Bodenhausen (Adelsgeschlecht)

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Wappen derer von Bodenhausen

Bodenhausen ist der Name eines ursprünglich niedersächsischen Adelsgeschlechts. Später gelangten die Herren von Bodenhausen auch in Hessen, Braunschweig, Anhalt, Sachsen und Preußen zu Besitz und Ansehen. Zweige der Familie bestehen bis heute. Die früher in Hessen landsässige Linie ist dort noch heute Mitglied in der Althessischen Ritterschaft.

Geschichte

Herkunft

Das Geschlecht erscheint erstmals mit Teginhardus de Bodenhusen, der von 1135 bis 1150 in Urkunden genannt wird.[1] Mit ihm beginnt auch die Stammreihe. 1186 wird ein Heinrich von Bodenhausen in einer Urkunde auf dem Rusteberg genannt.[2] Ein weiterer früher Namensträger war nach Johann Georg Leuckfeld der Ritter Heinrich von Bodenhausen, der als Zeuge in einem Diplom, das Herzog Albrecht von Braunschweig 1297 dem Kloster Pöhlde ausstellte, auftritt.[3] Cyriacus Spangenberg nennt Johann von Bodenhausen 1360 als „Derectorum Doctor“ und Domherren zu Erfurt.

Ursprünglicher Stammsitz der Familie ist wahrscheinlich die gleichnamige Burg Bodenhausen bei Ballenhausen, heute Ortsteil der Gemeinde Friedland im Landkreis Göttingen. In älterer Literatur wird auch ein Hof Bodenhausen bei Ehlen, heute Ortsteil der Gemeinde Habichtswald, genannt.

Ob die Herren von Bodenhausen und Hanstein mit dem rheinhessischen Adelsgeschlecht von Saulheim stammesverwandt sind, ist nicht geklärt.[4] Alle drei Adelsfamilien verwendeten das gleiche Wappen und waren im 12. Jahrhundert Bedienstete oder Ministerialen der Mainzer Erzbischöfe, die Hansteiner auf Burg Rusteberg, die Bodensteiner auf Burg Bodenhausen und die Saulheimer im Rheingebiet.

Ausbreitung und Besitzungen

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Herrenhaus Niedergandern, Niedersachsen
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Herrenhaus Reckershausen, Niedersachsen
Rittergut Burgkemnitz, Sachsen-Anhalt
Gut Helpt, Mecklenburg

Bruno von Bodenhausen wurde 1318 durch Herzog Otto den Milden unter anderem mit der Vogtei in Niedergandern belehnt; das dortige Rittergut mit seinem Nebengut Reckershausen ist bis heute im Besitz der Familie geblieben.

1373 war Heiligenstadt in Thüringen im Besitz bzw. Teilbesitz der Familie. In Niederhessen breitete sich das Geschlecht stark aus und erlangte 1560 Schloss Arnstein bei Witzenhausen und 1614 Burg Mühltroff im Vogtland. Schloss Arnstein blieb bis 1938 im Besitz der Familie.

Während des 18. Jahrhunderts kamen weitere Besitzungen in Kursachsen hinzu (u. a. Niedertrebra[5]). Im Anhaltischen war die Familie im 17. und 18. Jahrhundert begütert und wurde noch Mitte des 19. Jahrhunderts mit Trebbichau belehnt. Vorübergehend waren Angehörige auch in der Altmark, in Westfalen und in Schlesien besitzlich, später hauptsächlich in Kurhessen.

Melchior von Bodenhausen, Herr auf Arnstein und Niedergandern und Enkel von Heinrich von Bodenhausen und Catharina von Kerstlingerode, war 1521 landgräflich hessischer Rat auf dem Reichstag zu Worms. Seine Söhne Otto Heinrich und Wilke setzten den Stamm fort. Der Sohn Otto Heinrichs, Herr unter anderem auf Arnstein und Wülfingerode, Krafft von Bodenhausen, wurde kurmainzischer und kursächsischer Rat, Beisitzer des Landgerichts auf dem Eichsfeld, Oberst zu Ross und Hauptmann der Ämter Torgau und Liebenwerda. Ausgehend mit Kraft von Bodenhausen ist auch genealogisch die durchgehende Stammlinie der Hauses Radis ab Ende des 16. Jahrhunderts gut belegbar.[6]

Cuno Odomar von Bodenhausen, Enkel von Otto Heinrich, wurde Mitglied in der Fruchtbringenden Gesellschaft unter dem Namen „der Bequeme“.

