nach Paris fahrende TEE Cisalpin einen schweren Unfall in der Nähe des Bahnhofs Montbard. Der fast fabrikneue RAe TEE II 1053 der SBB fuhr mit 140 km/h in einen auf dem Gegengeleis verunglückten und ins Profil ragenden Kesselwagen, entgleiste, kippte um und rammte dann noch ein steinernes Wärterhaus. Der Unfall forderte zehn Tote und elf Verletzte. Der beim Unfall beschädigte Steuerwagen 1 wurde abgebrochen und durch ein neues Fahrzeug ersetzt.

Am 26. Juni 1964 fuhr der RAe TEE II 1052 als TEE Cisalpin auf einem Bahnübergang zwischen Vaux-et-Chantegrue und Labergement-Sainte-Marie in einen mit Bitumen beladenen Lastwagen, wobei drei Todesopfer und 20 Verletzte zu beklagen waren.[5]

Literatur

  • Robert Guignard, Klaus von Meyenburg: Die elektrischen Trans-Europ-Express-Züge der SBB. In: Schweizerische Bauzeitung, Band 80 (1962), Heft 13 E-Periodica (PDF; 23,8 MB).
  • Louis-Henri Leyvraz: Die Vierstrom-Triebzüge RAe-TEE II 1051–1055 der SBB. In: Schweizer Eisenbahn Revue. 06/1988. Minirex AG, S. 207 (8 Seiten, 12 Abbildungen), ISSN 1022-7113
  • Der RAe-TEE 1053 fährt wieder. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 7/2003, ISSN 1421-2811, S. 310–312.
  • Maurice Mertens: Les Trans Europ Express (Seconde edition). La Vie du Rail, Paris 1987, ISBN 2-902808-21-6.
  • Maurice Mertens: Trans Europ Express. Alba, Düsseldorf 1987, ISBN 3-87094-114-6.
  • Hans-Bernhard Schönborn: Die TEE-Züge der Schweiz. Luxuszüge für Europa. GeraMond, München 2002, ISBN 3-7654-7122-4.
  • Christian Zellweger: TEE – Ikone der Luxuszüge. AS, Zürich 2003, ISBN 3-905111-95-0.

Weblinks

Commons: SBB RAe TEE II – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schneechaos in den Alpen. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 4. Minirex, 1999, ISSN 1022-7113, S. 125–135.
  2. eisenbahn-magazin, 4/2012, S. 23
  3. Abschluss der Arbeiten TEE (PDF) Stadlerraid-Medienmitteilung Bussnang, 27. März 2014
  4. Gönnerclub «RAe TEE II 1053» Broschüre SBB Historic
  5. Le «Cisalpin» déraille: 3 mort 20 blessés, dont 2 Lausannois. (Le Temps – archives historiques) Gazette de Lausanne, 27. Juni 1964, S. 16, abgerufen am 18. November 2013 (französisch).