Ein Hans von Bodenhausen war Mitte des 17. Jahrhunderts kursächsischer Oberhofmarschall und Otto von Bodenhausen um dieselbe Zeit fürstlich brandenburgisch-culmbacher Geheimrat. Melchior Otto von Bodenhausen, Herr auf Mühltroff im Vogtland, heiratete eine Tochter aus dem schlesischen Adelsgeschlecht von Reiswitz und erlangte dadurch das Rittergut Grabowka bei Ratibor in Oberschlesien.

Im 17. Jahrhundert erwarb Melchior von Bodenhausen (Sohn des Wilke) das Gut Leubnitz von Hildebrand Eichelberg Trützschler. In der Folge entbrannte ein Rechtsstreit mit den Erben des Leonhard von Milkau zu Christgrün wegen der Gewähr von 2000 Gulden neben den aufgelaufenen Zinsen gegenüber den Mitbelehnten Wolff Wilhelm Trützschler Besitzer (Trützschler). Der Rechtsstreit begann im Jahr 1616 und zog sich bis zu einem endgültigen Vergleich zwischen den milkauischen Erben und Franz Wilke von Bodenhausen (Sohn des Otto von Bodenhausen) in das Jahr 1645.[7]

Um 1700 erwarb Kraft Burchhard von Bodenhausen, Enkel des oben genannten Kraft von Bodenhausen auf Radis, das Rittergut Brandis in Sachsen; sein Sohn Otto Wilhelm von Bodenhausen ließ zwischen 1724 und 1727 das Schloss Brandis nach Plänen von David Schatz errichten.

Von 1905, respektive seit 1911, bis 1945 gehörten die mecklenburgischen Güter Groß Miltzow und Helpt den Bodenhausen.[8]

Ausbildung in Adelsinternaten

Die Bodenhausen besuchten in Vorbereitung ihrer Karrieren als Land- und Forstwirte, im Staats- und Militärdienst, zu allen Zeiten verschiedene Gymnasien,[9] auch in Berlin[10] und bekannte traditionsreiche Adelsinternate. Besonders häufig[11] treten zuerst hier die Klosterschule Rossleben und die Klosterschule Ilfeld in Erscheinung.[12]

Standeserhebungen

Am 2. August 1669 zu Wien erhielt Franz Wilke von Bodenhausen auf Arnstein, Mühltroff und Leibnitz den Reichsfreiherrenstand.

Ernst Ludwig Carl Mordian von Bodenhausen (1785–1854) erhielt als Kammerjunker am Hof von Jérôme Bonaparte am 6. März 1812 gemeinsam mit seinen beiden jüngeren Brüdern die Erhebung in den Freiherrnstand im Königreich Westphalen.[13]

Hans von Bodenhausen, Fideikommissherr auf Degenershausen, und der jeweiligen Besitzer des Fideikommiss und Nachkomme seiner Eltern, erhielt am 6. Juni 1859 zu Berlin die preußische Genehmigung zur Führung des Namens von Bodenhausen genannt Degener. Er und seine Brüder Julius und Bodo von Bodenhausen erhielten am 15. Dezember 1869 zu Berlin, Conrad von Bodenhausen (zu Abtsdorf), der spätere Vizeadmiral, am 28. Mai 1870 zu Berlin und die übrigen Angehörigen des Hauses Radis am 10. Juni 1874 zu Berlin die preußische Genehmigung zur Führung des Freiherrentitels.[14]

Eine anhaltische Genehmigung zur Führung des Freiherrentitels für Bodo von Bodenhausen auf Radis, herzoglich anhaltischer Kammerherr, erfolgte am 1. Mai 1875.

Arthur von Bodenhausen, Fideikommissherr auf Reckershausen, erlangte am 12. Juli 1891 zu London eine preußische Genehmigung zur Fortführung des Freiherrentitels.

Am 2. Oktober 1912 erfolgte für Arthur Freiherr von Bodenhausen, königlich sächsischer Oberstleutnant, und Gustav Freiherr von Bodenhausen, königlich sächsischer Major und nachmaliger Fideikommissherr auf Niedergandern, eine Eintragung in das königlich sächsische Adelsbuch unter der Nummer 416.

Wappen

Blasonierung des Stammwappens: „In Silber drei (2:1) zunehmende, rote Mondsicheln. Auf dem silbern-rot bewulstetem, hersehendem Topfhelm (auf gelehntem Schild) mit rot-silbernen Decken eine wachsende, oben mit drei roten und zwei silbernen Hahnenfedern wechselnd besteckte, konische, silberne Säule, seitlich besteckt mit einer zunehmenden und abnehmenden, roten Mondsichel.“

Aufgrund der Wappenähnlichkeit ist eine Stammesverwandtschaft mit den von Hanstein aus dem benachbarten Eichsfeld wahrscheinlich.

Bekannte Familienmitglieder

Sachzeugen

In der Kirche Radis steht an der Chorraumsüdwand eine sandsteinerne Grabplatte mit Inschrift und 2 × 8 Wappen für Cune von Bodenhausen (1601–1637) und an der Chorraumnordwand eine anlog gestaltete Platte für Curd von Bodenhausen (1604–1632). Bei beiden Grabplatten handelt es sich um einfache Steinmetzarbeiten, die sehr gut erhalten sind.[15]

Literatur

Weblinks

Commons: Bodenhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stammtafeln der Familie von Bodenhausen, Göttingen 1865
  2. RIplus Regg. EB Mainz 2 [n. 382], in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/c9f454e1-c2d9-41a7-88b5-ac52fa86db47 (Abgerufen am 21. August 2017)
  3. Johann Georg Leuckfeld: Anitiquit. Poeldens. S. 90.
  4. Bernd Sternal, Wolfgang Braun: Burgen und Schlösser der Harzregion. Band 5. Verlag Sternal Media Norderstedt 2015, S. 14
  5. Niedertrebra im Schlossarchiv
  6. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1900. In: "Der Gotha". Erster Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, Bodenhausen. Justus Perthes, Gotha Januar 1900, S. 94–95 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 1. Dezember 2021]).
  7. Hauptstaatsarchiv Dresden 10084, Appellationsgericht Dresden, Nr. 666
  8. Ernst Seyfert, Hans Wehner, W. Baarck: Niekammer`s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band IV, Mecklenburg. 1928. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Niekammer (Hrsg.): Letzte Ausgabe. 4. Auflage. Band IV. Niekammer`s Güter-Adreßbuch G.m.b.H., Leipzig 1928, S. 259 (g-h-h.de [abgerufen am 2. Oktober 2021]).
  9. XXX. Jahresbericht des Städtischen Realgymnasiums zu Borna, durch den zu den öffentlichen Prüfungen am 2. und 3. April 1903 im Namen des Lehrerkollegiums ergebenst einladet Professor Dr. Arthur Fritzsche, Rektor. Schulnachrichten. 1903. Programm Nr. 628. Druck von Albert Reiche, Borna 1903, S. 26 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 2. Oktober 2021]).
  10. Königstädtisches Realgymnasium zu Berlin. Jahresbericht über das Schuljahr 1891/92, durch welchen zu der Dienstag, den 5. April 1892 (vormittags von 9 - 1 Uhr) stattfindenden öffentlichen Prüfung der Schüler ergebenst einladet der Direktor Dr. Otto Vogel. 1892. Progr. No. 97. Buchdruckerei von Julies Bahlke, Berlin 1892, S. 21 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 2. Oktober 2021]).
  11. Karl Jenrich: Album der Klosterschule Rossleben 1854-1904. Hrsg.: Selbstverlag. Wilhelm Sauer, Rossleben 1904, S. 1–206 (kit.edu [abgerufen am 2. Oktober 2021]).
  12. Jahresbericht über die Königliche Klosterschule zu Ilfeld von Ostern 1883 bis Ostern 1884. Schulnachrichten. 1884. Progr. No. 286. Druck von C. Kirchner, Nordhausen 1884, S. 65 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 2. Oktober 2021]).
  13. Verzeichnis der Adelsbestätigungen im ehemaligen Königr. Westfalen. In: Der deutsche Herold 6 (1875), S. 132
  14. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Wilhelm v. Blaschek, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser / A (Uradel/ bis 1400 nobilitiert) 1959. In: Ausschuss für adelsrechtlichen Fragen der deutschen Adelsverbände in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels, von 1951 bis 2015. Band III, Nr. 21. C. A. Starke, 1959, ISSN 0435-2408, S. 18–20 (d-nb.info [abgerufen am 2. Oktober 2021]).
  15. Hans-Joachim Böttcher: Historische Grabdenkmale und ihre Inschriften in der Dübener Heide. Hrsg.: AMF. Band 165, August 2005, S. 30–31.